Halbzeitcheck – 1. Bundesliga

Symbolbild 1. BundesligaDie Hinrunde der ersten Mannschaft in der Saison 2009/2010 war geprägt von Aufs und Abs. Viele Fragen waren noch offen, als die Mannschaft am 20. September 2009 den Deutschen Vizemeister FCR 2001 Duisburg zum Auftaktmatch im Wolfgang-Meyer-Stadion an der Hagenbeckstraße empfing:

  • Wie würde die Mannschaft die Abgänge, vor allem den von Urgestein Tanja Vreden, verkraften?
  • Was konnte man von den Neuen erwarten?
  • Wie würde das Team ohne Aferdita Kameraj zurecht kommen?
  • Wann erreicht Newcomerin Kim Kulig nach dem EM-Titel wieder ihre ganze Stärke?
  • Was wird aus der „Affäre“ um Kuligs (Medien-)Berater Sigi Dietrich?

Das waren nur einige der Fragezeichen, die sich zum Saisonstart stellten. Die Torjäger wagen einen Rückblick auf die ersten zwölf Bundesligaspiele und das Abschneiden im DFB-Pokal.

Die Wechsel

Zur neuen Saison verließen wieder einige durchaus wichtige Spielerinnen den HSV. Ein Abgang würde jedoch am schwersten wiegen, das war klar: Nach 14 Jahren, in denen sie in Oberliga, Regionalliga und Bundesliga für den Hamburger SV die Knochen hingehalten, drei Aufstiege und zwei Abstiege erlebt und immer wieder neue Sturmpartnerinnen kommen und gehen gesehen hatte, beendete die sechsmalige A-Nationalspielerin Tanja Vreden im Alter von 32 Jahren ihre sportliche Laufbahn. Obwohl ihr der große internationale Erfolg verwehrt blieb und ihr Karrierehighlight auf Vereinsebene die Teilnahme am DFB-Pokalfinale 2002 gewesen war, genoss sie doch wegen ihrer Schnelligkeit und Konstanz den Respekt ihrer Gegenspielerinnen, schoss sie doch in den 7 Bundesligajahren zwischen 2001 und 2009 78 Tore, in einer Saison nie weniger als sieben. Ihren Ausstand feierte sie standesgemäß mit einem Doppelpack – ihren Saisontoren 11 und 12 – beim 5:1 gegen den Herforder SV. Ihre Fußstapfen waren groß. Noch dazu wechselte mit Patricia Hanebeck ein Name und eine weitere Stammspielerin zum 1.FC Köln, nahm Nachwuchsstürmerin Tugba Tekkal gleich mit. Dazu kam das verletzungsbedingte Karriereende von Vanessa Schröer. Eher unspektakulär war der Abgang der zweiten Keeperin Jennifer Werth, die wie ihre Vorgängerinnen nicht an Stammkeeperin Bianca Weech vorbei kam.

Die Neuzugänge waren durchaus namhaft – jedoch meist in der Kategorie „talentiert“ zu verbuchen. Nachfolgerin Vredens, nicht nur im Trikot mit der Nummer 9, wurde die Schweizerin Ana Maria Crnogorcevic. Der Wechsel der 18-Jährigen vom FC Thun zum HSV war für die Fachwelt durchaus überraschend, zumal der HSV nicht selten als Abstiegskandidat gehandelt wurde. Sie sollte nun also die Tormaschine eines noch weiter verjüngten HSV werden. Zu den eher gestandeneren Spielerinnen konnte man da schon Mittelfeldspielerin Nina Jokuschies zählen, die vom Zweitligisten Holstein Kiel zum HSV wechselte. Während die ehemalige U19-Nationalspielerin dem Talentalter schon entwachsen war, schlossen sich dem Team auch zwei ganz junge Spielerinnen an: Innenverteidigerin Nina Brüggemann kam direkt von den C-Jungs vom TSV Uetersen, die zwei Jahre jüngere Lena Petermann (15) vom SV Ahlerstedt/Ottendorf. Eine Abwehrverbesserung sollte Desirée Steinike vom FFC Oldesloe sein. Sollte. Denn gleich zu Saisonbeginn fiel sie für die komplette Hinrunde aus. Neue Konkurrentin für Bianca Weech um die Nummer 1 im Kasten war nun Gaelle Thalmann, schweizerische Nationalspielerin vom Deutschen Meister Turbine Potsdam. Hinzu kamen Stürmerin Nicole Zweigler vom Regionalligisten FFV Neubrandenburg, die allerdings mit ihrem Club schon zweitklassig gespielt hatte, und die slowenische Internationale Fata Salkunic. Keiner konnte oder mochte man Entwicklungsmöglichkeiten absprechen, wie sie sich allerdings in der nach Titeln besten Liga Europas schlagen würden, war kaum abzusehen.

Der 1. Spieltag

Zum Auftakt war der FCR 2001 Duisburg zu Gast und mit ihm die Europameisterinnen Annike Krahn, Inka Grings, Linda Bresonik und Simone Laudehr. Auch der HSV hatte seine Europameisterin dabei, und es war Kim Kulig, die Duisburg nach sieben Minuten das 1:0 einschenkte. Vor 723 Zuschauern wurde es ein Spiel der Europameisterinnen: Laudehr postwendend mit dem Ausgleich, Krahn zehn Minuten später mit dem 1:2, und nach Grings‘ Doppelpack binnen zwei Minuten (63. und 65.) war die Messe gelesen. Das 1:4 konnte man auch so erwarten.

2. Spieltag

Erwartungen sind so eine Sache. Beim HSV kann man eigentlich schon mal mit null Punkten rechnen, wenn der zum Auswärtsspiel zur SG Essen-Schönebeck fährt. Doch 2009 sollte eine Überraschung parat haben. Nach den Debüts von Jokuschies, Zweigler und Petermann in der Vorwoche gaben nun Crnogorcevic und nach 29 Minuten auch Brüggemann für die verletzte Janina Haye ihren Einstand. Und wie. Nach 21 Minuten schien die Geschichte ihren üblichen Lauf zu nehmen: Malinowski und Hoffmann sorgten für ein frühes 2:0. Aber da war ja noch die Vreden-Nachfolgerin. Vier Minuten nach dem zweiten SGE-Treffer verkürzte Crnogorcevic auf 1:2. Eine Viertelstunde vor Schluss fiel dann das 2:2 nach einem Fehler von Torhüterin Lisa Weiß. Kurz darauf flog Löwenberg vom Platz, und der HSV nutzte die Überzahl in Person der eingewechselten Lena Petermann, die mit ihrem ersten Bundesligator den Siegtreffer besorgte. Gegen eine Mannschaft allerdings, die in der gesamten Hinrunde nicht aus dem Tabellenkeller kommen sollte.

3. Spieltag

Ein Sieg beim Angstgegner – mit welch breiter Brust musste das Team von Achim Feifel jetzt gegen den letztjährigen Fast-Absteiger USV Jena antreten! Denkste. Schon nach drei Minuten besorgte die Jenaer Lebensversicherung Genoveva Anonma das 0:1, mit dem es auch in die Pause ging. Die Wechsel beim HSV, bei dem Zweigler nach der Pause Ewers ersetzte und Schubert nach einer Stunde Lehmann, verpufften. Anonma setzte das 0:2 drauf, wenig später gelang Seiler nach verschossenem Hartmann-Elfmeter das 0:3. Nicole Zweigler sorgte zumindest für eine kosmetische Korrektur der zweiten Heimpleite in der Saison, und einer unnötigen noch dazu. Auch der Torwartwechsel, dank dessen Gaelle Thalmann gegen Jena in den Kasten durfte, half nicht.

4. Spieltag

Beim Auswärtsspiel bei ihrem Ex-Club bekam Thalmann ihre nächste Chance. Dem Ergebnis nach: Vertan. Der Deutsche Meister hatte in der Vergangenheit mit dem HSV schon mal wesentlich mehr Mühe gehabt als an diesem Tag. Ein halbes Dutzend Tore schenkten die Europameisterinnen Fatmire Bajramaj (2), Anja Mittag (3) und die nicht bei der EM eingesetzte Jennifer Zietz dem HSV ein, gut verteilt auf beide Halbzeiten.

DFB-Pokal, 2. Hauptrunde

Keine guten Vorzeichen für den ersten DFB-Pokalauftritt. Der gleichzeitig auch der Letzte in dieser Saison sein würde. Das Spiel fand an einem Mittwochabend vor entsprechend gerade 84 Zuschauern statt. Der VfL ließ sich dadurch nicht beirren. Bunte sorgte abermals für ein frühes Gegentor für den HSV, das schon das sechste in der Anfangsviertelstunde in dieser noch jungen Spielzeit war. Martina Müller machte für den Nordkonkurrenten früh alles klar und setzte auch das 3:0 noch drauf. Es sollte das vorerst letzte Spiel von Thalmann im Kasten der Ersten bleiben. Die gute Nachricht dabei war noch, dass sich der HSV nun ganz auf die Bundesliga und den Kampf um den Klassenerhalt konzentrieren konnte.

5. Spieltag

Denn der nächste Gegner hieß 1.FFC Frankfurt an der Hagenbeckstraße. Die dritte Heimpleite nahm wieder in der Anfangsviertelstunde Form an, als Birgit Prinz – die gegen den HSV eher selten mal einnetzt – zum 0:1 traf. Noch vor der Pause besorgte die Rekordnationalspielerin das 0:2. Del Rio Garcia und Wimbersky vervollständigten den 4:0-Sieg des früheren Abonnementmeisters.

6. Spieltag

Ein Sieg aus sechs Saisonspielen – nicht gerade die perfekte Ausgangssituation, um zum personell schwächelnden und gerade deswegen umso überraschender an der Tabellenspitze stehenden SC 07 Bad Neuenahr zu reisen. Zumal die Kurstädterinnen weder einen Punkt gelassen noch ein Tor kassiert hatten. Dem HSV gelang es zumindest, eine der beiden Serien zu brechen und für den ersten doppelten Punktverlust der Gastgeberinnen zu sorgen. 0:0 hieß es am Ende. Aber dieses Spiel vervollständigte zur Halbzeit der zweiten Jahreshälfte 2009 auch einige Dinge im sportlichen Bereich: Bianca Weech hatte sich erneut gegen eine neue Konkurrentin um die Position im Tor durchsetzen können, Nina Jokuschies, Lena Petermann, Nina Brüggemann und Maja Schubert hatten sich Stammplätze erkämpft – und dennoch fehlte eine Aferdita Kameraj an allen Ecken und Enden. Kim Kulig konnte bis dato nicht an ihre Leistungen anknüpfen, die erst den Weg zum Shootingstar der EM geebnet hatten.

7. Spieltag

Der HSV sann auf eine Revanche für das Pokalspiel: Zu Gast war der VfL Wolfsburg. Eine gute Gelegenheit, um im Nordderby den ersten Heimsieg zu feiern. Was die 386 Zuschauer an der Hagenbeckstraße allerdings erleben sollten, war eine ganz eigenartige Geschichte, zumal dem HSV auch noch Nina Jokuschies ausfiel. Aber dank Schiedsrichterin Martina Storch-Schäfer ging der HSV nach einer halben Stunde in Front, als Stephanie Ende klar und deutlich Petermann den Ball wegspielte und dennoch den Elfmeterpfiff hören musste. Saländer verwandelte zum 1:0-Halbzeitstand. Nun war der HSV mit Fehlleistungen an der Reihe. Erst sorgte Petermanns Lapsus nach einem Eckball dafür, dass die eingewechselte Chandraratne für Müller das 1:1 auflegen konnte, danach leitete ein Fehler von Brüggemann das 1:2 ein, das wieder Müller erzielte. Erst in der Schlussphase machte Kim Kulig darauf aufmerksam, dass sie auch mitspielte, und schien so ihr Team mitreißen zu können, das durch Crnogorcevic und Zweigler zu Chancen kam. Erst ein Fehler von VfL-Keeperin Richter, die einen Eckball unterlief und Denise Lehmann den Kopfball ermöglichte, brachte den 2:2-Endstand und den ersten Heimpunkt. Immerhin. Vielleicht hätte es zu mehr gereicht, hätte nicht vorher Storch-Schäfer einen klaren Strafstoß nach Foul an Petermann verhängt und keine Konzessionsentscheidung getroffen. Aber das ist Spekulation.

8. Spieltag

Für den HSV ging es nun im Kellerduell nach Saarbrücken. Und hier gelang nun endlich der zweite Sieg. Schon nach zehn Minuten stand es 3:0 für den HSV, weil Crnogorcevic (2) und Petermann Treffsicherheit bewiesen. Aber der HSV machte es durch vergebene Chancen und eigene Defensivunzulänglichkeiten wieder spannend, ließ Saarbrücken durch Tore von Schinkel und Uwak auf 3:2 herankommen, ehe Maja Schubert in der Schlussphase den Ball zum 4:2 über die Linie drückte.

9. Spieltag

Drei Spiele ohne Niederlage, fünf Punkte daraus – das sollte doch eine breite Brust für das Heimspiel gegen den kriselnden SC Freiburg verleihen? Aber wie es oft so ist: Je breiter die Brust, desto träger wird man durch das zusätzliche Gewicht. Und so war es auch gegen die Breisgauerinnen, die kurz vor dem HSV-Spiel den Trainer wechselten. Nicht, dass der nun besondere Kräfte freigesetzt und brasilianisches Flair eingehaucht hätte. Nein, sein neues Team spielte einfach nur diszipliniert aus einer sicheren Defensive heraus. Und gegen den HSV reichte das, weil der vieles schuldig blieb. Gerade zwei hochkarätige Chancen in 90 Minuten waren zu wenig, um Juliane Maiers frühes 0:1 – wieder einmal in der ersten Viertelstunde erzielt – noch zu drehen und einen Heimkomplex zu vermeiden. Auch ohne die fehlende Kim Kulig.

10. Spieltag

Mit dieser Pleite im Gepäck ging es zum Auswärtsspiel nach München. Die Bayern hatten in der Vorsaison bis zum letzten Spieltag um den Titel mitgespielt, in dieser Saison ereilte sie das Verletzungspech. Trotzdem gingen die geschwächten Münchnerinnen durch Islacker in Führung. Natürlich in der Anfangsphase erwischten sie eine wie so oft schlafende HSV-Defensive. Der letzte Sieg des HSV gegen die Bayern war lange her. An diesem Tag sollte alles anders werden. In der 45. Minute gelang Crnogorcevic mit ihrem vierten Saisontor der Ausgleich. Und fünf Minuten vor dem Ende besorgte die gerade erst eingewechselte Imke Wübbenhorst den 2:1-Siegtreffer für die Rothosen. Damit sprang der HSV erstmals in dieser Saison auf Rang sieben.

11. Spieltag

Und dort sollte das Team auch nach dem letzten Hinrundenspieltag bleiben. Grund dafür war der 1:0-Sieg gegen Lieblingsgegner Tennis Borussia Berlin, der gleichzeitig auch den ersten Heimsieg der Saison bedeutete. Silva Lone Saländer besorgte den entscheidenden Treffer vom Elfmeterpunkt in der 35. Minute, nachdem Marisa Ewers im Strafraum zu Fall gebracht worden war. Dass nur 294 Zuschauer der Partie beiwohnten, war wohl auch eine Folge der wachsenden Skepsis der Zuschauer gegenüber Heimspielen, so dass sie sich nicht bei diesem Wetter aus dem Haus trauen mochten.

12. Spieltag

Die Rückrunde begann trotz EM-Nachwirkungen noch im Jahr 2009. Der HSV reiste zum FCR 2001 Duisburg, holte sich seine vier Gegentore ab und fuhr wieder nach Hause. So lässt sich kurz zusammenfassen, was in der Langform eine wenig überraschende Niederlage mit einem Doppelpack von Grings und weiteren Toren von Laudehr und Beckmann war. Die ersten drei Tore gingen wieder auf das Konto von EM-Fahrerinnen, dem HSV gelang dies im Vergleich zum Hinspiel nicht. Obwohl Duisburg in der letzten halben Stunde durch Gelb-Rot auf Laudehr verzichten musste. In dieser Zeit fielen zwei Tore des FCR. Für den HSV bedeutete diese Niederlage das Überwintern auf Platz acht.

Fazit des 2. Halbjahres 2009

Dem HSV gelang abermals der Sprung in die erste Tabellenhälfte nicht. Zu viele eigentlich sichere Punkte wurden liegen gelassen, auf vorangehende Erfolge wie den Sieg gegen Essen-Schönebeck oder Saarbrücken zu selten aufgebaut. Das ist zum einen eine Frage des Charakters. Auf der anderen Seite sind es schlichte Fehler und Unzulänglichkeiten. Durch die langfristigen Ausfälle von Kameraj und Steinike fehlten mindestens Alternativen. So war der HSV nicht in der Lage, gerade seine jungen Talente an die Bundesliga heranzuführen, sondern musste sie ins kalte Wasser werfen und sehen, ob sie schwimmen können.

Ins Schwimmen kam dabei vor allem die Abwehr. In der Analyse zeigt sich, dass der HSV oft die Anfangsviertelstunde verschläft: Neun von insgesamt 32 Gegentreffern aus den 13 Pflichtspielen kassierten sie in den ersten 15 Minuten. Die zweite Viertelstunde des Spiels ist mit sechs Gegentoren auch nicht viel besser. Zwischen der 31. und 60. Minute hingegen sind mit insgesamt vier die wenigsten Gegentore zu beklagen. Dann allerdings wird es katastrophal: Satte 10 gegnerische Tore fielen zwischen der 61. und 75. Minute. Auffällig ist auch, dass der HSV erst spät in Tritt kommt. Die meisten der gerade einmal 14 eigenen Torerfolge fielen in der letzten Viertelstunde, nämlich sechs und damit fast die Hälfte. Aus diesem Umstand resultierten allerdings gerade einmal fünf Punkte: Der Sieg gegen Essen-Schönebeck und der in München resultierten aus insgesamt drei Toren in dieser Phase. Drei weitere verhallten nutzlos. Die drei Tore zur Halbzeitpause machten da mehr aus: Aus dem 1:0 gegen Wolfsburg wurde immerhin noch ein 2:2, gegen Bayern war das 1:1 der Auftakt zum Sieg, und das 1:0 gegen TeBe Berlin bedeutete bereits den Siegtreffer. Von den vier Toren in der Anfangsphase resultierten drei vom Saarbrücken-Spiel. Zwischen der 46. und 75. Minute traf der HSV überhaupt nicht, und zwischen der 16. und 30. Minute machten sie auch nur eine einzige Kiste, also vier zwischen Anfangs- und Schlussviertelstunde.

Die Torschützinnen müssen trotz fehlender Erfahrung zulegen. Ana Maria Crnogorcevic (18) erzielte zwei ihrer vier Tore in Saarbrücken, Lena Petermann (15) kommt auf zwei Treffer, wie auch Silva Lone Saländer, die ihre Tore allerdings allesamt vom Elfmeterpunkt machte. Vor allem von Kim Kulig (1 Tor) kommt zu wenig, aber auch die anderen Offensiven wie Zweigler, Lehmann und Schubert (alle ein Tor) müssen zulegen. Aber auch die dahinter. Denn die Tore machten ausschließlich Spielerinnen von den vier offensivsten Positionen. Und bei Standards ruhen die Hoffnungen fast auf Denise Lehmann allein.

Insgesamt ist die Defensive, gemessen an der fehlenden Offensivstärke, zu anfällig. Insgesamt 32 Gegentore stehen in 13 Spielen gerade 14 eigene Treffer entgegen. In sechs Spielen blieben sie ohne eigenen Treffer, spielten zweimal zu Null. Dass es dennoch für Platz acht mit 14 Punkten und immerhin acht Punkten Vorsprung auf einen Abstiegsplatz reichte, ist vor allem einer insgesamt eher schwachen Liga mit drei Gruppen geschuldet: Vorn marschieren Potsdam und Duisburg, beide noch in der Champions League, im Gleichschritt. Das obere Mittelfeld mit Frankfurt, Bad Neuenahr und Bayern hat seine Saison fast schon hinter sich und macht allenfalls untereinander die Platzierungen aus. Dahinter folgt dann eine Gruppe von sieben Teams, die gegen den Abstieg kämpfen. Von denen haben Jena, Wolfsburg und der HSV noch die besten Chancen auf den Klassenerhalt, die mit fünf Punkten Abstand dahinter liegenden Verfolger drohen die zwei Unglücklichen unter sich auszumachen. Was nicht heißt, dass man dort von oben nicht noch hereinrutschen könnte. Jeweils nach oben aufschließen können im Nachholspiel lediglich Wolfsburg und Frankfurt.

Der Ausblick

Zu Saisonbeginn hieß es nach den Niederlagen gegen Duisburg, Potsdam und Frankfurt, man solle nicht in Panik verfallen, denn das seien die stärksten Gegner gewesen. Damit lassen sich allerdings die Pleiten gegen Jena und Freiburg nicht erklären. Zu Beginn des Spieljahres 2010 steht das Heimspiel gegen Essen-Schönebeck auf dem Programm. Eigentlich muss man von einem Pflicht-Dreier sprechen, den man allerdings nach den Erfahrungen mit Spielen dieses Typs in dieser Saison nicht einkalkulieren kann. Auch ein Sieg in Jena wäre wichtig. Mit sechs Punkten wäre das Abstiegsgespenst gebannt und der Blick nach oben gerichtet. Ginge die Mannschaft in beiden Partien allerdings leer aus, wird es womöglich nach hinten eng, denn danach kommen wieder Spiele gegen die Großen: Potsdam, Frankfurt, Bad Neuenahr, gefolgt von der dritten Auflage des Nordderbies in Wolfsburg. Zum Saisonende könnte die Mannschaft gegen Saarbrücken, Freiburg, Bayern und Berlin in Zugzwang kommen. Verlassen sollte man sich auf die Spiele gegen Teams aus dem Abstiegskampf darum nicht – zu verschenken haben die nämlich auch keinen einzigen Punkt.

Zur Rückrunde wird Carolin Simon vom TSV Jahn Calden die Mannschaft verstärken. Allerdings ist auch sie erst 17 Jahre alt, gehört also wieder eher zu den Unerfahrenen. Das könnte ihr Manko sein in einem Team, dem die Erfahrung, Routine und Abgeklärtheit einer Tanja Vreden fehlt. Auch Kim Kulig konnte diese Lücke nicht schließen. Aferdita Kameraj und Desirée Steinike werden ebenfalls die Personalsituation entschärfen. Bei Steinike muss man zunächst sehen, wie die Abwehrspielerin überhaupt in die erste Liga hineinfindet, aber auch sie wird, wie Kameraj, Zeit brauchen, um wieder ihr volles Leistungsniveau abzurufen. Nicht wenige Fragezeichen für eine Mannschaft, die zum sicheren Klassenerhalt rein rechnerisch noch neun Punkte braucht.

Ausgewählte Fotos von Holzbein gibt es in der Galerie.

Die Kommentarfunktion ist geschlossen.