Drei Favoriten stolpern im DFB-Pokal

Symbolbild Frauenfußball 2Der HSV greift zwar erst in der 2. Runde des diesjährigen DFB-Pokals ein, also in vier Wochen, aber interessante Ergebnisse gab es schon an diesem Wochenende. Viele frühere Rothosen waren auf den Plätzen zwischen Meldorf und Hegau, Aachen und Berlin für ihre aktuellen Vereine unterwegs, um sie in die zweite Runde zu bringen und vielleicht zu einem Aufeinandertreffen mit dem alten Club?

Bereits im ersten Spiel am Samstagnachmittag schaffte Katharina Freitag mit dem 1.FC Lok Leipzig (2. Bundesliga Nord) das Weiterkommen. Beim VfL Bochum (ehemals SG Wattenscheid 09 und TuS Harpen) gewannen die Sächsinnen mit 3:0. Der 1. FC Köln – mit Tugba Tekkal und Patricia Hanebeck – setzte sich beim Regionalliga-Aufsteiger ETSV Würzburg mit 4:2 durch, hatte dabei aber mehr Mühe als erwartet. Die Gastgeber haben allerdings auch knapp ein halbes Dutzend ehemaliger Bundesligaspielerinnen vom TSV Crailsheim in ihren Reihen. Noch dramatischer war das 4:3 des TB Neckarhausen (Oberliga Baden-Württemberg) beim Regionalligisten ASV Hagsfeld: Neckarhausen führte schon nach 53 Minuten mit 3:0, dann glich Hagsfeld durch einen Dreierpack von Giraud (55., 85., 90.) zum 3:3 aus, und in der 4. Minute der Nachspielzeit brachte Herbst den Last-Minute-Sieg nach Hause.

Den Sonntag leiteten sechs 11-Uhr-Spiele ein. Dabei gab es die erste Überraschung in Berlin, wo der Lichterfelder FC (mit der früheren HSV-Ersatzkeeperin Jennifer Werth) gegen den mit früheren Bundesligaspielerinnen gespickten Zweitligaaufsteiger 1.FFC Recklinghausen mit 2:1 aus dem Wettbewerb warf. Bundesligaaufsteiger Bayer 04 Leverkusen gab sich hingegen beim 1.FFV Erfurt keine Blöße und gewann mit 11:0. Das 1:0, 5:0 und 10:0 steuerte Shelley Thompson, Bayers Neuzugang vom VfL Wolfsburg, bei. In der Neuauflage des diesjährigen niedersächsischen Pokalfinales setzte sich erneut der Zweitligaaufsteiger BV Cloppenburg durch. Das Team aus dem Oldenburger Münsterland behauptete sich gegen den zwei Klassen tiefer spielenden Gegner der dritten HSV-Mannschaft aus dem Entscheidungsspiel der Aufstiegsrunde zur Regionalliga mit einem relativ knappen 3:1. Die Hamburger Schiedsrichterin Imke Meinerling zeigte der Scharmbeckerin Ramdor zudem zwanzig Minuten vor dem Ende beim Stand von 1:2 die Gelb-Rote Karte. Deutlich leichter hatte es die SG Essen-Schönebeck beim Leipziger FC 07: Der Bundesligist gewann gegen den nach der Abwanderung der ersten Mannschaft durch ehemalige B-Mädchen und Zweite-Spielerinnen aufgestockten Regionalligisten mit 16:0. Urgestein Melanie Hoffmann steuerte allein sechs Treffer bei. Ein torreiches Spiel gab es auch zwischen dem (inoffiziellen) ersten Meister der Frauen, TuS Wörrstadt, und dem 1.FFC 08 Niederkirchen (Nachfolger des ruhmreichen TuS Niederkirchen). Nach der Wörrstädter Führung zog Niederkirchen auf 5:1 davon. Nach der Pause verkürzte Wörrstadt auf 2:5, Niederkirchen erhöhte wieder auf 7:2. Nach einer Stunde stand es dann 3:8 aus Sicht der Gastgeberinnen. Den Schlusspunkt setzte Renner sechs Minuten vor dem Ende zum 3:9. Deutlich ruhiger ging es beim Spiel des Zweitligaabsteigers Wacker München und Erstligaaufsteiger 1.FC Saarbrücken zu. Die Saarländerinnen setzten sich mit 5:0 durch.

Um 13 Uhr gewann Zweitligaaufsteiger 1899 Hoffenheim bei Alemannia Aachen (bis 2009: Teutonia Weiden) mit 7:0. Vier Tore schoss dabei Christine Schneider, davon zwei per Foulelfmeter binnen 60 Sekunden. Hoffenheims Neuzugang Susanne Hartel vom SC Freiburg flog achtzehn Minuten nach ihrem Tor zum 2:0 wegen einer Tätlichkeit vom Platz. Mühe hatte Anika Höß‘ Ex-Club TSV Crailsheim. Zur Pause stand es für den Zweitligisten beim SV Dirmingen nur 1:0, letztlich setzten sie sich mit 4:0 durch. Drei Tore, zwei Platzverweise und eine Verlängerung bekamen die 200 Zuschauer beim Spiel Borussia Mönchengladbach gegen SC Sand zu sehen. Der Regionalligist musste dabei das 0:1 durch die frühere Freiburgerin Havva Kutal hinnehmen, glich aber nach 70 Minuten aus und ging in der 95. Minute in Führung. Zwei Minuten später flog die Sanderin Schneider vom Platz, aber in der 120. Minute dezimierte auch die Gladbacherin Birbaum ihr Team. Es reichte dennoch für den Einzug in die 2. Runde.

Überraschend große Mühe hatte der Zweitligist FFC Oldesloe im ersten Durchgang mit dem Hamburger Pokalsieger SV Wilhelmsburg. Erst nach 32 Minuten brachte Kristin Engel ihr Team in Führung, und kurz vor der Pause legte Gaitana Lippert das 2:0 nach. Beim Stand von 0:0 hatte die frühere Rothose Janine Thormählen für den destruktiv spielenden Verbandsligisten das Führungstor auf dem Fuß gehabt. Cathy Knobloch, vor der Saison nach Stormarn gewechselt, musste nach schwacher Leistung draußen bleiben. Im Sturm wurde eine weitere Ex-HSVerin eingewechselt: Sarah Begunk traf noch in der ersten Minute nach Wiederanpfiff zum 0:3. Danach hatte Oldesloe immer leichteres Spiel. Begunk gelangen zwei weitere Tore, und auch Ex-HSV-Kapitänin Claudia Wenzel traf per Kopf nach einer Hereingabe der ebenfalls früheren Hamburgerin Mirja Herrmann. Schiedsrichterin Sandra Pansch vom Ahrensburger TSV (Hamburger Fußball-Verband, aber der Ort liegt auf halbem Weg zwischen Hamburg und Bad Oldesloe – ein interessanter Kompromiss des Schiedsrichter-Ansetzers) bekam auch einiges zu tun, zeigte Salman und Zawada (beide Wilhelmsburg) Gelb.

Für Oldesloe wird es in der zweiten Runde aber kein Derby gegen Holstein Kiel geben, denn die Störchinnen mit dem früheren HSV-Küken Joy Grube, sowie Tessa Schildt und Stephanie Güldenzoph, sind an Jahn Calden gescheitert. Vogt glich zwar nach 69 Minuten die Caldener Führung aus, aber zwei Tore von Herrmann entschieden die Partie 3:1 für die Kasselerinnen. Ebenfalls ausgeschieden ist der schleswig-holsteinische Pokalzweite TuRa Meldorf (nahm anstelle des FFC Oldesloe II. teil, da im DFB-Pokal keine zweiten Mannschaften antreten dürfen). Allerdings leisteten sie dem Zweitligisten SV Werder Bremen und Ex-Rothose Josephine Holsten ordentlich Widerstand und verloren unter der Leitung von Bundesligaschiedsrichterin Mirka Derlin (Bad Segeberg) durch zwei Scholz-Tore nur 0:2.

Deutlicher krachen ließ es Victoria Gersten beim Auswärtsspiel bei Arminia Bielefeld. Vanessa Rohling, Gerstens Sturm-Entdeckung der letzten Saison steuerte vier, Martina Fennen und die Kappel-Zwillinge je drei Treffer zum 10:1-Sieg des Zweitligisten bei. U20-Weltmeisterin Almuth Schult, früher Konkurrentin von Bianca Weech um den Posten im HSV-Tor, musste beim 9:1-Sieg des Magdeburger FFC beim SV Hafen Rostock nur einmal hinter sich greifen. Ihre frühere Konkurrentin Jana Burmeister in Jena bekam nichts zu tun: Die Ghanaerin Genoveva Anonma war die tonangebende Spielerin beim 18:0-Sieg der Jenaerinnen beim früheren Bundesligisten SC Klinge Seckach, Stammverein von Bundestrainerin Silvia Neid. Anonma steuerte neun Tore bei – und schaffte kurioserweise dennoch keinen lupenreinen Hattrick! Der gelang auch Marie Pollmann nicht. Zwar traf sie beim 4:0-Sieg beim Zweitligaabsteiger aus Hohen Neuendorf dreimal, davon einmal vom Elfmeterpunkt, doch zwischen dem 0:1 und 0:2 lag die Halbzeitpause. Auch die drei Tore von Ulrike Fechner beim 0:6 der SG Blau-Weiß Beelitz gegen den Zweitligaaufsteiger 1.FC Lübars (Kooperationspartner von Männer-Zweitligist Hertha BSC Berlin, das Team wird auch als „die Hertha-Frauen“ beim Großclub geführt) lagen in unterschiedlichen Halbzeiten, zudem nicht hintereinander. Auch Lena Hackmann vom FSV Gütersloh 2009 schaffte das Kunststück beim 7:0 auswärts beim Halleschen FC nicht. Die weiteren Tore – je zwei – schossen Philipp und Schmücker. Auch beim Bundesliga-Absteiger TeBe Berlin gab es dreifache Torschützinnen, und das gleich zwei. Aber sowohl Jessica Brückner als auch Anne Rose Lindner verpassten den Hattrick beim 11:0 beim Bremer Vertreter BTS Neustadt.

Im Süden brauchte der VfL Sindelfingen, Ex-Club von Kim Kulig, nur eine Viertelstunde. Die Tore zum 3:0-Sieg bei der SpVgg Rehweiler-Matzenbach fielen zwischen der 30. und 45. Minute. Ebenfalls nur drei Tore gab es im Spiel des FC Bitburg gegen den FV Löchgau. Löchgau setzte sich mit 3:0 durch. Das erste Tor fiel in der ersten, das letzte Tor in der letzten Minute.

Vermutlich wird auch die zweite Runde wieder regional begrenzt ausgelost. Dann steigen auch die sieben Bundesligisten, die in der ersten Runde ein Freilos erhielten, in den Wettbewerb ein. Im vergangenen Jahr bekam der HSV ein Auswärtsspiel beim VfL Wolfsburg, verlor 0:3. In diesem Jahr dürfte der Nordtopf aus HSV, Wolfsburg, Turbine Potsdam, Lichterfelder FC, BV Cloppenburg, FSV Gütersloh, FFC Oldesloe, TeBe Berlin, Herforder SV, Magdeburger FFC, Victoria Gersten, Jahn Calden, Werder Bremen und 1.FC Lübars bestehen, eventuell kommen Lok Leipzig und die SG Essen-Schönebeck dazu.

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