U17-WM: Deutschland trifft auf Südafrika

Lena PetermannHeute ab 22 Uhr kann die deutsche U17-Nationalmannschaft den Einzug ins Viertelfinale eintüten. Im Spiel gegen Südafrika (live bei Eurosport 2 und im FIFA-Feedroom) ist der Mannschaft von Bundestrainer Ralf Peter bei einem Sieg der Einzug in die Runde der letzten Acht nach dem 9:0 gegen Mexiko nicht mehr zu nehmen.

Anlass genug, sich mal ein wenig mit dem ersten Spieltag zu beschäftigen, der auf jeden Fall eine faustdicke Überraschung bereit hielt. In Gruppe A setzte sich Gastgeber Trinidad/Tobago in ihrem ersten Spiel gegen Chile durch. Diarra Simmons mit einem cleveren Treffer aus der Drehung (9.) und Liana Hinds nach einem Eckball (80.) sorgten für einen 2:1-Sieg vor 17.000 Zuschauern im Hasely Crawford Stadium in Port Of Spain. Iona Rothfelds Anschlusstreffer per Freistoß in der 83. Minute kam aber zu spät. Allerdings war auch zu sehen, dass keines der beiden Teams Anwärter auf den Titel ist. Vor allem die Torhüterinnen sahen bei den Gegentoren nicht gut aus. Bei Nigerias 3:2-Sieg gegen Nordkorea im Eröffnungsspiel begünstigte ein Abwehrfehler das 1:0 durch Ngozi Okobi nach nur drei Minuten. Sie nutzte eine Unentschlossenheit von Un Gyong Ri zum bislang schnellsten Turniertor. Beim 1:1 durch Su Gyong Kim sah Nigerias Torhüterin Amina Abu nicht gut aus, beim 1:2 durch Kum Jong Kim nach knapp einer Stunde war sie jedoch machtlos, als drei umstehende Abwehrspielerinnen nur staunend zusahen, wie ein hoher Ball auf den Kopf der Torschützin herunterfiel. Aber Nigeria bewies Moral. Francisca Ordega glich aus, nachdem ein langer Ball aus der eigenen Hälfte ganz einfach mit dem Kopf in ihren Lauf verlängert wurde (77.). Und nur zwei Minuten erlief Okobi einen Pass in die Tiefe und spitzelte ihn zum entscheidenden Treffer ins Netz. Heute treffen beide Sieger- und Verliererteams aufeinander. Gibt es in beiden Partien einen Sieger, ist noch keine Mannschaft sicher im Viertelfinale.

In der deutschen Gruppe gewann Südkorea das Spiel gegen Südafrika mit 3:1. Die Verletzung von Yoo Na Li auf Seiten der Koreanerinnen erwies sich dabei als entscheidender Faktor, denn die in der 28. Minute eingewechselte Min Ji Yeo erzielte zwei Tore. Die Eingewechselte brachte Südkorea zehn Minuten nach ihrer Hereinnahme in Front. Die Torschützin stand bei einer weiten Flanke von Jungeon Lee nicht im Abseits und schob freistehend locker ein. Dabei hätte Südafrika nach fünf Minuten selbst die große Chance zum 1:0, aber Mapula Kgoale versagten vom Elfmeterpunkt die Nerven, nachdem Jermaine Seoposenwe gefoult worden war. Südafrikas Antwort in der zweiten Halbzeit kam, als Seoposenwe einen Steilpass zum Ausgleich einnetzte (53.). Doch nur drei Minuten später lag Südkorea durch Yeo wieder vorn. Sie schloss einen Musterkonter über links zum 2:1 ab. Damyeong Chin machte in der 77. Minute per Kopf nach einem Eckball den Deckel drauf. Südafrika ist also gegen Deutschland unter Zugzwang, wollen sie in die nächste Runde. Südkorea kann, wie die Peter-Elf auch, gegen Mexiko bereits alles klar machen. Dann ginge es am kommenden Sonntag noch um den Gruppensieg. Wie wichtig der ist, darüber kann man nur spekulieren: Der Sieger trifft auf den Zweiten der Gruppe A.

In Gruppe C gewann Europameister Spanien gegen Japan mit 4:1. Hatten sie gegen Deutschland-Bezwinger Irland im Finale noch schwer getan und erst mit 4:1 im Elfmeterschießen durchsetzen können, machten sie nun bereits nach 45 Minuten alles klar. Iraia Perez brachte die Ibererinnen in der 26. Minute in Führung. Nach einem Missverständnis zwischen Torhüterin Eri Hirao und Verteidigerin Serina Kashimoto im Spielaufbau schlenzte sie zum 1:0 ein. Nur zwei Minuten später legte Alexia Putellas das 2:0 nach, als sich die japanische Abwehr erneut indisponiert zeigte, doch Putellas Dribbling vor dem Torschuss war trotzdem sehenswert. Laura Gutierrez sorgte in der 41. Minute per Kopf nach einem Eckball für die frühe Vorentscheidung. Raquel Pinel hatte bei ihrem 4:0 Glück, dass ihr gegen die zu weit vor dem Tor stehende Torhüterin gerichteter und eigentlich zu kurzer Schlenzer von einer Japanerin unhaltbar abgefälscht wurde (55.). Im Gegenzug gelang Kumi Yokoyama lediglich der Ehrentreffer. Ihr toller Schuss vom linken Strafraumeck schlug im Giebel des langen Ecks ein, eines der schönsten Tore des ersten Spieltages. Im zweiten Gruppenspiel durfte Venezuela jubeln. Die Südamerikanerinnen bezwangen Neuseeland mit 2:1. Spielerin der Partie war Ysaura Viso, die beide Tore schoss. Doch zunächst ärgerte Kate Loye nach zehn Minuten das venezolanische Team. Sie war Nutznießerin eines durch den Fünfmeterraum flippernden Balles, den Venezuela nicht klären konnte. In der 24. Minute besorgte Viso den Ausgleich – per Pieke aus 20 Metern. Venezolanische Torchancen entstanden zumeist aus Fernschüssen. Die Entscheidung in der 67. Minute fiel aber anders: Viso erlief einen weiten Abschlag der Torhüterin Maleike Pacheco, während die neuseeländische Abwehr nicht damit rechnete, und spitzelte die Kugel zum 2:1-Siegtreffer rein. Für das eigentlich spielbestimmende Neuseeland, das sich 64% Ballbesitz erspielte und 21 Torschüsse abgab, hatte dieser Stellungsfehler böse Folgen.

Gegen EM-Vize Irland bekleckerte sich das favorisierte brasilianische Team in Gruppe D nicht mit Ruhm. Zwar waren die Ballkünstlerinnen klar überlegen (20:5 Torschüsse), daraus entsprangen aber nur zwei Tore von Glaucia, die schließlich den Unterschied ausmachten. Die Stürmerin war bereits nach vier Minuten zur Stelle, nahm Thais‘ Hereingabe von rechts mit in die Drehung zum Tor und schoss mit dem zweiten Ballkontakt ins lange Eck ein – zum Zungeschnalzen. Grace Moloney im irischen Tor verhinderte in der Folgezeit Schlimmeres und machte es so möglich, dass Siobhan Killeen nach 58 Minuten zum überraschenden Ausgleich treffen konnte. Aber in der 61. Minute war es erneut Glaucia, die den Sieg der überlegenen Südamerikanerinnen herstellte. Moloney indes vereitelte weitere Möglichkeiten für ein klareres Ergebnis. Haisha Cantave war die Siegtorschützin beim 1:0 der Kanadierinnen gegen Ghana. Die Afrikanerinnen konnten ihre zahlreichen Chancen, meist Distanzschüsse, nicht nutzen und wurden durch den Kopfballtreffer nach einem Eckball in der 54. Minute bestraft.

Die Spitze der Torschützenliste nach dem ersten Spieltag ist schwarz-rot-gold – und auch blau-weiß-schwarz. Zwei Spielerinnen schafften am ersten Spieltag einen Dreierpack: Kyra Malinowski von der SG Essen-Schönebeck und Lena Petermann vom HSV. Zu den vier Doppeltorschützinnen Yeo (Südkorea), Glaucia (Brasilien), Okobi (Nigeria) und Viso (Venezuela) gesellt sich mit Lena Lotzen vom FC Bayern eine weitere Deutsche. In den acht Spielen fielen bislang 33 Tore, im Schnitt also 4,1 Tore pro Spiel. Maßgeblichsten Anteil daran hatte die deutsche Elf mit neun Toren, ohne diese sieht der Schnitt mit 3,4 Toren aber auch nicht schlecht aus. Mit 16 Versuchen gaben die Deutschen auch die meisten Schüsse aufs Tor ab, dazu kamen 14 daneben, also insgesamt 30. Sehr effektiv zeigten sich die Spanierinnen, die für ihre vier Tore nur neun Schüsse brauchten. Geht man nach den nackten Zahlen, gehören Kanada mit einem Tor aus vier Versuchen und Trinidad/Tobago mit zwei Toren bei acht Schüssen ebenfalls zu den effektiveren Teams – so tückisch kann Statistik sein. Nur zwei Mannschaften haben noch keinen Erfolg auf der Habenseite: Ghana und Mexiko. Etwas überraschend ist, dass es an diesem Spieltag kein Unentschieden gab, andererseits ist das schön für die Zuschauer. In Sachen Fairness liegt die Kartenvergabe im Rahmen des Erwarteten: 17 Gelbe Karten in acht Spielen sind 2,1 im Schnitt. Platzverweise blieben in diesen zwei Tagen aus. Sechs Teams, darunter Deutschland, kamen gänzlich ohne Karte aus, die meisten haben bislang Spanien, Südafrika, Brasilien und Trinidad/Tobago, nämlich jeweils zwei. Das Spiel zwischen Kanada und Ghana kam erfreulicherweise als einziges ohne eine Verwarnung oder Hinausstellung aus.

Bemerkenswert beim deutschen Gegner Südafrika ist Stürmerin Caytlin Fryer: Sie ist die einzige Spielerin, die in den USA beim Patriots F.C. in Ardsley (Bundesstaat New York) spielt – und sie ist gerade 14 Jahre und (heute) vier Tage alt. Damit ist sie jedoch noch lange nicht die Jüngste des Turniers. Diesen Titel kann sich die Ghanaerin Sherifatu Sumaila anheften, die am 30. November 1996 zur Welt kam und somit gerade 13 Jahre und 282 Tage alt ist – zwei Tage jünger als Teamkollegin Rasheda Abdul-Rahman und eineinhalb Monate jünger als die ebenfalls noch dreizehnjährige Kesewa Antwi, ebenfalls aus Ghana. Die Afrikanerinnen haben mit Abstand das jüngste Team des Turniers. Vielleicht erklärt das auch die 0:1-Niederlage gegen Kanada.

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