Ein schwarzer Sonntag

Hier war noch alles in Ordnung: Teixeira Pinto führt den Ball vor Schimmel mit dem Kopf

Hier war noch alles in Ordnung: Teixeira Pinto führt den Ball vor Schimmel mit dem Kopf

Nach gutem Saisonstart mit sieben Punkten aus drei Spielen stand das Derby gegen den FC Bergedorf 85 auf dem Plan. Die Dritte hatte am vorangegangenen Wochenende in Oldesloe erfolgreich Revanche für die Pleite in der Aufstiegsrunde genommen und sah sich nun dem Stadtrivalen gegenüber, der nach Platz vier in der Vorsaison weiter nach oben schielte und sich dafür unter anderem mit zwei Akteurinnen verstärkt hatte, die gemeinsam mit Co-Trainer Mato Mitrovic vom Niendorfer TSV an die Sander Tannen gewechselt waren. Dem HSV III. stand ein Kader von 15 Spielerinnen zur Verfügung, aufgestockt durch Vera Homp und Vanessa Hamed aus der Zweiten. Die Ausfallserie hinterließ ihre Spuren. Dass und vor allem wie sie sich an diesem Sonntag fortsetzen würde, hätte niemand für möglich gehalten.

Peter Schulz stellte sein Team auf das aktuell in der Fußballwelt, vor allem beim HSV sehr modern gewordene – und weit verbreitete – System 4-2-3-1 ein. Youngster Denise Meinberg und Asien-Rückkehrerin Hamed sollten Maria Albrecht und deren Sturmpartnerin Cindy Pohlmann stoppen, rechts verteidigte Homp, und Claudia Teixeira Pinto war als zurückhängende Spitze hinter Maike Timmermann gesetzt. Bei Bergedorf fand man doe frühere HSVerin Christina Arp in der Startaufstellung, als defensive Spitze einer Mittelfeldraute, die links durch eine weitere Ex-HSVerin, Wiebke Korthals, rechts Gesa Ehlers und zentral-offensiv Sabine Grelck komplettiert wurde.

Lara Wolff überspringt alle

Lara Wolff überspringt alle

Bergedorf erwischte den besseren Start und stellte die HSV-Abwehr durch Maria Albrecht früh vor Probleme. Die Mittelstürmerin der Gäste wurde auf rechts lang geschickt, setzte sich robust, aber regelkonform gegen Meinberg durch, passte quer in den Strafraum, aber die mitgelaufene Pohlmann traf das Leder nicht richtug und schoss so links vorbei (7.). Die Gäste spielten von Beginn an offensiv, vor allem mit langen Bällen auf Albrecht. Der HSV hielt dagegen und versuchte, selbst gefährlich zu werden. Doch es waren die Elstern, die in Führung gingen. Torhüterin Katrin Schwing und Homp spielten sich gegenseitig den Ball zu, ohne ihn aus dem Gefahrenbereich zu bringen. Schwings Schlag kam prompt zurück in den Strafraum zu Albrecht. Links an der Torauslinie kam Vanessa Hamed hinzu und wollte per Grätsche zur Ecke klären, aber da hatte sich Albrecht schon zwischen sie und den Ball gestellt. Folge: Hamed holte die Stürmerin von den Beinen, und Schiedsrichterin Kim-Jana Trenkner zeigte auf den Elfmeterpunkt. Routinier Sabine Grelck, früher in der Regionalliga für Grün-Weiß Eimsbüttel aktiv, trat an und verwandelte sicher zum 0:1 (12.).

Glück für den HSV: Pohlmann vergibt die frühe Führung

Glück für den HSV: Pohlmann vergibt die frühe Führung

Das passte den Rothosen natürlich nicht in den Plan. Aber sie versuchten zu antworten. Pajtesa Kameraj passte links auf Lara Wolff. Die ging an Carolin Schimmel vorbei und zog ab. Der Schuss wurde abgefälscht und strich knapp am langen Pfosten vorbei. Die nachfolgende Ecke brachte Wolff von rechts herein, am zweiten Pfosten kam Hamed zum Kopfball – links daneben (15.). Diese Doppelchance sollte doch Auftrieb geben. Aber Odzakovic hatte wohl einen gebrauchten Tag: Ihr Fehlpass zurück brachte die in der Vorwärtsbewegung befindliche Hintermannschaft in arge Nöte, denn Albrecht nahm den Ball mit. Schwing versuchte auszuputzen, spielte den Ball beim Torschussversuch der Bergedorferin 35 Meter vor dem Tor reflexartig mit der Hand und verhinderte damit eine klare Torchance (21.). An der Seitenlinie herrschte Einigkeit: Das musste Rot geben. Trenkner nestelte an der Brusttasche – und zog Gelb! Eine klare Fehlentscheidung, da waren sich auch die HSV-Anhänger abseits des Platzes einig.

Maria Albrecht konnte sich zu oft gegen Denise Meinberg durchsetzen

Denise Meinberg hatte große Probleme gegen Maria Albrecht

Der HSV III. verlor zusehends Ordnung, Spielkonzept und Ruhe, beging unnötige Fehler. Bergedorf war auf den HSV gut eingestellt gewesen. Vor allem Albrecht brachte Meinberg immer wieder in Nöte, und hinten nahm die ehemalige Zweitligaspielerin Jaqueline Bleser (früher Oldesloe) die einzige HSV-Spitze Timmermann in Manndeckung. Zudem gab es im Spiel nach vorn bei den Weiß-Roten viele Ungenauigkeiten. So war Bergedorf klar Herr des Geschehens. Nach einer halben Stunde setzte der HSV aber mal wieder ein Zeichen. Teixeira Pinto passte quer zu Paula Ziselsberger, die nach Dribbling kurz zu Timmermann weitergab. Die drehte sich um Bleser, schoss dann aber aus 15 Metern knapp drüber (31.). Auf der Gegenseite schoss Schimmel aus 24 Metern rechts daneben (32.).

Nach langen Minuten kam endlich der Rettungswagen auf den Platz gefahren

Nach langen Minuten kam endlich der Rettungswagen auf den Platz gefahren

Und dann folgte die Szene, auf die alle Beteiligten gern verzichtet hätten: In der 36. Minute ging Teixeira Pinto im Strafraum hoch zum Ball, eine Bergedorferin sprang ihr mit voller Wucht entgegen, köpfte den Ball weg und prallte krachend in die Nachwuchsstürmerin, die beim Zurückfallen auch noch mit dem Kopf von Mitspielerin Timmermann kollidierte. Schnell stellte sich heraus, dass Teixeira Pinto schwer verletzt war und ein Rettungswagen angefordert werden musste. Doch als dieser ankam, blieb der Wagen am mittlerweile geöffneten Einfahrttor stehen, und die zweiköpfige Besatzung machte sich gemäßigten Schrittes auf quer über den Platz zur Schwerverletzten. Inzwischen hatte sich Timmermann wieder berappelt und ging zur Trainerbank, wirkte jedoch weiterhin angeknockt. Während der Behandlung der HSV-Stürmerin wurde dann doch entschieden, den Rettungswagen aufs Feld zu holen und einen zusätzlichen Notarztwagen anzufordern. Dieser fuhr bei der Ankunft auch direkt aufs Feld. Die Unterbrechung dauerte an, während Teixeira Pinto unablässig behandelt wurde. Nach Abfahrt des Rettungswagen wurde auch Timmermann erneut begutachtet, behandelt und entschieden, dass auch sie mit einem zweiten Rettungswagen, der ebenfalls sofort auf dem Platz vorfuhr, ins Krankenhaus eingeliefert werden müsse. Um 15:35 Uhr, eine Stunde nach dem Zwischenfall, waren alle Rettungsfahrzeuge vom Spielfeld runter. Nach einer Besprechung zwischen Vertretern beider Mannschaften wurde die Partie schließlich abgebrochen.

Vertreter beider Teams besprechen mit dem Schiedsrichter-Trio den Spielabbruch

Vertreter beider Teams besprechen mit dem Schiedsrichter-Trio den Spielabbruch


Statistik (wegen Spielabbruchs mit Neuansetzung ohne Wertung):

Hamburger SV III.: Schwing – Thormählen, Meinberg, Hamed, Homp – Kameraj, Odzakovic – Wolff, Teixeira Pinto, Ziselsberger – Timmermann

FC Bergedorf 85: Hadrous – Exposito, Bleser, Müller, Schimmel – Korthals, Arp, Ehlers – Grelck – Pohlmann, M. Albrecht

Schiedsrichterin: Kim- Jana Trenkner (Winsen/Luhe)

Tor: 0:1 Grelck (12., Foulelfmeter)

Gelbe Karte: Schwing (21. Minute, absichtliches Handspiel) / –

Besonderes Vorkommnis: Spielabbruch in der 36. Minute infolge einer schweren Verletzung.

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