Hochgradig effektiv

Doppeltorschützin Imke Wübbenhorst

Doppeltorschützin Imke Wübbenhorst

Zu ungewohnter Uhrzeit, um 16:30 Uhr, trafen bei Anbruch der Dämmerung der HSV II. und der 1.FC Lübars zum Topspiel der 2. Bundesliga Nord an der Hagenbeckstraße aufeinander. Immerhin war es das Duell des Sensations-Tabellenführers gegen den Sensationsaufsteiger, der auf Platz drei rangierte und damit in Reichweite des Aufstiegsplatzes. Erst zum zweiten Mal in dieser Saison konnte HSV-Coach Claudia von Lanken auf sechs Ersatzspielerinnen zurückgreifen, nachdem aus der Ersten nach dem 0:1 gegen Turbine Potsdam Imke Wübbenhorst, Nina Brüggemann, Maja Schubert und Angelina Lübcke heruntergereicht wurden. Das Hinspiel hatte die Rothosentruppe an der Finsterwalder Straße in Berlin noch 6:1 gewonnen. Doch „Lübertha“, so die gängige, spöttelnde Bezeichnung für die Gäste, bei denen fast alles vom Proficlub Hertha BSC Berlin kam – mit Ausnahme des Namens -, hatte seither dazugelernt und sich zu einem Spitzenclub gemausert. So einfach wie am 15. August würde es nicht noch einmal werden.

Angelina Lübcke schickt Maja Schubert steil

Angelina Lübcke schickt Maja Schubert steil

Aber der HSV bemühte sich von Beginn an, es doch noch einmal so einfach zu haben. Keine 60 Sekunden waren vorbei, als Kathrin Patzke zur Grundlinie marschierte und gegen Lübars-Keeperin Linda Lorenz einen Eckball herausholte. Eine Minute später war es wieder Patzke, die anstelle eines Dribblings einfach mal aus 18 Metern halblinks aufs lange Eck schlenzte, doch sie scheiterte am Außenpfosten. Und wieder nur 60 Sekunden darauf konterte der HSV über Patzke bis zum Strafraum. Dieses Mal legte sie quer auf die mitgelaufene Sturmpartnerin Imke Wübbenhorst. Die ließ dann auch Michelle Rösler ins Leere laufen, hatte nur noch die Schlussfrau zwischen sich und dem Tor und ballerte aus 15 Metern ungestört drüber (3.). Die letzte Chance war fahrlässig vergeben. Nach sieben Minuten machten auch die Berlinerinnen auf sich aufmerksam. Nach Ablage von Anna-Sophie Fechner zog Aileen Pieper ab, deren Schuss Jennifer Weber im HSV-Kasten aber nicht vor Probleme stellte.

Katharina Reitzig hat gegen Maja Schubert das bessere Ende für sich

Katharina Reitzig hat gegen Maja Schubert das bessere Ende für sich

Eine Standardsituation in der 11. Minute brachte dem HSV dann die verdiente Führung: Patzke flankte einen Eckball von links nah vors Tor, Lorenz patzte mit einer Hand und legte so für Denise Lehmann auf, die aus drei Metern „Danke“ sagte. Lübars war nach den drei frühen Chancen der Hanseatinnen etwas besser ins Spiel gekommen, aber der Treffer verschob die Spielanteile wieder zugunsten des HSV. Der versuchte nun nachzulegen. Viel ging über Torschützenkönigin Patzke. Wübbenhorst schickte sie in der 19. Minute auf die Reise, Patzke zog an Sara Huseinovic vorbei, scheiterte mit dem Außenrist aber an Lorenz. Zwei Minuten darauf probierte es Anika Höß mit einem Schuss zum Abschluss eines schnellen Konters – links vorbei. Das Tor schien wie vernagelt. Auf jeden Fall für Patzke. Nach Steilpass von Wübbenhorst schlenzte die erfahrene Stürmerin aus 18 Metern. In diesem Fall parierte Lorenz mit dem Fuß (24.).

Der 1.FC Lübars erarbeitete sich wieder mehr Spielanteile, blieb aber harmlos, und die Hamburgerinnen verlegten sich auf schnelle Konter. Aber nach einer halben Stunde war die Partie merklich verflacht. Beide Defensivreihen standen sicher. Doch die Gäste legten zu, während die Platzherrinnen zunehmend Probleme bekamen und sich durch eine zu hohe Fehlerquote selbst in Schwierigkeiten brachten. In der 33. Minute fing Weber einen Distanzschuss von Franziska Hagemann. Sechs Minuten darauf zog Fechner solo an Nadine Moelter vorbei, brachte aber keinen gefährlichen Abschluss mehr zustande, und Weber fing den Ball vor Übertreten der Torauslinie (39.). Es ging mit 1:0 in die Pause.

 In der 1. Halbzeit hatte Kathrin Patzke mehr Platz, wie hier gegen zwei

In der 1. Halbzeit hatte Kathrin Patzke mehr Platz, wie hier gegen zwei

Der HSV II. hatte stark angefangen, aber auch wieder stark nachgelassen. Vor allem das Offensiv-Dreieck Patzke-Wübbenhorst-Schubert leistete sich zu viele Stockfehle und Abstimmungsschwierigkeiten. So ließ das Heimteam die Gäste phasenweise die Spielkontrolle übernehmen. Deren Offensivspiel sah immer wieder ganz gefällig aus, die wenigen Abschlüsse ließen aber Schussgewalt und Genauigkeit vermissen.

Beide gingen unverändert in den zweiten Durchgang. Fünf Minuten waren gespielt, als Patzke wieder einmal einen Eckball von links auf den ersten Pfosten hereinbrachte. Dort ließ Michelle Rösler den Ball abprallen, genau vor die Füße von Wübbenhorst, und die nahm auch die zweite Einladung der Gäste gern an: Mit links schoss sie aus vier Metern durch die Beine von Lorenz zum 2:0 ein (50.). Die Vorentscheidung folgte dann zehn Minuten später. Wübbenhorst startete mit dem Ball durch das gegnerische Mittelfeld und passte zentral auf Anna Hepfer. Die kontrollierte die Kugel, wartete und steckte dann wieder auf Wübbenhorst durch, die durch die Zentrale freigelaufen war. Die Erstliga-Leihgabe kreuzte mit Ball den Weg von Liepack und zirkelte dann erfolgreich aufs lange Eck des Tores, das Lorenz zwecks Winkelverkürzung verlassen hatte, zum 3:0 (60.). Damit war das Spiel praktisch entschieden.

Imke Wübbenhorst nutzt den Fehler von Michelle Rösler zum 2:0

Imke Wübbenhorst nutzt den Fehler von Michelle Rösler zum 2:0

Aber die Hertha-Frauen gaben sich nicht auf. Eine Minute nach dem 3:0 hielt Weber einen harmlosen Schuss von Jacqueline Behrends (62.), die kurz darauf gegen Senem Özer ausgetauscht wurde. Auf der Gegenseite war Moelter mit nach vorn gegangen, ihr Linksschuss stellte für Lorenz aber keine Prüfung dar. In der 65. Minute musste auch der HSV verletzungsbedingt wechseln und umstellen. Denise Lehmann konnte nicht mehr weiterspielen und wurde durch Vera Homp ersetzt. Die nahm den Platz neben Patzke im Sturm ein, Wübbenhorst rückte ins zentrale Mittelfeld und Hepfer von dort in die Kette neben Henrike Meiforth.

Anika Höß bleibt an Sara Huseinovic hängen

Anika Höß bleibt an Sara Huseinovic hängen

Die Rautenkickerinnen versuchten nun, den Sieg souverän nach Hause zu fahren und lediglich Konter zu fahren, waren damit scheinbar auch dem vierten Tor näher als die Gäste dem ersten. Die verzweifelten zunehmend. Huseinovics Abschluss aus 25 Metern war offenbar genau so motiviert: Er war keine Gefahr für das Tor von Jenny Weber (76.). Auch der Versuch von Hagemann aus 28 Metern bereitete Weber keine Schwierigkeiten (78.).

Nina Brüggemann schirmt den Ball gegen Katharina Bonk ab

Nina Brüggemann schirmt den Ball gegen Katharina Bonk ab

Neun Minuten vor Schluss wechselte Lübars aus, brachte Claudia Breyer für Pieper. 70 Sekunden darauf brachte Claudia von Lanken Carina Wolfgramm für Imke Wübbenhorst, und bei Lübars kam mit Anna Kunert für Katharina Bonk der letzte Joker. Der HSV war nun endgültig im Energiesparmodus, aber die Berlinerinnen blieben erschreckend harmlos für einen Tabellendritten. Auch Fechners 22-Meter-Schuss nach 83 Minuten war für Weber problemlos haltbar. In den letzten Minuten bot HSV II. den 85 Zuschauern doch nochmal zwei Chancen. Zunächst zog Patzke, die unbedingt ihr Tor wollte, einen Freistoß von links aus spitzem Winkel direkt aufs Tor, doch vom Fangfehler von Lorenz konnte keine HSVerin Profit schlagen. Und eine Minute vor dem Ende probierte es Lübcke im Strafraum nach Zuspiel von Homp mit einem Schuss aus der Drehung, den Lorenz halten konnte.

Kathrin Patzke bleibt an Michelle Rösler hängen

Kathrin Patzke bleibt an Michelle Rösler hängen

Das 3:0 ging insgesamt doch in Ordnung. Lübars gab sich über die gesamte Spielzeit nicht auf und bewies Moral, ließ aber eindeutig Torgefahr vermissen, um dem HSV II. ernsthaft Probleme zu bereiten. So war einem höchst effektivem Tabellenführer kein Punkt abzunehmen. Nach Spielanteilen war der Sieg des HSV um ein Tor zu hoch ausgefallen. Die Partie war keineswegs so hochklassig, wie es die Tabellensituation hätte erwarten lassen können.


Statistik:

Hamburger SV II.: Weber – Brüggemann, Lehmann (65. Homp), Meiforth, Moelter – Höß, Hepfer, Lübcke, Schubert – Patzke, Wübbenhorst

1.FC Lübars: L. Lorenz – Reitzig, Liepack, Rösler, Huseinovic – Behrends (62. Özer), Hagemann, Pieper (81. Breyer) – Yaren – Fechner, Bonk (82. Kunert)

Schiedsrichterin: Kim-Jana Trenkner (Winsen/Luhe) mit Susann Kunkel (Bad Oldesloe) und Anna-Kristin Mielke (Fleestedt)

Zuschauer: 85

Gelbe Karte: Fechner (Lübars, 43. Minute, Foulspiel)

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