Sieg im leicht schwierigen Spiel

Kim Samanta lässt ihre Gegenspielerin fliegen

Kim Samanta lässt ihre Gegenspielerin fliegen

Die 2. B-Mädchen empfingen am 4. Spieltag der Herbstrunde in der MB11 den Farmsener TV, der bislang erst ein Spiel absolviert und dieses auch noch 0:0 gegen Schlusslicht SV Billstedt-Horn beendet hatte. Farmsen war also nicht auszurechnen. Trainer Mac Agyei-Mensah hatte den FTV zwar beobachtet, wie stark der aber letztlich sein würde, war völlig offen. Hinzu kam ein weiterer Faktor: Ein feuchter Kunstrasen auf dem Hockeyplatz (Platz 1) als Untergrund für diese Partie – die 1. B spielte parallel auf dem neuen Kunstrasen (ehemals Platz 7) gegen die Jungs vom SC Egenbüttel. Dieser Platz unterschied sich vom neuen Kunstgeläuf in vielen Punkten, und die wenigsten Fußballer sind über die komplett andere Ball- und Spieldynamik glücklich – erst recht nicht nach einer regenintensiven Nacht. Aber diese Aufgabe galt für beide zu meistern. Dazu kam mit Gerhardt Schulz-Greco ein Mann an der Pfeife, der eine außerordentliche Präsenz an den Tag legte, dies aber nicht mal unangenehm.

Melanie Bischoffs Gegenspielerin bestreitet das Kopfballduell alleine

Melanie Bischoffs Gegenspielerin bestreitet das Kopfballduell alleine

Beide Teams merkten schnell, was auf diesem Geläuf ging, und was nicht. Lange Bälle beispielsweise machten keinen Sinn, da das Spielgerät auf die Entfernung kaum an Geschwindigkeit einbüßte und schwer zu erlaufen war. Kurze Pässe waren also das Mittel der Wahl. Die 2. B des HSV erwischte den besseren Start. Per Zufall kam Michelle Porsch am Strafraum an den Ball und zog flach ab, aber FTV-Torhüterin Annika Scheffler war rechtzeitig unten (2.). Eine Minute darauf schoss Pia Ehlers aus 24 Metern links vorbei. Beide Mannschaften suchten ihr Spiel, der HSV war zunächst die druckvollere und technisch überlegene. Aus halbrechter Position brachte Porsch den Ball in der 12. Minute diagonal in den Sechzehner. Sturmpartnerin Laura Postels verpasste die Eingabe, erlief sie aber noch und legte zurück. Melanie Bischoff brachte die Kugel scharf von links herein, in der Mitte kam Porsch einen Schritt zu spät, doch dahinter kam Alexandra Möller in Ballbesitz und zog einfach mal ab. Ihr Schuss aus spitzem Winkel wurde noch abgefälscht und landete zum 1:0 im Tor. Zu diesem Zeitpunkt war der Treffer verdient. Er hatte allerdings noch eine Nebenbedeutung, die erst in der Halbzeit klar wurde. Die Rothosen versuchten sofort nachzusetzen. Mit Erfolg: Torschützin Möller spielte Doppelpass mit Sophie Treu und flankte dann butterweich in den Fünfmeterraum. Dort hatte sich Porsch hingeschlichen und vollendete volley zum 2:0 (13.).

Michelle Porsch hetzt dem Ball hinterher

Michelle Porsch hetzt dem Ball hinterher

Danach verflachte aber die Partie. Der HSV konnte nicht an seinen guten Start anknüpfen, verlor an Genauigkeit und Tempo, und so konnte sich Farmsen befreien. Die Gäste versuchten es mit Pässen aus dem zentralen Mittelfeld hinter die Abwehr, die sich aber meist auf der Höhe präsentierte. Die Begegnung wurde nun sehr zerfahren, viele Unterbrechungen nahmen den Spielfluss heraus. Schiedsrichter Schulz-Greco war in dieser Sache sehr konsequent und ahndete den kleinsten Schubser, gab für fast jede Entscheidung allerdings auch gleich eine Begründung ab. So gab es zwei Gelbe Karten in Folge, für Laura Postels wegen Ballwegschlagens nach einem Abseitspfiff und für Saskia Hoffacker für ein taktisches Foul, das einen Konter des FTV unterband.

Hier hat Pia Ehlers mal das Nachsehen

Hier hat Pia Ehlers mal das Nachsehen

Zuvor hatte der Schiedsrichter bereits nach wenigen Minuten das Spiel kurz unterbrochen, um sich den Spielberichtsbogen nachreichen zu lassen. Nach einem Doppelwechsel beim HSV, bei dem Karen Restrepo und Larisa Ottmann für Melanie Bischoff und Alexandra Möller in die Partie kamen, ließ Schulz-Greco den Gelben Karton allerdings großzügig stecken, als sich eine HSV-Spielerin des Schmucks entledigen musste, den sie vor ihrem Einsatz abzulegen versäumt hatte, nicht ohne allerdings auf seine Großzügigkeit und die in den Regularien vorgesehenen Konsequenzen hinzuweisen. Es wäre binnen zwei Minuten die dritte Verwarnung gewesen. Und auch der Wechsel war nicht korrekt verlaufen, und Schulz-Greco musste nachhaken, wer rein und wer rausgegangen war – auch das war gelbwürdig gewesen, auch das ließ er ohne Karte durchgehen.

Annika Scheffler ist geschlagen, Porsch hat zum 3:0 verwandelt

Annika Scheffler ist geschlagen, Porsch hat zum 3:0 verwandelt

Sportlich Nennenswertes gab es erst wieder in der 39. Minute, und das war auch die letzte berichtenswerte Aktion eines ersten Durchgangs, den man mangels Ereignissen zwischen der 13. und dieser Spielminute als insgesamt erschreckend schwach bezeichnen muss. Farmsen gelang es nicht, einem kurz vor dem Pausentee noch einmal drängenden HSV zu widerstehen und den Ball aus der Gefahrenzone zu bringen. Porsch wollte den Ball mit einem Heber in den Strafraum spielen. Dabei sprang er Jessica Kleinpau an den nach vorn gestreckten Arm. Diese Armhaltung wertete Schiedsrichter Schulz-Greco als unnatürlich und damit als zu bestrafendes Handspiel im Strafraum – eine Kann-, aber keine Muss-Entscheidung. Den Strafstoß schoss Porsch selbst und traf rechts halbhoch zum 3:0-Halbzeitstand.

Laura Postels auf der Suche nach einer Anspielstation

Laura Postels auf der Suche nach einer Anspielstation

Die Führung war zwar verdient, fiel aber zwei Tore zu hoch aus. Nach dem zweiten Treffer verlor der HSV seine Linie. Der Farmsener TV leistete nun mehr Gegenwehr, war aber nicht zwingend, um den HSV ernsthaft zu gefährden. Sie blieben ohne echte Torchance. Beide versiebten ihre Angriffe bereits im Ansatz, kaum einmal wurde der Ball länger als fünf Stationen in den eigenen Reihen gehalten. Der schnelle Kunstrasen tat sein Übriges dazu, aber Farmsen stand auch defensiv kompakt und machte es dem HSV schwer, sein Spiel aufzuziehen. Eine Überraschung gab es dann aber während der Ansprache von Mac Agyei-Mensah: Von hinten schlich sich der Schiedsrichter heran und fragte in einer Sprechpause, wer Alexandra Möller sei. Nachdem die sich meldete, gratulierte ihr der 56-Jährige vor versammelter Mannschaft zum Geburtstag und überraschte auch ihre Mitspielerinnen, die ihr dann auch ein Ständchen brachten.

Larisa Ottmann kann ihre Flanke vor der Gegenspielerin hereinbringen

Larisa Ottmann kann ihre Flanke vor der Gegenspielerin hereinbringen

Spielerisch verbesserte die Pause jedoch nicht viel beim HSV. Der suchte weiterhin sein Konzept und hatte besonders beim Spielaufbau über die Flügel Schwierigkeiten. Zweimal hatte der Gegner bereits in der ersten Hälfte gewechselt, in der zweiten musste er dann nach 47 Minuten Nina Janebdar ersetzen, die angeschlagen raus musste. Zwei Minuten darauf nahm die Partie endlich wieder etwas Fahrt auf. Als Jennifer Holst, aufgerückte Rechtsverteidigerin, aus 22 Metern drei Meter am Kasten vorbei zielte, war das schon ein Highlight. Auf der anderen Seite hatte der FTV seine erste Chance im direkten Gegenzug, als Kerstin Neumann nach einem Abwehrfehler von Kim Samanta am rechten Strafraumeck in Schussposition kam, aber nach rechts verzog (49.). Dann war Schluss für Saskia Hoffacker: Sie rutschte nach einem Laufduell mit Neumann mit dem Knie in die hölzerne Hockeybande und musste verletzt ausgewechselt werden. Für sie kam Möller zurück ins Spiel. Danach zog Restrepo einen Volley vom Strafraumeck rechts vorbei (53.).

Franziska Gollbach verpasst knapp den Farmsener Ehrentreffer

Franziska Gollbach verpasst knapp den Farmsener Ehrentreffer

Der HSV bemühte sich, wieder gefährlicher zu werden, und dazu stellte der Trainer auf 4-3-3 um. Das brachte zunächst aber kaum Besserung. Da musste der Gast schon helfen. Ehlers schlug einen Eckball von rechts zu nah vor das Tor, als dass er von einer Mitspielerin erreicht werden konnte. Eine sichere Beute für viele Torhüter, doch FTV-Keeperin Scheffler patschte das Spielgerät am kurzen Pfosten ins eigene Netz – 4:0 (63.). Erst in den letzten zehn Minuten gab es wieder so etwas wie Feuerwerk, nachdem der HSV einer Drangperiode des FTV widerstanden und eigene Konterchancen durch Ungenauigkeiten im letzten Pass nicht genutzt hatte. Treu spielte einen langen Ball aus der eigenen Hälfte hinter die Farmsener Abwehr. Postels war nicht im Abseits und hatte freie Bahn, schloss aber kopflos ab und verzog klar nach links, dabei hätte sich noch locker einige Meter Platz gehabt, um dann einzuschieben (71.). Aber Postels sollte noch ihr Tor bekommen. Einen Freistoß aus 30 Metern vom linken Flügel brachte sie aufs Tor. Eigentlich war der Schuss gut zu halten, aber Scheffler rutschte die Kugel durch ins Netz zum 5:0, fünf Minuten vor dem Ende.

Porsch verpasst das 6:0, Scheffler rettet

Porsch verpasst das 6:0, Scheffler rettet

Die letzte Chance hatte ebenfalls der HSV. Möller warf rechts auf Porsch ein, die sich mit einer Körpertäuschung den freien Weg zum Tor erarbeitete, sich das Leder aber zu weit vorlegte, und so konnte Scheffler noch retten (76.). Der Sieg für den HSV ging in Ordnung, auch wenn Farmsen im zweiten Abschnitt mehr Spielanteile hatte. Insofern war das Ergebnis auch um zwei bis drei Tore zu hoch. Die Begegnung war geprägt von Fehlern im Spielaufbau und sehr zerfahren. Es gab wenig Konstruktives, kaum flüssiges Spiel. Nur zwei der fünf HSV-Tore waren herausgespielt, der Rest war eine Mischung aus Glück und gegnerischen Geschenken. Farmsen bestrafte sich damit selbst trotz einer tapferen, guten kämpferischen Leistung. Der Trainer der Rothosen sah sich genötigt, sich bei den anwesenden „Torjägern“ für die Partie seines Teams zu entschuldigen, auch wenn der Platz sein Übriges beisteuerte. Das Beste am Spiel war – auch wenn die Beteiligten das durchaus anders sehen mögen – der Schiedsrichter, der korrekt und mit Augenmaß die sich bietenden Situationen beurteilte.


Statistik:

Hamburger SV II.: Biesenbaum – Samanta, Hoffacker, Nickels, Holst – Bischoff, Ehlers, Treu, Möller – Postels, Porsch

Farmsener TV: Scheffler – Louvet, Kleinpau, Gollbach, N. Neumann, Muska Janebdar, Metasch, Geisler, Gorcic, Hassam, Grab; Einwechselspielerinnen: K. Neumann, Elkady, Gmeiner, Mirza Janebdar

Schiedsrichter: Gerhardt Schulz-Greco (Eintracht Norderstedt)

Tore: 1:0 Möller (12.), 2:0 Porsch (13.), 3:0 Porsch (39./Handelfmeter), 4:0 Scheffler (63./Eigentor), 5:0 Postels (75./Freistoß)

Gelbe Karten: Postels (HSV, 33. Minute, wegen Ballwegschlagens), Hoffacker (HSV, 34. Minute, wegen Foulspiels)

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