Am Mittwochabend ging es für die 2. B-Mädchen zum Walddörfer SV. Diese Partie war gleichzeitig das Duell zwischen dem Tabellenführer, WSV, und dem Zweiten, HSV, in der Staffel MB 11. Mit einem Sieg konnten die Rothosen selbst an die Spitze springen und im abschließenden Spiel gegen den SV Billstedt-Horn am Sonntag die Staffelmeisterschaft in dieser Herbstrunde erringen. Walddörfer stellte bis dato mit zwei Gegentoren aus drei Spielen die beste Abwehr der Staffel. Leicht würde es also nicht werden, zumal die Mannschaft von Mac Agyei-Mensah und Sylvia Booker am Sonntag trotz des klaren 5:0 gegen Farmsen noch Leistungsreserven offenbart hatte. Und die Bedingungen waren mehr als gewöhnungsbedürftig: Ein stellenweise matschiger Grandacker am Saseler Weg, umrandet von zwar einer Vielzahl von Flutlichtmasten, die jedoch den gesamten Platz in gelbes Licht tauchten.
Doch die in Blau-Schwarz angetretenen Rautenträgerinnen schien das kaum zu irritieren. Nach drei Minuten packte Mittelfeldspielerin Sophie Treu einen Schuss aus 20 Metern aus, den WSV-Torhüterin Leah Weber nicht erreichen konnte, doch der Pfosten rettete für die bereits geschlagene Keeperin. Aber auch Walddörfer machte auf sich aufmerksam. Nach einem Fehler in der während der gesamten Spielzeit unsicher wirkenden Abwehr bekam Saskia Hoffacker das Leder nicht aus der Gefahrenzone, aber Paulina Kristen konnte das nicht nutzen, schoss aus spitzem Winkel am langen Pfosten vorbei (6.). Der HSV hatte jedoch etwas mehr vom Spiel, der Ball lief etwas flüssiger. Nach 13 Minuten brachte Jasmin Lüdemann einen Freistoß von rechts herein auf den zweiten Pfosten. Pia Ehlers köpfte eine Mitspielerin an, aber dann schaltete Nadine Enriquez am schnellsten: Den Abpraller schob sie mit der Pieke aufs Tor, Weber war noch dran, und im zweiten Nachsetzen bugsierte Linksaußen Enriquez das Leder zum 0:1 über die Linie. So hatte sich der HSV das gedacht. Und sie setzten nach. Linksverteidigerin Melanie Bischoff flankte von ihrem Flügel, Ehlers legte per Kopf ab, aber der Schuss von Michelle Porsch aus 14 Metern senkte sich zu früh wieder, um Weber zu überfliegen, und die Torhüterin pflückte den Ball aus der Luft (17.). Ein toll anzusehender Angriff war es dennoch. Zwei Minuten später schoss Ehlers aus der Distanz flach links vorbei.
Der HSV war etwas geradliniger und stand hinten kompakter. Aber der Walddörfer SV spielte gut mit, konnte sich jedoch nur selten durchsetzen. Zumeist war für den HSV aber vor dem Strafraum schon Schluss. Treus Volleyaufsetzer in der 21. Minute war dafür ein ebenso passendes Beispiel wie der Versuch von Ehlers aus 20 Metern. Beide Male war Weber auf dem Posten. In der 25. Minute war es jedoch soweit. Lüdemann spielte einen Steilpass hinter die Abwehr auf Alexandra Möller. Sie spielte vor ihrer Gegenspielerin quer auf Porsch, die nun frei vor Weber stand und unten rechts zum 0:2 einschob. Schön herausgespielt. Aber nun bekamen die Gastgeberinnen ihre erste richtig gute Chance. Zu behaupten, die HSV-Defensive habe dabei kräftig mitgeholfen, ist jedoch eine kräftige Untertreibung: Einen langen Ball des Walddörfer SV köpfte Hoffacker Ehlers in einer Bogenlampe unglücklich nach hinten. Torhüterin Sarah Biesenbaum kam aus ihrem Kasten, erreichte das Leder aber nicht, denn von einem Abwehrbein sprang es Richtung eigenes Tor. Ehlers Hoffacker wetzte hinterher – und rettete rechtzeitig vor der Linie vor einem Eigentor (31.). Luftanhalten an der Seitenauslinie!
Doch diese Szene schien den WSV zu beflügeln, während sie den HSV verunsicherte. Marie Fröhlich schlug in der 32. Minute einen Freistoß aus halbrechter Position direkt auf den kurzen Pfosten, Biesenbaum ging statt mit den Händen mit den Beinen zum Ball und hatte Glück, dass der Abpraller neben dem Tor ins Aus ging. Weitere 60 Sekunden später konterten die Gastgeberinnen, der Ball kam links am Strafraum zu Freya Hinrichs. Der HSV bekam den Ball nicht weg, Hinrichs behauptete sich gegen Hoffacker und traf aus zwölf Metern ins lange Eck – 1:2 (33.). Erst kurz vor der Pause kamen die Gäste noch einmal vor das WSV-Tor. Lüdemann, von der viele ordnende Aktionen ausgingen, schickte Porsch über die rechte Seite steil hinter die Abwehr. Die Stürmerin erreichte das Leder gerade noch vor der Torauslinie und gab die Flanke scharf hinein auf den ersten Pfosten, aber zu nah vor’s Tor, als dass sie von einer Mitspielerin hätte erreicht werden können. Womit kaum einer rechnete: Der nasse Ball rutschte Weber durch die Hände und ins Tor – 1:3 (40.). Schon gegen Farmsen hatte den Rautenkickerinnen ein Eigentor der gegnerischen Torhüterin geholfen. Nun ging es also doch dank dieses Fehlers mit einem Zwei-Tore-Vorsprung in die Pause.
Der Walddörfer SV spielte ordentlich mit, aber die Rothosen waren torgefährlicher, darum ging die Führung insgesamt auch in Ordnung. Nur in der Rückwärtsbewegung war die Defensive des Agyei-Mensah/Booker-Teams unter Druck sehr anfällig und nervös, schien die Konzentration zu verlieren. Klärungsaktionen waren häufig nicht so konsequent, wie sie hätten sein müssen, um die Gefahr zu beseitigen. Damit brachten sie sich selbst in Schwierigkeiten. Aber dem WSV fehlte vorn eine schnelle Knipserin, die diese Fehler nutzen konnte. In der Vorwärtsbewegung hingegen zeigte der HSV, der mit drei Stürmerinnen angetreten war, die reifere Spielanlage.
Der Beginn des zweiten Durchgangs war über weite Strecken zerfahren. Zu viele HSV-Aktionen erzeugten den Eindruck, halbherzig und zu lässig ausgeführt worden zu sein, und so verspielten die Akteurinnen Möglichkeiten häufig schon im Ansatz. Es wirkte sehr fahrig und war nicht schön anzusehen. Walddörfer seinerseits versuchte, die Gäste unter Druck zu setzen, zu Fehlern zu zwingen und durch ein Tor wieder heranzukommen, das Spiel eventuell sogar zu kippen. Erst in der 52. Minute entwickelte sich wieder eine sehenswerte Strafraumszene. Ehlers fing einen Pass der Gäste in deren eigener Hälfte ab und spielte schnell steil. Von rechts war Möller diagonal hereingelaufen, mit Ball schneller als ihre Gegenspielerin, schob dann aber deutlich links vorbei. Da hätte sie mehr draus machen müssen. Aber wie es immer ist: Nutzt man seine Chancen nicht, wird man bestraft. Und die Strafe kam in der 56. Minute. In der Defensive bekamen die Rothosen den Ball nicht weg. Enriquez verlor ihren Zweikampf gegen Lilibeth Martinez, und nach deren Querpass zog Fröhlich flach ab, traf unten links zum 2:3 (56.).
Nun war wieder Zittern angesagt. Zum Glück nur drei Minuten lang. Bischoff war zur Mittellinie aufgerückt und spielte einen Pass auf der linken Seite auf Porsch. Die ließ ihre Gegenspielerin mit einer Körpertäuschung Louisa Marutt ins Leere laufen und nahm den Ball mit in den Strafraum. Dort passte sie quer auf die hereingelaufene Dilara Gencol, und die spitzelte das Leder am Elfmeterpunkt aufs Tor. Weber kam nicht mehr ran, und der Ball rollte zum 2:4 ins lange Eck (59.). Der Widerstand der Gastgeber war nicht gebrochen, doch schien die Hoffnung deutlich kleiner, hier noch einen oder drei Punkte mitzunehmen. Denn Chancen bekamen sie in den letzten zwanzig Minuten nicht mehr.
Statt dessen hätte der HSV das Ergebnis höher schrauben können. So fing Weber einen zu kurz geratenen Heberversuch von Porsch in der 66. Minute. Zwei Minuten darauf zog Lüdemann aus 30 Metern scharf ab, Marutt fälschte in die Füße von Porsch ab, doch deren sofortiger Abschluss aus 15 Metern konnte Weber mit einer tollen Reaktion einhändig am Überschreiten der Torlinie hindern (68.). Die letzte Gelegenheit hatten die Rauten in der 70. Minute. Eine Flanke von Bischoff vom linken Flügel rutschte durch, und Weber hielt den direkten Abschluss von Gencol sicher. Danach kam zwar Walddörfer noch druckvoll Richtung HSV-Tor, Chancen entwickelten sich aber nicht mehr, und die Partie lief dann aus.
Durch das 4:2, das unter Berücksichtigung aller Umstände um ein Tor zu hoch ausfiel, erklomm der HSV die Tabellenspitze. Der Weg dahin war schwer. Der WSV spielte gut mit und wehrte sich so, wie man es von einem Tabellenführer erwartet. Spielerisch fehlte ihnen allerdings ein Tick Qualität, um die Unsicherheiten der Gäste zu nutzen. Die zeigten sich wie auch am Sonntag effektiv und machten immer dann die Tore, wenn es nötig war. Trotz Grand, gelbem, nicht sehr erhellendem Licht und des Fehlens einiger Spielerinnen wie Laura Postels, Larisa Ottmann und Lena Nickels offenbarten die Rothosen auch an diesem Mittwochabend noch Ansätze für das Training, nicht nur defensiv. Sie spielten nicht schlecht nach vorn, vergaben aber durch Ungenauigkeiten, Unkonzentriertheiten und den letzten Schwung, der zu klareren Aktionen fehlte, eine merklich bessere Leistung und größere Überlegenheit. Dass sie es können, haben sie in dieser Saison schon bewiesen.
Statistik
Walddörfer SV: Weber – Kobusch (41. Lucas), Buchwitz (24. von Raven / 54. Martinez), Marutt, Lucas (33. Butenschön / 57. Lohe / 68. Kobusch) – Hinrichs, Fröhlich, Butenschön (24. Degen / 41. Buchwitz), Schulz – Lohe (54. Kristen / 76. von Raven), Kristen (33. Thodewald)
Hamburger SV II.: Biesenbaum – Bischoff, Hoffacker, Holst, Samanta – Ehlers, Treu, Lüdemann – Enriquez (68. Möller), Porsch (76. Enriquez), Möller (56. Gencol)
Schiedsrichterin: Kristina Nicolai (Duwo 08)
Tore: 0:1 Enriquez (13.), 0:2 Porsch (25.), 1:2 Hinrichs (33.), 1:3 Weber (40./Eigentor), 2:3 Fröhlich (56.), 2:4 Gencol (59.)
Gelbe Karten: keine