Der Tabellenführer der 2. Bundesliga Nord, die 2. Frauen des HSV, gaben sich in Kiel keine Blöße. Souverän siegte man mit 0:4. Dabei hätte das Resultat deutlicher ausfallen können. Doch heute gab es zwei Dinge zu beanstanden. Ein Punkt war die Chancenverwertung, insbesondere in der ersten Halbzeit. Und kritisch gesehen werden muss auch, dass nach 25 Minuten das Spiel für rund zehn Minuten aus der Hand gegeben wurde.
Claudia von Lanken und Miriam Scheib vertrauten dieser Startelf:
Jennifer Weger – Nadine Moelter, Denise Lehmann, Anna Hepfer, Henrike Meiforth, Nina Brüggemann – Anika Höß, Angelina Lübcke, Anna Hepfer, Christine Schoknecht, , Maike Timmermann, Kathrin Patzke.
Als Reserve standen ferner bereit Daniela Schacher, Louisa Nöhr, Cathérine Knobloch und Carina Wolfgramm. Zur Unterstützung waren Johanna Borkowski, Vanessa Hamed und Jobina Lahr, das Orakel, angereist.
Somit war das Startelfdebüt der im Winter zurückgegehrten Christine Schoknecht endlich perfekt, nachdem zuvor Erkrankungen und berufliche Verpflichtungen den Einsatz immer wieder verhindert hatten. Heute durfte sie auf der linken Seite wirbeln. Das Debüt ist ihr gelungen. Die von ihr ausgeführten Standards wurde von Mal zu Mal gefährlicher und mit ihren Torschüssen stellte sie die Torhüterin Kiels, Eva Lotta Ravn, mehrmals vor schwere Aufgaben. Ein Tor blieb ihr jedoch heute noch verwehrt.
Das galt auch für Maike Timmermann. Sie spielte sehr mannschaftsdienlich, lief überaus viel, attackierte Kiels Defensive früh und provozierte diverse Ballverluste der Kielerinnen. Zudem hatte sie stets ein Auge für die Mitspielerinnen und legte insbesondere Kathrin Patzke etliche ihrer Torchancen auf, von denen Patzke auch eine verwertete.
Timmermann hatte bei eigenen Torschüssen heute das Pech, dass immer noch ein Bein dazwischen war, oder der Schuss knapp am Tor vorbei ging. Das Sahnehäubchen auf ihre Leistung blieb ihr somit leider verwehrt. Aber Patzke bedankte sich noch weit nach dem Spiel bei Timmermann für deren Zuspiele.
Neben Maike Timmermann ist auch Anika Höß hervorzuheben, die die rechte Außenbahn engagiert wie selten beackerte, immer wieder zu guten Läufen ansetzte und etliche gefährliche Hereingaben produzierte.
Nicht zu vergessen natürlich die dreifache Torschützin Kathrin Patzke, die heute von den guten Zuspielen ihrer Teamkolleginnen profitierte, sich aber auch wiederholt selbst Torgelegenheiten erarbeitete und abschloss. Auch wenn es vermessen klingt, aber bei optimaler Chancenverwertung wären noch zwei oder drei Tore mehr drin gewesen. Aber so hat sie mit den heutigen drei Toren genau diese als Vorsprung in der Torjägerliste vor Safi Nyembo (16 Treffer) von Lok Leipzig.
Das 0:1 erzielte Kathrin Patzke bereits nach drei Spielminuten nach Zuspiel von Anna Hepfer.
Schon drei Minuten später hätte es fast 0:2 gestanden, doch Maike Timmermann verpasste nach einem Zuspiel von Patzke knapp.
Noch in derselben Minute spielte Anika Höß Kathrin Patzke frei, doch diese vergab.
Das Vergeben der Chancen ging munter weiter.
In der 15. Minute setzte sich Patzke selbst in Szene, schoss schlussendlich über das Tor.
Nach 19 Minuten legte Höß quer zu Schoknecht, doch deren Schuss ging genau in die Arme von Ravn.
Vier Minuten später überlief Maike Timmermann die halbe Defensive der Kielerinnen und legte nach innen ab zu Patzke. Deren Schuss ging erneut über das Tor.
Nach diesen 25 Minuten hätte der HSV deutlich klarer als nur 0:1 führen müssen.
Dann gab es einen Bruch im Spiel, Kiel kam besser in die Partie.
Nach einem Fehler auf der linken Abwehrseite des HSV stürzte Jennifer Weber heraus, um zu retten, was zuvor verbockt worden war, konnte jedoch nicht gänzlich klären und hatte Glück, als der Schuss der Gegenspielerin über das nun leere Tor ging. Die beste Chance für Holstein im Spiel.
Nach eher schwachen zehn Minuten konzentrierte sich der HSV dann wieder besser und kam erneut zu Torgelegenheiten. Patzke lief mit dem Ball in den Strafraum zur Grundlinie, umspielte eine Gegenspielerin und wurde dann gefoult. Der Elfmeter aus der 36. Minute war berechtigt. Denise Lehmanns Schuss wurde allerdings von Ravn abgewehrt.
Noch klarer war das Foul von hinten in die Beine an Maike Timmermann in der 41. Minute. Da die Linien von der Seitenlinie nicht gut zu erkennen waren, gab es zunächst Zweifel, ob es erneut Strafstoß geben würde. Doch es wurde ein Freistoß, unverständlicherweise ohne Gelbe Karte für die Übeltäterin. Maike Timmermann konnte zum Glück weiterspielen.
Anika Höß legte dann nach innen zu Maike Timmermann, die jedoch das Tor verfehlte.
Nach dem Freistoß von Angelina Lübcke landete der Ball erneut im Tor der Kielerinnen. Es sei jedoch Abseits gewesen, behauptete die nicht immer souverän wirkende Schiedsrichterin Verena-Kordula Schultz. In dieser Szene, bin ich jedoch ihrer Meinung.
Christine Schoknecht probierte es mit einem direkten Freistoß.
Dann war Halbzeit. Es gab einige Dinge zu besprechen. Die Chancenauswertung und die zwischenzeitlichen Konzentrationsprobleme samt Hang zur Überheblichkeit beispielsweise.
Die zweite Hälfte begann wie die Erste: mit einem frühen Tor für den HSV durch Kathrin Patzke.
Sie war sogar eine Minute schneller und traf in der 47. Minute zum 0:2.
Eine weitere Gelegenheit hatte Maike Timmermann, die sich geschickt um ihre Gegenspielerin drehte, ihren Schuss jedoch etwas zu hoch ansetzte. Die Vorarbeit hatte Angelina Lübcke über die linke Seite geleistet.
Das 0:3 war dann die Entscheidung. Nach einem Eckball von rechts, getreten von Lübcke, flog der Ball quer durch den Strafraum. Der ging an Timmermann vorbei, die den Ball entweder noch verlängerte, zumindest aber einige Gegenspielerinnen auf sich zog, zu Henrike Meiforth, die das Leder per Kopf über die Linie drücken konnte. Das war in der 58. Minute.
Eine Minute später schoss Christine Schoknecht von links einen Freistoß in den Strafraum, der Denise Lehmann fand. Deren Schuss quer durch den Strafraum zum linken Torpfosten flog, von der heransprintenden Timmermann jedoch knapp nicht mehr erreicht wurde, sodass er ins Toraus ging.
Christine Schoknecht, die in der ersten Halbzeit noch weniger in das Spiel eingebunden worden war, bekam in der zweiten Spielhälfte deutlich mehr Spielanteile und konnte sich mehrmals offensiv in Szene setzen. So auch in der 61. Minute, als sie einfach mal abzog. Ihr Torschuss ging jedoch knapp rechts am rechten Torpfosten vorbei.
Das letzte Tor des Tages erzielte erneut Kathrin Patzke. Henrike Meiforth hatte aus der eigenen Hälfte einen langen Diagonalpass auf Anika Höß gespielt. Diese konnte sich erneut auf ihrer rechten Seite durchsetzen und nach innen flanken. Maike Timmermann verlängerte zu Patzke, die den Ball halbhoch rechts ins Tor schoss. Das 0:4 in der 70. Minute war der Endstand.
Kiel versuchte sich noch mal, doch ernsthafte Gefahr für das HSV-Tor kam nicht mehr zustande. Die letzte gute Aktion des Spiels hatte die inzwischen eingewechselte Louisa Nöhr, deren Fernschuss in der 89. Minute nur knapp links am Tor vorbei ging.
So war man nach dem Spiel beim HSV dann doch recht zufrieden. Drei Punkte geholt, den Vorsprung von 2 Punkten auf den Verfolger Leipzig gehalten. Jetzt gilt es, sich auch in 14 Tagen beim Heimspiel gegen Oldesloe keine Blöße zu geben.
Zuvor steht für einige Spielerinnen des Teams jedoch der Länderpokal in Duisburg auf dem Programm. Mittwoch gibt es um 19 Uhr noch ein Testspiel der U20-Auswahl in Jenfeld gegen das Regionalliga Team von Bergedorf 85, bevor es dann am 15. nach Duisburg geht.
Zufrieden war heute auch Jobina Lahr, die das 0:4, darunter zwei Tore von Kathrin Patzke, korrekt vorher orakelte. Da sieht man, wer wirklich etwas vom Fußball versteht.
Statistik:
Holstein Kiel: Ravn, Grube, Danielsen, Pashley, Schildt, Krohn, Roeder, Hild, Krause, Weigel, Jakubowski
Hamburger SV II: Weber – Moelter, Lehmann, Meiforth, Brüggemann – Höß, Lübcke, Hepfer (78. Wolfgramm), Schoknecht (72. Nöhr) – Patzke, Timmermann (83. Schacher)
Nicht eingesetzt: Cathérine Knobloch
Zuschauer: 150
Tore: 0:1 Patzke (3.), 0:2 Patzke (47.), 0:3 Meiforth (58.), 0:4 Patzke (70.)
Schiedsrichterin: Verena-Kordula Schultz
Bessondere Vorkommnisse: Lehmann scheitert mit Foulelfmeter an Torhüterin Ravn (37.)