Im Aufstiegsjahr in der Regionalliga Nord auf Rang 4 zu landen, ist eine beachtliche und erfreuliche Leistung, auf welche die Mannschaft von Peter Schulz und Joachim Böhmer ganz sicher stolz sein darf. Insbesondere angesichts der Unruhe, die der zwischenzeitliche Trainerwechsel und auch die Sparmaßnahmen in der Leistungsabteilung verursacht haben.
Da ist es zwar sehr ärgerlich, dass die letzte Partie beim VfL Oythe am Sonntag mit 2:4 verloren ging, doch überstrahlt dieses tagesaktuelle Ergebnis nicht die Leistung, das beste Team der Liga aus Hamburg geworden zu sein.
Rang 1 der Hamburg-Wertung belegen die 1. Frauen in der Frauen-Bundesliga. Rang 2 geht an HSV II aus der 2. Bundesliga Nord. Platz 3 geht an HSV III in der Regionalliga. Und erst auf Platz 4 folgt dann der FC Bergedorf 85 als Tabellensechster der Regionalliga Nord, elf Punkte und etliche Tore hinter HSV III.
Heute war der HSV fast in Komplettbesetzung angereist. Wer irgendwie Zeit fand und nicht durch z. B. Konfirmationsfeiern oder Ansteckungsgefahr ausgebremst wurde, war dabei. Selbst die verletzten Spielerinnen waren mitgereist, um das Team beim letzten Saisonspiel zu unterstützen.
Los ging es gleich ausgesprochen unglücklich. Ein Abschlag von Yasmine Sennewald verunglückte und landete leider bei Gegenspielerin Lisa Seeger. Diese war dann durch die überraschte Abwehr nicht mehr zu halten und traf zum 1:0. Kein Auftakt nach Maß.
Das erste Lebenszeichen sendete dann nach vier Minuten Imke Wübbenhorst Richtung Tor von Carina Heyens, traf jedoch nicht.
Oythe bereite in dieser Phase dem HSV – der die Anfangsphase, anders als in den letzten Partien, verschlief und nicht in Tritt kam – einiges an Problemen. Immer wieder wurden die schnellen Spitzen durch Zuspiele in die Nahtstellen der nicht optimal postierten Viererkette des HSV bedient und standen dann unangenehm frei vor Yasmine Sennewald.
So auch in der 10. Minute, als Sennewald energisch aus ihrem Tor herauskommen musste und so gerade noch vor Lisa Seeger an den Ball kam. Allerdings drosch Sennewald ihren Befreiungsschlag mit Wucht an den Rücken von Seeger, sodass der Ball in Richtung des verwaisten HSV-Tors flog. Zum Glück um gut eineinhalb Meter links vorbei.
Trainer Schulz stellte taktisch etwas um und ließ Imke Wübbenhorst von der Sturmspitze zurück auf die Zehn gehen. Daniela Schacher wechselte dafür nach vorne.
Die nächste Torchance hatte erneut Imke Wübbenhorst, deren Schuss in der 16. Minute von links auf das Tor noch vor der Linie weggeschlagen werden konnte. Zwei Minuten später konnte Daniela Schacher eine Hereingabe von Lara Wolff nicht ganz erlaufen. Schade, das Tor vor ihr wäre leer gewesen.
In der 19. Minute schlug Paula Ziselsberger einen langen Ball nach vorn und überraschte die heute ausgesprochen unsicher wirkende Carina Heyens. Den von dieser abprallenden Ball konnte der HSV leider nicht verwerten.
Nach 24. Minuten endlich traf der HSV dann. Pajtesa Kameraj hatte einen Befreiungsschlag auf Daniela Schacher geschlagen, die nun allein auf Heyens zulief und dieser den Ball durch die Beine ins Tor spielte. Der Schönheitsfehler: Es wurde auf Abseits erkannt.
Von den zahlreichen Entscheidungen gegen den HSV war das eine der wenigen nachvollziehbaren. Die Bremer Schiedsrichterin Verena Plate machte keinen guten Eindruck. Um keinen falschen Eindruck aufkommen zu lassen. Der HSV hat das Spiel nicht wegen des Schiedsrichtergespanns verloren. Aber über ungewöhnlich viele Entscheidungen musste man sich wirklich wundern – wenn nicht ärgern. Tanja Thormählen gab dieses dann auch in der 2. Halbzeit verbal zu verstehen – und bekam ihre 5. Gelbe Karte der nun abgelaufenen Saison.
In einem Zweikampf (Dreikampf) gegen zwei Gegenspielerinnen verletzte sich Imke Wübbenhorst am Fuß und musste nach einigen Minuten einsehen, dass es nicht mehr weitergehen konnte. Nach 28 Minuten musste sie das Spielfeld verlassen (auch wenn Fußball.de die 73. Minute angibt). Es kam Jana Wethje ins Spiel und übernahm die Position im Mittelfeld.
In der 35. Minute hatte sich Tanja Thormählen links durchgesetzt und schön vor das Tor geflankt. Kathrin Miotke stieg zum Kopfball hoch, konnte diesen jedoch nicht Richtung Tor bringen. Stattdessen flog der Ball parallel zum Tor und stellte keine Gefahr mehr dar.
Glück hatte der HSV kurz vor der Halbzeit, als Lisa Seeger Denise Meinberg und Pajtesa Kameraj ausspielte und erneut durch war. Yasmine Sennewald konnte so gerade noch abwehren.
Zur Halbzeit konnte der HSV nicht zufrieden sein. Das frühe Gegentor war ärgerlich. Aber noch ärgerlicher waren die zahlreichen ausgelassenen eigenen Torchancen. Peter Schulz stellt zur 2. Halbzeit auf Dreierkette um und zog Paula Ziselsberger nach vorne.
Das zeigte Wirkung. Denn der HSV konnte aus einem 0:1 ein 2:1 machen. In der 53. und in der 60. Minute erzielte Daniela Schacher zwei Tore für den HSV und drehte so die Partie.
Das war durchaus verdient. Denn zuvor hatte der HSV einige Torgelegenheiten, etwa nach Hereingabe von Laura Wolff durch Claudia Teixeira-Pinto, ausgelassen. Allerdings war auch ein Lattenwischer nach sicher nicht ganz so beabsichtigen Hereingabe für Oythe zu verzeichnen.
Doch dann trat Nadine Odzakovic zum Freistoß an, die weiterhin unsichere Heyens konnte den Ball nicht richtig abwehren und Daniela Schacher schoss diesen aus acht Metern ins Tor zum 1:1-Ausgleich.
In der 60. Minute produzierte Heyens einen verunglückten Abstoß, der direkt bei Teixeira-Pinto landete. Diese wollte nach links zur frei stehenden Schacher spielen, doch kam eine Abwehrspielerin an den Ball. Diese verstolperte jedoch unbedrängt. Dadurch kam Daniela Schacher dann doch an den Ball, zog sofort ab und traf flach neben den rechten Torpfosten zum 2:1 für den HSV. Peter Schulz stellte nun wieder auf Viererkette um.
Die Freude darüber währte zwei Minuten. Denn dann gab es einen fragwürdigen Freistoß gegen den HSV. Diesen führte Türkje Yildiz aus. Sie schlug den Ball, der lange in der Luft war, hoch auf das Tor. Yasmine Sennewald hatte zwar die Hände oben, doch ging der Ball zwischen diesen hindurch zum 2:2-Ausgleich. Psychologisch sicherlich nicht zum Vorteil für den HSV.
Das gilt auch für den nur drei Minuten später folgenden erneuten Rückstand durch Eva-Maria Kollmer. Ein Konter über die rechte Seite, Tanja Thormählen hatte das Abseits aufgehoben, endete mit einer Flanke von Lisa Seeger auf Kollmer, die – mit etwas Glück – den rechten Innenpfosten traf. Von diesem ging der Ball zum 2:3-Rückstand ins HSV-Tor.
Jetzt gab es Torgelegenheiten auf beiden Seiten. Für den HSV versuchte sich Claudia Teixeira-Pinto, die über das Tor schoss, für Oythe hätte es nach einer Ecke fast einen weiteren Treffer gegeben. Doch Yasmine Sennewald hielt sicher.
Nach einem Abspielfehler von Nadine Odzakovic im Mittelfeld gab es wieder einen dieser Bälle auf die Spitzen der Gastgeberinnen. Es war jedoch kein Abseits und Türkje Yildiz schoss in der 83. zum 4:2 für Oythe ein.
Peter Schulz brachte für die letzten fünf Minuten noch Jennifer Kaminski und Katharina Stuth (für Denise Meinberg und Lara Wolff) ins Spiel. Drehen konnte der HSV das Spiel aber nicht mehr.
So beendete der HSV diese sehr erfolgreiche Spielzeit mit einer 2:4-Niederlage in Oythe. Schon das Hinspiel hatte Oythe gewinnen können und ist damit das einzige Team der Liga, welches sechs Punkte gegen den HSV holte. Zudem ist es das einzige Team, das gegen den HSV in einem Spiel vier Tore erzielen konnte.
Der HSV hat damit die Saison beendet. Der Trainingsbetrieb wird nun deutlich reduziert. Eine Turnierteilnahme zu Pfingsten steht noch aus.
PS: Vor dem Spiel wurde es zunehmend kälter und windiger. Ideal um ein Mannschaftsbild zu machen. Oder etwa nicht?
Statistik:
Kader VfL Oythe:
Carina Heyens, Daniela Perk (84. Anna Lübberding), Kathrin Seeger, Nadine Hartmann, Sabrina Roth, Beate Kunze, Türkje Yildiz (87. Nadine Reinke), Lisa Seeger, Tanja Kröger, Eva-Maria Kollmer, Franka Dreyer
Kader Hamburger SV III:
Yasmine Sennewald – Tanja Thormählen, Denise Meinberg (85. Katharina Stuth), Pajtesa Kameraj, Paula Ziselsberger – Lara Wolff (85. Jennifer Kaminski), Daniela Schacher, Nadine Odzakovic, Claudia Teixeira-Pinto – Imke Wübbenhorst (28. Jana Wethje), Kathrin Miotke
Nicht eingesetzt: Katrin Schwing, Carolin Reiß, Svenja Winter
Schiedsrichter: Verena Plate (Bremen), assistiert von Bernd Brüggemann und Dominik Klatte
Zuschauer: 55
Tore: 1:0 Lisa Seeger (2.), 1:1 Daniela Schacher (53.), 1:2 Daniela Schacher (60.), 2:2 Türkje Yildiz (62.), 3:2 Eva-Maria Kollmer (65.), 4:2 Türkje Yildiz (83.)