Deutschland zittert sich zum Sieg

Der deutsche Auftakt ins Weltmeisterschaftsturnier im eigenen Land ist geglückt – allerdings am Ende doch knapper als nötig. 80 Minuten lang hatte die Mannschaft von Silvia Neid das von Carolina Morace trainierte Team aus Kanada im Griff – doch dann brachte ein unnötiges Foul das erste WM-Gegentor seit dem Finale 2003 ein.

Die Medienlandschaft war zunächst überrascht, nach dem Leistungsprinzip aber war es richtig, dass Celia Okoyino da Mbabi vom SC Bad Neuenahr anstelle der Duisburgerin Inka Grings in der Startelf stand. Sie brauchte ein wenig, um Akzente zu setzen. Zunächst machten die Kanadierinnen auf sich aufmerksam, als Christine Sinclair, Kanadas einzige Spitze, nach einem Fehler von Simone Laudehr (FCR Duisburg) frei vor der Frankfurter Keeperin Nadine Angerer auftauchte und über den Kasten zielte (5.). Dann fand sich die DFB-Elf etwas besser rein. Nach zehn Minuten schlug Melanie Behringer in einer Frankfurter Kombination einen langen Diagonalball in den Strafraum, Kerstin Garefrekes war frei, scheiterte aber an der Parade von Erin McLeod. Aber die deutsche Elf setzte nach und kam wieder in Ballbesitz. Babett Peter (Turbine Potsdam) flankte von links, McLeod verschätzte sich beim Herauslaufen, und Garefrekes war per Kopf zur Stelle – 1:0 (10.).

Deutschland hatte danach zunehmend Vorteile. Doch Duisburgs Abwehrchefin Annike Krahn verpasste freistehend nach einem Freistoß von Behringer in der 16. Minute. Kim Kulig blieb in der ersten halben Stunde offensiv eher zurückhaltend und beschränkte sich auf das Gewinnen von Zweikämpfen und das Ballverteilen. Ihr erster Versuch in der 29. Minute aus der Ferne war harmlos. Auf der Gegenseite zielte Diana Matheson aus dem Rückraum knapp drüber, aber Angerer wäre auch da gewesen. Die nächste Chance hatte Kim Kulig, und zwar eine richtig gute. Aber in der 33. Minute köpfte sie am zweiten Pfosten nach einer Behringer-Ecke knapp vorbei. Deutschland drückte auf den zweiten Treffer, aber McLeod rettete in der 39. Minute gegen Okoyino da Mbabi, und Sekunden später nutzte Behringer einen Abwehrfehler, drosch den Ball drüber. Doch das 2:0 folgte noch vor dem Seitenwechsel: Babett Peter schlug einen Ball lang aus der eigenen Hälfte, Okoyino da Mbabi stand nicht im Abseits, marschierte in den Strafraum frei auf McLeod zu und schob den Ball an der Keeperin vorbei ins Netz. Nicht nur damit rechtfertigte die Neuenahrerin ihre Aufstellung, auch mit ihrem Einsatz.

Kanada wechselte doppelt zur zweiten Halbzeit, aber das Spiel blieb einseitig. Okoyino da Mbabi hatte Pech, als sie nach Zuspiel von Birgit Prinz im Strafraum gelegt wurde und keinen Strafstoß zugesprochen bekam (53.). Drei Minuten später ersetzte Alexandra Popp vom FCR Duisburg die Rekordnationalspielerin Birgit Prinz. Garefrekes vergab in der 57. Minute, nachdem sie von Kulig und Okoyino da Mbabi freigespielt wurde. Noch besser war die Chance von Popp, die nach Pass von Okoyino da Mbabi aus 21 Metern im Fallen abzog – doch ihr Schuss senkte sich nur auf die Latte (65.). Okoyino da Mbabi ging dann raus, und Inka Grings kam herein. Es sollte Neids erste Fehlentscheidung sein. Kurz darauf wurde Alexandra Popp steil geschickt, legte freistehend nochmal quer auf die mitgelaufene Garefrekes, die nur einschieben musste. Aber aus sieben Metern kickte sie das Leder über das leere Tor – das sah schon ziemlich peinlich aus…

In der 71. Minute tat Neid ihren zweiten Fehlgriff und brachte die Neu-Frankfurterin Fatmire Bajramaj für Melanie Behringer. Bajramaj sollte in den verbleibenden 22 Minuten inklusive Nachspielzeit als Fremdkörper wirken und zusammen mit Grings das Offensivspiel der DFB-Elf lähmen. Doch noch ging es nach vorn, aber wenig zwingend. So ein schwacher Schuss von Popp auf McLeod nach Zuspiel von Kulig (71.). Sechs Minuten später war es erneut ein Distanzschuss, der aber richtig gefährlich wurde. Aus knapp 25 Metern zog Laudehr ab – an die Latte. Auf der anderen Seite aber stellte sie sich selten ungeschickt an, als sie Christine Sinclair in deren Bewegung parallel zur Strafraumgrenze unnötig umhaute und dafür den Gelben Karton sah. Sinclair schoss den Freistoß selbst, zirkelte ihn über Krahns Kopf hinweg über die Mauer und rechts oben in den Kasten – nur noch 2:1 (82.). Angerer war chancenlos. Nun begann das Zittern. Drei Minuten später flankte Robyn Gayle auf den Elfmeterpunkt, wo Emily Zurrer völlig frei stand, aber überrascht kläglich vergab. Sollte sich die schlechte Chancenverwertung noch rächen? In der Offensive ging nun praktisch gar nichts mehr, auch bedingt durch die Totalausfälle Grings und Bajramaj. Nur Laudehr zielte in der Nachspielzeit nochmal über das Tor. Doch es reichte, und Deutschland zitterte sich zum letztlich verdienten 2:1-Auftaktsieg.

Spieldaten:
Deutschland: Angerer – Peter, Bartusiak, Krahn, Bresonik – Kulig, Laudehr – Behringer (71. Bajramaj), Okoyino da Mbabi (65. Grings), Garefrekes – Prinz (56. Popp)
Kanada: McLeod – Nault (46. Gayle), Chapman, Zurrer, Wilkinson – Schmidt, Kyle (46. Parker), Matheson – Tancredi (80. Timko), Filigno – Sinclair
Schiedsrichterin: Jacqui Melksham (Australien)
Tore: 1:0 Garefrekes (10., Flanke Peter), 2:0 Okoyino da Mbabi (42., Vorlage Peter), 2:1 Sinclair (82., Freistoß)
Gelbe Karten: Laudehr (1), Krahn (1) / –

Im ersten Spiel des Tages in der Gruppe A kam Frankreich zu einem knappen, aber verdienten 1:0-Sieg. In den ersten 25 Minuten hatten die Französinnen ein klares Chancenplus und brachten die bei Eckbällen anfälligen Nigerianerinnen mehrfach in die Bredouille. Dann aber vergab Desire Oparanozie die erste echte und beste Chance Nigerias kläglich, als sie frei vor dem Tor auftauchte. Nigeria wurde besser, wechselte bereits früh nach 34 Minuten, um die Abwehr zu stärken. Die beste Szene der ersten Halbzeit war ein Distanzschuss von Necib und die Parade der nigerianischen Keeperin Dede in der 44. Minute. In der zweiten Halbzeit war Marie-Laure Delie nach einer Kombination zum erlösenden 1:0 für Frankreich zur Stelle: Necib verlängerte in der 56. Minute eine Hereingabe von Le Sommer, und Delie traf aus sechs Metern zum einzigen Tor des Spiels. Ebere Orji hatte für Nigeria die beste Chance der zweiten Halbzeit, aber ihr Schuss ging am Kasten vorbei (64.). Die letzte Chance vergab Louisa Necib per Freistoß. So blieb es beim 1:0.

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