Die 2. Frauen des HSV haben in Kiel drei Punkte geholt. Das gelang im Vorjahr auch. Mit einem 1:2-Sieg. Doch damals war der Gegner die Regionalliga-Mannschaft Kiels. Jetzt nominell das aus der 2. Bundesliga abgestiegene Team. Okay, das gilt nominell für die HSV II auch. Doch aus dem Kader der 2. Bundesliga ist einzig Cathérine Knobloch dabei. Alle anderen Spielerinnen stammen aus dem Regionalligateam, dem eigenen Nachwuchs oder von anderen Vereinen. Somit konnte beim HSV keiner drei Punkte fest einplanen. Umso größer war die Freude nach Abpfiff, dass das Tor von Justine Kusi zum 0:1-Sieg gereicht hat. Damit bleibt der HSV auf Rang 2 und dem FC Bergedorf 85 auf den Fersen.
Diese Partie war geprägt durch viel Kampf. Beide Teams agierten auf ähnlichem Niveau. Keine Mannschaft konnte sich deutliche Vorteile herausspielen. Über die meiste Zeit bewegte sich das Spiel zwischen den Strafräumen. Große Torgelegenheiten blieben die Ausnahme. Selten habe ich mir so wenige Notizen machen müssen. Doch langweilig war das Spiel keineswegs. Man ahnte, dass es heute eine sehr knappe Kiste werden, vermutlich der Sieger durch nur ein Tor ermittelt werden würde.
Die Gelegenheiten dazu hatten, wenn auch in geringer Anzahl, beide Mannschaften. Kiels größte Gelegenheit in der ersten Halbzeit war ein Lattentreffer von Julia Kibbel (13.). Da sie es immer wieder aus großer Entfernung versuchte, war zu ahnen, dass man bei Kiel Fernschüsse von der Mittellinie oder noch größerer Entfernung als geeignete Methode gegen den HSV eingeplant hatte. Gebracht hat es nichts.
Der HSV kam beispielsweise durch Justine Kusi (17.) oder Lara Wolff (19., 25.) durch Fernschüsse oder Freistöße in Tornähe. Ebenfalls ohne Ertrag. Eine gute Gelegenheit hatte Justine Kusi noch in der 35. Minute, doch die herauskommende Victoria Bendt war einen Tick vor ihr am Ball. Da Kusi nicht genügend zurückzog, bekam Bendt ihren Fuß ab und Justine Kusi die Gelbe Karte. Fraglos berechtigt.
Auf der Gegenseite gab es diese Karte nicht. Dabei hatte Joy Grube Tanja Thormählen so kräftig erwischt, sodass Thormählen minutenlang hinter der Torlinie behandelt werden musste. Doch es nutzte nichts. Die Verletzung war zu schwer – Thormählen musste durch Jana Spack ersetzt werden (40.).

Nach einem Einsteigen von Joy Grube musste Tanja Thormählen aus der Partie. Art und Schwere der Verletzung muss ein Arzt diagnostizieren. Die Miene von Peter Schulz spricht Bände.
Grube spielte auch im Anschluss unverändert engagiert. Noch vor der Pause rannte sie in die ihr entgegenkommende Katrin Schwing. Auch diese brauchte einige Zeit, um sich davon zu erholen. Sie konnte aber weiterspielen.
Übrigens war das für Schwing erst der Anfang.
Nach dem Spiel konnte ich mir persönlich ein Bild (kein Foto) von der immensen Beule am Schienbein der HSV-Torhüterin machen. Diese Beule war unter dem Schienbeinschützer entstanden. Man mag sich vorstellen, welche Kräfte dort wiederholt wirkten.
Nach der Halbzeit, der HSV hatte nicht gewechselt, hatte Kibbel, mal wieder per Fernschuss, die erste Gelegenheit für Kiel.

Wirkliche Gefahr kam nur in der ersten Halbzeit auf, als ihr Versuch an die Querlatte ging. Hier verfehlt sie das Ziel deutlich.
In der 58. Minute tauschte Schulz Teixeira-Pinto für Gara. Kiel versuchte nun, die heute gut spielende Viererkette (auch nachdem Kameraj die Position von Thormählen einnehmen musste) des HSV verstärkt zu knacken. Doch Großchancen gab es keine. Nur Schussversuche, die das Ziel verfehlten oder Schwing nicht sonderlich forderten.
Der HSV blieb seinerseits gefährlich. Immer wieder trieb Tania Rocha Ferreira den Ball über ihre rechte Seite. Auch Teixeira-Pinto brachte frischen Wind in die HSV-Offensive.
Nach 73 Minuten sahen viele ein Foul an Justine Kusi, die von rechts in den Strafraum eingedrungen war und am Trikot gezogen wurde. Schiedsrichterin Anna-Lena Heidenreich wertete die Aktion jedoch anders und gab Eckball statt Strafstoß. Ich meine: Fehlentscheidung

Justine Kusi war durch, wurde am Trikot gezogen und kam zu Fall. Es gab Eckball und nicht den durchaus möglichen Strafstoß
Doch Kusi kam zu ihrem Tor. In der 80. Minute erlief sie ein langes Zuspiel und setzte sich links durch. Im ersten Anlauf konnte Bendt noch abwehren, doch danach lag der Ball im Netz.
Nach diesem Tor gab Jacqueline Bleser ihr Pflichtspieldebüt für den HSV. Zuletzt hatte sie eine lästige Verletzung ausgebremst.
Obwohl Kiel weiter offensiv spielte, kam der HSV zu Entlastungsangriffen. So auch in der 85. Minute, als ein Konter über Justine Kusi zu Claudia Teixeira-Pinto kam. Diese verpasste das 0:2.
Dann war Schluss.
Der HSV hat nun ein spielfreies Wochenende vor sich. Am 17.9. (Samstag) ist man dann bei Tabellennachbar Ahlerstedt/Ottendorf zu Gast.
Weitere Fotos zu diesem Spiel gibt es in der Galerie.
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Klarstellung: mit obigem Text soll keinesfalls der Spielerin Joy Grube unterstellt werden, sie habe absichtlich gefoult oder gar eine gegnerische Spielerin verletzen wollen.
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Statistik:
Holstein Kiel:
Bendt, Ibrahmi, Grube, Kibbel, Krohn, Lycke, Hild (61. Krause), Hofmann, Schäfer, Kahveci, Becker (46. Roeder)
Hamburger SV II:
Schwing, Meinberg, Reiß, Wethje, Kameraj, Thormählen (40. Spack), Rocha Ferreira, Kusi, Knobloch, Gara (59. Teixeira-Pinto), Wolff (88. Bleser)
Tor: 0:1 Kusi (80.)
Zuschauer: 75
Schiedsrichter: Anna-Lena Heidenreich (Dahme), assistiert von Ann-Kristin Wildfang und Ann-Catrin Harder
Gelbe Karten: Kusi (35.)