Mareike Geidies und Tanja Krause, die Trainerinnen der 1. B-Mädchen, haben sich die Zeit genommen, mir einige Fragen zu beantworten. Hier das Interview, in dem es um die Aufgabenteilung, das Leben abseits des HSV oder die Entwicklung der Spielerinnen geht:
Kuddel: Hallo Mareike, hallo Tanja,
Geidies: Hallo Kuddel.
Krause: Moin Kuddel.
Kuddel: Danke, dass Ihr Euch die Zeit genommen habt, mir einige Fragen zu beantworten. Vielleicht fangen mit Dir an, Tanja. Du bist nun ein gutes Jahr Co-Trainerin beim HSV, genauer den 1. B-Mädchen. Noch mal kurz zu der Entwicklung: Wie kam es damals dazu, dass Du die Nachfolge von Andrea Rehfeldt angetreten hast, und bist Du mit dem Jahr zufrieden?
Krause: Mareike und ich kannten uns seit einiger Zeit, weil wir zusammen bei einem Deutschland Länderspiel als Volunteer gearbeitet haben und dann später nochmals beim Europa League Finale. Wir lieben beide Fußball und als Andrea dann wegen ihrer Ausbildung erst einmal aufhören musste, hat Mareike gefragt, ob ich Interesse hätte sie zu unterstützen.
Ich sah es als gute Chance, mein Wissen im fußballerischen Bereich weiter auszubilden und als gute praktische Möglichkeit für meinen späteren Beruf Erfahrungen mit der Arbeit mit Jugendlichen zu sammeln. Also stimmte ich zu und begann im Dezember 2010 den Job.
Ich habe viel gelernt in diesem Jahr, viele nette und interessante Menschen kennengelernt und auch mit Mareike hat sich eine tolle Freundschaft entwickelt. Die Entwicklung der Spielerinnen in diesem Jahr zu beobachten war super, jeder macht seine Fortschritte. Das sind alles Punkte, die mich positiv auf dieses Jahr zurück blicken lassen.
Kuddel: Ist das Deine erste Trainerstation?
Krause: Ja.
Kuddel: Nach außen hin ist Mareike die Cheftrainerin und Tanja der Co. Wie teilt Ihr Euch die Aufgaben auf? Wer hat wo das letzte Wort oder seine Schwerpunkte?
Geidies: Mir ist es wichtig, dass Tanja und ich immer auf dem gleichen Kenntnisstand bezüglich Trainingsbeteiligung, Trainingsleistung und weiteres Verhalten der Spielerinnen sind, sodass wir uns im Hinblick auf Entscheidungen immer gemeinsam beraten können. Auch wenn ich die Hauptverantwortung trage, sind Tanja und ich ein Team innerhalb des Teams.
Kuddel: Aus meinen Begegnungen und Fahrten mit Euch weiß ich, dass Ihr immer ganz „erfreut“ seid, wenn nicht Ihr, sondern andere aus dem HSV Tross angesprochen werden, ob sie die Trainer seien. Wie sehr nervt das und was glaubt Ihr, was die Ursache dafür ist, dass man Euch nicht sofort als Trainerinnen der B-Mädchen wahrnimmt?
Geidies: Was soll man dazu sagen… Vor zwei Jahren wurde ich noch für eine Spielerin gehalten, heute wird eher die männliche Begleitung angesprochen. Die deutsche Gesellschaft denkt halt in Schubladen. Man kann sich darüber aufregen oder es halt lassen.
Kuddel: Apropos, sprecht Ihr von Euch als Trainer der B-Mädchen oder als Trainerinnen der B-Mädchen? Welche Nomenklatur ist richtig oder gewünscht?
Geidies: Das ist mir ziemlich egal.
Krause: Wie man das formuliert ist mir auch ziemlich egal.
Kuddel: Euer Leben besteht ja nicht nur aus dem HSV. Ihr studiert beide. Was treibt Ihr genau und wie lässt sich der dafür nötige Aufwand mit dem Job beim HSV vereinbaren?
Krause: Ich studiere Technik und Geschichte, mit dem Ziel Lehrerin zu werden. Letztes Jahr habe ich meinen Bachelor gemacht und in diesem Jahr werde ich im Sommer hoffentlich mein Studium mit dem Master beenden. Der Trainerjob ist dabei ein guter Ausgleich, vom Schreibtisch weg zu kommen und am Abend zwei Stunden den Kopf für andere Dinge frei zu machen.
Geidies: Ich studiere BWL und komme ins 4. Semester. Ich muss mich nur gut organisieren, viel planen und vorarbeiten, dann klappt das Alles. Unseren Spielerinnen geht es ja mit Schule und Fußball nicht anders.
Kuddel: Neben dem Studium habt Ihr ja noch weitere Dinge auf dem Zettel. Stichwort Schiedsrichterobfrau. Tanja, was gehört dort zu Deinen Aufgaben und wie lassen sich Deine Auftritte als Schiedsrichterin mit dem Spielplan der B-Mädchen vereinbaren?
Krause: Als Abteilungsleiterin nehme ich an den Amateurabteilungsversammlungen teil und versuche für den HSV neue Schiedsrichter zu finden, also Menschen, egal ob jung oder alt die ihren Schiedsrichterschein machen möchten. Danach sorge ich dafür, dass sie ausgerüstet werden mit Trikots und so weiter. Die Spiele verteilt mein Stellvertreter, er hat Spaß daran und ich hätte dafür zu wenig Zeit zur Verfügung.
Ich versuche es so aufzuteilen, dass meine eigenen Spiele als Schiedsrichterin zeitlich nicht mit unseren Spielzeiten kollidieren. Momentan klappt dies auch ganz gut, ab und an allerdings leider nicht.
Kuddel: Mareike, Du nimmst noch Aufgaben in der HSV-Fußballschule wahr. Beschreibe doch mal, was Du da so treibst.
Geidies: Leider nehme ich an immer weniger Camps teil, da meine Semesterferien sich kaum mit den Schulferien überschneiden. Generell ist die Aufgabe eines Trainers in der Fußballschule die Kids im technischen und individualtaktischen Bereich weiterzubringen, aber auch Schuhe zuzubinden, Essen auszuteilen und vor Allem Spaß zu vermitteln.
Kuddel: Zu Beginn dieser Saison gab es zunächst einige Unklarheiten, ob Ihr in der Verbandsliga der B-Juniorinnen Hamburg antreten müsst. Was waren die Hintergründe. Es ging doch um die Qualifikation zur Bundesliga 2012/2013, oder?
Geidies: Wir mussten abklären, ob man an einer Mädchenstaffel teilnehmen muss, um sich für die B-Bundesliga zu qualifizieren. Da dies nicht der Fall ist, haben wir das Team aus der Mädchenstaffel zurückgezogen. In Spielen gegen Jungs werden die Mädels mehr gefordert und wir können uns ganz darauf konzentrieren.
Kuddel: Nach einigem Hin und Her spielt Ihr ja, vom Pokal abgesehen, nur gegen Junioren. Wieso dieser Wunsch?
Krause: Unsere Spielerinnen haben in den Jungsspielen die besseren Möglichkeiten sich spielerisch weiter zu bilden. Die Anforderungen in den Spielen gegen Jungs sind teilweise weitaus höher, als gegen viele Mädchenmannschaften. Gerade in den Bereichen Schnelligkeit, Handlungsschnelligkeit und Durchsetzungsvermögen im Zweikampf werden unsere Spielerinnen mehr gefordert und so sind auch die Möglichkeiten der Förderung besser.
Kuddel: Wie sehen denn Eure Spielerinnen das? Es wird ja nun deutlich seltener und leichter gewonnen, als in den Spielen gegen die Juniorinnen.
Geidies: Generell finden sie es gut und entlastend, nicht mehr zwei Spiele pro Wochenende zu haben. Auch die Motivation ist in Jungsspielen ist deutlich höher. Natürlich ist gewinnen schön, aber wenn Tanja und ich eine Niederlage einordnen und das den Mädels vermitteln, können auch sie die Weiterentwicklung als Sieg betrachten.
Krause: Ich hatte gerade vor Kurzem ein Gespräch mit einer unserer Spielerinnen, die von sich aus sagte, dass sie die Fortschritte in unserem Spiel durch die Jungsspiele viel deutlicher wahrnimmt. Das hat mich positiv überrascht, da man wie Mareike schon andeutete, schon klar vermitteln muss, dass nicht immer das Ergebnis, sondern die Weiterentwicklung im Vordergrund steht und eine Niederlage kann bei Spielern eben schnell den positiven Blick auf solche Spiele trüben. Momentan scheinen wir da aber auf einem guten Weg zu sein.
Kuddel: Dürft Ihr eigentlich noch im Kampf um die Norddeutsche B-Juniorinnenmeisterschaft mitmischen?
Krause: Nein, dies ist uns durch die Regularien des Hamburger Fußball Verbandes nicht gestattet.
Kuddel: Ihr steht ja quasi am Ende der Ausbildungskette im Leistungsbereich Juniorinnen. A-Juniorinnen hat der HSV nicht, sprich Eure Spielerinnen gehen altersbedingt in den Frauenbereich des HSV oder anderer Vereine. Bleibt Ihr eigentlich weiterhin in Kontakt?
Geidies: Es ist sehr schön die Mädels, die im Verein geblieben sind, wöchentlich auf der Anlage zu sehen, gegrüßt zu werden und sich über Neuigkeiten auszutauschen.
Kuddel: Spielerinnen wie beispielsweise Paulina, Alina, Lina oder Malin haben schon bei den 1. Frauen im Training oder Testspielen mitgewirkt. Auch in der Regionalliga bekamen sie Einsätze. Andere wie Johanna oder Henrike kickten bereits in der Verbandsliga mit. Wie seht Ihr die Entwicklung Eurer Talente?
Geidies: Durchweg positiv. Jede hat einen Step vorwärts gemacht. Ich bin gespannt welche Türen sich im Sommer für die 95er öffnen.
Krause: Die Entwicklung der Mädels im letzten Jahr war teilweise enorm, der Weg ist sicherlich auch noch lange nicht zu Ende und ich hoffe, dass eine Spielerin die jetzt vielleicht in die Verbandsliga wechselt, realisiert, dass es weiter geht und noch viele Möglichkeiten gibt.
Teilweise braucht man auch noch ein paar Jahre, um im Frauenfußball dann auch anzukommen und die Wege nach oben sind gerade beim HSV immer möglich zu gehen.
Kuddel: Wie füllt Ihr Euren Kader nach diesem Aderlass wieder auf? Immerhin müsste für die Bundesligateilnahme ja ein schlagkräftiger und ausreichend großer Kader her. Eine Quelle sind sicherlich wieder die C-Mädchen des HSV. Ich hörte zudem, eine Sichtung ist in Vorbereitung?
Geidies: Erstmal bleiben uns ja einige 96er erhalten. Zudem haben wir Talente in der C- Mädchen- Mannschaft. Auch eine Sichtung ist für April angedacht. Da die C-Mädchen aber über relativ wenige 97er verfügen, sind wir schon jetzt auf der Suche nach externen Spielerinnen, die uns punktuell verstärken können.
Kuddel: Im Winter hat Euch Svenja Richtung Neubrandenburg verlassen. Wie geht es auf der Torwartposition weiter. Alicia und als stille Reserve Lina?
Geidies: Wir verlassen uns voll und ganz auf Alicia. In der Hinrunde hat sie bewiesen, dass auf sie Verlass ist. Lina tun wir das Tor nicht mehr an. Sie hat sich in der letzten Saison für uns zerrissen, jetzt ist es an uns ihr etwas zurückzugeben. Zudem haben wir noch eine sehr talentierte Torhüterin bei den C- Mädchen, die auch schon ein Testspiel und ein Turnier für uns bestritten hat.
Kuddel: Einen Neuzugang habt Ihr mit Léa, welche von Holstein Kiel kam. Seid Ihr mit der bisherigen Integration in die Mannschaft zufrieden?
Krause: Wir sind sehr zufrieden, wie Léa sich in die Mannschaft einfindet und wir freuen uns auf das erste Punktspiel mit ihr!
Kuddel: Gerade habt Ihr die Hallensaison beendet. Die ersten Ergebnisse waren unbefriedigend. Der Abschluss in Hildesheim, den ich selbstmiterlebte, sehr positiv. Wie lautet Euer Fazit und wie wichtig nehmt Ihr die Hallenzeit?
Geidies: Zu meinen großen Leidenschaften gehören Hallenturniere nicht. Die schlechte Luft und das lange Sitzen machen nicht so Spaß. Ich weiß aber auch, dass Hallenturniere den Spielerinnen viel bedeuten. Das Wochenende mit der Mannschaft unterwegs zu sein, ist ein Event für viele. Außerdem ist es eine gute Gelegenheit sich mit vielen anderen Teams aus ganz Deutschland zu messen. In Gütersloh durften wir gegen Potsdam, Leverkusen oder Freiburg spielen, das waren tolle Begegnungen.
Kuddel: Derzeit verhindert das Wetter den Start in die Freiluftphase. Aber in Kürze geht es los. Was erwartet und erhofft Ihr von der Runde mit den Junioren und im Pokal?
Geidies: Bei den Jungs wollen wir uns weiterentwickeln, weniger Tore kassieren und mehr Punkte sammeln, als in der Hinrunde. Im Mädchenpokal wollen wir das Finale erreichen und dort eine gute Leistung zeigen, einfach Werbung für den Frauenfußball betreiben.
Kuddel: Steht schon fest, ob Ihr beide auch in der kommenden Saison die B-Mädchen betreuen werdet?
Geidies: Ja, wir haben einen Vertrag bis Juni 2013.
Kuddel: Die Saison 2011/2012 war erfolgreich, wenn…?
Geidies: … jede Spielerin im Juni 2012 besser ist, als im August 2011.
Krause: Das kann ich nur unterstreichen!
Kuddel: Mareike, Tanja, ich danke Euch für das Interview.
Geidies und Krause: Wir müssen dir danken.