Halbzeitcheck – Verbandsliga

Symbolbild VerbandsligaEs war die Saison 2006/07, als die dritte Mannschaft des HSV zuletzt in der Verbandsliga spielte. Nach nur einem Sieg und zwei Remis stieg sie seinerzeit als Letzter aus der höchsten Spielklasse Hamburgs ab, mit 32 Treffern und verheerenden 95 Gegentoren auf dem Konto. Es war das Spieljahr, als Bergedorf 85 das dritte Hamburger Frauen-Team wurde, das überregional spielte. Zwei Jahre später führte der inzwischen neue Coach Peter Schulz die Drittvertretung des Bundesligisten aus der Landesliga zurück ins Hamburger Oberhaus. Wir werfen einen genaueren Blick auf die Hinrunde des Teams.

Personell gab es wie schon in der Vergangenheit einige Wechsel. Aus der zweiten Bundesliga stießen Edvina Gara und Pajtesa Kameraj hinzu. Vom SV Neuenbrook/Rethwisch kam Tanja Thormählen mit Erfahrung aus der Schleswig-Holstein-Liga. Sie sollte beim HSV allerdings eine neue Stammposition in der Innenverteidigung neben der regionalligaerfahrenen Neuen Svenja Winter erhalten, die vom TSV Nahe nach Hamburg wechselte. Aus Bayern kam Paula Ziselsberger vom SV Schechen. Aus dem eigenen Nachwuchs kamen Cindy Rak und im Laufe der Saison auch Lara Wolff dazu. Nadja Preston vom FC St. Pauli verließ das Team allerdings wieder während der Vorbereitung. Einige mussten daher auch weichen, schwerpunktmäßig in die neue Vierte: Torhüterin Jael Hannemann, Jenny Schulz, Svenja Metz, Jaqueline Wolf, Bianca Kleberc, Vanessa Plieschke und Anke Retzlaff gehörten dazu. Newcomerin Jasmin Wolf, die fest eingeplant war, entschied sich für einen Wechsel zum FFC Oldesloe, zusammen mit ihren Schwestern Alexandra und Saskia. Im Saisonverlauf wurden gelegentlich aber auch weitere Spielerinnen eingesetzt, die nicht zum festen Kader der Dritten gehörten: So etwa Vera Homp, Kathrin Miotke, Annika Rode oder Nadine Odzakovic.

Am ersten Spieltag empfing der HSV auf eigener Anlage in Ochsenzoll den SC Vier- und Marschlande, ein Team, das im Frühjahr noch den HSV knapp aus dem Oddset-Pokal-Halbfinale warf. Respekt war also durchaus angebracht, zumal B-Juniorinnen-Neuzugang Yasmine Sennewald (16) das Tor hütete und drei Spielerinnen aus dem Kreisliga-Team im Kader waren. Berechtigterweise, denn nach 19 Minuten brachte Rautenberg nach einem Stellungsfehler in der HSV-Abwehr die Gäste auch in Führung. Aber die Dritte berappelte sich, kam durch einen Schuss von Sarah Borgwardt zum Ausgleich und noch vor der Pause durch einen Torwartfehler bei einer abgerutschten Flanke von Jana Anger zum 2:1. Die zweite Halbzeit wurde dann die Zeit der Yasmine Sennewald, die ihre Nervosität ablegte und mehrfach klare Chancen des SCVM vereitelte, während Vanessa Plieschke und Edvina Gara in der 71. und 76. Minute den Sack endgültig zu machten. Der HSV besaß sogar noch Möglichkeiten, den Sieg weiter auszubauen. Durch das 4:1 setzte das Team ein Ausrufezeichen für sich selbst, für den Großteil der Liga dürfte es hingegen erwartet worden sein.

In den folgenden Wochen zeigte sich, dass das Ziel „Klassenerhalt“ deutlich untertrieben war. Am zweiten Spieltag ging es zur FSV Harburg. Unbeständiges Wetter, Lärm vom benachbarten Außenmühlenfest und die 100-Jahr-Feier der Fußballer in der FSV zehrten an der Konzentration, und dazu kam noch der selten bespielte, ungeliebte Grandplatz. Gegen tief stehende Harburgerinnen reichte es dennoch durch ein Duseltor aus dem Gewühl von Zweitliga-Leihgabe Nadine Odzakovic zu einem 1:0-Auswärtssieg, in einem Spiel, das im Vergleich zur sonstigen Feinschmeckerkost eher aus der fußballerischen Mülltonne kam. Zwei Wochen später holten sie nach 0:1-Rückstand gegen Geheimfavorit Duwo 08 in der zweiten Halbzeit noch einen 3:1-Heimsieg und erklommen erstmals die Verbandsligaspitze. Diesen Platz festigten sie, als sie beim SV Wilhelmsburg 3:1 gewannen und auch den Abonnementsmeister Niendorfer TSV in einer einseitigen Partie mit dem gleichen Ergebnis schlugen. Das alles ohne Dribblerin Edvina Gara, die sich im Training vor dem Duwo-Spiel einen Kreuzbandriss zugezogen hatte.

Wie sich das mit den Zweitliga-Leihgaben mitunter verhalten kann, führte dann das Spiel in Moorburg vor. Stürmerin Maria Marrocu gelang vor dem gegnerischen Tor einfach nichts. Annika Rode hatte gegen zunächst mutlose, später etwas engagiertere Gastgeberinnen in der Innenverteidigung recht wenig zu tun. Cathérine Knobloch hingegen nutzte die Spielpraxis für einige Akzente, wenngleich sie einige Zeit brauchte, um ins Spiel zu finden. Die brauchte auch B-Juniorin Lara Wolff, die an diesem Tag in der Verbandsliga debütierte. Zur Pause gelang Rabea Garbers ein Doppelpack, der bei beiden Toren durchaus als glücklich zu bezeichnen war. Im zweiten Durchgang nutzte der HSV sich dann bietende Freiräume. Direkt nach Wiederanpfiff traf Knobloch zum 0:3 und sorgte für die frühe Vorentscheidung. Wolff krönte ihre gute Leistung in der 53. Minute unter gütiger Mithilfe der Ex-HSV-Keeperin Hochfeld mit dem 0:4. Für den Endstand von 0:6 sorgten Rode und erneut Knobloch.

Das Auswärtsspiel in Eilbek hatte dann gleich zwei Hiobsbotschaften parat: Neben einer 1:2-Niederlage und dem Verlust der Tabellenführung nach sechs Spielen ohne Punktverlust verletzte sich Nadine Odzakovic schwer. Immerhin fehlte sie nicht gegen Schlusslicht Altona 93, das wegen vieler Verletzungen und Krankheitsausfällen nicht antreten konnte und zu spät absagte, um die Partie noch verlegen zu können. So gewann der HSV kampflos 3:0. Es begann die kalte, nasse Zeit, und die Spielausfälle häuften sich. Nach einer überraschenden Niederlage des SC Eilbek gegen Altona 93 und einer Spielabsage konnte die Dritte des HSV Ende November die Tabellenführung zurückerlangen. Auf dem als neuem Standardspielfeld angemeldeten neuen Kunstrasen, dem ehemaligen „7er“, ging aber zunächst der Meiendorfer SV durch Trainer-Tochter Tatjana Schulz in Führung, die zur Pause auch Bestand hatte. Die Dritte fand schwer ins Spiel, konnte aber im zweiten Spielabschnitt durch die beiden Zweitliga-Spielerinnen Kathrin Miotke und Vera Homp einen verdienten 2:1-Sieg einfahren, der ohne die Meiendorfer Keeperin jedoch deutlich höher ausgefallen wäre. Doch nicht nur Spielerinnen von der Zweitligabank kamen zum Einsatz. Fünf Minuten vor Schluss debütierte auch B-Juniorin Denise Meinberg – auch das ist Teil des Konzepts von Trainer Peter Schulz.

Aber auch der HSV blieb von Spielausfällen nicht verschont. Gab es für das Altona-Spiel noch drei Punkte, wurde die Partie gegen Blau-Weiß Ellas Mitte November verlegt und musste auch kurz vor Weihnachten aus Wettergründen abgesagt werden. Am Nikolaustag hätte HSV III. dann eigentlich bei Union Tornesch antreten sollen. Nur teilte Union erst zweieinhalb Stunden vor Spielbeginn, als bereits die meisten Spielerinnen und vor allem die, die von weiter her kamen, schon lange unterwegs waren, mit, dass die Spielabsage aus Witterungsgründen schon am Vortag festgestanden habe. So war also der Rückrundenauftakt beim SC Vier- und Marschlande das letzte Spiel vor der Winterpause. Geschenke verteilte die Dritte nicht und ging als Herbstmeister ins neue Jahr.

Wie im Interview von Peter Schulz bereits angekündigt, wird die Vorgabe „Klassenerhalt“ kein ernsthaftes Ziel mehr sein, ist er nach 27 Punkten aus 10 Spielen und 20 Punkten Vorsprung auf den Vorletzten Union Tornesch praktisch schon erreicht. Die neue Devise heißt Platz 1-3, und sollte die Aufstiegsrunde zur Regionalliga erreicht werden, will man den Wechsel der Spielklasse auch versuchen. Es wäre eine Premiere, wenn zwei Hamburger Teams in der Regionalliga spielen würden. Dafür gibt es noch zwei weitere Verstärkungen: Anica Lekat kommt vom FFV Neubrandenburg und mit Zweitligaerfahrung, Maike Timmermann schließt sich vom SH-Ligisten TuRa Meldorf an und kommt mit einer Empfehlung von 25 Toren – in 24 Pflichtspielen. Neun davon waren allerdings nur aus der Liga und eines im SHFV-Pokal. Dazu gesellt sich Jasmin Wolf, die vom FFC Oldesloe zurückgekehrt ist. Wenn die Mannschaft aber weiterhin keine Schwierigkeiten bekommt bei der Integration der Neuen und nicht überheblich wird, ist die Aufstiegsrunde gegen die Vertreter Bremens (Werder II. oder ATS Buntentor) und Schleswig-Holsteins (FFC Oldesloe II. oder Ratzeburger SV) ein realistisches Ziel.

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