Halbzeitcheck – Kreisliga West

Symbolbild Kreisliga WestNicht nur für die dritte Mannschaft ist die Saison 2009/2010 ein Comeback, auch für die Vierte gibt es in dieser Spielzeit ein Revival. Der letzte Auftritt einer vierten Rothosen-Mannschaft im Hamburger Frauenfußball ist noch ein Jahr länger her. Seinerzeit beendete das Team, durch das junge Nachwuchsspielerinnen die ersten Schritte bei den Großen machen sollten, die Saison in der damals niedersten Spielklasse, der Bezirksliga 1, auf Rang zwei hinter Blau-Weiß 96 Schenefeld. In den zwei Jahren zuvor spielte sie sogar in der Landesliga, musste durch den Abstieg der Dritten aus der Verbandsliga 2005 allerdings ebenfalls weichen. Nun tritt die Vierte in der neu geschaffenen Kreisliga West auf.

Das „Unheil“ des Teams liegt beim Hamburger Fußball-Verband. Der führte zu dieser Saison die Kreisliga in zwei Staffeln als neue Liga ein und strich dafür eine Bezirksligastaffel. Pech für den HSV, dessen neue Vierte deshalb nicht in der Bezirksliga ran darf. Die Ergebnisse der Hinrunde verraten: Die Mannschaft ist für diese Liga viel zu stark. Kein Wunder, sind doch mit Kristin Rosbander, Alina Ogundipe, Bianca Kleberc, Jael Hannemann, Anke Retzlaff, Svenja Metz, Kim Wehrendt, Anna-Lisa Schlumbohm und Ann-Christin Jonaß gleich acht Spielerinnen aus der erfolgreich aufgestiegenen Dritten in die Vierte gewechselt. Dazu kamen mit Patricia Zimmermann, Jaqueline Wolf, Ann-Christin Lühmann und Vanessa Plieschke vier weitere Stammspielerinnen. Allerdings sind die Übergänge zwischen der Dritten und der Vierten in beiden Richtungen durchaus fließend, und auch B-Juniorinnen wie Claudia Teixeira kommen immer mal wieder zum Einsatz.

Sein erstes Punktspiel bestritt der neue Coach Max Pröbsting gegen die Zweite von Blau-Weiß Ellas. Die Gäste traten zu neunt und zudem verspätet an, wurden im Laufe des Spiels vervollständigt – nachdem das Spiel der Ersten in Tornesch beendet war. Die Unterzahl versuchten die Gäste durch Härte zu kompensieren – es nutzte nichts. Anna-Lena Witt, eine von drei B-Juniorinnen, versenkte eine Ablage von Teamkollegin Claudia Teixeira nach drei Minuten zum 1:0, Jaqueline Wolf ließ das 2:0 und per Strafstoß auch das 3:0 folgen. Und immer noch in der Anfangsviertelstunde legte Teixeira das 4:0 nach. Vanessa Plieschke besorgte das 5:0, Witt eine Minute später den sechsten Treffer und erneut Plieschke das 7:0. Zur Pause musste Teixeira nach einem rotwürdigen Foul raus, schoss vorher aber noch das 8:0 und legte das 9:0 durch Patricia Zimmermann auf, das auch Halbzeitstand war. Auch die Vollzähligkeit der Gäste änderte an der Spielrichtung herzlich wenig. Den zehnten Treffer besorgte Witt, den elften ebenso. Plieschkes Volley bedeutete das volle Dutzend, das Zimmermann noch um ein Tor erweiterte. Den Schlusspunkt setzte allerdings Ellas‘ Riga in der Nachspielzeit per Konter. Natürlich bedeutete das 13:1 die Tabellenführung. Sportlich allerdings war das Spiel kein Leckerbissen gewesen, aber eine gute Vorschau, wie es in den unteren Ligen in Sachen Härte so zugehen kann. Außergewöhnlich war nur das ständige Meckern und Lamentieren der Gäste aus Altona.

Zum ersten Auswärtsspiel nach Lieth wäre das Team des HSV am zweiten Spieltag nur zu gern gefahren. Die Gastgeber konnten allerdings nicht antreten, so wurde das Spiel 3:0 gewertet. Bei Lieth wussten wohl alle, wie es ausgehen würde. Immerhin: Eine Woche später trat der SC Egenbüttel an und erlebte eine ähnlich einseitige Partie wie Ellas II. zuvor. Im Tor stand Sabine Gercken, eine Leihgabe aus der Fünften, die sich allerdings mit HSV-Fußball in höheren Spielklassen auskennt, stand sie doch noch 06/07 im Tor der Verbandsligamannschaft. Aus dem Dunstkreis der Dritten waren Jana Anger und Julia Niekrenz dabei. Erneut traf der HSV zweimal in der Anfangsphase: Plieschke und Zimmermann netzten zur frühen Führung. Es wurde schnell klar, dass Egenbüttel überfordert war, doch sie mauerten sich so erfolgreich ein, dass dem HSV trotz Chancen fast im Minutentakt nur noch zu zwei Toren vor der Pause kam. Ogundipe besorgte das 3:0, und erneut Plieschke kurz vor der Pause das 4:0. Nach dem Seitenwechsel forderte Max Pröbsting sein Team immer wieder durch Positionswechsel. Schlendrian sollte nicht aufkommen. Binnen sechs Minuten trafen Svenja Metz, Plieschke und die eingewechselte Jaqueline Wolf zum 7:0. Wolfs Hereinnahme machte sich nicht nur zählbar bezahlt, auch spielerisch sorgte sie für Akzente. Es sollte nicht Wolfs einziger Treffer bleiben. In den nächsten sechs Minuten vollendete sie einen lupenreinen Hattrick zum 9:0. In Unterzahl – eine Spielerin musste im letzten Spielviertel verletzt draußen bleiben und konnte mangels Ersatzspielerinnen nicht ersetzt werden – kassierte Egenbüttel noch drei weitere Tore durch das vierte Tor von Wolf, das zweite von Zimmermann und einen weiteren Treffer von Metz. Erst in der Schlussphase suchte Egenbüttel die Chance zum Ehrentreffer, bekam sie aber nicht. Doch das Dutzend Gegentore war im Vergleich mit den insgesamt 41 HSV-Chancen doch noch ein gutes Ergebnis. Eines, das der Vierten allerdings das Problem beschert, kaum gefordert zu werden.

Bis zum nächsten Einsatz dauerte es über einen Monat. 34 Tage nach dem 12:0 gegen Egenbüttel stand das Auswärtsspiel beim FC St. Pauli II. an. Es wurde nicht so klar, wie man hätte erwarten können. Im Derby gab es dennoch einen deutlichen 3:0-Sieg der Rothosen. Ein viel größeres Problem waren allerdings die Rückzüge anderer Clubs. So fielen die Spiele gegen Holsatia Elmshorn II. und SSV Rantzau deshalb aus. Noch schlimmer erwischte es die Oststaffel, die die Rückziehungen von Post SV, SC Wentorf und SV Wilhelmsburg II. verkraften musste. Beides ist dem sportlichen Wert der Klasse nicht gerade zuträglich. So hatte HSV IV. nach dem St. Pauli-Spiel wieder zwei Wochen Pause, ehe es nach Blankenese ging. Dort gewann die Pröbsting-Truppe mit 5:1 und besiegte immerhin einen der direkten Verfolger. Zum Abschluss des Spieljahres 2009 empfingen sie dann die Zweite des SC Alstertal-Langenhorn, kurz SCALA. Die Gäste waren bis dato, wie der HSV auch, ohne Punktverlust Zweiter und reisten mit einem Torverhältnis von 10:3 an. Beim HSV hatte man also durchaus Respekt. Wenn man nur das Ergebnis liest, fragt man sich allerdings, warum. Denn am Ende stand ein klarer 16:2-Sieg und damit der höchste in dieser Saison. Damit war die Hinrunde schon Ende November beendet.

Spielfreie Zeiten versuchte das Team mit Freundschaftsspielen zu überbrücken. Die Ergebnisse waren durchaus unterschiedlich. Einerseits wurde die TuS Hasloh 14:0 geschlagen, andererseits endete das interne Duell mit den C1-Mädchen nicht mit einem Sieg, und mit einem durch HSV-Spielerinnen personell verstärkten Eimsbütteler TV hatte man beim 4:2 weniger Mühe erwartet. Die klare Tabellenführung und der Aufstiegskurs Richtung Bezirksliga zeigen eigentlich nur das auf, was ohnehin sicher war: Dass die Vierte für diese Liga zu stark ist und zu selten gefordert wird. Und dennoch gibt es einige Dinge zu verbessern. Auch beim Trainer, der noch zu zurückhaltend ist und manchmal Fehler nicht sofort anspricht. Doch wie auch die Übergänge zwischen Dritter und Vierter bei den Spielerinnen fließend sind, sind sie es auch bei den Trainern. Als Co-Trainer der Verbandsligamannschaft hat er die Chance, von Peter Schulz zu lernen, der auch oft versucht, bei den Kreisligaspielen anwesend zu sein und der Versuchung, selbst einzugreifen, oft kaum widerstehen kann. Immerhin ist die Vierte auch das Sprungbrett in sein Team, und je kleiner dieser Sprung ausfällt, desto besser.

Die Vierte wird, sofern kein personeller Substanzverlust eintritt, auch in den verbleibenden sechs Spielen durch die Liga marschieren. Ein Ärgernis sind dabei allerdings die großen Abstände: Zwischen dem Rückrundenauftakt gegen Ellas II. und dem Heimspiel gegen Lieth liegen wieder 36 Tage. Insgesamt sind für diese sechs Partien vier Monate Zeit angesetzt. Wie man da in einen Rhythmus kommen soll, müsste der HFV mal erklären. Zwei Zugänge gibt es für den HSV in der Rückrunde: Die ehemaligen B-Mädchen Saskia und Alexandra Wolf kommen vom FFC Oldesloe zurück, sind ab Januar spielberechtigt und verstärken das Team in der Breite. Wenn die Mannschaft ihre Gegner trotz der teils klaren Ergebnisse ernst nimmt, sollte der Aufstieg Formsache sein. Dennoch haben die Verfolger Blankenese und SCALA II. bei jeweils einem Spiel weniger (beide treffen am 11. April aufeinander) sechs, je nach Ausgang des Hinrunden-Nachholspiels gerade drei oder fünf Punkte Rückstand. Ernsthaftigkeit ist also mehr als angebracht.

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