HSV enttäuscht beim Nordcup

Nina Jokuschies und Imke Wübbenhorst nahmen Urkunde und Medaillen für den dritten Platz in Empfang

Nina Jokuschies und Imke Wübbenhorst nahmen Urkunde und Medaillen für den dritten Platz in Empfang

Die erste Mannschaft des HSV erreichte beim 3. SHFV-Nordcup in Kiel am Sonntag einen geteilten dritten Platz. Was sich auf dem Papier gut liest, war letztlich eine Enttäuschung. Denn anders als im Vorjahr dominierten die Rothosen nicht die Vorrunde. Überhaupt schafften sie den Einzug in die Runde der letzten Vier nur mit einem Fotofinish. Für das Spektakel der Veranstaltung waren also andere zuständig. Nach offiziellen Angaben waren 3.500 Zuschauer in die Kieler Sparkassen-Arena gekommen, um den Deutschen Meister 1.FFC Turbine Potsdam, Titelverteidiger VfL Wolfsburg, Mitfavorit HSV, die SG Essen-Schönebeck, Zweitligaaufsteiger SV Werder Bremen, den FFC Oldesloe und den Lokalmatador Holstein Kiel gegeneinander antreten zu sehen. Und natürlich auch, um den Stars zu begegnen, denn durchaus namhafte Spielerinnen waren dabei. Turbine Potsdam brachte beispielsweise die U19-Europameisterinnen Monique Kerschowski und Nadine Keßler nebst der früheren Nationalspielerin Viola Odebrecht mit. Beim VfL Wolfsburg gab es mit Martina Müller sogar eine Weltmeisterin auf dem Feld zu sehen, dazu Navina Omilade, Alisa Vetterlein und den gerade erst verpflichteten Neuzugang Anna-Kaisa Rantanen aus Finnland. Auch der HSV ließ seinen Neuzugang Carolin Simon auf den Platz. Es gab im Kader nur eine einzige Überraschung: Als zweite Torhüterin war B-Juniorin Saskia Schippmann (16) mitgereist, die seit dieser Saison hin und wieder schon in der Verbandsligamannschaft zum Einsatz kam. Die etatmäßige Nummer 2, Gaëlle Thalmann, fehlte verletzt. Das Auftaktmatch bestritten der FFC Oldesloe und Turbine Potsdam. Und da zeigte sich schon, wohin die Reise an diesem Tag gehen würde. Denn der Deutsche Meister war klar überlegen und siegte durch Tore von Jessica Wich (3.), Nadine Keßler (4.) und Viola Odebrecht (9.) deutlich mit 3:0.

Wolfsburgs Katri Nokso-Koivisto im Duell mit Lena Petermann

Wolfsburgs Katri Nokso-Koivisto im Duell mit Lena Petermann

Danach kam es bereits zum ersten Derby, zum Spiel des VfL Wolfsburg gegen den HSV. Die Rothosen kamen nur schwer in die Partie. Wolfsburg mit der Ex-HSVerin Anna Blässe im Team und Co-Trainerin Britta Carlson hinter der Bande, erspielte sich von Beginn an Vorteile und kam schon nach drei Minuten durch Stephanie Bunte zum 1:0. Die Rautenträgerinnen hatten eigentlich nur zwei wirkliche Chancen, beide blieben ungenutzt, und auch die Wölfinnen schafften es kein zweites Mal, Bianca Weech zu überwinden. Kurz vor Schluss parierte die HSV-Schlussfrau noch einen scharfen Linksschuss. So blieb es beim 0:1 aus HSV-Sicht.

Nina Brüggemann im Duell mit der früheren Hamburgerin Anna Blässe

Nina Brüggemann im Duell mit der früheren Hamburgerin Anna Blässe

Die Hanseatinnen hatten nun drei Spiele Pause. Nach ihnen hatte Werder Bremen seinen ersten Auftritt gegen das Heimteam von Holstein Kiel. Die Bremerinnen zeigten durchaus, dass sie hier kein Punktelieferant sein wollten. Es war eine offene Partie, die das cleverere und abgeklärtere Team für sich entschied. Sandra Bannas brachte Holstein Woman in der 3. Minute in Führung, und zwei Minuten vor dem Ende sorgte Rachel Rinast für die Entscheidung zugunsten der Störchinnen. Das letzte Auftaktspiel stand nun an. Die SG Essen-Schönebeck griff erstmals in das Turnier ein. Gegner war der FFC Oldesloe. Und gegen den Zweitligisten gab es einen echten Vorgeschmack auf das, was die SGS in den weiteren Spielen noch zeigen sollte: Schönen, schnellen Hallenfußball mit Tricks, tollen Spielzügen und vor allem Toren. Genau sieben an der Zahl schenkten sie der bedauernswerten Friederike Wiener im Oldesloer Kasten ein. Die ersten fünf Treffer teilten sich zwei Spielerinnen untereinander auf, waren dabei jedoch alles andere als eigennützig und bedienten sich dabei durchaus gegenseitig mit Pässen. Kyra Malinowski sorgte in der 3. Minute für das 1:0. Binnen zwei Minuten legte Sofia Nati zwei Tore zum 3:0 nach. Dann war wieder Malinowski an der Reihe, knipste das 4:0 und 5:0. Erst danach durften andere Spielerinnen ran. Altmeisterin Melanie Hoffmann machte in der 9. Minute das halbe Dutzend voll, und den Schlusspunkt setzte dann Jessica Bade Sekunden vor dem Ende mit dem 7:0, das gleichzeitig der höchste Sieg dieses Turniers sein sollte. Oldesloe hingegen hatte in zwei Partien gegen Erstligisten schon zehn Gegentore kassiert und knüpfte offenbar nahtlos an die Ergebnisse der vorangegangenen Jahre an. Spiel fünf war das vorweggenommene Finale: Turbine Potsdam gegen den VfL Wolfsburg. Es ging um die Tabellenführung. Beide spielten munter mit, doch die Tore fielen erst spät. Jessica Wich brachte Turbine mit ihrem zweiten Turniertor in Front (7.)., Viola Odebrecht und Josephine Henning machten in den letzten beiden Minuten ein deutliches 3:0 daraus. Turbine war unangefochten Tabellenführer.

Bremens Torschützin Golebiewski gegen Haye, Jokuschies und Weech

Bremens Torschützin Golebiewski gegen Haye, Jokuschies und Weech

Spiel sechs war wieder ein HSV-Spiel. Den Rothosen stand ein Gegner gegenüber, der im Frauenfußball erst seit zweieinhalb Jahren überhaupt existiert, im Männerbereich aber der Nordrivale schlechthin ist: Der SV Werder Bremen. Von dieser Rivalität war in der Halle aber nichts zu merken. Die Grün-Weißen hatten die Toptorschützin Nahrin Uyar ebenso mitgebracht wie Neuerwerbung Doreen Nabwire Omondi, die die 2. HSV-Mannschaft in der Liga in ihrem ersten Spiel mit einem Doppelpack zwei Punkte gekostet hatte, und Maren Wallenhorst. Und die Bremerinnen traten anfangs bestimmender auf. Die erste Chance aber hatte Janina Haye, die nach Zuspiel von Fata Salkunic vergab. Bremen konterte, Nabwire Omondi bediente Jessica Golebiewski – und es hieß 0:1 nach drei Minuten. Der HSV hatte Mühe mit den Werderanerinnen, die aber schienen auch nervös. Als Torhüterin Jennifer Martens und eine Verteidigerin sich uneins waren, stocherte Nina Jokuschies dazwischen und sorgte damit für das 1:1 (5.). Es gab nur wenige Chancen. Ein Schuss von Daniela Schacher ging in der 6. Minute links vorbei, und eine Doppelchance von Petermann in der 9. Minute wurde abgewehrt, der Nachschuss ging drüber. In der Schlussminute zog auf der anderen Seite noch einmal Wallenhorst ab, doch Weech hielt immerhin einen Punkt fest. Einen, der dennoch gegen einen Zweitliga-Aufsteiger zu wenig war. Der HSV hatte sich im Vergleich zum 0:1 gegen Wolfsburg noch nicht gesteigert, entwickelte kaum Zug zum gegnerischen Tor und brauchte zu lange, um die eigenen Offensivaktionen zu strukturieren.

Imke Wübbenhorst kannte im Kampf um den Ball weder Freund noch Feind

Imke Wübbenhorst kannte im Kampf um den Ball weder Freund noch Feind

Im folgenden Spiel trafen Essen-Schönebeck und Holstein Kiel aufeinander. Es wurde nicht so klar, wie es vom Papier her schien. Denn die Kielerinnen wehrten sich tapfer und hatten anfangs sogar gute Chancen durch Sandra Bannas und Kati Krohn. Doch sie trafen die Bude nicht. Statt dessen schlug Essens Daniela Löwenberg in der 5. Minute zu und verpasste den aufopfernd kämpfenden Störchinnen eine kalte Dusche. In der Folge verpasste es der Bundesligist, den Sack zuzumachen, aber auch Christina Krause vergab für Kiel zweimal die Ausgleichsmöglichkeit, und es blieb beim 1:0 für die SGS, die damit Turbine Potsdam auf den Fersen blieb.

Achim Feifel war mit einem Punkt aus zwei Spielen nicht zufrieden

Achim Feifel war mit einem Punkt aus zwei Spielen nicht zufrieden

Spiel acht war die Begegnung des VfL Wolfsburg gegen den noch punkt- und torlosen FFC Oldesloe. Noch immer schien der FFC kein rechtes Mittel gegen die Bundesligisten zu finden. Wolfsburg spielte clever, vergab aber auch einige Gelegenheiten. Zsanett Jakabfi traf nach zwei Minuten zum 1:0, Selina Wagner erhöhte auf 2:0 (7.), und den Schlusspunkt setzte Neuzugang Anna-Kaisa Rantanen (10.) mit dem 3:0-Endstand.

Gefolgt wurde dieses Spiel von der torreichsten Begegnung des Turniers, und – das muss man neidlos anerkennen – Werder Bremen hatte daran großen Anteil. Im Spiel gegen Turbine Potsdam gingen die Werderanerinnen durch ein Eigentor von Monique Kerschowski mit 1:0 in Führung (1.). Nur eine Minute später schien eine Sensation in der Luft zu liegen, denn Wallenhorst legte das 2:0 nach. Erst da wachte Potsdam auf. Odebrecht verkürzte auf 1:2 (3.). Würden die Brandenburgerinnen jetzt ernst machen und davon ziehen? 17 Sekunden später lautete die Antwort: Nein! Saskia Maukisch stellte den alten Abstand von zwei Toren für Bremen wieder her (3.). Den Turbinen wurde es dann aber zu bunt. Erst verkürzte Wich auf 2:3, dann glich Kerschowski zum 3:3 aus und machte damit ihren Faux-pas vergessen (7.). Sekunden später legte Carolin Schiewe das 4:3 nach. Und in der 8. Minute sorgte Nadine Keßler für die Entscheidung. Doch dieses spektakuläre 5:3 zwischen dem Favoriten und dem Underdog hatte die Zuschauer begeistert.

Imke Wübbenhorst blockt Fredericke Borreck, aber der Ball geht knapp vorbei

Imke Wübbenhorst blockt Fredericke Borreck, aber der Ball geht knapp vorbei

Es war zumindest für die anwesenden Kieler die richtige Einstimmung, denn das 10. Spiel war das von Holstein Woman gegen den HSV. Achim Feifel gewährte Saskia Schippmann ihre erste Feuerprobe zwischen den Pfosten im überregionalen Frauenfußball. Und die 16-Jährige war sofort gefordert, parierte einen Schuss von Kati Krohn (1.). Auf der anderen Seite setzte Imke Wübbenhorst bei einem Kieler Rückpass nach, blockte den Ball von Torhüterin Borreck, aber der WM-Ball verfehlte das Tor knapp (2.). Die Rothosen kamen einen Tick besser durch, große Torgefahr war aber Mangelware. Ein schwacher Drehschuss von Schacher war kein Problem für die Holstein-Schlussfrau, und auch Wübbenhorst traf bedrängt nur in die Arme der Keeperin (5.). Dann aber versuchte es Lena Petermann mit einem Fernschuss, Borreck ließ den Ball prallen, und Lübcke staubte zum 1:0 ab (5.). Kiel wehrte sich nach Kräften, während der HSV etwas lustlos wirkte. Ein Volleyschuss von Justine Pank verfehlte das HSV-Tor nur um Zentimeter, auf der Gegenseite traf die frühere Kielerin Nina Jokuschies die Latte (7.). Dann kam wieder Kiel per Konter in der 9. Minute. Rachel Pashley kam zum Schuss, Schippmann tauchte ab, lenkte die Kugel mit beiden Händen zur Seite weg und hielt so den Sieg fest. In der letzten Sekunde versuchte es Carolin Simon noch einmal, aber Borreck hielt. Es blieb beim 1:0. Immerhin der erste Sieg. Vielleicht würden die kommenden Spiele ja nun besser?

Saskia Schippmann hält vor den Augen von Bianca Weech den Sieg fest

Saskia Schippmann hält vor den Augen von Bianca Weech den Sieg fest

Spiel 11 war das Verfolgerduell zwischen dem VfL Wolfsburg und der SG Essen-Schönebeck. Die Tore fielen in der ersten Spielhälfte. Schon nach einer Minute führte Wolfsburg durch Navina Omilade mit 1:0. Kyra Malinowski besorgte mit Turniertreffer Nummer vier das 1:1 (3.), aber fast im Gegenzug brachte Selina Wagner den VfL auf die Siegerstraße. Beide hatten noch Chancen für weitere Tore, aber nach zehn Minuten blieb es beim 2:1 für den Titelverteidiger.

Janina Haye und Angelina Lübcke in Erwartung einer Kieler Ecke

Janina Haye und Angelina Lübcke in Erwartung einer Kieler Ecke

Das Dutzend Spiele wurde vollgemacht mit dem Duell der Zweitligisten FFC Oldesloe und Werder Bremen. Es war gleichzeitig das Spiel der beiden sieglosen Teams. Immerhin hatte Werder schon einen Punkt gegen den HSV geholt, Oldesloe war gewarnt. Doch auch im vierten Versuch war den Stormarnerinnen kein Torerfolg vergönnt. Die Tore schoss Werder. Lea Notthoff (5.) und Maren Wallenhorst (6.) sorgten für bange Blicke beim HSV. Der blieb zwar in der Tabelle vorerst Vierter, aber nur auf Grund der besseren Tordifferenz.

Neuzugang Carolin Simon lief erstmals im HSV-Dress auf

Neuzugang Carolin Simon lief erstmals im HSV-Dress auf

Als nächstes waren Turbine Potsdam und Holstein Kiel an der Reihe. Bremen hatte den Meister ja schon piesacken können. Das hatten die Störchinnen auch vor, immerhin ging es auch für sie noch um den Einzug ins Halbfinale. Vor Anpfiff waren sie mit dem HSV punkt- und torgleich Vierter. Zunächst war Turbine nicht haushoch überlegen. Holstein kämpfte, geriet dann aber durch Stefanie Draws nach sechs Minuten doch in Rückstand. Erst mit zunehmender Spielzeit erarbeitete sich Potsdam klarere Vorteile. Dennoch war es ihr bis dato schwächster Auftritt, denn sie waren einfach nur effektiver als die Kielerinnen, die ihre Chancen nicht verwerten konnten. Letztlich hielt aber Torhüterin Marie Jürgensen die Niederlage in Grenzen, es blieb beim 0:1.

Janina Haye stoppt Vanessa Martini

Janina Haye stoppt Vanessa Martini

Es kam danach zum Duell des HSV gegen die SG Essen-Schönebeck. Auf dem Feld hatte der HSV am zweiten Spieltag einen Last-Minute-Sieg eingefahren, und am ersten Spieltag nach der Winterpause ist die SGS zu Gast an der Hagenbeckstraße. Aber schon jetzt wollten die Mädels aus dem Rheinland Revanche nehmen. Ihre Chancen standen, nach den bisherigen Auftritten beider Teams zu urteilen, gut. Und schon nach zehn Sekunden war Bianca Weech im HSV-Kasten bei einem Schuss von Ina Mester gefordert. Auf der Gegenseite prüfte Heike Freese Stefanie Löhr. Es ging hin und her. Wiederum auf der anderen Seite zog Sofia Nati ab, traf den Innenpfosten – drin, 1:0 für die SG. Postwendend hatte der HSV die Chance zum Ausgleich. Nach einem Ballverlust zog Simon alleine aufs Tor zu, wollte an Löhr vorbei, aber die war dran. Simons Schuss aus der Drehung wurde dann gerettet (2.). Wieder Essen. Von halblinks legte Hoffmann den Ball über Bande an Weech vorbei, Nati hatte das leere Tor vor sich – und traf nur den Pfosten (3.)! Glück für den HSV. Die Hamburgerinnen machten vor allem einen Fehler: Sie bewegten sich erst, wenn der Ball gespielt war. Bewegung ohne Ball fand kaum statt, und so ist gegen ein agiles Team wie Essen an diesem Tag kaum etwas auszurichten.

Carolin Simon will an Stefanie Löhr vorbei, wird aber abgedrängt

Carolin Simon will an Stefanie Löhr vorbei, wird aber abgedrängt

Nachdem Wübbenhorst einen schwachen Ball auf Löhr geschossen hatte, erhöhte Essen-Schönebeck auf 2:0. Wübbenhorst leitete das Gegentor mit einem Fehlpass ein, per Doppelpass brachte Hoffmann Malinowski in Position, und die hatte mit dem Treffer keine Mühe (5.). Kurz darauf verpasste Malinowski nach einem der vielen unnötigen Ballverluste des HSV das 3:0, und Weech hielt gegen Löwenberg (7.), danach auch gegen Nati (8.). Immerhin setzte der HSV darauf endlich mal einen vernünftigen und zügigen Konter. Belohnt wurde das Team mit dem 1:2 durch Simon, die von Lübcke schön freigespielt worden war (8.). Warum nicht gleich so? Zum Ausgleich reichte es aber nicht mehr, in der 9. Minute traf Jokuschies noch das Außennetz. Es war einfach zu wenig, und nach vier Spielen mit vier Punkten und 3:4 Toren, mit dem Spiel gegen Turbine Potsdam vor der Brust, drohte das Ausscheiden.

Carolin Simon schiebt nach Zuspiel von Lübcke frei zum 1:2 ein

Carolin Simon schiebt nach Zuspiel von Lübcke frei zum 1:2 ein

Die Viertelfinalteilnahme hatte ein anderes Team dagegen schon sicher: Der VfL Wolfsburg. Das Spiel gegen Werder Bremen war eine klare Sache. Sie ließen flüssig den Ball laufen. Eve Chandraratne traf zum 1:0 (3.). Dann erzielte die angeschlagene Martina Müller in der 4. Minute ihren ersten Turniertreffer. Ein kurioses Tor gelang Katri Nokso-Koivisto: Ihren Pass von der Mittellinie in die Tiefe ließ Müller einfach nur durchlaufen, irritierte so die Werder-Keeperin, und der Ball landete zum 0:3 im Netz (6.). Zum Abschluss vollendete Müller aus vollem Antritt heraus zum Doppelpack und zum 4:0-Endstand. Doch noch immer hatte Werder das Viertelfinale in Sichtweite, punktgleich mit dem HSV.

Martina Müller gab beim VfL den Ton an, erzielte zwei Tore

Martina Müller gab beim VfL den Ton an, erzielte zwei Tore

Die Vorrunde näherte sich dem Ende. Im Schleswig-Holstein-Derby zwischen Holstein Kiel und dem FFC Oldesloe wollte Holstein einen großen Schritt Richtung Runde der letzten Vier machen. Aber die Stormarnerinnen hatten auch ihren Stolz. Nach fünf Minuten brachte Gaitana Lippert – wer auch sonst? – den FFC in Führung. Dann allerdings überschlugen sich die Ereignisse der unschönen Art. Zunächst gab es einen Zweikampf an der Bande, infolgedessen sich Kiels Justine Pank am Knie verletzte und von Sanitätern minutenlang auf dem Platz behandelt werden musste. Während dieser Auszeit knallte ein Mädchen aus der Cheerleader-Truppe, die vor der Westkurve gerade Figuren übte, bei Auflösung der Pyramide aus vier Metern Höhe auf den Hallenboden und musste ebenfalls von den Sanis behandelt werden, die plötzlich zwei Patientinnen gleichzeitig versorgen mussten. Als es dann weiter ging, merkte man beiden Teams den Schreck noch an. Kiel drohte ein herber Rückschlag auf dem Weg ins Halbfinale, und Oldesloe sah schon wie der sichere Sieger aus. Aber ein Spiel dauerte 10 Minuten und nicht 9 Minuten und 48 Sekunden. Da nämlich traf Rachel Pashley zum vielumjubelten Ausgleich. Die Kielerinnen schlossen damit nach Punkten zu Werder und dem HSV auf.

Gaitana Lippert vom FFC Oldesloe im Interview

Gaitana Lippert vom FFC Oldesloe im Interview

Während Oldesloes Torschützin Gaitana Lippert für das Hallenentertainment ein Interview gab, wurden die Verletzten abtransportiert. Beiden spendeten die Zuschauer aufmunternden Applaus. Danach ging es in ein vorentscheidendes Spiel.

Fata Salkunic vergibt kläglich die Ausgleichschance

Fata Salkunic vergibt kläglich die Ausgleichschance

Partie Nummer 17 auf dem Spielplan: Turbine Potsdam gegen den HSV. Die Ausgangssituation war klar: Nur ein Sieg würde helfen, eine Runde weiterzukommen. Nach zwei Minuten war das schon Makulatur. Nach Zuspiel von Odebrecht traf Schiewe ohne Probleme zum 1:0 für Potsdam. In der 4. Minute hatte Jessica Wich die große Chance zum 2:0, aber Weech hielt ihren Volley. Auf der Gegenseite wurde Fata Salkunic geschickt, wählte dann aber freistehend vor Annika Eichmann den schwächeren rechten Fuß und traf nicht. Statt dessen verlor Schacher den Ball, Tabea Kemme spielte Doppelpass mit Kerschowski und versenkte zum 2:0 (5.). Die Rothosen machten es dem Meister zu einfach. Jokuschies schoss vorbei, und auf der anderen Seite verbaselte Nadine Keßler nach Bandenpass von Odebrecht vor Weech leichtfertig (6.). Die Partie nahm Fahrt auf. Lübcke schoss links vorbei. Dann wand sich Wübbenhorst um Schiewe, aber ihr Linksschuss verfehlte den rechten Pfosten knapp (7.). Auf der anderen Seite rettete Haye für Weech, nachdem die von Wich über die Bande ausgespielt worden war. In der letzten Minute schoss Keßler an die Latte und Kemme drüber. Den letzten Flachschuss gab Freese auf das Potsdamer Tor ab. Der HSV war auch durch den Sieg gegen Kiel noch nicht aus seiner Lethargie erwacht. Hinzu kam nun auch Kräfteverschleiß, den man deutlich am Zweikampfverhalten und an Konzentrationsmängeln ablesen konnte. Fast ohne echte Gegenwehr holte Potsdam den fünften Sieg im fünften Spiel, und beim HSV begann das Rechnen, das Greifen nach dem letzten Strohhalm, welche Ergebnisse sie brauchten, um vielleicht doch noch die Blamage abwenden zu können.

Wich hat Weech ausgespielt, aber Haye rettet in höchster Not

Wich hat Weech ausgespielt, aber Haye rettet in höchster Not

Zunächst aber gab es die nächste Gala. Hauptdarsteller war die SG Essen-Schönebeck. Wieder einmal zeigten sie schönen Fußball in Reinkultur. Nach drei Minuten hatten Melanie Hoffmann und Kyra Malinowski schon ein 2:0 erzielt. Durch einen abgefälschten Schuss verkürzte Cindy König auf 1:2 (4.), aber Hoffmann, Caroline Hamann und Nati bauten das Ergebnis auf 5:1 aus. Es war beinahe Fußball vom anderen Stern. Aber Essen war auch längst eine Runde weiter. Für Werder Bremen bedeutete die Niederlage allerdings das Aus aller Halbfinalträume. Für sie war das Turnier vorbei. Die nächste Entscheidung stand bevor. Der VfL Wolfsburg gegen Holstein Kiel. Nach Toren lag Kiel hinter dem HSV, sie mussten also punkten. Wolfsburg nahm die Partie locker, auch sie waren schon durch. Die Kielerinnen wussten das zu nutzen. Nach zwei Minuten netzte Kati Krohn zum 1:0 für die Störchinnen. Zwar glich Selina Wagner nach sechs Minuten aus, aber eine Minute später war Ex-HSVerin Jana Leugers zur Stelle und machte das 2:1. Erst in der Schlussminute rettete dann Kiels Keeperin Jürgensen gegen Wagner den Sieg über die Zeit, nachdem auf der Gegenseite Pashley kurz zuvor die Latte getroffen hatte.

Gegen Oldesloe durfte Saskia Schippmann wieder zwischen die Pfosten

Gegen Oldesloe durfte Saskia Schippmann wieder zwischen die Pfosten

Der HSV brauchte also in seinem letzten Spiel einen hohen Sieg gegen den „Punktelieferanten“ FFC Oldesloe. Aber solche Derbies sind auch immer eine heiße Kiste, setzen allerlei Kräfte frei. Auch Oldesloe wollte sich nicht sieglos verabschieden. Beim HSV durfte Saskia Schippmann wieder in den Kasten. Ein gutes Omen, schließlich holte das Team mit ihr den einzigen Sieg gegen Kiel. Es sollte nicht nur eine Nagelprobe werden, sondern ihr bisheriges Meisterstück. Das Team stand unter Druck. Die Trainer hatten errechnet, dass sie einen Sieg mit vier Toren Unterschied brauchen würden. Für eine Mannschaft, die bis dato insgesamt nur drei Tore geschossen hatte, eher unwahrscheinlich. Hoffnung machte aber, dass Oldesloe mit 16 Gegentoren die schwächste Abwehr stellte und mit nur einem Tor den schwächsten Angriff. Den ersten Schuss gab Salkunic ab, sie zielte links vorbei. Auf der Gegenseite schlenzte Sandra Runge daneben (3.). Haye zielte ebenfalls links vorbei. Nach einem Fehler hatte dann Lippert freie Bahn. Das 0:1? Nein, denn Schippmann rettete gegen die Goalgetterin der Stormarnerinnen (4.). Auf der Gegenseite zog Simon nach kurzem Haken ab und traf ins kurze Eck – 1:0 (4.). Nun kam aber Oldesloe. Erst parierte Schippmann gegen Filiz Koc. Dann aber war sie machtlos, als Lippert Kristin Engel freispielte und die Schippmann zum 1:1 überwand (5.).

Kristina Kucharski kann dem HSV alles versauen, aber sie vergibt

Kristina Kucharski kann dem HSV alles versauen, aber sie vergibt

Der Ausgleich war ein Schlag ins Kontor. Und fast fiel sogar das 1:2, aber Schippmann parierte erneut gegen Lippert (6.). Vier Tore in vier Minuten. Fast unmöglich. Immerhin: Ausgerechnet Lippert schob zu lässig quer, Nina Brüggemann hielt den Fuß rein und überwand Friederike Wiener zum 2:1 (7.). Noch drei Tore. Nach Wiederanpfiff war aber erstmal wieder Schippmann gefragt, wehrte einen Schuss von Runge per Fuß ab. Beim HSV regierte Verzweiflung. Ein Heber von Simon landete auf Wübbenhorsts Kopf – rechts vorbei (8.). Im Zweikampf an der Oldesloer Bande kam Brüggemann in Ballbesitz, bekam aber keinen harten Schuss zustande. Ihr Gestocher fiel aber Abwehrspielerin Claudia Wenzel vor die Füße, und ausgerechnet die frühere HSV-Kapitänin bugsierte den Ball unglücklich zum 3:1 ins eigene Netz (9.). Direkt nach dem Anstoß kam der HSV in Ballbesitz. Schacher führte den Ball ungestört Richtung Strafraum, schlenzte aus zwölf Metern – und Wiener war machtlos! 4:1, und noch sechzig Sekunden zu spielen… Aber außer einer Rettungstat von Haye gegen Lippert, die sich bei dem Pressschlag weh tat, passierte nichts mehr. Der HSV hatte zu spät angefangen zu fighten und so zu spielen, wie sie es von Anfang an hätten tun sollen. Aber die Köpfe hingen runter beim Verlassen des Feldes.

Verbissener Zweikampf zwischen Gaitana Lippert und Janina Haye

Verbissener Zweikampf zwischen Gaitana Lippert und Janina Haye

Auf der Tribüne aber diskutierten Trainer und Fans. Die „Torjäger“ hatten nämlich mitgerechnet: Vor dem Spiel hatte der HSV ein Torverhältnis von 3:6 und nicht 3:7, wie es Co-Trainer Javier Navarro errechnet hatte. Drei, vier Minuten lang wurde nachgerechnet, dann war klar: Der HSV hatte sich mit 7 Punkten und 7:7 Toren gegenüber 7 Punkten und 5:5 Toren bei Holstein Kiel auf den letzten Drücker als Vierter für das Halbfinale qualifiziert! Und großen Anteil daran hatte die junge Torhüterin Saskia Schippmann gehabt. Dank ihrer Paraden reichten die vier glücklichen Tore vorn für die Runde der letzten Vier. Die B-Juniorin, die von der Körpersprache her fälschlicherweise meistens wirkt, als sei sie nicht bei der Sache und das Spiel vor ihr sei gleichgültig, hielt das Halbfinale gegen Turbine Potsdam fest.

Das abschließende Vorrundenspiel zwischen Turbine und Essen-Schönebeck hatte nur noch statistischen Wert. Auch dieses Spiel gewann Turbine und hielt sich damit schadlos. Odebrechts Führung aus der 2. Minute konnte Löwenberg noch ausgleichen. Den Doppelpack von Nadine Keßler konnten sie allerdings nicht mehr kontern. Die Brandenburgerinnen holten den sechsten Sieg im sechsten Spiel, die Essenerinnen mussten ihre zweite Niederlage einstecken und feststellen, dass schönes Spiel allein nicht reicht.

Nach Zuspiel von Stefanie Draws trifft Nadine Keßler zum 2:0 für Potsdam

Nach Zuspiel von Stefanie Draws trifft Nadine Keßler zum 2:0 für Potsdam

Nach einer viertelstündigen Pause, während der die drei Ausgeschiedenen FFC Oldesloe, Werder Bremen und Holstein Kiel verabschiedet und die von „WM-Wanderdüne“ Steffi Jones die Lose für das Halbfinale im schleswig-holsteinischen Lotto-Pokal gezogen wurden, begannen die Halbfinals. Den Auftakt bildete die Begegnung zwischen Turbine Potsdam und dem HSV. Die Rothosen waren geschwächt, nachdem Carolin Simon nach einem Pressschlag angeschlagen passen musste. Aber nicht allein an ihrem Fehlen lag es, dass Turbine nach vier Minuten schon mit 2:0 führte. Schon in der ersten Minute legte Stefanie Draws für Nadine Keßler das erste Tor auf. Ein Schuss von Jessica Wich, der von der Bande zurück an den Rücken von Bianca Weech prallte, wurde beinahe zum Eigentor. Der erste HSV-Torschuss von Daniela Schacher verfehlte den Kasten. Auf der anderen Seite machte es Keßler besser, traf erneut nach Querpass von Draws zum zweiten Mal. Der HSV war zu passiv, Potsdam spielte locker auf, und so war es Carolin Schiewe, die mit einem statten Volleyschuss das 3:0 nachlegte (6.).

Janina Haye traf zum Anschlusstreffer - zu spät

Janina Haye traf zum Anschlusstreffer - zu spät

Die Hanseatinnen fingen erst jetzt an zu kämpfen. Zuvor waren wie, wie in den anderen Spielen auch, zu langsam, brauchten viel zu lange für das Umschalten und die Spielverlagerung in die gegnerische Hälfte. Das war auch taktisch bedingt, denn nur eine Offensivkraft schob sich bei Ballgewinnen vor, und die drei defensiver ausgerichteten Akteurinnen waren im Zweikampfverhalten zu zaghaft. Das änderte sich zwei Minuten vor dem Ende. Nach einem Fehler von Jennifer Cramer staubte Nina Brüggemann zum Ehrentreffer ab. Endlich nahmen die Hamburgerinnen den Kampf an, und nach Schachers Bandentreffer staubte Janina Haye zum Anschlusstreffer ab (9.). Aber die Zeit rannte ihnen davon. Sie hatten nur noch eine Chance Sekunden vor dem Abpfiff. Schacher kam rechts an den Ball, legte sich das Leder auf links und schlenzte aufs lange Eck. Torhüterin Sarholz wäre geschlagen gewesen, aber der Schuss strich um Zentimeter am langen Eck vorbei. Das war’s. Der HSV schied zurecht im Halbfinale aus. Potsdam war nicht nur effektiver gewesen, sie dominierten dieses Turnier und standen verdient im Finale.

Nicht nur Heike Freese war über das knappe Scheitern enttäuscht

Nicht nur Heike Freese war über das knappe Scheitern enttäuscht

Der Gegner wurde zwischen der SG Essen-Schönebeck und dem VfL Wolfsburg ermittelt. Es wurde ein Duell auf Augenhöhe, wie auch schon in der Tabelle. Es war ein typisches Halbfinale, geprägt vom beiderseitigen Taktieren, ohne viele Torszenen und ohne Tore. Zum Ende hin wurden die Wölfinnen drängender, waren dem Tor näher. Fünfzig Sekunden vor dem Ende spielte Rebecca Smith Navina Omilade frei, und die Ex-Nationalspielerin verwandelte zum Siegtreffer.

Das Endspiel lautete also Turbine Potsdam gegen den VfL Wolfsburg. Und wie im Spiel zuvor wurde viel taktiert, vielfach der Ball verschoben. Beide belauerten einander. Doch Wolfsburg war dem Sieg näher. In der 7. Minute vergab Ex-HSVerin Anna Blässe eine Riesenchance zur Führung, die vielleicht auch schon eine Vorentscheidung gewesen wäre. Auf der anderen Seite zog Odebrecht in den Schlusssekunden ab, doch Omilade lenkte den Kracher an die Latte. Die Entscheidung fiel also im Neunmeterschießen. Martina Müller war die erste Schützin, aber Sarholz hielt. Dann verwandelte Wich für Potsdam. Wolfsburgs zweite Schützin, Eve Chandraratne, schoss links vorbei. Aber auch Josephine Henning scheiterte. Dann war Katri Nokso-Koivisto für Wolfsburg dran. Auch sie vergab. Die nächste Schützin für Turbine war Tabea Kemme. Sie verwandelte zum 2:0. Anna-Kaisa Rantanen übernahm Verantwortung für den VfL und traf. Wenn Odebrecht nun verwandelte, war Potsdam Turniersieger. Und das tat sie, brachte den Brandenburgerinnen einen Pokal und 3.000 Euro Prämie ein. Der verdiente Abschluss eines aus Sicht des Meisters eindrucksvollen Turniers.

Zu den Ergebnissen


Kommentare:

unbekannt, Eingereicht am 23.01.2010 um 15:53
gibt es noch mehr bilder irgentwo anzugucken von dem turnier ?
toller bericht !

extrem-fan/Tobi, Eingereicht am 20.01.2010 um 16:33
Moin Moin! Schön, euch beide in Kiel “zufällig” in “unserem” Fanblock getroffen zu haben! Auch SCHÖN, daß es wieder eine HP dieser Art von Euch ins Netz gestellt wurde! b-w-s- Grüße aus Tonndorf

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