Interview mit Andrea Rehfeldt

Andrea RehfeldtIm Sommer gab es beim HSV viele neue Gesichter. Eines davon ist Andrea Rehfeldt. Sie stieß ursprünglich als dritte Torhüterin zur zweiten Mannschaft. Warum man sie bislang nicht im HSV-Dress zwischen den Pfosten stehen sah, welche Funktion sie stattdessen beim HSV inne hat und wie ihre neuen Ziele aussehen, erklärt sie uns im folgenden Interview, das sie uns kurz vor dem geplanten Rückrundenstart gab.

Viel Spaß beim Lesen!

Die Torjäger: Hallo Andrea! Vielen Dank, dass Du Dir die Zeit für dieses Interview genommen hast.

Andrea Rehfeldt: Mach ich doch gerne für Euch…

Die Torjäger: Vermutlich fragen sich viele aus dem größeren Umkreis: Wer ist Andrea Rehfeldt? Stell Dich doch mal kurz vor…

Andrea Rehfeldt: Hallo… Also, ich bin 19 Jahre alt und mache derzeit mein Abitur am Heidberg-Gymnasium. Ich spiele seit meinem 5. Lebensjahr Fussball. Meine „Karriere“ begann in Schwerin, bevor ich 2003 nach Neubrandenburg in das Sportinternat gewechselt bin. Dort spielte ich 3 Jahre und hatte sehr viele Erfolge in der Jugend. Im Oktober 2006 bin ich nach Hamburg gezogen in eine WG und spielte seitdem bei TSV Nahe in der Regionalliga. Im Winter 2007 bin ich zum FFC Oldesloe gewechselt. Leider hatte mich der TSV Nahe gesperrt und ich konnte 6 Monate nur trainieren. Im Januar 2007 habe ich dann meine DFB C-Lizenz erworben. Eineinhalb Jahre spielte ich für den FFC Oldesloe, bevor ich letzten Sommer zum HSV in die zweite Mannschaft wechselte. Derzeit bin ich Trainerin der weiblichen B-Jugend.

Die Torjäger: Du hast es angesprochen: Du bist im Sommer 2009 als dritte Torhüterin vom FFC Oldesloe zur HSV-Zweiten gewechselt. Wie kam es dazu?

Andrea Rehfeldt: Ich wohne in Norderstedt und musste immer mit dem Auto 45 Minuten oder mit dem Zug 1 1/2 Stunden zum Training nach Oldesloe fahren, und da ich dieses Jahr mein Abitur mache, konnte ich diese Strecke nicht mehr bewältigen, und da ist der HSV ja gleich vor meiner Tür. Durch Catharina Schimpf habe ich den Kontakt zu Claudia von Lanken gewinnen können, und so waren wir uns einig, dass ich im Sommer 09 zum HSV wechseln sollte.

Die Torjäger: Was waren Deine Beweggründe für den Wechsel?

Andrea Rehfeldt: Der Zeit-Gewinn. Ich wohne 5 Minuten vom Trainingsplatz weg. So hatte ich genug Zeit, um mich auf die Schule zu konzentrieren. Der HSV bietet natürlich eine gute Perspektive mit der ersten Mannschaft in der Bundesliga. Denn mein Traum war es früher natürlich, mal erste Liga zu spielen… leider ist es dazu nicht gekommen!

Die Torjäger: Wir haben Dich noch gar nicht im HSV-Dress spielen sehen…

Andrea Rehfeldt: Ja, ich denke das wird man auch nicht mehr… Ich habe seit 2 Jahren Knochenhautentzündung in beiden Schienbeinen. Trotz dieser Verletzung habe ich immer weiter trainiert und gespielt, und dadurch kam es dazu, dass meine Entzündung chronisch wurde. Daher kann ich keinen Leistungsfußball mehr spielen und musste im Sommer aufhören.

Die Torjäger: Das ist sehr schade. Du hast beim TSV Nahe in der Regionalliga gespielt und beim FFC Oldesloe in der zweiten Bundesliga. Inwiefern unterscheiden sich die Vereine vom HSV?

Andrea Rehfeldt: Der größte Unterschied sind die Trainingsbedingungen und die Platzverhältnisse. In Nahe haben wir auf einem Acker trainiert: Sobald es geregnet hat, konnte man die Torräume nicht mehr benutzen, jedoch war der Platz für die Spiele sehr gepflegt. In Oldesloe war es genau andersrum: Die Traininsgsplätze waren gut, da es einen Kunstrasen gab, aber den Platz für Spiele konnte man vergessen. Beim HSV sieht das natürlich anders aus. Wir haben genug Plätze auf der Ochsenzoll-Anlage, welche in einem guten Zustand sind und wo man ordentlich trainieren kann. Und mit dem neuen Kunstrasen kann man bei fast jedem Wetter trainieren. Beim HSV ist allgemein alles viel professioneller und man muss sich als Spieler um nix kümmern.

Die Torjäger: Was hast Du vom Niedergang des Frauenfußballs beim TSV Nahe und dem Gerangel um die Übertragung des Spielrechts auf den TuS Hartenholm im letzten Jahr mitbekommen?

Andrea Rehfeldt: Ich habe davon gar nicht so viel mitbekommen. Nach meinem Weggang hatte ich kaum noch Kontakt nach Nahe. Ich habe die Ergebnisse von den Spielen verfolgt und gesehen, dass es nicht gut lief für Nahe und da habe ich mir schon gedacht, dass, wenn die absteigen, viele Spieler gehen werden. Und die Übertragung des Spielrechts an den TuS Hartenholm habe ich nur in der Zeitung gelesen.

Die Torjäger: Schauen wir mal kurz zurück auf das Jahr 2009. In der Hinrunde der Vorsaison warst Du Stammspielerin beim FFC, dann nahm Friederike Wiener Deinen Platz ein. Wie war die Erfahrung für Dich?

Andrea Rehfeldt: Es war für mich ok, denn ich konnte mit meiner Knochenhautentzündung nicht mehr spielen und ich hätte einfach nicht mehr 100 Prozent geben können. Für mich war die Situation als Nummer 2 nicht schwer, da ich gar nicht mehr spielen konnte und nur noch obligatorisch auf der Bank gesessen habe, denn ein Einsatz wäre kaum möglich gewesen. Im März 2009 nach dem Länderpokal habe ich eine viermonatige Fussballpause eingelegt, weil es mit meiner Knochenhautentzündung nicht mehr ging.

Die Torjäger: Beim U20-Länderpokal wurdest Du mit der Auswahl Schleswig-Holsteins Neunte.

Andrea Rehfeldt: Ja, das war nochmal ein tolles Event. Seit ich in der U15 bin, war ich jedes Jahr in Duisburg, und es ist immer ein Highlight. Die Schleswig-Holsteiner sind nicht immer die spielstärkste Mannschaft, aber die Moral und die Stimmung innerhalb der Mannschaft stimmt und das macht viele spielerische Defizite weg. Leider war es der letzte Länderpokal als Spielerin für mich.

Die Torjäger: Im Sommer bist Du, wie gesagt, zum HSV gewechselt. Doch statt im Tor stehst Du seit Mitte November bei den 1. B-Mädchen an der Seitenlinie. Wie kam es dazu?

Andrea Rehfeldt: Ich konnte zwar keinen Fussball mehr spielen, aber der Kontakt zum HSV ist nicht abgebrochen, und da der HSV im November eine Unterstützung für Thorsten Wenzel suchte, habe ich mich angeboten. Ich besitze ja eine DFB-C-Lizenz und habe gedacht, dass ich das Zeug dazu habe. Und so kam das dann.

Die Torjäger: Nach zwei Wochen als zweite Trainerin bist Du durch den Weggang von Thorsten Wenzel zur hauptamtlichen Trainerin des Teams aufgestiegen. Kam sein Rücktritt überraschend, oder warst Du von Anfang an als Nachfolgerin gedacht?

Andrea Rehfeldt: Der Rücktritt kam teils, teils überraschend. Ich wusste, dass im Januar eine neue Trainerin kommen sollte, aber ich wusste dann nicht, wie es mit Thorsten oder mit mir weiter gehen soll. Aber als Thorsten bei einem Spiel zu mir sagte, dass er mit sofortiger Wirkung aufhört, da war ich schon sehr überrascht, da ich keine Zeit habe, um die Mannschaft alleine zu trainieren.

Die Torjäger: Du bist ja selbst kaum älter als die Mädels, die Du trainierst. Wie ist das Verhältnis zu Deinem Team? Wie verschaffst Du Dir den nötigen Respekt?

Andrea Rehfeldt: Ich denke, ich habe ein sehr gutes Verhältnis zum Team. Wir spaßen viel rum, aber wenn es ernst wird, dann wird sich konzentriert. Ich hatte von Anfang an den Respekt der Mädels, aber ich weiss nicht warum… Vielleicht kommt es daher, weil ich selbst jahrelang Leistungsfußball gespielt habe und weiß wovon ich rede.

Die Torjäger: Einen Erfolg habt Ihr ja schon vorweisen können: Ihr habt das Hallenturnier in Bad Oldesloe gewonnen. Was habt Ihr Euch für die Rückrunde vorgenommen?

Andrea Rehfeldt: Unser Ziel für die Rückrunde ist natürlich die Teilnahme an der Deutschen Meisterschaft, aber bis dahin haben wir noch einen langen Weg. Aber in der Vorbereitung haben wir schon mal die richtigen Akzente gesetzt, damit die Mädels wissen, dass es jetzt anders mit Mareike und mir langgeht als bei Thorsten.

Die Torjäger: Nach Deinen ersten Eindrücken zu urteilen, wo steht die Mannschaft, und was muss sie verbessern, um sich als Norddeutscher Meister für die Zwischenrunde zur Deutschen Meisterschaft zu qualifizieren?

Andrea Rehfeldt: Unsere größte Stärke ist, dass wir ein TEAM sind. Wir verstehen uns alle sehr gut und jeder feuert den anderen an, auch wenn er nicht spielt.
Teilweise haben die Mädels noch Schwächen bei der Technik und im Bereich Taktik und Spielverständnis, aber daran werden wir die nächsten Wochen arbeiten.

Die Torjäger: Lara Wolff meinte kürzlich in einem Interview für die Webseite des Amateur-Frauen- und Mädchenfußballbereiches nach ihrem Wechsel von den B-Mädchen in die dritte Frauenmannschaft, es sei schwer, bei der wenigen Konkurrenz in der Liga in jedem Spiel 100 Prozent zu geben, und das Training sei eher lasch gewesen. Wie wollt Ihr die Mannschaft fordern?

Andrea Rehfeldt: Also unter Thorsten mag das Training vielleicht lasch gewesen sein, aber unter mir bzw. Mareike erwarten wir von jedem Mädchen jedes Training 100 Prozent zu geben. Und lasches Training können wir uns auf Hinblick auf die Norddeutsche nicht leisten. Stimmt schon, dass wir in der Mädchen-Liga keine Konkurrenz haben und es ist immer schwer, gegen viel schlechtere Mannschaften volle Leistung zu bringen, denn man passt sich schnell dem Niveau des Gegners an. Deswegen spielen wir parallel in der Jungs-Liga, um die Mädels zu fördern. In der Jungs-Liga lernen die Mädels den Körpereinsatz, welchen sie im Frauen-Bereich brauchen. Für jede junge Spielerin ist es schwer in den Frauen-Bereich zu kommen, aber wir versuchen gute konditionelle und technische Grundlagen zu legen, damit sie sich schnell im Frauen-Bereich zurecht finden können. In den Jungs-Spielen muss jede 100 Prozent geben, damit wir Erfolg haben. Bei den Mädels reichen manchmal auch weniger Prozent der Leistung, um Erfolg zu haben. Ich habe selbst früher in einer Mädchen- und in einer Jungsliga gespielt und die Jungsspiele haben uns allen am meisten gebracht.

Die Torjäger: Nochmal zu Dir: Wie bist Du eigentlich zum Fußball gekommen?

Andrea Rehfeldt: Ich war schon immer Ball verrückt, seit ich laufen kann, trete ich gegen Bälle, und mit 5 Jahren sind meine Eltern mit mir zum Probetraining für eine Mädchenmannschaft in Schwerin gegangen. Seitdem spiele ich Fussball. Damals war ich jedoch noch Stürmer.

Die Torjäger: Wenn Du nicht gerade auf dem Trainingsplatz oder an der Seitenlinie stehst, was machst Du beruflich?

Andrea Rehfeldt: Ich mache derzeit mein Abitur. Und hatte jetzt im Februar meine Abi-Klausuren, welche ganz gut gelaufen sind. Nach meinem Abi mache ich eine Ausbildung zur Personaldienstleistungskauffrau.

Die Torjäger: Und in Deiner Freizeit?

Andrea Rehfeldt: Ich habe endlich mal Freizeit. Früher hat sich immer alles nur um Fussball gedreht. Ich genieße sehr meine freie Zeit und treffe mich mit meinen Freunden, die in den letzten Jahren zu kurz gekommen sind, oder ich lieg einfach auf der Couch und guck TV.

Die Torjäger: Eine letzte Frage an Dich als „Betroffene“: Es heißt ja oft, Torhüter und Linksaußen haben einen an der Klatsche. Stimmt das?

Andrea Rehfeldt: Ohja, ich denke, dass die Aussage stimmt… Ich kann dieses Phänomen nicht erklären, aber immer wieder sehe ich Torhüter, die positiv verrückt sind. Ich denke, man muss als Torhüter verrückt sein, um das doch sehr harte Torwarttraining durchzustehen und um einfach mit dem Druck umzugehen, welcher auf den Schultern jedes Torwartes liegt.

Wir bedanken uns für das Interview und wünschen Dir und Deinem Team eine erfolgreiche und verletzungsfreie Rückrunde!

Kommentar:

Hardcastle, Eingereicht am 21.02.2010 um 18:30:

super interview hast gut gemacht bin stolz auf dich 🙂

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