Absage HSV gegen Potsdam – Und die Reaktionen

Symbolbild SpielabsageEs ist Samstag, 11 Uhr in Hamburg. Die Wolfgang-Meyer-Sportanlage ist mit Schnee bedeckt, der Platz vereist.

Spätestens jetzt hätte das Spiel zwischen dem HSV und dem FFC Turbine Potsdam abgesagt werden müssen.

Das Bezirksamt erklärte dennoch bereits am Freitag den Platz an der Wolfgang-Meyer-Sportanlage für unspielbar. Der Rasen konnte sich vom starken Winter nicht erholen und braucht noch mindestens eine Woche Pause.

Einen Ausweichplatz konnte in der kurzen Zeit nicht gefunden werden.

Jeder Verein hätte so eine Absage akzeptiert, nur einer nicht: Bernd Schröder, Trainer vom FFC Turbine Potsdam. Auf der Vereinseigenen Seite von Turbine Potsdam lässt er eine Stellungnahme veröffentlichen, die von Giftpfeilen in Richtung Hamburg nur so gespickt ist. Von einer „unverständlichen“ Spielabsage redet er. Davon, dass es einem „Weltverein“ nicht möglich wäre, einen Ausweichplatz aufzutreiben, und davon, dass dieser Vorgang ihm zeige „wie es mit dem Verständnis und der Solidarität bestimmter Vereine und Verbände für den Frauenfußball aussieht.“

Die Stellungnahme schlägt hohe Wellen in vielen Internet-Foren. Hass und Unverständnis schlägt dem HSV entgegen. Von einer „Frechheit“ wird gesprochen, dass der HSV keinen Ausweichplatz gefunden hat. Von einem „unsportlichen Verhalten“.

Viele fordern, dass ein Trainingsplatz von der Herren-Bundesliga Mannschaft des HSV genommen wird. Hauptsache, das Spiel findet statt.

Natürlich hat man Verständnis für die Situation von Turbine Potsdam. Turbine steht in 3 Wettbewerben und hat, aufgrund der vorangegangenen Spielabsagen, in kürzester Zeit mehrere englische Wochen hintereinander. Das Pensum ist hart und kann kaum kompensiert werden.

Dennoch sind die Reaktionen hart, überzogen und teilweise realitätsfremd. Das Bezirksamt, eine staatliche Einrichtung, hat den Platz für Unbespielbar erklärt. An dieser Entscheidung kann auch ein Verein, wie der HSV, nichts ändern.

Ein Ausweichplatz in Hamburg zu finden, ist nicht so einfach, wie man denkt. Bei einem Bundesligaspiel HSV gegen Turbine Potsdam kommen im Schnitt um die 1.000 Zuschauer in die Hagenbeckstraße. Daher kann nicht jeder x-beliebige Trainingsplatz genommen werden, sondern, alleine aus Sicherheitsgründen, ein Platz mit Zuschauertribüne. Der HSV hat lediglich die HSH-Nordbank Arena. In dieser Arena finden jedoch 2 Spiele innerhalb von 6 Tagen statt. Ein drittes Spiel könnte den Rasen kaputt machen. Zudem liegen die Kosten, um in dieser Arena ein Spiel auszutragen, im 5-stelligen Bereich. Diese Kosten wären untragbar. Weitere Anlagen mit einer Kapazität von 1.000 Plätzen sind entweder belegt oder gesperrt.

Bernd Schröder redet von Verständnis gegenüber dem Frauenfußball. Aber zeigt man Verständnis und Respekt gegenüber dem Frauenfußball, wenn man ein Spiel auf Biegen und Brechen stattfinden lassen will, egal, ob es auf einem Kunstrasenplatz stattfindet, wo keiner zuschauen kann, oder auf irgendeinem Acker, wo das Fußball spielen unmöglich ist?

Anstatt den schwarzen Peter jetzt beim HSV zu suchen, sollte man überlegen, warum es zu so vielen englischen Wochen für Turbine Potsdam kommt. Trotz der relativ kleinen Bundesliga mit lediglich 12 Mannschaften, ist der Saisonspielplan eng gestrickt. Die Saison 2009/2010 fing erst gegen Ende September statt und endet bereits am 9.Mai 2010. Der Fußball ist jedoch eine Sportart, die man eher im Sommer treiben kann und nicht im Winter. Warum fing man nicht bereits im August mit der Saison an und lässt die Saison bis in den Juni hineingehen? OK, niemand hätte vorher ahnen können, dass der Winter so lang und hart wird, wie seit Jahrzehnten nicht mehr, nur da ist jetzt Flexibilität angesagt.

Bei einer Sportart, in der es kein Geld für Rasenheizungen gibt und die so sehr von äusserlichen Umständen abhängig ist, wie dem Frauenfußball, muss ein Verband, wie der DFB, Flexibilität zeigen, wenn so etwas unvorhergesehenes passiert. Gerade dann, wenn in nicht mal mehr 2 Jahren die WM im eigenem Land stattfindet.

Am Ende möchte ich noch auf ein paar Menschen hinweisen, die in dieser Situation vergessen werden: Die Spielerinnen und Fans des HSV. Beide Gruppen sind heiss auf ihr erstes Spiel in der Rückrunde und sind die Leidtragenden, dass Woche für Woche ein Bundesligaspiel ausfällt und nachgeholt werden muss.

Also Herr Schröder: Auch wenn sie viele Erfolge zu verbuchen haben und sie viel für den Frauenfußbal geleistet haben. Überlegen Sie sich nochmal ihre Aussagen und vielleicht wäre in Zukunft etwas mehr Zurückhaltung in gewissen Aussagen angebracht.

Und so ganz nebenbei: Ein Verein, der ein Spiel seiner zweiten Mannschaft aus der 2.Bundesliga Nord absagen muss, kann nicht mit dem Finger auf andere zeigen und sich darüber aufregen, dass andere Spiele absagen müssen.

Kommentare:

Peter B., Eingereicht am 06.03.2010 um 14:56
Im Gegensatz zum Verfasser dieses Berichts finde ich es gut, dass der Herr Schröder mal mit der Faust auf den Tisch haut! Wenigstens einer, der seine Meinung vertritt und sich für seinen Verein, seine Spielerinnen, den frauenfussball einsetzt. Dass seine Formulierungen mal überspitzt sind, ist auch kein Geheimnis.
Der 1. FFC Turbine Potsdam hat das Spiel seiner zweiten Mannschaft abgesagt, das ist Fakt. Allerdings hat die 2. Mannschaft nicht so viele Spiele zu bestreiten, wie die 1. Der Spielplan ist bei denen nicht so eng, ausserdem gibt es wohl in Potsdam nicht so viele Fussballplätze wie in Hamburg.
Ich finde es richtig, dass der Herr Schröder sich aufregt und auf den zu engen Spielplan verweist, denn man sollte auf Seite des DFBs sich vielleicht was für die nächste Saison überlegen, bei der die Spiele noch früher im Winter stattfinden sollen.
Mich würde es interessieren, ob man die Spielstätte der Amateuren in Betracht gezogen hat? Und was den “Acker” betrifft: sieht denn das Feld an der Hagenbeckstrasse besser aus als ein Acker? Ist das der Frauenbundesliga würdig? Ich bezweifle es.

Sunny, Eingereicht am 06.03.2010 um 15:15
Ich finde es auch gut, dass Herr Schröder mit der Faust auf den Tisch haut.. Nur dann sollte er den DFB sich zur Brust nehmen und nicht den HSV, der für den engen Spielplan nichts kann, wie in meinem Bericht geschrieben.
Zu der Absage der 2.Mannschaft – Haben die vorher Herford auch gefragt, ob sie das Spiel auch absagen wollen? Bestimmt nicht.. Eine Spielabsage ist immer ärgerlich – Für beide Seiten…

Reiner, Eingereicht am 06.03.2010 um 17:53:
Ich habe das schon an anderer Stelle gesagt. Alle Oberschlauen aus der Ferne sollen still sein. Wer nichts entscheiden muß, kann gut meckern. Zum Glück wird von einigen Verantwortlichen an die Gesundheit der Spielerinnen gedacht. Gerade die letzten Meldungen über Kreuzbandrisse sollten dabei eine Rolle spielen.
Fakt ist, dass die HSV-Spielerinnen unbedingt spielen wollten.
Über die Plätze in Hamburg entscheiden aber nicht die Verantwortlichen des HSV-Frauenfussball.

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