Ist die Dritte bereit für das Aufstiegsrennen?

Das war durchaus eine der Fragen, die man vor dem Freundschaftsspiel gegen den niedersächsischen Club Eintracht Immenbeck stellen konnte. Denn die Buxtehuderinnen führten die Tabelle der Niedersachsenliga Ost an und war selbst auf bestem Wege zum Aufstieg in die Regionalliga. Auf Zielsetzung und Überraschungsfaktor bezogen, traf man sich auf Augenhöhe.

Eigentlich sollte die Dritte ja an diesem Tag beim Niendorfer TSV antreten, doch der HFV hatte den gesamten Spieltag abgesagt. Da auch Eintracht Immenbeck wegen Unbespielbarkeit des Platzes an der B73 sein Heimspiel gegen den PSV Grün-Weiß Hildesheim nicht austragen konnte, traf man sich also auf dem Kunstrasen in Norderstedt. Man kennt sich, schließlich wechselten binnen eines halben Jahres gleich drei Rothosen (zurück) an die Brune Naht. Und man nutzte die Gelegenheit für einen echten Härtetest: Wenn die Rückrunde beiderseits gut läuft, treffen sich die Teams in der kommenden Saison im Pflichtspielbetrieb eine Klasse darüber wieder.

Catherine Knobloch musste zunächst als Innenverteidigerin ran

Catherine Knobloch musste zunächst als Innenverteidigerin ran

HSV-Coach Peter Schulz hatte einige Umstellungen zu tätigen. Mit Cathérine Knobloch, Sarah Begunk, Seda Heinrich und Annika Rode hatte ihm Claudia von Lanken vier Akteurinnen heruntergereicht, die es nicht in den Kader für das Zweitligaspiel gegen Victoria Gersten geschafft hatten. Drei davon baute er ein: Knobloch in der Innenverteidigung, Begunk im halbrechten zentralen Mittelfeld und Heinrich im Sturm. Dafür blieben Svenja Winter, Paula Ziselsberger und Neuzugang Maike Timmermann draußen. Zu den weiteren Umstellungen gehörte auch, dass Lara Wolff auf den linken Flügel ging und Cindy Rak auf den rechten. Heinrichs Sturmpartnerin war Rückkehrerin Jasmin Wolf, die beim FFC Oldesloe nicht glücklich wurde. Sein Gegenüber, Ingo Merkens, musste verletzungsbedingt auf Fabienne Stejskal und Ex-HSV-II-Kapitänin Vanessa Bastin verzichten, die immerhin, auf Krücken gestützt, zusah und ihr Team unterstützte. Ann-Kathrin Lüth besetzte die halbrechte zentrale Mittelfeldposition und im Sturm bot Merkens den jünsten Neuzugang, Maria Marrocu, auf.

Das Wetter wollte mit der Klasse dieser Begegnung nicht mithalten: 6 Grad, Nieselregen und böiger Wind bildeten ein echtes Schietwetter. Dennoch begann der HSV zunächst besser und versuchte das Spiel zu kontrollieren. Die ersten Chancen waren Standardsituationen. Nach einem Eckball von Begunk verpasste Tanja Thormählen am ersten Pfosten, und am zweiten bekam Heinrich keinen Druck hinter den Kopfball. Immenbecks Torhüterin Milena Bargsten hatte kein Problem, das Leder zu sichern (2.). Zwei Minuten später probierte es Katharina Stuth mit einem direkten Freistoß aus 30 Metern halbrechts, anstatt zu flanken. Entsprechend dankbar war auch der Ball für Bargsten. Nach etwa einer Viertelstunde kamen die Niedersachsen besser ins Spiel und bemühten sich ihrerseits um Akzente. In der 19. Minute passte Katharina Mertz von links steil diagonal auf Anna Wülfken. Die Kapitänin kam hinter Wolff zum Schuss. Den etwas unplatzierten Ball lenkte Keeperin Katrin Schwing mit einer starken Parade zur Seite. Marrocu setzte nach, rutschte aber beim Abstauber aus und traf nur den Pfosten. Schließlich klärte Thormählen zur Ecke. Beste Chance im gesamten Spiel bisher. Der HSV bekam vermehrt Probleme im Spielaufbau und war in der Defensive anfällig, Immenbeck fand sich besser zurecht. Ein springender Ball brachte Sarah Stöckmann gegen eine nicht sattelfeste Abwehr eine Schussmöglichkeit, aber sie traf die Kugel mit links nicht richtig, und sie ging weit vorbei (30.).

Diesen Freistoß von Sarah Stöckmann entschärft die Abwehrmauer

Diesen Freistoß von Sarah Stöckmann entschärft die Abwehrmauer

Nach 34 Minuten wechselte Ingo Merkens erstmals aus und brachte Fenna Elfers und Simone Niemann für Franziska Albers und Mascha Cohrs. Die Gäste spielten direkter und hatten es dadurch leichter, Zweikämpfen aus dem Weg zu gehen. Das genau Gegenteil war bei den Hanseatinnen zu sehen, die durch zu viele Auseinandersetzungen und Fehlpässe vor allem im Mittelfeld große Probleme hatten. Und hinten fehlte die Ordnung. Rak blockte in der 37. Minute einen 20-Meter-Schuss von Elfers ins Toraus. Die nachfolgende Ecke von Niemann boxte Schwing zu kurz weg, und nach einer Ablage probierte es Stöckmann aus 17 Metern. Da aber war Schwing souverän unten. HSV-Möglichkeiten waren rar, und die letzte vor der Pause entstand eher zufällig. Eine Klärungsaktion der Eintracht wurde abgewehrt, der HSV schaltete schnell um. Rak spielte direkt auf Heinrich, und deren Linksschuss aus der Drehung sicherte sich Bargsten (40.). Die Gäste waren da weit gefährlicher. Lüth setzte sich durch und spitzelte im Strafraum zu Stöckmann. Deren Ablage drosch Wülfken aus 17 Metern aufs Tor und traf die Latte! Lüths Nachschuss ging links daneben (42.). Es hätte ein später Weckruf sein sollen. War es aber nicht, und so kam, was sich andeutete: Ein langer Diagonalpass von Maleen Gerkens hinter die unaufmerksame Abwehr nahm Mertz mit und schoss aus 14 Metern halbrechts über Schwing hinweg zum 0:1 ein (43.).

Ärger bei Seda Heinrich, nachdem sie nicht an Lisa Altmann vorbei kam

Ärger bei Seda Heinrich, nachdem sie nicht an Lisa Altmann vorbei kam

Die Pausenführung für Immenbeck war verdient. Nach einer Viertelstunde hatten sie sich sortiert und waren bissiger als die Gastgeberinnen, die nicht durchgehend präsent wirkten. Im Spiel des HSV passte wenig zusammen. Sie harmonierten nicht, was nach den Umstellungen auch kein Wunder war. Aber die Abgestellten aus der Zweiten waren auch keine Verstärkung. Zu viele Defizite taten sich wegen der mangelnden Eingespieltheit auf, spielerisch blieb es dürftig. Anders der TSV, der mit schnellen Bällen zum Erfolg zu kommen suchte. Der HSV war nicht in meisterlicher Verfassung, und entsprechend gab es vom Trainer Peter Schulz deutliche Worte.

Lara Wolff versuchte Akzente zu setzen, blieb aber meist glücklos

Lara Wolff versuchte Akzente zu setzen, blieb aber meist glücklos

Beide Trainer wechselten in der Pause. Mertens brachte zum zweiten Durchgang Amelie Rose und Jasmin Hofmann für Lisa Altmann und Katharina Mertz und nahm ein paar Umstellungen vor. Zum Beispiel übernahm Marrocu nun den linken Flügel, Wülfken rückte rechts in die Außenverteidigung zurück. Peter Schulz wechselte gleich vierfach: Tanja Thormählen, Anica Lekat, Cindy Rak und Jasmin Wolf blieben draußen, dafür bildeten Svenja Winter und Annika Rode die neue Innenverteidigung, Paula Ziselsberger ging auf die rechte Mittelfeldseite, und Maike Timmermann sollte im Sturm für Torgefahr sorgen. Das klappte auch sofort, wenn auch mit etwas Glück. Ein langer Ball von Knobloch, die nun auf der angestammten Linksverteidigerposition spielte, ging ins Niemandsland. Bargsten trat am Rückpass von Wülfken vorbei. Dadurch konnte Timmermann die Kugel erlaufen, doch Bargsten machte ihren Lapsus wieder gut, blockte zur Ecke (53.). Nach einer Stunde wechselte Schulz erneut. Rak kam für Pajtesa Kameraj herein. Bis dato fehlte dem HSV trotz größeren Engagements noch der spielerische Zug. Auch Merkens tauschte aus, nahm Wülfken vom Feld und brachte dafür wieder Albers. Kurz darauf fand man beim HSV erstmals spielerische Elemente: Rak steckte halblinks am Strafraum zu Timmermann durch. Nach kurzem Antritt schoss die Neue flach, doch Bargsten war sicher unten. Auf der Gegenseite hätte Immenbeck das 2:0 machen können, wenn nicht müssen. Lüth lupfte den Ball über die Abwehr auf Elfers. Die war frei, aber ihr Abschluss zu schwach, und Schwing wehrte zur Ecke ab (64.).

Cindy Rak bleibt an Maleen Gerckens hängen

Cindy Rak bleibt an Maleen Gerckens hängen

So langsam wurde der HSV dominanter und konnte sich Möglichkeiten auch erspielen. Bargsten lenkte einen 23-Meter-Schuss von Heinrich zur Ecke, der wäre allerdings auch so vorbei gegangen (68.). Aber in der Defensive brachten auch die Umstellungen nur wenig Sicherheit. Bei einer Abwehraktion kamen sich Rode und Stuth gegenseitig in die Quere. Lachende Dritte war Marrocu, die rechts auf Elfers spielte. Deren Schuss aus halbrechter Position parierte Schwing jedoch sicher. Danach begann die Zeit der HSV-Großchancen, eingeleitet von Heinrich. Die wurde von Rak freigespielt und kam aus dreizehn Metern zum Schuss. Bargsten wehrte ab (71.). Den kann man machen. Zwei Minuten später probierte es Begunk mit einem Distanzschlenzer auf Bargsten. Der HSV war jetzt bissiger und brachte Tempo in die eigenen Aktionen, aber noch immer fanden sich einige Akteurinnen nicht zurecht. Eine davon war Begunk, die gerade in der Schlussphase oft überhastet handelte. In der 74. Minute behauptete sich Ziselsberger rechts im Strafraum und passte quer. Am ersten Pfosten leitete Timmermann mit der Hacke weiter aufs Tor, aber Bargsten war zur Stelle. Nur zwei Minuten darauf zwang Heinrich mit einer Direktabnahme aus dem Lauf aus 19 Metern Bargsten zu einer Parade. Mittlerweile wäre der Ausgleich hochverdient gewesen.

Maleen Gerkens rettet mit einer Grätsche gegen Seda Heinrichs Vorstoß

Maleen Gerkens rettet mit einer Grätsche gegen Seda Heinrichs Vorstoß

Immenbeck wechselte, Katharina Mertz ersetzte Simone Niemann. Auch beim HSV kam Jasmin Wolf für Seda Heinrich zurück in die Partie. Und hätte nur 180 Sekunden später das 1:1 machen müssen: Ziselsberger, die den rechten Flügel deutlich belebte, erkämpfte rechts das Leder und passte wieder quer. Erneut leitete Timmermann am kurzen Pfosten mit der Hacke weiter. Dahinter war Wolf völlig blank, zog aus zehn Metern ab – genau auf Bargsten, die parieren konnte (81.). Wieder eine Hundertprozentige vergeben. Für die letzten Minuten kam bei der Eintracht noch einmal Simone Niemann für Sarah Stöckmann zurück. Ihre Teamkollegin Mertz erhielt nach einem Stellungsfehler von Knobloch bei einem hohen Ball die Schussmöglichkeit, verzog aber rechts drüber (86.). Die letzte Chance hatte der HSV. Knoblochs Flanke von links spitzelte Timmermann, die vor Maleen Gerkens am Ball war, rechts vorbei (90.). Es blieb beim 0:1. Der HSV wachte zwar in der zweiten Halbzeit auf, wirkte aber über weite Strecken der Partie pomadig. Schließlich versäumten sie ein gerechteres Ergebnis durch einen schwachen Abschluss. Das sah auch Immenbecks verletzte Vanessa Bastin so. Immenbeck verlegte sich im zweiten Durchgang aufs Kontern, blieb aber weitgehend harmlos und setzte zu selten eigene Akzente. Und zur Beantwortung der Eingangsfrage: Wenngleich HSV-Coach Schulz der Meinung war, Niendorf sei schwächer als Immenbeck, bleibt jedoch festzuhalten, dass in seinem Team die meisten unter Normalform blieben, vor allem aber die Zweitligaspielerinnen. Erst durch die Hereinnahmen von Timmermann und Ziselsberger kam der Gast aus Buxtehude unter Druck, weil die mit Energie und Spiellust puren Willen zeigten. Insgesamt aber wäre das Spiel gegen den Verbandsligadritten wohl zu früh gekommen.

Maike Timmermann sorgte nach ihrer Einwechslung für Torgefahr

Maike Timmermann sorgte nach ihrer Einwechslung für Torgefahr


Statistik:

Hamburger SV III.: Katrin Schwing – Tanja Thormählen (46. Annika Rode), Cathérine Knobloch, Katharina Stuth, Anica Lekat (46. Svenja Winter) – Lara Wolff, Pajtesa Kameraj (59. Cindy Rak), Sarah Begunk, Cindy Rak (46. Paula Ziselsberger) – Jasmin Wolf (46. Maike Timmermann), Seda Heinrich (78. Jasmin Wolf)

TSV Eintracht Immenbeck: Milena Bargsten – Maleen Gerkens, Mascha Cohrs (34. Simone Niemann / 77. Katharina Mertz), Lisa Altmann (46. Amelie Rose), Franziska Albers (34. Fenna Elfers) – Sarah Stöckmann (86. Simone Niemann), Sophie Gerkens, Ann-Kathrin Lüth (67. Anna Wülfken), Anna Wülfken (61. Franziska Albers) – Katharina Mertz (46. Jasmin Hofmann), Maria Marrocu

Schiedsrichter: Klaus Ziegler (SC Egenbüttel) mit Gespann

Tor: 0:1 Mertz (43.)

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