Am 9. Spieltag hätte die Begegnung zwischen dem VSK Blau-Weiß Ellas und HSV III. schon ausgetragen werden sollen. Am 15. November 2009 fehlten Ellas viele erkrankte Spielerinnen. Am 31. Januar 2010 war es die dritte Absage. Doch nun endlich konnte nach acht abgesagten Spielwochen endlich die Partie ausgetragen werden.
Der Mitaufsteiger aus der Landesliga hatte gleich drei ehemalige Rothosen in der Anfangsformation: Melanie Edler (wechselte 1999 vom HSV zu Grün-Weiß Eimsbüttel), Larissa Holland (bis Ende 2007 beim HSV) und Sarah Pätzmann (verließ den Club Ende 2005). Dennoch hatte Ellas personelle Probleme: Das für davor angesetzte Kreisligaspiel gegen die Vierte des HSV sagten sie auf Kosten einer 0:3-Wertungsniederlage ab. HSV-Coach Peter Schulz konnte – mit Ausnahme der langfristigen Ausfälle Edvina Gara und Katharina Stuth – beinahe aus dem Vollen schöpfen, hatte mit Cathérine Knobloch, Nadine Moelter, Rabea Garbers, Nadine Odzakovic, Sarah Begunk und Annika Rode einige bekanntere Namen im Kader, dazu die belgische U17-Nationalkeeperin Yasmine Sennewald. Das Spielfeld – als Rasen konnte man diesen Rübenacker wahrlich nicht bezeichnen – an der Max-Brauer-Allee war in keinem guten Zustand, und das vorherige Männer-Kreisligaspiel zwischen Teutonia 10 II. und dem SV Lohkamp hatte sein Übriges dazu beigetragen. So war das Spiel dann auch geprägt von Ungenauigkeiten, die auf das holprige Geläuf zurückzuführen waren.
Beide Teams hatten ihre Mühe mit dem Untergrund. Blau-Weiß Ellas versuchte von Beginn an dagegenzuhalten und kam nach einem Eckball zur ersten Chance. Edler flankte von der Fahne an den ersten Pfosten, und Mittelstürmerin Jacqueline Siggelkow köpfte am Tor vorbei (4.). Nach zehn Minuten konnten auch die Rothosen die erste Möglichkeit erarbeiten. Begunk versuchte es aus 25 Metern, doch Torhüterin Mareike Cevik hatte mit dem Versuch kein Problem. Den zu kurzen Abschlag fing Jasmin Wolf ab, passte steil in die Gasse auf Maike Timmermann, und der Neuzugang schoss locker links zum 0:1 ein (10.). Das machte Ellas dem HSV zu einfach. Der Tabellenführer versuchte gleich nachzulegen. Odzakovic zwang Cevik per Freistoß zu einer Fußabwehr, den Nachschuss von Lara Wolff wehrte Cevik ab, aber nochmal kam Wolff zur Möglichkeit, wählte jedoch Kraft statt Finesse und ballerte klar drüber (11.). Und nach einer Freistoßflanke aus dem Halbfeld köpfte Knobloch rechts daneben.
Nach 17 Minuten machte Ellas erneut auf sich aufmerksam. Ein langer Ball brachte Siggelkow einen kleinen Vorsprung gegenüber Rode. Das Laufduell zog sich bin in den Strafraum, wo Rode einen Abschluss mit dem langen Bein zu verhindern suchte. Das klappte auch, allerdings zeigte der Schiedsrichter Joachim Rönndahl vom FC St. Pauli auf den Elfmeterpunkt. Eine haarige Szene, die unsere Kamera nicht aufzulösen vermochte. Vielleicht war das auch der Grund, weshalb Rode nicht wegen Notbremse vom Platz flog, nicht einmal Gelb kassierte. Patrizia Ferraro trat an vom Punkt – und schoss rechts am Pfosten vorbei! So lässt sich eine Mannschaft wie der HSV allerdings nicht in Bedrängnis bringen. Der versuchte, seine Schlüsse aus der vorangegangenen Szene zu ziehen und mühte sich, das zweite Tor zu machen. Jasmin Wolf setzte Wolff halblinks mit einem Steilpass in Szene. Schneller als Gegenspielerin Petra Waltje, kam die 16-Jährige zum Schuss, aber Cevik hielt (20.). Eine Minute später passte Wolff von links kurz zu Wolf. Die Stürmerin schaute, schlenzte von der linken Strafraumgrenze und sorgte mit diesem immer länger werdenden Aufsetzer ins lange Eck für das 0:2 in der 21. Minute. Trainer Schulz war beeindruckt und überrascht gleichermaßen, dass sein Team so früh so klar führte. Aber es gab auch kritische Worte. So bemängelte er einen Ball, den Torhüterin Sennewald gegen angreifende Gastgeberinnen anstelle einer langen, sichereren Klärung spielte: „Nicht immer so gefährliche Dinger hinten raus!“ Auf die Reaktion Sennewalds hin blühte dann aber gleich wieder der Flachs: „Immer schön lächeln, ne?“ Und das tat die Belgierin auch…
Sein Team hingegen hielt die nötige Spannung aufrecht, spielte nun ihren Stiefel herunter und nutzte ihre stärksten Waffen. Eine war die beinahe die Gesundheit gefährdende linke Klebe von Lara Wolff. Am Strafraum kurz von Nadine Moelter angespielt, schweißte sie die Kugel mit annähernd 100 km/h aus halblinker Position oben rechts zum 0:3 in den Giebel (27.). Ein Traumtor, bei dem Cevik im Tor des VSK nicht mal reagierte. Aber es war auch ein typischer Wolff-Treffer: Mit vollem Risiko und aller Kraft abgezogen – so ein Ball landet entweder im Kasten oder auf der gegenüber liegenden Straßenseite der Max-Brauer-Allee in einer Fensterscheibe… Die Führung war auch in der Höhe zu diesem Zeitpunkt nicht ganz unverdient. Der HSV erarbeitete sich Vorteile und nahm mit einer gut stehenden Abwehr die Offensive der Gastgeberinnen zunehmend aus dem Spiel. Die ehemalige Zweitligaspielerin Larissa Holland leistete zwar viel Laufarbeit, aber gelingen wollte ihr nichts. Das lag zu guten Teilen allerdings auch am Geläuf, bei dem einem Uli Hoeneß angesichts der Meckerei über den Schalker Rasen in den zwei Wochen zuvor an dieser Stelle vor Entrüstung schlicht der Kopf geplatzt wäre.
Nach einer halben Stunde musste Ellas wechseln. Julia Hoffmann ging mit Krämpfen im Schienbein aus dem Spiel, und Katharina Ragga ersetzte sie. Direkt im Anschluss folgte ein schneller HSV-Angriff über die linke Seite, die mit Waltje auf Seiten von Ellas aber auch zu schwach besetzt war. Die Rothosen nutzen das aus. Knobloch schickte Wolf dort steil hinter die Abwehr, die Rückkehrerin vom FFC Oldesloe legte quer auf Timmermann, und der Neuzugang aus Meldorf knipste im vierten Auftritt ihr siebtes Saisontor zum 0:4 (31.). Aber die Stürmerin kann nicht nur Tore schießen: In der gesamten ersten Halbzeit zeichnete sie sich vor allem durch unermüdliche Antritte auch über die Flanken aus, war sich für keinen Weg zu schade und leistete so vor allem in Sachen Balleroberung und Nachrückmöglichkeiten für das Mittelfeld wertvolle Arbeit. So kam auch die aufgerückte Nadine Odzakovic in der 32. Minute dazu, Cevik aus 13 Metern halbrechts zu prüfen. Es hätte bei noch konsequenterer Ausnutzung von Tormöglichkeiten auch noch deutlicher stehen können. Aber bei einem Durcheinander im Strafraum zögerten sowohl Timmermann als auch Pajtesa Kameraj danach zu lange mit dem Abschluss, und schließlich stocherte Kameraj das Leder links vorbei (39.).
Danach schalteten die Gäste etwas zurück und gingen mit einer beruhigenden 4:0-Führung in die Pause. Das Schulz-Team kam vor allem über die linke Seite immer wieder zu Chancen, rechts taten sich Odzakovic und Kameraj trotz Herausrückens von Timmermann deutlich schwerer als die Achse Knobloch/Wolff/Wolf gegenüber. Spielerisch und läuferisch war der Tabellenführer dem Gastgeber deutlich überlegen. Bei Ellas war zu wenig Bewegung im Spiel, sie leiteten sich viele Ballverluste und verpassten die einzige große Chance. Interessant war die Foulstatistik. Die Partie war recht zerfahren, es gab viele Spielunterbrechungen, die zumeist vom HSV verursacht wurden. Allerdings waren es kleinere Fouls des Tabellenersten, während die wenigen Fouls von Ellas gröber ausfielen, allerdings nicht so schlimm wie befürchtet.
Zum zweiten Durchgang gab es zwei weitere Wechsel bei Blau-Weiß Ellas. Melanie Edler und Patrizia Ferraro blieben draußen, dafür kamen Maria Drougka und Janet Mohr. Zudem tauschten Feldspielerin Jacqueline Siggelkow und Torhüterin Mareike Cevik sowohl Plätze als auch Trikots. Ergebniskosmetik war die Devise der Gastgeber. Aber auch der HSV nahm eine Veränderung vor. Anstelle von Pajtesa Kameraj übernahm Cindy Rak den rechten Flügel. Der HSV machte dort weiter, wo er nach dem 0:4 aufgehört hatte. Sie gingen kein ganz hohes Tempo, und da sich Ellas nun hinten reinstellte, wurde es zunehmend schwieriger, dagegen ein Rezept zu finden. Kurz nach Wiederanpfiff zog Begunk einen Freistoß aus 25 Metern halblinks auf Cevik. Die erste Großchance der zweiten Hälfte gab es nach einer gespielten Stunde. Wieder ein Freistoß. Knobloch brachte ihn aus dem linken Halbfeld in den Strafraum hinter eine nicht zuschnappende Abseitsfalle. Moelter nahm das Leder mit der Brust mustergültig an, hatte viel Zeit und schoss doch überhastet volley mit links aus sechs Metern am Tor vorbei (60.). Eine Minute später marschierte Rode vorbei an Cevik und zog aus 22 Metern ab. Pätzmann fälschte die Kugel leicht ab, aber Cevik machte sich ganz lang und kratzte den Ball aus dem rechten unteren Eck. Tolle Parade! Und nur Sekunden später war sie wieder gefragt, als Rabea Garbers aus zehn Metern abzog und sie zu einer Fußabwehr zwang (61.).
Der HSV hätte längst noch höher führen können, ja sogar müssen. Wolf schlenzte in der 64. Minute aus spitzem Winkel am langen Eck vorbei und handelte sich dafür noch einen Rüffel des Trainers ein, der an die ganze Offensive gerichtet war, weil zu viele Chancen ungenutzt blieben. Der Appell verhallte nicht ungehört: Nach Steilpass von Garbers hinter die Abwehr konnte Wolf die Kugel mitnehmen und locker rechts zum 0:5 einschießen (65.). Fünf Minuten später wurstelte sich Wolf trotz eng stehender Blau-Weißer durch die Mitte und brachte den Ball zu Timmermann. Die vollendete den Doppelpass mit einem schönen Zuspiel kurz hinter die Defensive. Wolf kam frei zum Linksschuss und setzte ihn rechts neben den Pfosten zum 0:6 ins Netz (70.).
Das war auch ihre letzte Aktion, sie wurde nach ihrem Dreierpack ausgewechselt. Dafür kam Sarah Borgwardt herein. Und die war in der 77. Minute auch maßgeblich an einer Torchance beteiligt: Moelter trieb den Ball halbrechts durch das Mittelfeld und legte nach rechts. Borgwardt tankte sich zur Grundlinie durch und spielte quer, aber dort verpasste Odzakovic freistehend den Ball. Neun Minuten vor dem Abpfiff flankte Rak hinter die Abwehr, deren Abseitsfalle erneut katastrophal in die Binsen ging. Allein im Strafraum hatte Odzakovic als Abnehmerin zunächst Probleme mit der Ballkontrolle. Dann kam sie ungestört zum Schuss, der aber so unplatziert war, dass Cevik ihn parieren konnte. Aber das Glück war Odzakovic hold, der das Leder nochmal vor die Füße fiel. Den Nachschuss versenkte sie fast in einer Trotzreaktion zum 0:7 (81.). Das war auch der Endstand, denn Raks Distanzschuss in der 84. Minute änderte daran nichts mehr, und die letzte Aktion war die Einwechslung von Tanja Thormählen anstelle von Maike Timmermann.
Der nie gefährdete Sieg ging völlig in Ordnung. Ellas kam in der zweiten Halbzeit kaum einmal in die HSV-Hälfte und konnte keine einzige Torchance herausspielen. Gefährlich wurde es nur ein einziges Mal, als eine Umstellungsmaßnahme seitens Schulz etwas chaotisch ablief und für Verwirrung sorgte: Timmermann sollte vom Angriff in die Abwehr wechseln und dafür Garbers nach vorn. Die aber wollte das gar nicht, und Schulz, der sie wohl zuvor falsch verstanden hatte, beließ es daraufhin bei der alten Formation – nur ohne dies auch gegenüber Timmermann zu veröffentlichen, die sich verwirrt kurzzeitig in einer Fünferkette einfand. Die daraus entstandene Unordnung versuchte Ellas zwar zu nutzen, aber die Abwehr konnte dennoch klären. Ansonsten dominierte der HSV das Spiel und hatte nur Schwierigkeiten mit den kompakt um den eigenen Strafraum herum postierten, harmlosen Gastgeberinnen.
Statistik:
VSK Blau-Weiß Ellas: Mareike Cevik (ab 46. Jacqueline Siggelkow) – Sina Hübner, Julia Hoffmann (31. Katharina Ragga), Sarah Pätzmann, Petra Waltje – Ariadne Riga, Patrizia Ferraro (46. Maria Drougka), Ilkgül Aydin – Melanie Edler (46. Janet Mohr), Jacqueline Siggelkow (ab 46. Mareike Cevik), Larissa Holland
Hamburger SV III.: Yasmine Sennewald – Cathérine Knobloch, Annika Rode, Rabea Garbers, Nadine Odzakovic – Lara Wolff, Sarah Begunk, Nadine Moelter-Cohrs, Pajtesa Kameraj (46. Cindy Rak) – Jasmin Wolf (70. Sarah Borgwardt), Maike Timmermann (86. Tanja Thormählen)
Schiedsrichter: Joachim Rönndahl (FC St. Pauli) und Gespann
Tore: 0:1 Timmermann (10.), 0:2 Wolf (21.), 0:3 Wolff (27.), 0:4 Timmermann (31.), 0:5 Wolf (65.), 0:6 Wolf (70.), 0:7 Odzakovic (81.)
Karten: keine