Während in der Frauen-Bundesliga die Saison gerade zuende gegangen ist, ist sie bei den B-Mädchen abseits der Meisterrunde gerade mittendrin. Zum Abschluss der Hinrunde der Frühjahrsstaffel MB11 empfingen die 2. B-Mädchen den Wedeler TSV. Nach zwei Unentschieden und einer Niederlage in den ersten drei Spielen sollte nun der dritte Sieg in Folge her.
Immerhin ging es gegen den Tabellennachbarn. Wedel war nach drei Siegen Zweiter, und diesen Platz wollte der HSV den Gästen abluchsen, um zumindest den Platz hinter dem einsamen Tabellenführer SCALA einzunehmen. Im Kader war mit Annika Lowski eine Spielerin aus der 2. C-Mädchenmannschaft und mit Anna Peters eine aus der 1. B. Neuentdeckung Senem Ulas konnte jedoch nach einer Knieoperation am lädierten vorderen Kreuzband nur zuschauen.
Bei Spielbeginn war sie noch nicht am Platz und verpasste daher den ersten Wedeler Warnschuss nach 14 Sekunden. Torhüterin Anna-Lena Stäbler entschärfte den Schuss von Janina Gülck sicher. Aber diese erste Chance der Gäste führte nicht zu erhöhter Alarmbereitschaft in der HSV-Hintermannschaft. Die logische Konsequenz war, dass niemand den Steilpass von Franziska Christ hinter die Viererkette unterband und Gülck frei auf Stäbler zulaufen konnte. Gülck ging auch an der Keeperin vorbei. Peters versuchte noch zu retten, was nicht mehr zu retten war, und traf fast zwangsläufig ins eigene Netz (6.). Wedel bejubelte diesen Treffer lautstark, während sich Melanie Bischoff eine Gelbe Karte wegen Meckerns einhandelte. Aber dieses 0:1 konnte man durchaus als heilsam bezeichnen, denn die HSV-Mädels begannen nun, mit steigendem Mut zur Gegenwehr in Richtung Wedeler Kasten aufzutreten. Eine erste Annäherung war ein Freistoß von Franziska Schott aus 32 Metern, den TSV-Torhüterin Aylin Rothenberg fangen konnte (7.). Nach einer gespielten Viertelstunde, in der sich die Rothosen um eine deutlich erkennbare spielerische Linie bemühten, brachte eine Standardsituation den Ausgleich. Ein Eckball von Michelle Porsch flog in den Strafraum, wurde zu kurz nach vorn abgewehrt und landete bei der aufgerückten Rechtsverteidigerin Sophie Treu im Rückraum. Die nahm den Ball an, zog aus 18 Metern halbrechter Position ab und war wohl selbst am meisten überrascht, dass ihr Schuss den langen Weg an Rothenberg vorbei ins untere linke Eck fand – jedenfalls hielt sie sich ungläubig die Hand vor den Mund.
Der HSV gewann nun deutlich an Spielanteilen, kam jedoch nur mit Anstrengung aus dem Spiel heraus zu Möglichkeiten. Zunächst ging ein weiterer Freistoß von Schott aus 28 Metern drüber (19.). Dann bediente sie mit einem schönen Pass nach außen Chiara Ernst. Deren Flanke an den Fünfmeterraum landete präzise auf dem Fuß von Porsch – und in Rücklage über dem Tor (21.). Ihre Sturmpartnerin Laura Postels machte es da nach 24 Minuten besser. Im Mittelfeld nahm Ernst den Ball von rechts mit, zog zur Mitte und spielte dann einen Steilpass auf die Stürmerin. Die nahm das Leder mit und schlenzte aus 17 Metern über Rothenberg hinweg zum 2:1 in die Maschen. Es war auch der spielerische Ausdruck inzwischen eingekehrter Überlegenheit. Nach verschlafener Anfangsphase, in der Wedel stark begonnen hatte, hatte sich der HSV deutlich gesteigert, war zielgerichteter im Spielaufbau. Drei Minuten nach dem Führungstreffer passte Lowski von halblinks steil auf Postels, die schneller war als die Wedeler Abwehr und mit dem Außenrist zum 3:1 einschoss.
Auf der Gegenseite hatte nun wiederum Wedel eine gute Gelegenheit und läutete damit interessante elf Minuten vor der Pause ein. Der HSV bekam den Ball nach einer Standardsituation nicht aus der Gefahrenzone, doch Gülcks 16-Meter-Schuss wurde noch abgefälscht und ging über die Latte. Der HSV ließ sich davon nicht beirren. Porsch passte von links flach in den Strafraum, wo Lowski den Ball im Dreikampf vertändelte. Aber er sprang zu Postels, die sofort mit links aus zehn Metern abzog und ihre Meisterin in Rothenberg fand (32.). Zwei Minuten später zwang die Doppeltorschützin die Keeperin nach Zuspiel von Ernst zu einer Fußabwehr, und auch Schott brachte die Torhüterin aus 23 Metern in Bedrängnis (35.). Nun war wieder Wedel an der Reihe. Rutz spielte von rechts steil auf Christ, die aber noch von Neuzugang Saskia Hoffacker gestört wurde und aus 15 Metern keinen kraftvollen und platzierten Schuss zustande brachte. Der wurde eine leichte Beute für Stäbler. In der Offensive des HSV blieb es dabei: Michelle Porsch klebte das Pech an den Schuhen. Ein Freistoß der eingewechselten Yara Kappes aus dem rechten Mittelfeld rutschte zu ihr durch, sie probierte es mit einem Flachschuss, aber Ellen van Tuyl fälschte noch ab, und der Ball strich knapp rechts vorbei (39.). Auch Schott ging es nicht besser. Nachdem Rothenberg ihren 21-Meter-Abschluss sicher gehalten hatte, war Halbzeitpause.
Nach schläfrigem Start war der HSV besser, hatte aber in der Abwehr noch Probleme in Stellungsspiel und konsequentem Zweikampfverhalten. Nach vorn sah es da deutlich rosiger aus, vor allem bei Postels, die sich immer wieder freilief, sich anbot und ihre Chancen nutzte. Wedel präsentierte seine Stärken vor allem im Umschalten von Angriff auf Abwehr und umgekehrt, schaffte szenenweise im Mittelfeld Überzahl. Vor allem Bälle in die Tiefe brachten Gefahr. Nach dem 0:1 machten sie allerdings den Fehler, den HSV kommen zu lassen, und verloren den Faden.
Auch die zweiten 40 Minuten begannen mit einer Chance für die Gäste aus dem Kreis Pinneberg. Rutz setzte Christ mit einem Steilpass von der linken Seite in Szene, die zog ab, aber Stäbler hielt im Nachfassen sicher (45.). Kurz darauf schlenzte Franziska Verter aus 18 Metern über das Tor, gefolgt von einer Behandlungspause für die HSV-Torhüterin, die sich Augenblicke zuvor bei einer Rettungstat am Ellenbogen verletzt hatte. Doch sie konnte weiterspielen. Die Rautenkickerinnen besannen sich nun wieder auf ihre Stärken. Ein Eckball von Porsch wurde von einer Wedelerin verlängert, aus 13 Metern schloss die eingewechselte Vivien Knobloch ab – drüber (49.). Allerdings war dies auch zunächst die letzte HSV-Chance, denn die Hamburgerinnen brauchten lange, um den Gegner spielerisch zu knacken. Ein Handicap war dabei die angeschlagen ins Spiel gegangene und dadurch gehemmt wirkende Chiara Ernst, die zunehmend Probleme mit dem Oberschenkel bekam und schließlich gegen Annika Lowski ausgewechselt wurde.
Und diese Maßnahme entfaltete schnell ihre Wirkung. In der 63. Minute zog Schott einen Freistoß vom rechten Strafraumeck hoch direkt aufs Tor. Rothenberg konnte zwar noch mit Mühe abklatschen, aber Postels reagierte am schnellsten und spitzelte den Ball aus drei Metern zum 4:1 über die Linie (63.). Nur zwei Minuten darauf schickte Kim Samanta Michelle Porsch auf die Reise, und dieses Mal konnte die zum 5:1 einschießen. Knapp 60 Sekunden später passte die eingewechselte Svenja Wiering rechts in den Sechzehner auf Lowski, die ging mit der Kugel an Sara Schneeweiß vorbei, legte von der Grundlinie kurz zurück, und Porsch brauchte zum 6:1 nur noch den Fuß hinhalten (66.). Immerhin: Wedel gab sich zumindest in der Offensive nicht auf. Rechts behauptete sich Christ gegen Kappes, ihren Schuss hielt Stäbler aber sicher (70.). Und auch in der 74. Minute war die Torhüterin des HSV zur Stelle, als Rutz aus 23 Metern halblinks abschloss.
Auch in den Schlussminuten hatten beide noch Torchancen. Porsch fing einen Abstoß ab, leitete nach rechts zu Knobloch, und deren Querpass vor den Strafraum drosch Postels nach kurzer Annahme volley als Aufsetzer auf den Kasten. Rothenberg hielt das Spielgerät im Nachfassen fest (79.). Auf der Gegenseite bediente Rutz diagonal Gülck. Frei vor dem Tor scheiterte sie aber aus 16 Metern an Stäbler (80.). Es brach eine lange Nachspielzeit an. In den ersten 60 Sekunden steckte Lowski halbrechts auf Knobloch durch. Deren Flanke galt Porsch, die aber verpatzte die Ballannahme, und dahinter stocherte Lowski drüber. Danach warteten eigentlich alle auf den Schlusspfiff, aber sie warteten vergebens. (Vermutlich) Wegen der Verletzungsunterbrechung der HSV-Keeperin ließ er satte fünfeinhalb Minuten nachspielen. So kam Knobloch in der 85. Minute auf der rechten Seite in Ballbesitz. Die Flanke in die Mitte verunglückte, drehte sich zum Tor hin und senkte sich über Rothenberg hinweg ins lange Eck – 7:1.
Der HSV-Sieg war verdient, wenn auch einen Tick zu hoch, denn Wedel war keine sechs Tore schlechter. Beide Teams zeigten eine starke Offensivleistung, allerdings war der HSV effektiver und individuell besser besetzt. Die Konter des Teams aus dem Kreis Pinneberg waren nur im Abschluss zu ungefährlich, ansonsten stellten sie die HSV-Abwehr vor einige Probleme. Die Rothosen hingegen machten Druck und nutzten ihre Chancen und die vor allem kämpferische Überlegenheit aus.
Statistik:
Hamburger SV II.: Anna-Lena Stäbler – Kim Samanta, Saskia Hoffacker (64. Laura Beschmann), Anna Peters, Sophie Treu (64. Svenja Wiering) – Melanie Bischoff (40.+1 Vivien Knobloch), Franziska Schott (72. Melanie Bischoff), Annika Lowski (34. Yara Kappes), Chiara Ernst (57. Annika Lowski) – Laura Postels, Michelle Porsch
Wedeler TSV: Aylin Rothenberg – Melanie Bauer (21. Mareike Lüders / 41. Sara Schneeweiß), Julia Schmitt, Mareike Alsdorf, Saskia Falkenberg – Sara Schneeweiß (26. Ellen van Tuyl), Franziska Christ (74. Vanessa Stoof), Franziska Verter, Vanessa Stoof (64. Melanie Bauer) – Melanie Rutz, Janina Gülck
Schiedsrichter: Daniel Genz (Niendorfer TSV)
Tore: 0:1 Peters (6., Eigentor), 1:1 Treu (15.), 2:1 Postels (24.), 3:1 Postels (27.), 4:1 Postels (63.), 5:1 Porsch (65.), 6:1 Porsch (66.), 7:1 Knobloch (80.+5)
Gelbe Karten: Bischoff (HSV, 6. Minute, wegen Meckerns), Verter (Wedel, 76. Minute, wegen Meckerns)