Muss der HSV im ersten Heimspiel auf Ana Maria Crnogorcevic verzichten? Am 22. August könnte erstmals das Handicap der Doppelbelegung von FIFA-Abstellungsperiode und Bundesliga-Alltag eintreten: Die Stürmerin wurde von Auswahltrainerin Béatrice von Siebenthal für das WM-Qualifikationsspiel der Schweiz gegen Kasachstan angefordert.
Ihr Schicksal teilt die Wahlhamburgerin mit Martina Moser vom VfL Wolfsburg, Noémie Beney vom 1.FC Saarbrücken und den Freiburgerinnen Marisa Brunner und Isabelle Meyer, hat jedoch zusammen mit Danique Stein vom HSV-Gegner aus Bad Neuenahr den weitesten Weg nach Hause, denn zwischen der Entlassung aus der Abstellung in Fribourg und dem Anpfiff des Heimspiels liegen gerade 16 Stunden. Der HSV wird also im durchaus nicht unwichtigen Spiel wohl auf seine Nummer 9 verzichten müssen – nur weil Silvia Neid unbedingt drei Monate Vorbereitung auf die WM braucht, obwohl die letzten beiden Weltmeisterschaften sogar in der Fremde auch ohne Sonderwürste gewonnen wurden.
Aber auch andere Bundesligisten könnten an jenem zweiten Bundesligaspieltag stark dezimiert sein. Wenn Bayer Leverkusen den USV Jena empfängt, könnten die Rheinländerinnen auf Christine Samparidis verzichten müssen, die am Vortag mit Serbien auf Nordirland träfe. Den VfL Wolfsburg trifft es beim Auswärtsspiel in Saarbrücken gleich doppelt: Leni Larsen Kaurin und Lindy Melissa Wiik wären für das norwegische Team in die Slowakei abzustellen. Aber auch Saarbrücken müsste wohl auf Sif Atladottir verzichten, die für Island gegen Frankreich auflaufen könnte. Auch der FCR Duisburg müsste bei der SG Essen-Schönebeck seine beiden Niederlängerinnen Annemieke Kiesel-Griffioen und Mirte Roelfink ersetzen, die mit den Niederlanden in Weißrussland antreten. Den meisten „Lochfraß“ gäbe es aber wohl in Frankfurt: Beim Spiel des 1.FFC Frankfurt gegen den Herforder SV könnten die beiden hessischen Schwedinnen Sara Thunebro und Jessica Landström (müssten gegen Tschechien ran) ebenso fehlen wie auf Herforder Seite die beiden Österreicherinnen Laura Feiersinger und Marion Gröbner. Überhaupt hat Österreich die meisten Legionärinnen in Deutschland. Das betrifft ganz besonders den FC Bayern gegen Turbine Potsdam. Für das Spiel Austrias gegen England könnten nicht weniger als sechs Münchnerinnen abgestellt werden müssen: Viktoria Schnaderbeck, Sonja Spieler und Carina Wenninger aus der ersten Mannschaft, Virginia Kirchberger, Nadine Prohaska und Sarah Puntigam aus der Zweiten (gegen 1899 Hoffenheim). Und der VfL Sindelfingen könnte im Topspiel gegen den 1.FC Köln auf Susanna Höller verzichten müssen. Insgesamt drohen wegen der zwölf Qualifikationsspiele allein in Europa in den drei Bundesligen bis zu 23 Abstellungen. Und der Wettbewerb bleibt auf der Strecke…
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Kommentar:
Markus (Womensoccer), Eingereicht am 14.08.2010 um 10:03: Die Abstellungsproblematik zu den diversen Qualifikationsspielen ist ja jedes Jahr ein wiederkehrendes Thema. Sicherlich ist das nicht optimal, aber den Vereinen muss das ja bewusst sein, wenn sie ausländische Spielerinnen verpflichten.
Eine Zeitlang war das ja in der Vergangenheit der Grund, warum einzelne Teams Abstand von der Verpflichtung ausländischer Spielerinnen genommen haben. Doch offenbar hat sich die Erkenntnis durchgesetzt, dass es allein mit deutschen Talenten keinen Blumentopf zu gewinnen gibt. Also nimmt man die Abstellungsperioden in Kauf. Frankfurt wird gleich mehrfach betroffen sein. Die beiden Schwedinnnen werden wegen WM-Quali und Playoffs genauso fehlen, wie später Ally Krieger, die mit den USA noch durch die WM-Qualikation in Cancun Ende Oktober/Anfang November muss.