HSV I steht im DFB-Pokal-Halbfinale

Die 1. Frauen haben am Samstag das Halbfinale des DFB-Pokals erreicht. Erstmals seit 2001.

Der letzte Sieg in einem Viertelfinale datiert auf den 11.11.2001. Damals hatte es ein 1:0 gegen den FFC Brauweiler Pulheim 2000 gegeben. Jetzt hieß der Gegner 1. FFC Lokomotive Leipzig.

Es war viel (Ex-HSV-)Prominenz anwesend. Ohne Anspruch auf Vollständigkeit seien hier nur einige der Gäste erwähnt, die sich die Pokalpartie zwischen dem HSV und Lokomotive Leipzig nicht entgehen lassen wollten: Co-Nationaltrainerin Ulrike Ballweg, HFV-Trainerin Stephanie Godon-Hall, HFV-Betreuerin Tanja Wunder, HSV-Nachwuchsleiter und Ex-Profi Bastian Reinhardt, HSV II-Trainer Peter Schulz, HSV B1-Trainerin Mareike Geidies, Claudia von Lanken (aktuell beurlaubte Trainerin der Gäste, zuvor Trainerin HSV II), Per Carlén (Trainer HSV-Handball) – samt Tochter Hilda Carlén (U-20 Fußball-Torhüterin Schwedens) -, sowie viele ehemalige Spielerinnen, etwa Maylene Danner (Eintracht Immenbeck, zuletzt HSV II), Nadine Moelter (Werder Bremen, zuletzt HSV II), Daniela Schacher, Jennifer Weber, Carina Wolfgramm (alle Oldesloe 2000, zuletzt HSV II) und Kathrin Miotke (Bergedorf 85, zuletzt III).

Die verletzten, erkrankten oder noch nicht wieder fitten Louisa Nöhr, Lena Petermann und Carolin Simon wurden ebenfalls gesichtet. Dazu kamen natürlich bei Leipzig Vera Homp (die von Trainer Jürgen Brauße nicht eingesetzt wurde, ebenfalls zuvor HSV II), sowie Jobina Lahr und Angelina Lübcke, beide vormals HSV II und heute für Leipzig aktiv auf dem Spielfeld. Gaëlle Thalmann und Kathrin Patzke waren nicht zu sehen. Aber morgen spielt ja auch noch Leipzigs Zweite, zu deren Kader zuletzt auch Kathrin Patzke gehörte. Allerdings führt Lok sie (Stand heute) in keinem Kader der drei Frauenteams.

Doch nun vom Rang auf das Spielfeld. Wie erwähnt, standen Achim Feifel Nöhr, Simon und Petermann, aber auch Hepfer, nicht zur Verfügung. Freese und Schubert, beide im Aufbautraining, waren im Kader. Schubert sollte sogar in der Nachspielzeit noch mitspielen dürfen. Es war ihr zweiter (Kurz-) Einsatz in dieser Spielzeit, nachdem sie in Freiburg ebenfalls in der 90. Minute eingewechselt worden war. Sie musste im Sommer die Saisonvorbereitung abbrechen und war seitdem nahezu durchgehend verletzt, befindet sich aber nun auf einem guten Weg.

Vor Bianca Weech spielten Christine Schoknecht, Janina Haye, Nina Brüggemann (nach langer Zeit und überwundener Verletzung wieder in der Startelf) und Friederike Engel. Im defensiven Mittelfeld agierten Marisa Ewers und Henrike Meiforth. Die Offensive bildeten Jessica Wich, Aferidta Kameraj, Maike Timmermann und Marie-Louise Bagehorn.

Der HSV kam ordentlich in die Partie. In den ersten Minuten gab es etwas Gefahr für das Gästetor durch eine Aktion von Kameraj, die sich bis ans Eck des Fünfmeterraums vorspielte und quer zu Timmermann passte. Diese erreichte das Zuspiel jedoch nicht, da Ann-Katrin Schinkel dazwischen ging. Diese war es auch, die eine Schoknecht-Flanke vor Bagehorn erreichte und klärte.

Nach sieben Minuten gab es dann einen berechtigten Freistoß für den HSV unweit der Strafraumgrenze. Zuvor war Jessica Wich in aussichtsreicher Position gefoult worden.

Nach dem Foul liegt Wich im Strafraum. Der Tatort lag knapp, aber unzweifelhaft, vor der Linie

Marie-Louise Bagehorn legt sich den Ball zurecht

Schiedsrichterin Katrin Rafalski sorgt für einen regulären Abstand der Mauer

Bagehorn schießt und Carolin-Sophie Härling ist geschlagen

Der Ball landet zur 1:0-Führung im Netz

Großer Jubel beim HSV

Wich und Haye beziehen die Bank mit ein

Der HSV setzte zunächst nach und kam zu einer weiteren guten Gelegenheit durch Nina Brüggemann.

Nach einer Ecke von Schoknecht kann Brüggemann den Ball Richtung Tor lenken

Nur ganz knapp geht der Ball links am Tor vorbei

Dann verflachte das Spiel des HSV. Die Gäste aus Leipzig bekamen zunehmen mehr Spielanteile und verlagerten das Geschehen in die Spielhälfte des HSV. Was aber Leipzig nicht gelang, das war das Erspielen von zwingenden Torgelegenheiten. So musste ein Verlegenheitsschuss von Lübcke als Torchance herhalten.

Einer der wenigen Abschlüsse der Gäste. Hier aus eher aussichtslosen gut 40 Metern.

Der Ball kommt mit nur noch wenig Wucht bei Engel an. Doch die Abstimmung zwischen ihr und Weech klappt nicht.

Engel hätte für Weech durchlassen können, nimmt den Ball aber an, spielt dann per Fuß zu Weech, die dadurch den Ball nicht aufnehmen kann. Weech klärt dann mit einem Befreiungsschlag vor den inzwischen nahenden Leipzigerinnen. Fast wäre die ansich harmlose Aktion noch zu einem richtigen Problem geworden.

Dann, endlich, mal wieder ein Aktion des HSV. Ein Standard von Bagehorn findet den Kopf von Brüggemann.

Schlug viele gute Standards: Marie-Louise Bagehorn

Nina Brüggemann kommt mit dem Kopf an den Ball

Carolin-Sophie Härling mit einer eher unnötig spektakulären Flugeinlage. Nett anzusehen war sie dennoch.

Das Spiel wurde nun hektischer. Es gab zahlreiche Unterbrechungen. Und viele strittige Szenen. Gerade in der ersten Halbzeit haderten Achim Feifel und Florian Graudegus mehrmals heftig mit den Entscheidungen der Unparteiischen. Es waren Szenen wie diese, die mehrmals für Diskussionen sorgten:

In diesem Beispiel gab es keinen Piff. In anderen Szenen schon. Manchmal überraschte die Richtung, in die es weiterging.

Nach dieser Aktion gab es Freistoß für die Gäste

Fünf Minuten vor der Halbzeit gab es dann eine Szene, die für Jessica Wich und den HSV womöglich noch langwierige Folgen haben wird.

Kameraj lufpt den Ball über drei Gegnerinnen zu Wich

Wich hat noch Lübcke vor sich

Der Versuch an dieser vorbeizukommen scheitert, Wich bleibt hängen

Beide schenken sich nichts und wollen zum Ball

Nachdem Wich liegen bleibt, ist Lübcke sportlich fair und kümmert sich sofort um die HSV-Spielerin

Rafalski signalisiert, dass Wich den Platz nicht ohne Hilfe wird verlassen können.

Jessica Wich musste zur Untersuchung ins Krankenhaus gebracht werden. Achim Feifel äußerte nach dem Spiel im Interview, dass es den Verdacht gibt, dass ihr eines Schlüsselbein gebrochen sein könnte. Das wäre für sie und den HSV eine ganz bittere Nachricht.

Nach dieser Behandlungspause ging es dann weiter. Silva Lone Saländer kam für Wich in die Partie. Maike Timmermann hatte die große Chance auf 2:0 zu erhöhen.

Angelina Lübcke, die oft eine Art Libero spielte, war der Ball versprungen und Maike Timmerann lief auf das Tor zu

Ihren Schuss konnte Carolin-Sophie Härling per Fußabwehr glänzend abwehren. Von beiden eine gute Aktion.

In der letzten Minute der Nachspielzeit gelang den Gästen dann der überraschende Ausgleichstreffer.

Henrike Meiforth will klären

Der Ball kommt zu Erika Szuh die abzieht

Weech kann nicht mehr retten

Jubel über den Ausgleich

Unmittelbar nach Wiederanstoß ertönte der Halbzeitpfiff. Bitter für den HSV, der die Partie nach dem 1:0 etwas aus der Hand gegeben hatte, aber keine relevanten Torchancen der Gäste zuließ. Bis auf die letzte Szene der Halbzeit.

Beide Teams kehrten mit dem selben Personal aus der Halbzeit. Beim HSV gab es jedoch Umstellungen. Saländer, die zentral spielte, bekam den Platz von Meiforth. Diese ging auf die linke Seite und spielte, im Wechsel mit Schoknecht, mal defensiv, mal offensiv. Kameraj übernahm die Zehn, Timmermann die Spitze.

Die erste gefährliche Szene hatten die Gäste, nachdem Ewers im Mittelfeld keine Abspielstation fand, den Ball dadurch zu lange hielt und dann verlor.

Anne Heller zieht ab

Wich hält sicher

Gut zehn Minuten passierte dann vor den Toren kaum etwas. Es ging gewohnt kampfbetont zu, aber eben nur zwischen den Strafräumen. Kameraj und Ann-Katrin Schinkel, die sich in den 90 Minuten mehrmals in die Quere kamen, sahen beide die Gelbe Karte. Erst eine von Saländer eingeleite Aktion sorgte wieder für Gefahr.

Saländer spielt einen langen Ball auf Bagehorn

Diese erläuft den Ball und kommt in guter Position zum Abschluss

Doch Carolin-Sophie Härling hielt weiter tadellos

Wieder passierte zehn Minuten vor den Toren nichts. Beide Teams rieben sich im Mittelfeld auf.

Dann probierte es Saländer aus der Distanz

Viel fehlte nicht

Kameraj bekommt im Strafraum den Ball, setzt sich gegen Lübcke durch uns schießt

Auch hier hätte gut und gern das 2:1 fallen können

Der HSV bekam nun ein Übergewicht und endlich weitere Chancen. Hier ist es Maike Timmermann

Härling ist erneut zur Stelle

Schüsse im Minutentakt. Der HSV am Drücker. Hier ist es Friederike Engel

Auch hier fehlte nicht viel

Trainer Jürgen Brauße pustet durch

Dann gab es den Klassiker. Ann-Katrin Schinkel stellt ein Bein in den Weg und Kameraj stürzt.

Ann-Katrin Schinkel verpasst den Ball und trifft stattdessen Kameraj

Bagehorn führt den Freistoß aus

Über die Mauer hinweg fliegt der Ball Richtung Toreck

Carolin-Sophie Härling ist geschlagen

Bagehorn feiert

Gratulantinnen gibt es reichlich

Freude auch an der Seitenlinie

Zu diesem Zeitpunkt lag die Führung für den HSV wahrlich in der Luft und war absolut verdient. Auch das gleich noch ein Treffer folgte, war folgerichtigt.

Schoknecht erkämpft den Ball, dringt in den Strafraum, setzt sich gegen Lahr durch und legt quer zu Timmermann

Diese schießt überlegt links ins Tor

Das 3:1

Timmermann und Schoknecht

War das die Entscheidung, neun Minuten vor Ende?

Achim Feifel wechselte zwei Minuten später. Kristina Brenner kam für Maike Timmermann.

Achim Feifel schien mit Timmermanns Leistung zufrieden zu sein

Die nächste Szene: Anne Heller foult Kristina Brenner an der Mittellinie, sieht Gelb, meckert, sieht Gelb-Rot. Natürlich total überflüssig

Trotz der Unterzahl gelingt den Gästen eine Minute später der erneute Anschlusstreffer.

Angelina Lübcke spielt einen feinen Pass zu Jobina Lahr

Diese läuft relativ unbedrängt auf das HSV-Tor zu und kommt zu Schuss

Über Bianca Weech hinweg...

Geht der Ball zum 3:2 ins Tor

Die letzten Minuten waren recht hektisch. Es gab noch mehr Zwei- und ringkämpfe. Zwei Menschen können einem leid tun: der Greenkeeper, der den Platz wieder herrichten muss – und Derjenige, der die Trikots wieder sauber bekommen soll. Bei dem Regenguss und Wing litten alle Beteiligten. Veräppelt durfte man sich vorkommen, als kurz nach Schlusspfiff blauer Himmel auftauchte. Doch noch wurde gespielt.

Leipzig versuchte alles. Brauße stelle auf Dreierkette um und schickte auch noch seine Torhüterin beim Freistoß vor das gegnerische Tor.

Lübcke beim Freistoß, ganz links ist Härling vor dem HSV-Tor

Dann kam noch Schubert für Doppeltorschützin Bagehorn ins Spiel. Ballkontakte hatte Schubert kaum noch...

...denn kurz danach war Schluss

Der HSV hat das Spiel verdient gewonnen. Leipzig war kämpferisch ebenbürdig, konnte jedoch nur wenige Torgelegenheiten herausspielen. Umso bitterer für den HSV, dass es dennoch zwei Gegentore gab. Der HSV hatte deutlich mehr und klarere Torgelegenheiten. Auch wenn es am Ende noch mal eng wurde, der HSV erreicht verdient das Halbfinale. Der Gegner wird am 21. Dezember von DFB-Manager Oliver Bierhoff ausgelost und über Ostern 2012 (7. bis 9. April) ausgetragen. Mögliche Gegner sind (Stand heute) Frankfurt, Potsdam, Duisburg, München, Bad Neuenahr und Güterlsloh.

Bis dahin ist es noch ein wenig hin. Nach Abpfiff wurde zunächst kräftig gefeiert. Erst in der Kabine, danach im Rahmen der Weihnachtsfeier.

In der Liga geht es am kommenden Sonntag im Heimspiel gegen den FC Bayern München.

Weitere Bilder von diesem Spiel gibt es in der Galerie.

Hamburger SV:
Weech, Schoknecht, Haye, Brüggemann, Engel, Meiforth, Ewers, Kameraj, Bagehorn (90. Schubert), Timmermann (84. Brenner), Wich (40. Saländer)

Lokomotive Leipzig:
Härling, Lahr, Schneider, Schinkel, Pfretzschner, Heller, Herrmann, Toth, Lübcke, Szuh (57. Nyembo), Ebermann

Tore: 1:0 Bagehorn (7.), 1:1 Szuh (45.), 2:1 Bagehorn (80.), 3:1 Timmermann (81.), 3:2 Lahr (86.)

Zuschauer: 230

Schiedsrichter: Rafalski (Bad Zwesten), assistiert von Mirka Derlin und Sina Diekmann

Gelbe Karte: Kameraj, Engel; Schinkel

Gelb-Rote Karte: Heller (85.)

Kommentare

HSV I steht im DFB-Pokal-Halbfinale — Ein Kommentar

  1. Danke Kuddel für den ausführlich Wort- und Bildbericht. So konnte ich mich fast dabei fühlen. Auch großes Kompliment an das Team. Einen derartigen Siegeswillen wünscht man sich immer !