Zweite erkämpft sich den Sieg

Große Freude über den Heimsieg gegen Angstgegner Turbine II.

Große Freude über den Heimsieg gegen Angstgegner Turbine II.

Zehn Spiele, ein Sieg, zwei Unentschieden, 13:25 Tore – das war die Bilanz der Zweiten vor dem Spiel gegen Turbine Potsdam II. Den einzigen Sieg gab es 2006/07 beim 3:0 in Potsdam, das Jennifer Weber, Carina Wolfgramm und Kathrin Patzke auf dem Platz miterlebten. Zuhause sah es noch düsterer aus: Fünf Spiele, ein Unentschieden, vier Pleiten, 4:10 Tore. Und dann kam eine Personalmisere hinzu: Ohne vier Erstligaspielerinnen hätten nur neun Spielerinnen zur Verfügung gestanden. Meiforth auf Reisen, Schacher und Choinowski verletzt, Hamed privat verhindert, Anhenn nicht fit, Danner nicht dabei, Nöhr bei der Hamburger U17, Nilsson mit der Dritten unterwegs – die Liste der Ausfälle war lang. Und dann kam ausgerechnet Turbine II. Doch auch die hatte schon fünf Punkte in dieser Saison liegengelassen, zuletzt beim 3:4 gegen Werder Bremen. War also doch mehr drin, vielleicht sogar der erste Heimsieg?

Carina Wolfgramm im Duell mit Sandra Starke

Carina Wolfgramm im Duell mit Sandra Starke

Claudia von Lanken, die auf dem Spielberichtsbogen selbst als zweite Torhüterin aufgeführt war, hatte nominell den ganz dicken Beton angerührt und sieben Defensivkräfte aufgeboten. Das relativierte sich allerdings beim Betrachten der Formation, denn Johanna Borkowski spielte hängende Spitze hinter Mittelstürmerin Kathrin Patzke, für die diese Position ebenfalls eine Umstellung bedeutete, Desirée Steinike fand sich auf der linken Außenbahn wieder, und Angelina Lübcke agierte neben Carina Wolfgramm im zentralen Mittelfeld auf der Doppelsechs. Bemerkenswert war bei Turbine Potsdam, dass sie mit Kristin Demann und Sandra Starke zwei Rückkehrerinnen aus Trinidad/Tobago von Anfang an aufboten, während Lena Petermann beim HSV komplett frei hatte.

Angelina Lübckes Kopfball lenkt Braun an die Latte

Angelina Lübckes Kopfball lenkt Braun an die Latte

Die erste Möglichkeit hatte auch der Favorit aus Potsdam. Maria Mack schickte links Monique Braun, die am Strafraum vom Flügel quer auf Lyn Meyer legte. Die entging Denise Lehmanns Tackling und passte selbst eine Station weiter quer. Sandra Starke schob das Leder dann aus 17 Metern knapp rechts vorbei (4.). Der HSV kam nach einer Standardsituation zur ersten Möglichkeit. Kathrin Patzke brachte den Ball von links herein, Lübcke kam aus fünf Metern zum Kopfball, und Braun köpfte den Ball an die Unterkante der Latte, von wo er heraussprang. Doch die Kugel war noch heiß. Höß setzte nach, köpfte aus drei Metern, aber Friederike Mehring, die Torhüterin der Brandenburgerinnen, sprang ihr entgegen und wehrte auf der Linie ab (10.)! Drei Minuten später suchte der HSV mit einem langen Ball in die Spitze sein Glück. Borkowski wollte Patzke in den Lauf bedienen. Josephine Schlanke war mit dem langen Bein dazwischen, und Mehring kam dazu, um den Ball aufzunehmen. Doch die Schiedsrichterin, Kathrin Heimann aus Gladbeck, pfiff ab – Rückpass! Es gab also indirekten Freistoß aus 15 Metern. Patzke legte auf, Denise Lehmann zog stramm ab. Ihr Schuss wurde auf Höhe der Mauer gegen die Laufrichtung von Mehring abgefälscht und trudelte aufs lange Eck, Schlankes Rettungsversuch kam zu spät, und die Kugel kullerte über die Linie – 1:0 für den HSV nach dreizehn Minuten! So hatte sich Turbines Coach Thomas Kandler das nicht vorgestellt.

Mehring nimmt den Rückpass auf, Patzke protestiert, Lehmann trifft zum 1:0

Mehring nimmt den Rückpass auf, Patzke protestiert, Lehmann trifft zum 1:0

Die Führung ging in Ordnung. Der HSV war bissig in den Zweikämpfen, gedankenschneller, übernahm die Initiative und präsentierte sich spielfreudig. Die Offensive setzte die Gäste früh unter Druck, und die bekamen oft nur Einzelaktionen hin, die spätestens vor dem Strafraum versandeten. Beide Teams neutralisierten sich eine Weile lang gegenseitig. Erst nach einer halben Stunde tat sich wieder was. Turbine bekam einen Zwischenspurt. Jalila Dalaf lupfte zentral hinter die HSV-Abwehr auf Meyer, aber Jenny Weber war rechtzeitig aus dem Tor geeilt und vereitelte diese vielversprechende Potsdamer Möglichkeit (31.). Turbine wurde druckvoller, stellte den HSV vor Probleme bei der Befreiung. Henrike Schödel zielte mit einem Freistoß aus 28 Metern halblinks genau auf Weber. Die Hamburgerinnen berappelten sich. Wolfgramm prüfte Mehring mit einem Flachschuss aus 21 Metern (36.). Es folgte der schönste Spielzug bis dahin: Nadine Moelter nahm rechts Wolfgramm mit. Deren Flanke kam zu Patzke, die freistehend elf Meter vor dem Tor das Leder annahm und volley abschloss. Ihr Schuss wurde abgeblockt, ihr Nachschuss ebenso, aber aus 17 Metern kam Nina Brüggemann zum Abschluss. Der Ball strich flach durch die Füße von Freund und Feind, wurde leicht abgefälscht, und mit einer sehenswerten Parade bog Mehring den Schuss noch um den Pfosten (37.). Eigentlich hätte das das 2:0 sein müssen.

Kathrin Patzke in ihrem Element: 1-gegen-1 gegen Schlanke

Kathrin Patzke in ihrem Element: 1-gegen-1 gegen Schlanke

Eine Minute noch, da kam der HSV noch einmal. Lübcke schickte links Patzke, die mit Ball in den Strafraum ging und mit dem Außenrist versuchte, Mehring zu überwinden. Die klatschte jedoch nach links ab. Patzke setzte nach, holte sich die Kugel, spielte quer auf Borkowski. Die Nummer 10 des HSV kam aus der Drehung zum Schuss, den aber lenkte Mehring ans Lattenkreuz (44.) und bewahrte ihr Team damit erneut vor dem zweiten Gegentor. Insgesamt war die Führung der Rothosen verdient. Sie bestimmten das Spiel über weite Strecken und entwickelten nicht nur mehr, sondern auch die besseren Chancen. Probleme hatten sie nur, als Potsdam Druck machte und der HSV den Ball nicht entscheidend aus der Gefahrenzone bekam.

Patzke überläuft Wiegand am Strafraum

Patzke überläuft Wiegand am Strafraum

Beide kamen personell unverändert aus den Kabinen, aber Potsdam versuchte es nun mit Überfalltaktik. Dalafs Schuss aus 25 Metern war kein Problem für Weber. Drei Minuten später zog Schödel aus 27 Metern ab, Weber musste zurücklaufen und lenkte den Ball rückwärts fliegend über den Querbalken (48.). Die Rautenkickerinnen legten die anfängliche Schwäche schnell ab und fanden wieder zur takischen Linie zurück. Obwohl im Mittelfeld etwas die Ordnung fehlte, kamen sie wieder selbst nach vorn. Anika Höß spielte einen doppelten Doppelpass mit Patzke am Strafraum, die Torschützenkönigin der letzten Saison dribbelte an der Sechzehnergrenze entlang und in den Strafraum hinein an vier Potsdamerinnen vorbei. Zum Abschluss aber bekam sie nur noch die Pieke hinter den Ball, der am Außennetz landete (57.). Turbine II. wechselte nun, brachte Anna-Maria Ulbrich für Erica Dillmann. Potsdam hatte naturgemäß mehr Ballbesitz, die Hausherrinnen versuchten, aus einer kompakten Defensive schnell umzuschalten. Lange Bälle waren aber als Stilmittel oft zu unpräzise. Aber sie lieferten einen großen Kampf. Vorn wollte die Vorentscheidung aber nicht gelingen. Nach Ecke von Patzke köpfte Lübcke aus 13 Metern links vorbei (65.).

Denise Lehmann klärt einmal mehr eine brenzlige Situation

Denise Lehmann klärt einmal mehr eine brenzlige Situation

Die Hanseatinnen standen zunehmend unter Druck, das Spielgeschehen verlagerte sich zusehends in die Hamburger Hälfte. Nach Flanke von Starke köpfte Braun auf Weber, die sicher hielt (72.). Eine Minute später ballerte Ulbrich volley aus 22 Metern drüber. Der Ausgleich deutete sich an, und er kam auch. Braun passte von links flach vor den Strafraum, Schödel zog flach mit der Innenseite ab, der Ball rauschte unten links aufs Tor, und Weber war geschlagen (75.). Das 1:1 war jedoch auch nach Spielanteilen inzwischen verdient. Wie würde der HSV nun reagieren? Die Hamburgerinnen kamen nochmal auf, angeführt von der neuen Eckenschützin Patzke, deren Hereingaben fast durchgehend gut zu verarbeiten waren. Nach einem solchen Eckball köpfte Höß vom linken Pfosten wieder zur Mitte, und Lübcke schoss direkt mit links volley aus 14 Metern drüber (77.). Wieder der HSV. In der 80. Minute konterten sie, Patzke spielte an der Mittellinie Doppelpass mit Lübcke und wurde steil geschickt. Patzke marschierte zur Grundlinie, passte dann quer, aber Borkowski traf freistehend fünf Meter vor dem Kasten das Spielgerät nicht richtig, und Mehring konnte zugreifen.

Kathrin Patzke schreit ihre Freude über das Tor zum 2:1 heraus

Kathrin Patzke schreit ihre Freude über das Tor zum 2:1 heraus

Claudia von Lanken nahm den ersten Wechsel vor, brachte Vera Homp für die gerade verwarnte Desirée Steinike. Zwei Minuten später fuhr der HSV den nächsten Konter im eigenen Haus. Patzke trieb das Leder zentral durchs Mittelfeld, wurde gestellt und spielte links raus auf Homp. Die marschierte in den Strafraum und legte quer ab. Patzke war in Stellung gelaufen, grätschte acht Meter vor der Linie zum Ball und brachte ihn mit langem Bein an Mehring vorbei – 2:1 in der 84. Minute! Und was für ein Händchen von Lankens, dass sie die Vorlagengeberin des Siegtreffers eingewechselt hatte. Denn Potsdam wollte zwar nochmal mit Vanessa Göldner und Lena Hohlfeld für Braun und Dalaf die Brechstange rausholen, eine Chance entwickelten sie aber nicht mehr.

Nadine Moelter gehörte mit bissigen Tacklings zu den Besten

Nadine Moelter gehörte mit bissigen Tacklings zu den Besten

Der HSV fuhr mit einer starken Teamleistung einen 2:1-Kampfsieg ein. Aus einer insgesamt geschlossenen Mannschaftsleistung ragten aber doch zwei, drei Spielerinnen heraus. Allen voran die Verteidigerinnen Anna Hepfer und Nadine Moelter, die hinten terrierartig ziemlich alles wegbissen, was Gefahr für das eigene Tor versprach, aber auch der fleißige Käpt’n Patzke verdiente sich Fleißnoten, rieb sich ein ums andere Mal in – ungeliebter – direkter Bewachung auf und war dann doch wieder im richtigen Moment zur Stelle, um das Spiel mit einem Treffer zu entscheiden, dem achten in dieser Saison. Aber auch die Mitspielerinnen lieferten einen großen Kampf ab, ließen Turbine nur selten zur Entfaltung kommen und ihr Spiel aufziehen.


Statistik:

Hamburger SV II.: Weber – Brüggemann, Lehmann, Hepfer, Moelter – Lübcke, Wolfgramm – Steinike (82. Homp), Borkowski, Höß – Patzke

Turbine Potsdam II.: Mehring – Mack, Schlanke, Demann, Wiegand – Schödel, Dalaf (87. Göldner) – Braun (87. Hohlfeld), Starke, Dillmann (59. Ulbrich) – Meyer

Schiedsrichterin: Kathrin Heimann (Gladbeck) mit Nadine Matthes (Castrop-Rauxel) und Nathalie Fichtner (Werther)

Zuschauer: 76

Tore: 1:0 Lehmann (13., Freistoß), 1:1 Schödel (75.), 2:1 Patzke (84.)

Gelbe Karte: Steinike (HSV, 79. Minute)

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