HSV III. ist Herbstmeister*

Symbolbild Regionalliga NordMan muss sich wirklich die Augen reiben und noch zusätzlich kneifen. Da steht bei der Dritten des HSV wirklich, im besten Sinn der Wortbedeutung, eine Mannschaft auf den Platz. Jede Spielerin kämpft für die Mitspielerinnen und den Teamerfolg, dass es eine wahre Pracht ist.

Kein Gemecker, wenn mal eine Aktion nicht funktioniert hat, Aufmunterung aus den eigenen Reihen, wie es bei der nächsten Situation besser klappen könnte. Dazu Engagement und Kampfeswille, obwohl die Beine müde sind. Einfach großartig.

Und was ist der Lohn all dieser Schinderei? Heute war es ein Auswärtssieg bei den bisher Unbesiegten. Beim Tabellenführer TuS Havelse. Dem Ex-Tabellenführer.

Denn schaut man sich heute die Tabelle an, so steht da, ja, tatsächlich, auf Platz 1 der Regionalliga Nord der Hamburger SV III. Als Aufsteiger. Und das nach der Hälfte alle zu absolvierenden Spiele. Die Herbstmeisterschaft*. Einfach nur „cool“. Sorry.

Zurück zur Sachlichkeit.

Ohne Überheblichkeit, aber mit gesundem Selbstbewusstsein und vollgestopft mit dem Vertrauen in die eigene Stärke, reisten die 3. Frauen des HSV heute nach Havelse. Zunächst war noch unklar, ob überhaupt gespielt werden könne, denn der Regen des Vortages und der vorangegangenen Nacht ließ Böses ahnen. Doch am Morgen kam der Anruf: ihr könnt kommen, es kann gespielt werden.

Die Außenplätze waren für ein Spiel ungeeignet. Selbst das Aufwärmen machte noch weniger Freude als sonst.

Die Außenplätze waren für ein Spiel ungeeignet. Selbst das Aufwärmen machte noch weniger Freude als sonst.

90 Minuten vor Anpfiff erreichte der Tross des HSV das Sportgelände. Und man sah sich die beiden Außenplätze skeptisch an. Nach einer Platzbegehung der Schiedsrichterinnen war klar, dass der vorgesehene Platz doch zu stark unter der Witterung gelitten hatte. Man entschied sich für die Austragung im Stadion des TuS Havelse. Und der dortige Rasen war, bis auf wenige Stellen, gut bespielbar, sodass die Partie einen würdigen Rahmen bekam. Immerhin spielte der Tabellenführer gegen den Tabellendritten. Das Aufwärmen musste jedoch auf den Außenplätzen absolviert werden, die in bedenklichem Zustand waren.

Mit sechs Minuten Verspätung pfiff Schiedsrichterin Michaela Siegmann die Partie an. Es wurde schnell deutlich, dass Peter Schulz seine Mannschaft gut eingestellt hatte. Und das war gar nicht so einfach, da ihm etliche Spielerinnen nicht zur Verfügung standen. Die Ausfälle von Katharina Stuth, Anica Lekat und Kathrin Miotke waren ja noch eingeplant. Einigermaßen rechtzeitig war auch klar gewesen, dass Torhüterin Katrin Schwing passen muss. Doch dann kamen auch noch Rabea Garbers und Vanessa Hamed auf die Liste derjenigen, die nicht dabei sein würden. Und damit standen nur noch 13 Spielerinnen im Kader.

Mayline Danner

Mayline Danner

Darunter Mayline Danner aus dem Kader der Bundesligareserve, die nach ihrer Verletzung über die Dritte wieder die nötige Fitness und Spielpraxis erhalten soll. Und, allerdings inzwischen zum wiederholten Mal und immer wieder gern genommen, Fjolla Gara, die aus dem Kader der 1. B-Mädchen stammt.

Fjolla Gara

Fjolla Gara mit einem ihrer zahlreichen guten Zuspiele

Alle gute Spielerinnen. Aber nicht die nach Papierlage bestmögliche Konstellation. Umso erfreulicher ist es, dass sich die Ersatz- und Ergänzungsspielerinnen derart gut integrieren bzw. integriert werden, sodass sie absolut keine Fremdkörper sind und das Team nach Kräften unterstützen. Wie soll es nur werden, wenn der ganze Kader einmal fit ist…

Das Spiel begann der HSV in dieser Formation:

Tor: Yasmine Sennewald. Abwehr: Nadine Odzakovic, Svenja Winter, Denise Meinberg und Tanja Thormählen. Die Mittelfeldraute bildeten Mayline Danner, Lara Wolff, Paula Ziselsberger und Fjolla Gara. Offensiv agierten Claudia Teixeira-Pinto und Maike Timmermann. Die bitter nötigen Ergänzungsspielerinnen waren heute zunächst Jennifer Kaminski und Pajtesa Kameraj.

Dass der HSV heute gewillt war, offensiv und aktiv mitzuspielen, machte Nadine Odzakovic gleich nach fünf Minuten deutlich. Einen Fernschuss setzte sie auf das Tornetz hinter der Querlatte. Ein erstes Ausrufezeichen.

Havelse versuchte nun seinerseits offensiv Akzente zu setzen. In einer umstritten Aktion hatte Yasmine Sennewald den Ball bereits sicher, als sie von Antje Schulz umgerannt wurde und dadurch natürlich den Ball fallen ließ. Da der nötige Pfiff unterblieb, drohte Gefahr, doch Svenja Winter klärte die Situation schließlich zu einem Einwurf.

Nur weil Torhüterin Yasmine Sennewald den Ball hat...

Nur weil Torhüterin Yasmine Sennewald den Ball hat...

..sah Anjte Schulz keine Veranlassung, die Hamburger nicht umzurennen...

..sah Antje Schulz keine Veranlassung, die Hamburger nicht umzurennen...

Noch bemerkenswerter: Die Schiedsrichter sah die Aktion nicht als Foulspiel.

Noch bemerkenswerter: Die Schiedsrichterin sah die Aktion nicht als Foulspiel.

In der 14. Minute störte Maike Timmermann das Aufbauspiel Havelses derart erfolgreich, dass sie den Ball erkämpfte und auf das Tor der Gastgeberinnen schoss. Die sichere Torhüterin Katharina Stobinski konnte den keineswegs schlechten Schuss jedoch gut parieren.

Dieses schaffte sie fünf Minuten später dann nicht mehr. Erneut war es Timmermann, jetzt nach intelligentem Zuspiel von Mayline Danner, die von rechts in der Strafraum eindringen und Stobinski überwinden konnte.

Maike Timmermann trifft zum 0:1

Maike Timmermann trifft zum 0:1

Ricarda Demke kann den Rückstand nicht mehr verhindern.

Ricarda Demke kann den Rückstand nicht mehr verhindern.

Das war die durchaus verdiente 0:1-Führung für die Gäste aus Hamburg. Der Jubel auf Seite der Hamburger war natürlich groß.

Pajtesa Kameraj freut sich über die Führung.

Pajtesa Kameraj freut sich über die Führung.

Ein Grund zum Jübel: Timemrmann machte das 0:1

Ein Grund zum Jubel: Timmermann machte das 0:1

In der Folgezeit verflachte die Partie ein wenig. Havelse war sichtlich bemüht, den Anschlusstreffer zu erzielen. Doch selbst wenn mal eine oder gar zwei Spielerinnen des HSV ausgespielt waren, so stellten sich gleich weitere Spielerinnen in den Weg, sei es Svenja Winter, Denise Meinberg, Tanja Thormählen oder Nadine Odzakovic. Und wenn all das nicht half, dann fing Yasmine Sennewald die Bälle sicher ab. Von kleineren Fehlern in der Viererkette abgesehen, klappte das Zusammenspiel der Defensive des HSV gut bis sehr gut.

Nach rund einer halben Stunde erschlafften die Offensivbemühungen der Gastgeberinnen ein wenig und der HSV kam wieder zu eigenen Torchancen. So scheiterte Denise Meinberg nach einem Eckball von Odzakovic nur knapp. Ihren Kopfball konnte Stobinski nur so gerade eben abwehren. Allerdings vor die Füße von Timmermann. Deren Schuss lenkte Havelses Torfrau dann zur erneuten Ecke. Eine Minute später hatte Tanja Thormählen dann noch eine gute Kopfballchance, die jedoch nichts zählbares einbrachte.

So ging es mit einer 0:1-Führung für den HSV in die Halbzeit. Natürlich diskutierte man im Kreis des HSV den bisherigen Verlauf. Und man war zufrieden. Sehr zufrieden.

Trainer Peter Schulz mit den Abteilungsleitern Berthold Günther, Thorsten Wolff und Physiotherapeutin Anja Schulz in der Halbzeitpause

Trainer Peter Schulz mit den Abteilungsleitern Berthold Günther, Thorsten Wolff und Physiotherapeutin Anja Schulz in der Halbzeitpause

Auch in der zweiten Halbzeit setzte zunächst der HSV ein Zeichen. Erneut war es Spielführerin Thormählen, die zum Kopfball ansetzte. Doch dieses Mal schütze die Querlatte Havelse vor dem zweiten Gegentreffer.

In der 53. Minute spielte Timmermann einen guten Ball auf Teixeira-Pinto, doch ihr Schuss ging knapp rechts am Tor vorbei. Drei Minuten später gefährdete Odzakovic mit einem Freistoß das Tor der Gastgeberinnen.

Die fällige 0:2-Führung für den HSV gelang in der 69. Minute. Lara Wolff setzte sich über links durch und passte sehr scharf in die Mitte. Der Rettungsversuch von Marleen Krause landete im eigenen Tor. Sie musste jedoch eingreifen, da hinter ihr schon Teixeira-Pinto einschussbereit lauerte.

Das 0:2 für Hamburg: Lara Wolff bringt den Ball von links schaff in die Mitte

Das 0:2 für Hamburg: Lara Wolff bringt den Ball von links scharf in die Mitte

Marleen Krause wollte klären, traf jedoch ins eigene Tor. Ihre Laune ist entsprechend.

Marleen Krause wollte klären, traf jedoch ins eigene Tor. Ihre Laune ist entsprechend.

Thorsten Wolf entwickelte ganz andere Emotionen

Thorsten Wolf entwickelte ganz andere Emotionen

Trainer Peter Schulz reagierte auf die 0:2-Führung mit der Herausnahme von Teixeira-Pinto, die von Magenkrämpfen geplagt war. Für sie kam Pajtesa Kameraj in die Partie. Es folgte zeitgleich die Umstellung des Systems. Paula Ziselsberger wechselte auf die rechte Position in der Viererkette, um mit ihrer Schnelligkeit die Konter der Gäste abzulaufen. Das gelang übrigens erfreulich gut und häufig.

Odzakovic ging nun zu Danner auf die ‚Doppel-Sechs‘ und Kameraj übernahm die rechte Außenbahn.

Es folgten einige Minuten, in denen Havelse noch mal richtig Druck entfaltete. Doch Danner, Thormählen und Ziselsberger klärten immer wieder im Verbund mit Winter und Meinberg. Oder eben Sennewald.

Die letzte Offensivaktion des HSV hatte in der 89. Minute Odzakovic. Ihr Schuss ging jedoch rechts am Tor vorbei.

Nadine Odzakovic hatte die letzte Torchance für den HSV.

Nadine Odzakovic hatte die letzte Torchance für den HSV.

Es folgten vier Minuten Nachspielzeit. Den Grund für die üppige Bemessung hat Schiedsrichterin Michaela Siegmann leider nicht verraten. Wie dem auch sei, in der 90.+3 Minute konnte Sennewald eine scharfe Hereingabe von rechts nicht richtig abwehren und Antje Schulz schob den Ball über die Torlinie. In der letzten Minute der Nachspielzeit passierte dann nichts nennenswertes mehr.

Seit Minuten warteten die HSVer auf den Abpfiff. Doch dann viel noch der Gegentreffer zum 1:2-Endstand

Seit Minuten warteten die HSVer auf den Abpfiff. Doch dann fiel noch der Gegentreffer zum 1:2-Endstand

Aber im Anschluss sah man neben der Erleichterung auch breites Grinsen und Strahlen in den Gesichtern der Gäste.

Geschafft: Sieg und (vorläufige) Tabellenführung

Geschafft: Sieg und (vorläufige) Tabellenführung

Dieser Sieg gegen ein Spitzenteam der Regionalliga Nord hat mal wieder gezeigt: die 3. Frauen des HSV sind als Mannschaft stark genug, ob eine gewichtige Rolle mitzuspielen.

* Der kleine Schönheitsfehler am heutigen Tag ist: die Tabellenführung könnte Mellendorf durch einen Punktgewinn im ausstehenden Nachholspiel beim Tabellenletzten SG Jesteburg/Bendestorf zurückerobern. Solange das aber nicht geschehen ist, freut sich die HSV III. über die erstmalige Tabellenführung. Entsprechende Gesänge wurde auf der Rückfahrt angestimmt.

Das nächste Spiel bestreitet die Mannschaft am kommenden Sonntag gegen Holstein Kiel II. Anpfiff in Norderstedt ist um 14. Uhr.

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Statistik:

TuS Havelse:
Katharina Stobinski, Ricarda Demke, Antje Schulz, Yvonne Tünnermann, Marleen Krause, Maike Stickel, Greta Budde, Lara Hoffmann (ab 46. Laura Eylitz), Pia Gellermann (ab 80. Lena Kurmann), Filiz Koc, Jessica Pollenius
Nicht eingesetzt: Marina Gotzamanis, Mona Scholz

Hamburger SV III:
Yasmine Sennewald – Nadine Odzakovic, Svenja Winter, Denise Meinberg, Tanja Thormählen – Mayline Danner, Lara Wolff, Paula Ziselsberger, Fjolla Gara (ab 87. Jennifer Kaminski) – Maike Timmermann, Claudia Teixeira-Pinto (ab 71. Pajtesa Kameraj)

Tore: 0:1 Maike Timmermann (19.), 0:2 Marleen Krause (69., Eigentor nach Schuss von Lara Wolff), 1:2 Antje Schulz (90. +3)

Schiedrichterin: Michaela Siegmann, assistiert von Janina Siegmann und Manuel Jerzyk

Zuschauer: 85


Kommentar:

Reiner, Eingereicht am 15.11.2010 um 16:29: Glückwunsch an dieses Team. Zur Zeit kann man ja von I. bis III. mit allen sehr zufrieden sein. Ist schon eine fast komische Situation. Vielleicht müssen in der 2. BL Nord und in der Regionalliga bald die 2. Plätze als Aufstiegsplätze herhalten. Uns kann es recht sein.
Bitte weiter so.

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