Manchmal fragt man sich, was in den Betonköpfen vor sich geht, die tagein tagaus die Kaffeemaschinen im Hermann-Neuberger-Haus an der Otto-Fleck-Schneise in Frankfurt am Main an den Rand der Leistungsgrenze treiben. Und dann sieht man ein, dass man es im Sinne der eigenen geistigen Gesundheit doch lieber nicht wissen will. So geht es mir heute – mal wieder – angesichts der Planungen für den Frauen-Bundesliga-Cup 2011.
Kennse nich? Das ist der Lückenfüller-„Wettbewerb“ für die WM-Vorbereitungszeit. Wir erinnern uns: Da Silvia Neid ihr Team lange auf die WM vorbereiten will – etwas, was die USA und China seit Jahren praktizieren und ihnen bei den letzten Turnieren eben nicht den Titel einbrachte, wie wir wissen -, ist für die Bundesliga schon Mitte März Saisonende. Die Champions League freilich läuft weiter, und Turbine Potsdam wird sich mächtig strecken müssen, Spannung und Spielpraxis aufrecht zu erhalten, um im Halbfinale und gegebenenfalls Endspiel keinen Wettbewerbsnachteil zu haben. Natürlich: Die Spielerinnen, die nicht der A-Nationalelf werden Spielpraxis im Bundesliga-Cup erhalten. Die Nationalspielerinnen hingegen werden dort wohl kaum eingesetzt werden – sonst hätte dieser ganze komprimierte Bundesligaplan überhaupt keinen Sinn gehabt. Im BL-Cup werden die verbliebenen Turbinen also lernen, ohne die anderen auszukommen, müssen sie aber zur Champions League wieder integrieren. Chapeau, lieber DFB.
Den größten Teil der Liga wird das zwar nicht tangieren. Aber ob sich die Nichtnationalspielerinnen nun so sehr darüber freuen, anstelle von 22 Ligaspielen plus sechs Pokalspiele, verteilt auf 10 Monate, nun binnen 9 Monaten insgesamt bis zu 36 (!) Pflichtspiele zu absolvieren, mit einer Winterpause dazwischen, die kaum Zeit zur Erholung bietet, ist mehr als fraglich. Einen sportlichen Wert hat diese Veranstaltung ohnehin nicht. Und auch finanziell kann man das nur als Witz bezeichnen: Insgesamt 132.000 Euro lobt der Verband dafür aus. Für einen „Wettbewerb“, bei dem die Zuschauerzahlen höchstwahrscheinlich deutlich unter denen in der Liga liegen werden und folglich die Spielbetriebskosten kaum über Eintrittspreise abgedeckt werden können. Für die Vereine ist diese Veranstaltung trotz der 10.000 Euro „Antrittsprämie“ ein Zuschussgeschäft. Sie haben von der WM den Ärger des komprimierten Spielplans und praktisch drei Monate lang so gut wie keine Einnahmen – Rechnungen bezahlen müssen sie dennoch. Zum Beispiel für die Anfahrt zu den Auswärtsspielen. Und die 6.000 Euro Siegprämie sind auch nicht gerade ein großer Anreiz, diesen „Wettbewerb“ ernst zu nehmen.
Der Kreis derer, die aus der WM 2011 einen Vorteil ziehen werden, ist arg begrenzt: Die Sponsoren sind eine Gewinnergruppe. Die andere sind der DFB und seine Funktionäre. Wo die Vereine dabei bleiben, die die Nationalspielerinnen bezahlen und der einzige Grund dafür sind, dass die deutsche Nationalmannschaft zweimal in Folge den Titel holen konnte und die WM 2011 überhaupt ausrichtet, interessiert in der Otto-Fleck-Schneise allenfalls am Rande. Insofern hat im Hermann-Neuberger-Haus eine „Berlusconisierung“ Einzug gehalten: Alte Männer sonnen sich auf Kosten anderer im Glanze junger Frauen…