Spät, aber nicht zu spät

Peter Schulz und "Coach" Aferdita Kameraj beim Taktik-Knobeln

Peter Schulz und "Coach" Aferdita Kameraj beim Taktik-Knobeln

Von den sechs Teams, die am Samstag am Hallenturnier in Heiligenstedten teilnahmen, waren fünf aus der vierten Spielklasse: Gastgeber SV Neuenbrook-Rethwisch, Olympia Neumünster, TuRa Meldorf (alle Schleswig-Holstein-Liga), Meiendorfer SV und Union Tornesch (Verbandsliga Hamburg). Das höchstklassige Team war die Vertretung des HSV. Offiziell wurde sie als zweite Mannschaft angekündigt, aber tatsächlich war es die Dritte. Und die trat überraschend mit einer Gastspielerin an: Cathérine Knobloch vom FFC Oldesloe gehörte zum 9er-Kader.

Zudem hatte Trainer Peter Schulz Torhüterin Katrin Schwing und die Feldspielerinnen Kathrin Miotke, Birte Anhenn, Tanja Thormählen, Jana Wethje, Maike Timmermann, Nadine Odzakovic und Pajtesa Kameraj mitgebracht. Deren Schwester Aferdita war eigentlich nur als Unterstützung in den Itzehoer Vorort mitgereist, wurde aber kurzerhand zum Coach ernannt. Die Zuschauer in der Sporthalle der Schule im Ortsteil Julianka trafen aber auch einige bekannte Gesichter bei den Rothosen wieder. Timmermann und die ihr kürzlich zum Regionalliga-Tabellenführer gefolgte Wethje trafen auf ihren Ex-Club TuRa Meldorf. Und für Thormählen war es die Rückkehr in die alte Heimat, schließlich kam die Kapitänin vor eineinhalb von eben jenem Club aus Neuenbrook und Rethwisch, für den ihre Schwester Sandra an diesem Tag auflief.

Maike Timmermann trifft zum 2:0

Maike Timmermann trifft zum 2:0

Das Auftaktspiel war auch gleich das Geschwisterduell. Der HSV war die spielbestimmende Mannschaft. Nach zwei Minuten schoss Odzakovic nach Ablage von Miotke drüber. Dann hatte Kameraj Pech: Ihr abgefälschter Schuss wurde so weit entschäft wurde, dass die Neuenbrooker Torhüterin Franziska Kielack, die 2008 mit den B-Mädchen des HSV im Finale der Norddeutschen Meisterschaft stand, das Leder halten konnte. Dann aber fiel doch das 1:0 in der 5. Spielminute. Timmermann setzte ihre Gegenspielerin unter Druck, nahm ihr den Ball ab, marschierte zum Tor und verwandelte im zweiten Versuch zur Führung. Nun machte auch der Gastgeber auf sich aufmerksam. Beide Versuche in der 5. und 6. Minute waren zu ungenau und flogen in Schwings Arme. Im direkten Gegenzug traf dann Birte Anhenn zum 2:0 (6.). Und sie setzten weiter nach. Timmermann zielte eine Minute später knapp links vorbei. In der 8. Minute nahm Anhenn das Leder aus der eigenen Hälfte mit und kurvte solo durch das Mittelfeld zum Strafraum. Dort legte sie nach rechts auf Miotke. Die suchte den Pass zurück in die Mitte zu Anhenn, blieb damit aber hängen, und den folgenden direkten Torschuss kratzten die Rot-Schwarzen von der Linie. Im direkten Gegenschlag strich ein 15-Meter-Volley am Tor vorbei. Der Schlusspunkt fiel neunzig Sekunden vor dem Ende. Miotke spielte einen Eckball scharf an den ersten Pfosten, und Timmermann lenkte das Leder ins lange Eck zum 3:0-Endstand. Der war auch in der Höhe verdient, aber es fehlte noch etwas das Knackige, die Zielstrebigkeit und das spielerische Element.

Abklatschen nach einem erfolgreichen Auftakt gegen den Gastgeber

Abklatschen nach einem erfolgreichen Auftakt gegen den Gastgeber

Die zweite Partie war das „Hamburger“ Verbandsligaderby zwischen dem Meiendorfer SV und Union Tornesch. Die Partie spiegelte die Tabellensituation in Hamburgs höchster Spielklasse wieder: Tornesch (Platz fünf) war dem Ligarivalen (Platz 11) überlegen und traf in der 6. Minute die Latte. Zwei Minuten vor dem Ende machten sie dann aber doch den 1:0-Sieg perfekt. Mehr los war im SH-Duell zwischen TuRa Meldorf und MTSV Olympia Neumünster, bei Spiel Dritter gegen Siebter. Es wurde das wahrscheinlich beste und spannendste Spiel des gesamten Turniers. Meldorf hatte leichte Vorteile und ging in der ersten Minute in Führung, kassierte eine Minute später aber den Ausgleich. Noch in der 2. Minute traf Neumünster per Konter zum 1:2, wobei die TuRa-Torhüterin Pech hatte und noch dran war. TuRa bemühte sich um den Ausgleich, und per Distanzschuss gelang der auch nach fünf Minuten. Doch nach einem Torwartfehler hieß es postwendend wieder 2:3. Und Olympia Neumünster baute die Führung sogar auf 2:4 aus (6.). Es schien nicht so, als käme Meldorf nochmal zurück, zumal sie auch noch das Pech eines Pfostenschusses hatten. Doch in der 9. Minute fiel nach einer Ecke das 3:4. Das 4:4 vereitelte die Latte nach einem Fernschuss. Meldorf drückte, Chancen gab es auf beiden Seiten. Doch die Zeit lief den Grün-Weißen langsam davon. Bis elf Sekunden vor dem Ende sah Neumünster als Sieger aus – da fiel das umjubelte und gerechte 4:4.

Die zweite Spielrunde eröffneten der SV Neuenbrook-Rethwisch und der Meiendorfer SV. Bis zur fünften Minute konnte der MSV einen Gegentreffer verhindern, doch dann war es soweit. Meiendorf hatte stärker begonnen und spielte gut mit, hatte aber Pech im Abschluss. Der SVNR wurde nun dominanter. In der achten Minute war MSV-Keeperin Jennifer Brandis erst im zweiten Versuch zu überwinden. Neuenbrook-Rethwisch war schlichtweg effektiver, und so fielen noch zwei Tore zu einem etwas zu deutlichen 4:0 des Gastgebers.

Jana Wethje gegen ihren Ex-Club TuRa Meldorf

Jana Wethje gegen ihren Ex-Club TuRa Meldorf

Jetzt war wieder der HSV dran. Gegner war die mutmaßlich stärkste der fünf Mannschaften, TuRa Meldorf. Doch zunächst war der HSV die bessere Mannschaft. Zumindest nach Torschüssen. In der zweiten Minute prüfte Timmermann die Torhüterin ihres Ex-Vereins. Eine Minute später zog Pajtesa Kameraj aus der Distanz ab und erzielte das gleiche Ergebnis. Sekunden später gab es eine Dreifachchance: Erst wurde der Schuss von Knobloch aus der Ferne abgewehrt, den Nachschuss von Wethje kratzte eine Abwehrspielerin von der Linie, und dann schoss Kameraj mit Dampf statt mit Köpfchen rechts vorbei. TuRa konterte, aber den Außenristschuss fischte Schwing aus der Luft. Nach vier Minuten verzog Timmermann aus der Drehung nur um Zentimeter. Jetzt kam TuRa wieder. Nach einem Fehler von Anhenn ging ein Schuss mit der Pieke links vorbei (5.). Der HSV präsentierte sich überraschend ideenlos. Odzakovics hohe Vorlage nahm Kameraj direkt volley, aber die Keeperin war unten. Sekunden darauf zog sie mit links schwach auf die Torhüterin. Das Spiel blieb temporeich. Nach Ablage von Thormählen verzog Odzakovic. Aber das war alles nichts Halbes und nichts Ganzes, die Torschüsse waren kaum herausgespielt. Meldorf konterte, und in der 8. Minute hielt Schwing gegen Gesa von Drathen. Auf der Gegenseite parierte die Schlussfrau einen Versuch von Miotke aus spitzem Winkel. Und dann kam, was kommen musste: Ein Konter über zwei Stationen, von Drathen schloss ab und traf zum 0:1 (11.). Direkt danach musste Schwing sogar das 0:2 verhindern. Der HSV versuchte nochmal, ein Remis zu retten. Schwings Ball in die gegnerische Hälfte legte Timmermann ab, und Odzakovics Schuss rauschte wieder Zentimeter rechts vorbei. Fünfzehn Sekunden vor dem Ende traf Odzakovic dann das Lattenkreuz, und so war die 0:1-Niederlage perfekt.

Allein auf weiter Flur kann Gesa von Drathen abziehen ...

Allein auf weiter Flur kann Gesa von Drathen abziehen ...

... und überwindet Katrin Schwing zum Siegtreffer

... und überwindet Katrin Schwing zum Siegtreffer

Damit war Meldorf zunächst mal Erster. Union Tornesch konnte nun gegen Olympia Neumünster nachziehen. Der Schleswig-Holstein-Ligist wollte aber seinerseits nach den erst in letzter Sekunde verlorenen zwei Punkten aus dem Auftaktmatch siegen. Nach zwei Minuten krachte ein Schuss der Olympionikinnen an die Latte. In der 6. Minute ging das Team von Trainer Hans-Georg Czekay dann in Führung. Doch nur Sekunden später hieß es 1:1. Beide hatten in der Folgezeit Chancen auf den Siegtreffer, doch nachdem Neumünster abermals an der Latte scheiterte, blieb es beim Unentschieden.

Der Gastgeber eröffnete die dritte Spielrunde gegen TuRa Meldorf. Die Begegnung wogte hin und her, beide hatten gute Chancen. Aber die Abschlüsse waren zu ungenau. TuRa Meldorf erspielte sich ein leichtes Übergewicht, ein Treffer wollte aber nicht gelingen. In der 9. Minute lag die Kugel im Tor: Sandra Thormählen hatte einen Freistoß des SV Neuenbrook-Rethwisch direkt versenkt. Allein: Der Treffer zählte zurecht nicht, da alle Freistöße in der Halle indirekt ausgeführt werden. So blieb es beim 0:0. Es sollte zum Glück das einzige bleiben.

Kameraj versucht es mit einem Torschuss

Kameraj versucht es mit einem Torschuss

Im dritten Auftritt wollten die Rothosen gegen Union Tornesch einiges besser machen. Sie legten gut los. Wethje legte den Ball kurz quer, Timmermann ließ den Ball abtropfen, doch Kamerajs schwacher Schuss kullerte links vorbei (1.). Eine Minute später steckte Kameraj durch, wieder war Timmermann die Vorlagengeberin, doch Wethje nahm den Ball vor dem Tor erst an, anstatt gleich zu schießen, und so konnte die Torhüterin den Winkel verkürzen und klären. Eine Minute später spielte Anhenn rechts einen langen Ball auf Miotke. Die Torhüterin war vor Miotke am Ball und wollte bereinigen, schoss es aber genau in die Füße von Anhenn, die überlegt die Lücke fand und zum 1:0 traf (3.). Timmermann verpasste nach einer Anhenn-Ecke das zweite Tor. Das fiel – auf der anderen Seite, als die Union-Angreiferin überhaupt nicht gestört und Schwing aus zentraler Position auf dem falschen Fuß erwischt wurde (5.). Ein unnötiger Gegentreffer. Und ein Schlag ins Kontor, denn den Hamburgerinnen gingen wieder die Ideen aus. Knoblochs Distanzschuss wurde gehalten, Timmermanns Drehschuss ging vorbei, Anhenns Versuch ebenfalls, und Kamerajs Abschluss wurde per Fußabwehr pariert (9.). Der HSV kombinierte zu wenig, versuchte zu viel mit der Brechstange. In der 10. Minute hatte ein Foul von Wethje Folgen: Bei der Landung zog sich ihre Gegenspielerin eine blutende Risswunde zu und wurde minutenlang unter anderem von HSV-Physiotherapeutin Anja Schulz behandelt, ehe sie vom Feld gebracht und später ins Krankenhaus gefahren wurde. Auch für Wethje und den HSV blieb das nicht ohne Konsequenz: Zwei Minuten Zeitstrafe von einem der beiden durchaus nicht souveränen Schiedsrichter. Dem HSV gelang es aber, weiteren Schaden in Unterzahl abzuwenden. Eine echte Siegchance entstand aber nicht mehr. Thormählens Schuss aus spitzem Winkel hielt die Keeperin ebenso wie Wethjes Kullerball in der letzten Minute. Es blieb beim 1:1, dem vierten Remis im achten Spiel, weil die Rothosen ihrer Linie treu geblieben waren – und das ist nicht als Prädikat zu verstehen.

Für dieses unglückliche Foul musste Pajtesa Kameraj zwei Minuten zuschauen - und ihre Gegenspielerin ins Krankenhaus

Für dieses unglückliche Foul musste Pajtesa Kameraj zwei Minuten zuschauen - und ihre Gegenspielerin ins Krankenhaus

Während Olympia Neumünster gegen den Meiendorfer SV ein klares 4:0 gelang und sie damit die Tabellenspitze eroberten, begann beim HSV auf der Tribüne das Rechnen: Reichte das noch zum Halbfinale? Neumünster hatte wie TuRa Meldorf und Union Tornesch fünf Punkte, der HSV vier Zähler wie auch Neuenbrook-Rethwisch, aber mit 4:2 gegenüber 4:3 die bessere Tordifferenz und somit Platz vier inne. Eines war klar: Gegen den Tabellenführer musste ein Sieg zwingend her. Dass die Dritte das Turnier ernst nahm, auch wenn die letzten beiden Auftritte geeignet waren, ein anderes Bild zu vermitteln, bewiesen die Mädels, als sie gegenüber ihrem Coach Aferdita Kameraj eine Systemaufstellung von 2-2 auf eine Raute, also 1-2-1, anregten.

Derweil erhielten sie Schützenhilfe von Union Tornesch. Im Spiel gegen den Gastgeber ging Tornesch in der 5. Minute mit 1:0 per Freistoß in Führung. Nach dem Foul, das zu dem Freistoß geführt hatte, war Neuenbrook-Rethwisch zwei Minuten lang in Unterzahl, ein Tor fiel aber weder auf der einen noch der anderen Seite. Ellen Rehder erzielte nach Ablauf der Strafe das 1:1. Doch nur 15 Sekunden später fiel der 2:1-Siegtreffer für Tornesch, das vorerst die Spitze übernahm.

Birte Anhenn leitete das zweite Tor ein

Birte Anhenn leitete das zweite Tor ein

Der Auftakt in die vierte Partie gegen Olympia Neumünster war gut. Katrin Schwing, die als einzige der sechs Torhüterinnen aktiv mitspielte und auch ihren Strafraum verließ, spielte in der ersten Minute einen langen Ball auf links zu Maike Timmermann. Die setzte sich an der Bande gegen ihre Gegenspielerin durch, lief bis zur Grundlinie, aber ihren Querpass konnte eine Schleswig-Holsteinerin vor Kameraj klären (1.). Der HSV blieb am Drücker. Knobloch und Timmermann gewannen zwei Zweikämpfe, durch die der Ball zu Wethje kam. Die stand völlig frei vor dem Kasten, zog ab – und schoss Torhüterin Britta Horns ab, anstatt ins Tor. Eine Minute später zog Thormählen aus halblinker Position stramm ab, doch Horns lenkte den Schuss drüber. Es dauerte bis zur vierten Minute. Miotke spielte den Ball von rechts auf Brusthöhe zu Kameraj. Die nahm das Leder sehenswert mit, lupfte ihn über die Gegenspielerin und schoss volley aus fünf Metern ein – 1:0. Ein Traumtor, das endlich mal nach Regionalligafußball aussah. In der 6. Minute folgte das 2:0. Anhenn spielte kurz von rechts zurück, Miotke steckte quer durch, Wethje war frei und markierte unten rechts den zweiten Treffer. Im Vergleich zu den bisherigen Spielen zeigte sich der HSV spielerisch wie taktisch verbessert. Horns musste nach acht Minuten einen Hammer von Thormählen aus spitzem Winkel abwehren. Von Olympia Neumünster kam wenig Gegenwehr. Ein Schuss von der Mittellinie war für Schwing natürlich kein Thema (10.). Im direkten Gegenzug passte Kameraj steil auf die gestartete Birte Anhenn, die allerdings nur noch mit der Fußspitze an den Ball kam, so dass Horns zunächst abwehren konnte. Den Nachschuss setzte Timmermann bedrängt drüber. Neumünster blieb harmlos. Der HSV hatte elf Sekunden vor Ende noch eine Chance. Mit einer schnellen Kombination spielten sie über Thormählen und Miotke zu Wethje links an der Bande. Dort konnte sie sich behaupten, quer passen, doch der Schuss von Odzakovic streifte nur den Außenpfosten (12.). Doch auch so reichte das 2:0 zum Erreichen des Halbfinals, das war schon jetzt klar. Es ging nur noch um Platz eins.

Der HSV steigerte sich gegen Neumünster deutlich

Der HSV steigerte sich gegen Neumünster deutlich

Ansprüche auf diesen Rang meldete TuRa Meldorf im anschließenden Spiel an. Gleich mit 6:1 putzten sie die bedauernswerten Meiendorferinnen, die immerhin beim Stand von 0:4 in der 7. Minute ihren ersten Turniertreffer markieren konnten. Meldorf sprang mit acht Punkten auf Platz eins vor den punktgleichen FC Union Tornesch. Der HSV war Dritter vor Olympia Neumünster. Der SV Neuenbrook-Rethwisch musste das letzte Spiel gegen Neumünster unbedingt gewinnen, um noch in die Runde der letzten Vier zu kommen, während Meiendorf mit null Punkten und 1:15 Toren am Tabellenende stand und gegen den HSV nur noch um die Ehre spielen würde.

Das drittletzte Spiel bestritt Neuenbrook-Rethwisch. Es war das Endspiel ums Halbfinale, der Verlierer war raus. Und schon nach vier Minuten war eigentlich klar, wer das sein würde. Neumünster ging nach drei Minuten in Führung und legte 60 Sekunden später das 0:2 nach. Eine Minute vor dem Ende machten sie nach einem Freistoß sogar noch das 0:3. Damit war der SVNR ausgeschieden und stand als Fünfter fest.

Saison 2010/2011, Hallenturnier SV Neuenbrook-Rethwisch, 5. Spiel, HSV - Meiendorfer SV, Nadine Odzakovic versuchte, Impulse zu gebenDer HSV kämpfte noch um den Vorrundensieg. Und sie knüpften zunächst dort an, wo sie gegen Neumünster aufgehört hatten. Jana Wethje hätte früh für klare Verhältnisse sorgen können, als sie nach kurzem Querpass von Kameraj frei vor Brandis stand, aber zu lange zögerte und der Torhüterin damit die Paradenchance bot (1.). Knobloch verzog danach aus der Ferne. Aber das 1:0 war nur eine Frage der Zeit. Sekunden später war es soweit. Thormählen zog im Alleingang über links und hatte dann das Auge für den Querpass. Timmermann brauchte nur noch zur Führung einschieben. Fast wäre es ein Doppelschlag geworden, denn auf Vorlage von Anhenn scheiterte Kathrin Miotke an Brandis (2.). Aber Miotke sollte auch noch ihr Tor machen. Aus spitzem Winkel traf sie nach drei Minuten zum 2:0. In Minute vier verzog Odzakovic nach Doppelpass mit Miotke. Zwanzig Sekunden später vergab Timmermann bedrängt (4.). In der fünften Minute aber stand sie richtig, als Kameraj ihrer Gegenspielerin die Kugel mopste und von der Grundlinie kurz zurück gab – 3:0. Wenig später scheiterte Knobloch freistehend an Brandis. Die erste Meiendorfer Chance vereitelte Schwing in der 6. Minute. Der HSV verfiel nach dem 3:0 wieder ins alte Muster, mit wenig Spielerischem und vielen halbgaren Abschlüssen aus der Distanz. So zog Kameraj nach Ablage von Wethje genau auf Brandis (9.). In der 11. Minute führte Wethje einen Freistoß schnell zu Timmermann aus, deren Schuss konnte Brandis ebenfalls abwehren. Vierzig Sekunden vor Schluss verzog Odzakovic freistehend, obwohl sie Platz gehabt hätte. Trainer Peter Schulz auf der Tribüne hatte dafür nur ein lachendes Kopfschütteln übrig. Es war die letzte Chance in einer mageren zweiten Spielhälfte.

Maike Timmermanns Schuss wird von Jennifer Brandis pariert

Maike Timmermanns Schuss wird von Jennifer Brandis pariert

Im letzten Spiel ging es um Platz eins: Sowohl TuRa Meldorf als auch Union Tornesch konnten noch ganz oben stehen. Kurioserweise standen die Halbfinalbegegnungen bis auf einen Fall schon vorher fest: Nur bei einem 1:0-Sieg von Union Tornesch konnte es dazu kommen, dass TuRa Meldorf und Olympia Neumünster punkt- und torgleich waren und Meldorf wegen des gewonnen Direktvergleichs Dritter würde. Bei einem höheren Tornescher Sieg war Union Erster und Meldorf Vierter, bei einem Meldorfer Sieg TuRa Erster und Tornesch Vierter. Bei einem Remis war der HSV Erster, Meldorf Zweiter und Tornesch Dritter. In allen Fällen bis auf den ersten hießen die Halbfinals TuRa Meldorf gegen Union Tornesch – also die Neuauflage exakt dieses letzten Vorrundenspiels – sowie HSV gegen Olympia Neumünster. Doch am Ende ging es ohne Rechnerei aus. Nach zwei Minuten ging Meldorf in Führung, und nach vier Minuten fiel schon das 2:0. Tornesch ging die Luft aus – oder schonten sie sich schon für die Runde der letzten Vier? In der 7. Minute traf TuRa Meldorf den Pfosten, im direkten Gegenzug Union Tornesch die Latte. In der 8. und 9. Minute schraubte Meldorf das Ergebnis zum Endstand von 4:0 hoch und war Sieger des Formats „Jeder gegen jeden“.

Gemeinsam bekämpfen Cathy Knobloch und Tanja Thormählen eine Neumünsteranerin - auf Kosten eines Freistoßes

Gemeinsam bekämpfen Cathy Knobloch und Tanja Thormählen eine Neumünsteranerin - auf Kosten eines Freistoßes

Damit nicht beide so schnell erneut gegeneinander antreten mussten, wurde das zweite Halbfinale vorgezogen. Der HSV wollte wie schon in der Vorrunde souverän gegen Neumünster gewinnen. Doch zunächst hatten sie den Papst in der Tasche. Nach 53 Sekunden konterte Neumünster, resultierend aus einem verunglückten Rückpass von Anhenn, über rechts zur Mitte und Odzakovic wurde ausgespielt. Den ersten Außenristschuss konnte Schwing noch abwehren, der Ball prallte aber direkt zur Schützin zurück, die den Ball aus dem Lauf aufs Tor bugsierte – Latte! Auf der anderen Seite eroberten Miotke und Knobloch im Zusammenspiel den Ball an der eigenen Bande. Miotke spielte an dieser entlang zur gerade eingewechselten Pajtesa Kameraj. Die zog ungestört zum Mittelkreis, ging ins Dribbling mit einer nicht wirklich attackierenden Gegenspielerin und versuchte es mit einem Linksschuss aus zwölf Metern. Ihr Schuss klatschte an den Pfosten, der Abpraller landete vor den Füßen von Maike Timmermann, die dort stand, wo eine Torjägerin stehen muss, und das tat, was Torjägerinnen so tun: Sie hielt den Fuß zum 1:0 nach 1 Minute und 37 Sekunden Spielzeit hin. Die nächsten Abschlüsse von Wethje und Kameraj waren allerdings kaum der Rede wert (3.). Erst Birte Anhenn wurde wieder richtig gefährlich: Thormählen spielte von links zurück, Miotke gab kurz weiter, und Anhenns Schuss strich knapp rechts vorbei (5.). Olympias erste Chance war ein Freistoß, der überraschend quer ausgeführt wurde. Schwing tauchte beim Abschluss aus 12 Metern ab und hielt das Leder sicher fest – starke Aktion! Insgesamt war Neumünster aber viel zu passiv, attackierte gar nicht richtig und wartete auf HSV-Fehler. Defensiv standen sie meist zu dritt, trotz Rückstands. Der HSV baute ruhig auf. Und bekam per Gegenzug die Riesenchance zum 2:0, als Miotke durchkam und zurücklegte. Kameraj hatte alle Zeit der Welt, schoss aber überhastet drüber (9.). Noch in der gleichen Minute wurde Thormählen nach einem Zusammenprall für zwei Minuten vom Feld geschickt, was auf der HSV-Bank erneut für Unverständnis sorgte. Aber auch diese Unterzahl bewältigten sie ohne Gegentor. In der 11. Minute hatte Odzakovic wieder Pech: Ihren strammen Schuss von der Mittellinie lenkte Horns knapp über die Latte. Und auch in der letzten Minute gab es die Möglichkeit zur Entscheidung. Kameraj fing einen Pass ab und spielte diagonal auf Odzakovic. Frei vor Horns stehend, schob sie kläglich rechts vorbei. Aber ihr Team brachte das 1:0 gegen zaghafte Grün-Schwarze über die Zeit und zog ins Finale ein.

Pajtesa Kameraj vergibt freistehend die Entscheidung

Pajtesa Kameraj vergibt freistehend die Entscheidung

Der Gegner wurde im anderen Halbfinale zwischen Meldorf und Tornesch ermittelt. Und diese Partie war weitaus enger als in der Vorrunde. TuRa vergab seine Chancen kläglich, und Tornesch zögerte zu lange. Meldorf erspielte sich Vorteile und hatte in der 9. Minute Pech, als der Ball von der Unterkante der Latte zurück sprang. Aber 92 Sekunden vor dem Ende fiel das erlösende – und entscheidende 1:0 für TuRa Meldorf, das insgesamt auch verdient war.

Bevor es ins Finale ging, wurde der dritte Platz vom Neunmeterpunkt ausgeschossen. Union Tornesch war gegen Olympia Neumünster dran. Tornesch verschoss, Neumünster traf – 0:1. Dann verschoss die nächste Union-Schützin. Und die zweite Neumünsteranerin machte alles klar, sicherte ihrem Team Platz drei.

Nadine Odzakovic kurvt durch das Mittelfeld

Nadine Odzakovic kurvt durch das Mittelfeld

Das Endspiel zwischen TuRa Meldorf und dem HSV war vor allem taktisch geprägt. Der HSV war bemüht, Meldorf nicht zu Chancen kommen zu lassen. Und das gelang weitgehend auch. Schön war es nicht. Es gab viele Zweikämpfe. Der HSV suchte die Lücken im Abwehrverband des Gegners. Die erste Torszene hatte Miotke, als sie ins Dribbling ging und ihr schwacher Schuss in den Armen von Scheibner landete. Nach einem Fehlpass kam Kameraj durch einen unfreiwilligen Doppelpass mit Timmermann zum Schuss, aber auch der war harmlos. Die Rothosen kontrollierten Ball und Gegner, der seinerseits bemüht war, keine Fehler zu machen. Neun Minuten waren vorbei, als Knobloch über links kam, zurück zu Timmermann in die Mitte passte und dann sehen musste, wie deren Abschluss nach Ballannahme von Scheibner gehalten wurde. Es roch nach Neunmeterschießen. Dann aber marschierte eine voran und erlöste ihr Team: In der 11. Minute bekam sie von Anhenn den Ball in der eigenen Hälfte zugespielt, dribbelte in die TuRa-Hälfte, zog flach ab und traf zum 1:0. Es war Kapitänin Tanja Thormählen – ausgerechnet die ehemalige Neuenbrookerin, die quasi an alter Wirkungsstätte den HSV zum Sieg schoss. In der Schlussminute tankte sich Timmermann noch einmal durch und schoss 43 Sekunden vor dem Abpfiff flach zum 2:0 ein. Ausgerechnet Timmermann, die Ex-Meldorferin!

Kathrin Miotke und Jana Wethje nehmen eine Meldorferin in die Zange

Kathrin Miotke und Jana Wethje nehmen eine Meldorferin in die Zange

Und nicht nur das war bemerkenswert. Durch ihren sechsten Turniertreffer holte sie sich noch die alleinige Torschützenköniginnen-Auszeichnung gegen Gesa von Drathen – von Ex-Club TuRa Meldorf. Der HSV war ein nicht unverdienter Turniersieger. Sie hatten sich im Verlauf gesteigert und nach zwei schwierigen Spielen doch gezeigt, dass sie zurecht Regionalliga spielen.

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