Ein schwarzer Sonntag

Da war es passiert. Fjolla Gara hatte sich den äußeren Mittelfuß gebrochen

Die Verletzung von Fjolla Gara ließ das sportliche Geschehen in den Hintergrund treten

Es gibt Tage, an denen klappt wenig. Und es gibt Tage, an denen klappt nichts. Dieser Sonntag war ein Tag, an dem absolut gar nichts klappen wollte. Und der Rest ging schief.

Die 1. B-Mädchen des HSV waren früh aufgestanden, um pünktlich in Göttingen anzukommen. In der Godehardhalle stand am 23.1. ein Hallenturnier an, der 2. Süd-Niedersachsen-Cup 2011. Tags zuvor hatte man, in Oldesloe beim WinterCup mit einem anderen Kader, eine ordentliche Leistung abgeliefert und immerhin den 3. Platz erreicht. Ähnliches oder mehr sollte nun in Göttingen wiederholt werden.

Doch es kam ganz anders.

Mareike Geidies und Tanja Krause hatten sich für diesen Kader entschieden: Lina Kunrath (Tor), Marilén Bistricianu, Paulina Bode, Larissa Frank, Nadia Rodrigues, Anna Peters, Justine Kusi, Fjolla Gara, Jana Lübker, Sebnem Dairecioglu. Nur Lübcker und Dairecioglu hatten auch in Oldesloe gespielt.

Und dann begann das Übel. Der HSV sollte um 11 Uhr das Auftaktspiel gegen die Mannschaft von SVG Göttingen 07 bestreiten.

Es waren keine zwei Minuten gespielt, da lag der HSV 0:1 zurück. Lina Kunrath hatte, bedrängt durch eine Gegenspielerin, versucht den Ball nach vorn zu spielen. Dieser landete jedoch bei einer Gegnerin, die einen klugen Pass zu einer Mitspielerin spielte und somit eine 3 gegen 1 Situation erzeugte. Die 1 war Kunrath. Und sie konnte den Schuss der direkt vor ihr frei stehenden Gegenspielerin nicht mehr abwehren. Nur 15 Sekunden später spielte Kunrath den Ball erneut in die Füße einer Gegnerin, doch deren Schuss verfehlte das HSV-Tor knapp. Glück gehabt.

Dann endlich gab es auch mal eine gelungene Aktion des HSV. Jana Lübker hatte Justine Kusi bedient, diese zog ab, doch ihr satter Schuss ging ganz knapp am rechten Torpfosten vorbei. Schade.

Besser lief es nach gespielten drei Minuten. Anna Peters hatte die vor dem Tor frei stehende Fjolla Gara gesehen und angespielt. Gara vermochte den Ball trotz Bedrängnis gut zu kontrollieren und im Tor unterzubringen. Das 1:1 für den HSV.

Fjolla Gara erzielt den 1:1-Ausgleich

Fjolla Gara erzielt den 1:1-Ausgleich

Eng wurde es für den HSV dann wieder, als Marilén Bistricianu ihre Gegnerin nicht an einem Drehschuss hindern konnte. Doch hier zeigte Lina Kunrath nun, dass die anfänglichen Fehler eine Ausnahme sein sollten. Denn diesen Schuss parierte sie sicher. Dann, nach einer Ecke von Justine Kusi, traf Sebnem Dairecioglu den linken Torpfosten.

Pfostentreffer von Sebnem Dairecioglu

Pfostentreffer von Sebnem Dairecioglu

Eine weitere Aktion des HSV war ein Schuss von Larissa Frank, den Göttingens Torhüterin jedoch abwehren konnte.

Marilén Bistricianu setzte noch einen Schuss an das rechte Torgestänge. Und schließlich hatte Paulina Bode Pech, als ihr Schuss an den linken Torpfosten knallte.

Paulina Bode trifft ebenfalls nur den Torpfosten

Paulina Bode trifft ebenfalls nur den Torpfosten

Zuvor hatte sie gut einen Pass der Göttingerinnen abgefangen. Eine Minute vor Spielende gab es dann einen der bis dahin kaum noch stattfindenden Schüsse auf das HSV-Tor gegeben. Doch auch hier hielt Lina Kunrath den Ball sicher fest. Chancen zum Sieg waren also reichlich vorhanden, nur der ärgerliche frühe Gegentreffer verhagelte merklich die Stimmung. Wer weiß, wie das Turnier verlaufen wäre, hätte es hier zum Sieg gereicht?

In der nächsten Begegnung bekam es der HSV mit dem TSV Jahn Calden zu tun. Und wieder zappelte der Ball nach zwei Minuten im HSV-Netz. Paulina Bode war bei dem Versuch ein Zuspiel abzufangen nach vorn gegangen, konnte den Ball jedoch nicht klären. Dieser landete bei einer Gegnerin, die die nun nicht mehr durch Bode abgeschirmte Mitspielerin anspielte und diese ließ Kunrath im HSV-Tor keine Abwehrmöglichkeit.

Nur wenig später stand eine Spielerin von Calden ganz allein vor Lina Kunrath. Diese zeigte, dass sie längst die anfängliche Unsicherheit abgelegt hatte und wehrte meisterlich ab.

Lina Kunrath vereitelt eine Großchance für den TSV Jahn Calden

Lina Kunrath vereitelt eine Großchance für den TSV Jahn Calden

Das Kunrath jetzt ihre Form gefunden hatte, wurde immer wichtiger. Denn nur wenig später musste sie erneut einen gefährlichen Schuss meistern und damit die Nachlässigkeiten ihrer Vorderleute ausbügeln.

Machtlos war sie dann, als nach einer Ecke von Calden Bode den Ball verstolperte und ihre Gegenspielerin so den Ball in das HSV-Tor dreschen konnte. Das 0:2. Vermeidbar.

Das 0:2 nach Fehler von Paulina Bode

Das 0:2 nach Fehler von Paulina Bode

Nach Wiederanstoß versuchte sich Justine Kusi mit einem schnellen Fernschuss, der jedoch einen Meter links am Tor vorbei ging. Es war erneut Kusi, die nach rund fünfeinhalb Minuten frei stehend vor Caldens Torhüterin scheiterte. Allerdings ließ diese ihr auch wenig Zeit, das Zuspiel von Larissa Frank zu kontrollieren.

Sebnem Dairecioglu probierte es mit einem weiteren Fernschuss, der jedoch deutlich am Tor vorbei ging. Eine noch bessere Chance hatte sie, als zunächst Bode den Ball erkämpfte, Dairecioglu anspielte, diese jedoch eine Gegnerin anschoss, und von dieser der Ball knapp neben den rechten Torpfosten kullerte. Die Keeperin hätte keine Abwehrchance mehr gehabt. Sie war bereits in die andere Torecke gesprungen. Das war schade. Zeigte aber, das der HSV in Sachen Glück heute nichts erwarten durfte.

Aber wie es dann so ist. Aus der nachfolgende Ecke für den HSV entwickelte sich ein Konter. Caldens Spielerin traf aus eigentlich ungefährlicher Position und trotz Begleitung durch Anna Peters über Lina Kunrath hinweg zum 0:3. Das war bitter. Jetzt verblieben noch knapp 5 Minuten Spielzeit.

Das 0:3

Das 0:3

Der Schuss fast von der Seitenbande...

Der Schuss, fast von der Seitenbande...

...senkt sich über Lina Kunrath ins HSV-Tor.

...senkt sich über Lina Kunrath ins HSV-Tor.

Doch die nächsten Aktionen verpufften auf beiden Seiten. Erst die letzten 97 Spielsekunden brachten dann noch mal sehenswertes. Zunächst konnte Bode einen Ball abfangen und zu Sebnem Dairecioglu bringen. Diese schoss Wembley-like unter die Latte, der Ball sprang auf die Linie und Marilén Bistricianu köpfte zum 1:3 ein.

Marilén Bistricianu köpft das 1:3, Vorarbeit Sebnem Dairecioglu

Marilén Bistricianu köpft das 1:3, Vorarbeit Sebnem Dairecioglu

Noch 90 Sekunden. In der nächsten Szene schoss Bode auf das Tor, die Torhütern konnte nur vor die Fuße von Fjolla Gara abklatschen und diese erzielte den Anschluss zum 2:3. Noch 65 Sekunden.

Als der HSV sich gerade herangekämpft hatte, zeigte sich das heutige Dilemma. Drohte man einen Erfolg zu erreichen, sorgte die eigene Schusseligkeit dafür, dass dieser nicht eintrat. Hier waren es Jana Lübker und Sebnem Dairecioglu, die sich beim Kopfball gegenseitig behinderten. Der Ball kam so zur Gegnerin, die 13 Sekunden vor Ende das 2:4 erzielte. Unnötig.

Sebnem Dairecioglu und Jana Lübker behindern sich. Die Folge ist das 2:4

Sebnem Dairecioglu und Jana Lübker behindern sich. Die Folge ist das 2:4

Damit hatte der HSV aus zwei Spielen 3:5 Tore und nur einen Zähler. Um noch an das Halbfinale denken zu dürfen, musste das kommende Spiel gegen den FC Lindenberg Adelebsen gewonnen werden. Dieser hatten zuvor Göttingen 3:1 geschlagen und gegen die TSG Limmer 0:0 gespielt, also immerhin bereits vier Punkte.

Doch heute…, nun ja. Es dauert jetzt sogar nur 35 Sekunden bis zum Gegentor. An der Außenlinie bekamen Nadia Rodrigues und Paulina Bode den Ball gegen zwei Gegnerinnen nicht unter Kontrolle. Dieser flog hoch durch die HSV-Hälfte und wurde leider von Sebnem Dairecioglu, die vor einer Gegnerin retten und wohl zu Kunrath zurückköpfen wollte, ins eigene Tor geköpft. Das passte zum heutigen Tag. Ein gebrauchter Tag.

Nur zu erahnen: Sebnem Dairecioglu köpft unglücklich ins eigene Tor

Nur zu erahnen: Sebnem Dairecioglu köpft unglücklich ins eigene Tor

Aber noch waren ja gut 11 Minuten zu spielen. Fjolla Gara hatte eine erste kleine Chance, doch ihr Schuss konnte per Fußabwehr der Torhüterin entschärft werden. Larissa Frank vergab dann aus aussichtsreicher Position, als sie den Schuss verzog und der Ball weit rechts vorbei ging. Anna Peters hatte drei Minuten vor Spielende Pech mit einem Pfostentreffer. Tja, das Gefühl kannte der HSV bereits.

Warum ins Tor, wenns auch der Pfosten tut. Hier hatte Anna Peters Pech

Der dritte Pfostentreffer des HSV. Hier hatte Anna Peters Pech

Damit hatte der HSV nach drei Spielen nur einen kläglichen Punkt. Natürlich wurde intern diskutiert, mit und ohne Trainer, was schief läuft und wie man die Fehler abstellen kann. Zugutehalten muss man dem Team, dass es stets wollte, viel probierte, nur eben die eigenen guten Vorsätze heute partout nicht umzusetzen vermochte.

In der letzten Vorrundenpartie galt es nun zu retten was noch zu retten war. Gegen die TSG Limmer sollte es gehen, inzwischen auch mit 4 Punkten auf dem Konto.

Die erste Chance der Partie hatte Fjolla Gara. Nach einem vorangegangen Fehler der Torhüterin scheiterte sie jedoch eben an dieser mit ihrem Schuss. Anna Peters probierte es aus der Ferne, was in der Halle relativ zu sehen ist, zielte jedoch links vorbei. Ein Versuch von Justine Kusi wurde durch die herausstürmende Torhüterin abgeblockt. Dann kam die gute Nachricht. Der HSV hatte zwei Minuten gespielt und keine Gegentor gefangen. Es ging also aufwärts.

Und die noch bessere Nachricht: Fjolla Gara traf nach zweieinhalb Minuten per Flachschuss zum 1:0. Absolut verdient, da der HSV die spielbestimmende Mannschaft war und endlich auch fußballerisch zulegte.

Das 1:0 durch Fjolla Gara

Das 1:0 durch Fjolla Gara

Der HSV spielte weiter nach vorn. Marilén Bistricianu kam über rechts durch, passte in die Mitte zu Fjolla Gara, doch sie scheiterte an der Torhüterin der TSG Limmer. Dann setzte sich links Gara prima durch, bediente Kusi, doch diese vergab frei stehend vor dem Tor. Viereinhalb Minuten vor dem Ende scheiterte Kusi dann mit einem zu zentralen Kopfball auf die Torhüterin. Wenig später spielte der HSV einen guten Konter über Gara, Kusi und wieder Gara. Doch diese schoss rechts vorbei.

Tja, und dann passierte es doch. Während man sich noch über das Auslassen der zahlreichen Chancen ärgerte, traf Limmer 55 Sekunden vor Spielende zum 1:1-Ausgleich.

Dieses gegentor besiegelte Platz 5 in der Gruppe A

Dieses Gegentor besiegelte Platz 5 in der Gruppe A

Der HSV versuchte es dennoch, Kusi tankte sich rechts durch, zog ab, doch verfehlte das Tor knapp.

1:1, 2:4, 0:1, 1:1. Mit diesen Resultaten wurde man Gruppenletzter und bekam es im Spiel um Platz 9 mit FFG Einbeck-Vogelbeck zu tun. Diese hatten gegen den VfL Wolfsburg (0:1) und den FSV Gütersloh 2009 (1:4) verloren, sowie jeweils gegen Northeim (2:2) und Leipzig (0:0) Unentschieden erreicht.

Der HSV begann diese Partie sicher und ging durch Fjolla Gara 1:0 in Führung. Paulia Bode hatte Gara zuvor angespielt. Garas viertes Tor. Ach, wären heute nur weitere so treffsicher gewesen.

Nach gut sechs Minuten gaben dann auch die Gegnerinnen ihren ersten Schuss auf das HSV-Tor ab. Doch Lina Kunrath meisterte die Aufgabe sicher. Quasi im Gegenzug war dann auch für Justine Kusi der Bann gebrochen. Sie setzte sich gut gegen ihre Gegenspielerin durch und traf zum 2:0.

Endlich ein Erfolgserlebnis für Justine Kusi. Das 2:0

Endlich ein Erfolgserlebnis für Justine Kusi. Das 2:0

Die Torflaute war beendet, der erste Sieg nahte, so schien es ein einigermaßen versöhnliches Ende zu nehmen. Schien, denn der tragische Moment des Tages sollte noch folgen.

45 Sekunden vor Turnierende brach sich Fjolla Gara beim Blocken eines Schusses den äußeren Mittelfuß. Sie war leicht hochgesprungen und bekam den strammen Schuss an den linken Fuß.

Die Situation, in der sich Fjolla Gara verletzte

Die Situation, in der sich Fjolla Gara (links neben der Schiedsrichterin) verletzte

Unnötiger ging es nicht. Das Turnier ist so gut wie beendet, in dem überschaubar wichtigen Spiel um Platz 9 war die Entscheidung längst gefallen. Und das es die heute beste und erfolgreichste Spielerin des HSV traf, passte ins Gesamtbild dieses verkorksten Turniers.

Solche Tage braucht es nicht.

Das Turnier gewann der Vorjahressieger 1. FC Lok Leipzig nach Neunmeterschießen gegen den FSV Gütersloh 2009 (2:2, 5:3). Das gute Team von Calden setzte sich im Spiel um Platz drei mit 5:0 gegen den FC Lindenberg Adelebsen durch.

Fio, Dir gute Besserung und einen optimalen Heilungsverlauf!

Die Bildqualität ist der mäßigen Beleuchtung in der Halle geschuldet. Ich bitte das nachzusehen. Wie gesagt, kein guter Tag.

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