Die Torjäger (5)

Die TorjägerEin neues Jahr, eine kurze Rückrunde… Für die Torjäger gibt es in dieser Ausgabe ihres Dialoges eine Menge zu besprechen. Und wenn das allein nicht Stoff genug ist: Auch die zahlreichen Wechsel arbeiten die beiden auf. Und einer der beiden redet sich wegen des Aufsichtsrates sogar in Rage! Also auf ins WM-Jahr 2011 mit Kuddel und Fuxi…

Fuxi: Moin Kuddel!

Kuddel: Ach, hallo Fuxi! Das ist ja mal ’ne Überraschung…

Fuxi: Ja, tut mir leid. Nach dem Jahreswechsel war ich mal wieder voll im Stress, einschließlich Trauerfall in der Familie meiner Freundin. Da hab‘ ich meine Aufgaben ein wenig schleifen lassen müssen. Aber ich wusste ja, dass auf Dich Verlass ist…

Kuddel: Ach komm, trotz der für Dich schwierigen Lage hat Du eine ganze Menge mitgeholfen.

Fuxi: Sag mal, weißt Du eigentlich, dass es heute schon wieder losgeht?

Kuddel: Je nach Team. Die 5. Frauen hatten schon ein Spiel. Aber es stimmt, die 1. Frauen legen dieses Wochenende wieder los. Wird auch Zeit. Halle ist nett, aber jetzt ist auch genug. Wobei, das Thema Spielausfälle kann natürlich eine bestimmende und nervige Rolle einnehmen. Einige Teams haben ja noch etliche Partien offen.

Fuxi: Und dann gibt’s ja bei den B- und C-Mädchen noch die Nachholspiele aus den Jungen-Runden 2010. Die ja eigentlich nur Herbstrunden waren. Die 1. C hat noch zwei Spiele, heute bei Urania und die Woche drauf gegen SCALA, und die 1. B muss sogar noch dreimal ran. Aber das scheint ja noch nicht genug zu sein, bedenkt man, dass es ja Sonntag ein interessantes Testspiel gegen den Verbandsliga-Spitzenreiter SC Eilbek geben soll…

Kuddel: Da gibt es einige alte Bekannte mit HSV-Hintergrund zu sehen. Eilbeks Trainer Javier Navarro, aber auch Spielerinnen. Da ich derzeit krank bin, kann ich am Wochenende aber womöglich nur meine Wohnung bestaunen.

Fuxi: Knackig wird’s ja dann auch noch in der Hallenmeisterschaft für unsere D-Mädels. Für Sebastian Günthers Truppe müssen neun Punkte her – egal wie. Wenn sie gegen Germania verlieren, sieht’s mit der Meisterschaftsendrunde dieses Jahr düster aus.

Kuddel: Obwohl: Walddörfer muss unter anderem gegen Farmsen ran. Die sind Fünfter, das kann so oder so ausgehen.

Fuxi: Ich hoffe erstmal auf die eigene Stärke. Und darauf, dass es nicht am letzten Spieltag gegen Walddörfer zum Showdown kommt. Das hat mir letztes Jahr gegen den Norderstedter FC schon gereicht… Der Ersten drücke ich für Sonntag die Daumen. Näher kommt man in absehbarer Zeit wohl nicht wieder an Berlin ran, wenn ich bedenke, wer uns da verlässt…

Kuddel: Das würde ich so gar nicht sagen. Ich schätze den Fußball, den Kim Kulig spielt, sehr. Aber ich sehe nicht, dass ihr Abgang im Sommer eine nicht zu schließende Lücke hinterlässt. Die Generalprobe gab es ja schon jetzt während ihrer Verletzung. Und da hat das Team erfolgreich gespielt. Zudem gönne ich es ihr, dass ihre Leistungen belohnt werden und sie zu einem aktuellen Spitzenteam in Deutschland, im Grunde Europa, stößt. Der HSV arbeitet daran ja noch. Ärgerlich ist die Schwächung durch die Ausfälle von Simon, Jokuschies und Göransson.

Fuxi: Ja, die werden morgen im Pokal bitter vermisst werden, ohne Frage. Aber auch was Kim angeht, meine ich, es macht schon einen Unterschied, ob man ein paar Spiele kompensieren muss oder eine ganze Saison. Und auf den Wechsel selbst bezogen, will ich’s mal so ausdrücken: Wenn mir jemand erzählen würde, dass Christoph Ahlhaus nach der Neuwahl im Februar nicht mehr Erster Bürgermeister sein würde, wäre ich vermutlich mehr überrascht… Wer die Achse Kim Kulig – Sigi Dietrich – 1.FFC Frankfurt kennt, für den war das nur eine Frage der Zeit. Worauf ich wirklich mal gespannt bin: Wie wird dieser Abgang für die kommende Saison kompensiert werden? Ob Toni Göransson über das Saisonende hinaus bleibt, halte ich durchaus für eine offene Frage. Wer also nimmt den Platz von Kim ein? Überraschungen werden sicherlich ausbleiben, dafür sind die, die dafür in Frage kämen, meist schon an ihre Vereine gebunden. Läuft wohl wieder auf ein Talent hinaus, das erst reinwachsen muss.

Kuddel: Und wie im Fall Kulig gesehen, kann sowas ja auch funktionieren. Aber ich denke schon, dass die jüngeren Spielerinnen, wie z. B. Lena Petermann, sich gut entwickeln. Und aus dem Kader der Zweiten könnte man ja auch noch mal einer Spielerin einen Chance geben. Angelina Lübcke macht ihre Sache dort im Mittelfeld ausgezeichnet. Sie müsste halt nur mal mehr als drei Minuten Einsatzzeit bekommen. Einen Trost haben wir ja: Der Mannschaftskapitän bleibt uns als wichtige Konstante erhalten.

Fuxi: Ja, dass Janina verlängert hat, ist ’ne gute Nachricht. Und gefreut habe ich mich natürlich auch über den Sinneswandel von Cathy Knobloch. Den Wert der anderen Verstärkungen für die Dritte und Vierte müssen wir erstmal abwarten. Ich selbst habe von denen noch fast gar nichts gesehen, nur Jana Wethje in der Halle.

Kuddel: Dass Cathy zurück bei der Zweiten ist, ist eine feine Sache. Bei den Neuzugängen der Regionalligamannschaft muss man sehen, ob die wirklich guten Leistungen zum Einstand in der Halle sich auch sofort auf das Feld übertragen lassen. Aber etwas Eingewöhnungszeit sollten wir ihnen schon zubilligen. Wie ich Peter Schulz kenne, wird er schon das richtige Händchen haben, um die Neulinge zu fördern und zu fordern. Und um die Integration ins Mannschaftsgefüge mache ich mir keine Sorgen.

Fuxi: Was mich dagegen mehr als beunruhigt, ist die Trainerfluktuation jenseits der Dritten. Dass mal ein oder zwei Übungsleiter aus persönlichen oder familiären Gründen oder sei es nur wegen der Fahrerei von der Stange gehen, ist ja durchaus normal. Aber das wird langsam ein bisschen sehr viel. Da ist doch was im Busch…

Kuddel: Stimmt schon, die bekannten Abgänge in der Winterpause sind auch für meinen Geschmack etwas zu viel. Aber es sind z. T. junge Leute, deren Lebensplanung eben noch nicht abgeschlossen ist. Und jeder Wechsel birgt auch eine neue Chance in sich.

Fuxi: Mir kann keiner erzählen, dass diese Fluktuation dem HSV gut tut… Nix gegen Kristin Witte und Johanna Karrenbauer bei den E-Mädchen – die machen da anscheinend ihren Job wirklich hervorragend. Oder auch gegen Svenja Winter, wenn sie jetzt die Vierte und die zweite B übernimmt. Mir geht’s nur vom Prinzip her gegen den Strich, dass da Aktive in die Bresche springen müssen, bei denen Terminkollisionen ja nur schwer zu vermeiden sind. Vor allem bei Svenja, wenn die bei Auswärtsspielen der Dritten gebraucht wird. Mannschaften sollen betreut werden von Trainern und Trainerinnen, die dafür auch genug Zeit und Muße haben. Spielertrainer und Spielertrainerinnen wären ja weniger dramatisch, wenn sie ihr eigenes Team coachen würden. Aber so kriege ich Bauchschmerzen. Vor allem: Immer wieder müssen sich die betroffenen Truppen auf neue Trainer einstellen…

Kuddel: Gut, da wird man die Praxis abwarten müssen. Ich selbst hatte zu meiner Zeit auch einen noch fußballerisch aktiven Trainer und empfand das nicht als negativ. Aber grundsätzlich sind deine Bedenken nicht unbegründet. Derzeit merke ich jedenfalls, dass Svenja Winter sich sehr gewissenhaft und engagiert auf die neue Aufgabe vorbereitet. Ich bin guter Dinge, dass sie die Aufgabe wuppt.

Fuxi: Naja, sagen wir mal so: Was die Unruhe angeht, sind wir schon mal profihaft… Mal ehrlich: Diese Posse in Vorstand und Aufsichtsrat ist doch nur peinlich, oder? Nicht nur, wen die Supporters da in den Aufsichtsrat gewählt haben, sondern gleich die Einführung dieses neu besetzten Organs mit der Sammer-Nummer. Ruhmesblätter sehen anders aus.

Kuddel: Würde uns nicht etwas fehlen, wenn es in den oberen Etagen des HSV total harmonisch zuginge?

Fuxi: Ich frage mich gerade, ob Du das ernst meinst… Vor allem finde ich es so aberwitzig, dass die Supporters Ruhe einkehren lassen wollten – und wählen dann einen Journalisten vom SPIEGEL in den Rat, der im Konflikt zwischen den Belangen des HSV und denen seines Arbeitgebers steht! Was macht der, wenn sein Chef ihn fragt, worüber die im Aufsichtsrat gerade reden und welche Neuverpflichtungen im Gespräch sind? Ich meine, gehen nicht schon genug Interna aus dem Aufsichtsrat an die Presse? Dann wählen sie auch noch Jürgen Hunke rein – der übrigens früher auch schon im Verdacht stand, Interna an die Presse zu lancieren -, der Bernd Hoffmann und dessen dezente Ausgliederungsgedanken bekämpfen soll, selbst aber mal mit dem Konzept einer „HSV AG“ grandios baden gegangen ist. Hans-Ulrich Klüver will ohne Investorenmodelle auskommen – wobei der HSV in Sachen Geldbeschaffung seit der Ära Hackmann immer führend war und unsere Finanzen ja nicht gerade rosig aussehen. Unter dem Strich wird man dann sehen müssen, ob Billigheimer das europäische Geschäft erreichen und den HSV da wieder etablieren können – oder ob wir alle, und das schließt den Frauenfußball ein, den Gürtel enger schnallen müssen. Und dann wäre da ja noch Marek Erhardt, bei dem ich nicht weiß, ob er nach der Nummer mit dem Medienpartnerwechsel von Radio Hamburg zu NDR2, durch den er ja seinen Stadionsprecherposten verloren hat, gegenüber Bernd Hoffmann ehrlich und unvoreingenommen urteilen kann. Und bei all dem wurde vergessen, dass ja mal selbst zu Zeiten World-Cup-Willis und Sergej Barbarez‘ im Aufsichtsrat noch moniert wurde, da säße zu wenig Fußballsachverstand drin. Und nun sitzen da vier teils neue Nichtfußballer drin, während Leute wie Carsten Kober und der rausgeflogene Bernd Enge nur noch Zeitung lesen können…

Kuddel: Oha, Fuxi in Hochform. Los, weiter…, leb‘ dich aus…

Fuxi: Die Sammer-Posse ist natürlich auch noch so ’ne Nummer. Aus der Perspektive, dass endlich Ruhe einkehren soll, ist die Absage Sammers Gold wert. Ganz einfach, weil er ja schon beim DFB Machtspiele betreibt, und nicht zuletzt heißt es ja auch, er kann traditionell gut mit diesem Fischeinwickelpapier mit den vier weißen Buchstaben auf rotem Grund… Von daher gibt’s da ein mögliches Leck und einen möglichen Unruhefaktor weniger, auch wenn er als sehr engagiert beschrieben wird und beim DFB wohl alle Mannschaften einschließlich der U15-Juniorinnen kennt. Gut, jetzt kann man sagen: „Wen interessiert’s?“ Aber wenn man bedenkt, dass der Bundesligaetat seit Jahren aus Profimitteln aufgestockt wird, um konkurrenzfähig zu sein, bekommt diese ganze Personalie schon eine Bedeutung für den HSV-Frauenfußball. Und was die Erste und Zweite betrifft, betrifft indirekt auch den Breitenfußball nebst Juniorinnenförderung. Okay, beerdigen wir dieses unrühmliche Thema. Ich reg‘ mich sowieso schon zu viel auf. Und das ist schlecht für’s Herz. Wobei: Stress hat die Erste diese Woche ja auch: Sonntag nach Bad Neuenahr, Mittwoch nach Leverkusen. Und Letzteres auch noch um elf Uhr… Merkst Du auch, dass dem DFB die Liga und ihre Fans scheißegal sind und sich alles nur auf die finanzielle Goldgrube Weltmeisterschaft kapriziert?

Kuddel: Zumindest hat sich mir noch nicht erschlossen, wie es zum dem Termin am Mittwoch (11 Uhr) gekommen ist. Bei den Männern wird eine Zuschauersperre als Bestrafung genutzt, hier ist sie quasi einkalkuliert. Man darf gespannt sein, was bei weiteren Spielausfällen an Kreativität der Spielplangestaltung auf uns zukommt.

Fuxi: Ich behaupte ja, die Gewinner der WM sind der DFB-Vorstand und die Großsponsoren. Die Liga wird von der WM rein gar nix haben. Schon gar keine Aufmerksamkeit und keine Steigerung beim Werbewert. Vor allem: Die Sponsoren der Frauen-Bundesliga werden Wäschereien, Friseure, Hotels, Baumärkte und Küchenhersteller bleiben. Für die großen Sponsoren, die bei Sportveranstaltungen omnipräsent in den Fernsehkameras auftauchen, ist die Bundesliga doch viel zu unbedeutend und zu wenig zugkräftig!

Kuddel: Zumindest erwarte ich nicht, dass in der kommenden Saison beim HSV durchschnittlich 800 Zuschauer kommen werden. Und es muss ja auch abgewartet werden, wie unser Team abschneidet. Ein Auftritt wie bei den Handballern wäre eher kontraproduktiv.

Fuxi: Erinnere mich bloß nicht daran… Aber es liegt ja auch mit an den Vereinen, was dafür zu tun, dass mehr Zuschauer kommen. Da sind wir als HSV-Fans ja leidgeplagt, und in der Presse findet man auch so überhaupt nix mehr, wenn das Fischwickelpapier nicht mal wieder ’ne Geschichte über eine „schöne Fußballerin“ oder „provokante Lesbe“ als Aufhänger hat, die man im Kontext des „großen, lange Schatten werfenden Turniers“ bringen kann. Naja, die WM ist zum Glück noch weit weg – je weiter weg, desto lieber ist sie mir. Gucken wir erstmal etwas kurzfristiger. DFB-Pokal in Bad Neuenahr – wie geht’s aus?

Kuddel: 1:0 für den HSV. Ich bin da Realist.

Fuxi: Ich tippe mal, die Suspendierung von Claudia Götte und der angekündigte Abgang von Trainer Obliers werden keine Auswirkungen mehr haben. Das dürfte eine enge Kiste werden, kein Team weiß, wo es steht, und so hoffe ich trotz der Ausfälle das Beste: 2:1 für den HSV mit einer hoffentlich überragenden Kim Kulig – allerdings nach Verlängerung…

Kuddel: Sollte Kim gut spielen, wäre es mir sehr recht. Aber ich sehe eher die Mannschaft. Wer gut spielt und die Tore macht, ist mir dann eher Schnuppe. Solange sich alle voll reinhängen und gewillt sind ihr Bestes für Verein und Team zu geben.

Fuxi: Naja, das meine ich doch mit „überragend“ – bei den Profis hat’s ja in der Vergangenheit schon einige gegeben, die mit dem Kopf schon beim neuen Club waren… Tja, ich muss dann auch mal los. Viel Spaß am Wochenende! Wir sehen uns!

Kuddel: Ja, bis dann. Tschüß!

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