Es war der 3. Juni 2007, als eine junge Hamburger Flügelspielerin vor 920 Zuschauern „Tschüß“ sagte: Vor dem 4:0 gegen den FFC Heike Rheine wurde Friederike Engel, Tochter des damals ebenfalls scheidenden Abteilungsleiters Hartmut Engel, verabschiedet. Sie ging zum Studium in die USA. Im Sommer kehrt sie nun nach über vier Jahren als erster Neuzugang für die Spielzeit 2011/2012 an ihre alte Wirkungsstätte zurück.
Ihren Einstand feierte die heute 23-Jährige am 6. Spieltag der Saison 2003/2004 bei der 2:3-Niederlage gegen den FCR Duisburg, als sie acht Minuten vor dem Ende beim Stand von 1:3 für Kathrin Patzke eingewechselt wurde. Ihr damaliger Trainer war Andrew Pfennig. Ihr erstes und bislang einziges Bundesligator gelang noch in der gleichen Spielzeit beim 3:1-Auswärtssieg in Freiburg, zu dem sie mit dem Führungstor nach elf Minuten den Weg ebnete. In ihrer Debütsaison absolvierte sie im Alter von 16 Jahren bereits 17 Spiele, davon je sechs Ein- und Auswechslungen. Insgesamt kam sie in der Bundesliga 83-mal zum Einsatz. Dabei gelang ihr ein kleines Kunststück: Seit dem 22. Februar 2004, als sie im Nachholspiel bei Turbine Potsdam (0:2) in der 78. Minute für Aferdita Kameraj eingewechselt wurde, war sie in ausnahmslos allen nachfolgenden 78 Spielen entweder von Anfang an oder als Joker dabei. Bei der Abstimmung zur Abwehrspielerin der Saison 2006/2007 des Frauenfußball-Blogs womensoccer.de wurde Engel Vierte und ließ dabei sogar die (späteren) Nationalspielerinnen Bianca Rech und Sonja Fuss hinter sich.
2001 war „Fri“, so ihr Rufname auf dem Feld, vom FTSV Altenwerder in die Jugend des HSV gewechselt und machte früh auf sich aufmerksam. Mit 14 spielte sie unter dem Trainerduo Hartmut Engel und Claudia von Lanken bei den B-Juniorinnen und wurde 2002 neben ebenso bekannten Namen wie Janina Haye, Cathérine Knobloch, Stefanie Vogelwiesche, Gina Heinßen oder Julia Weigel durch ein 3:1 gegen den Mellendorfer TV Norddeutscher Meister. Die Mannschaft verteidigte im Folgejahr, verstärkt mit den ebenfalls späteren Bundesligaspielerinnen Anna Steckel und Katharina Freitag, den Hamburger Meistertitel.
Nach ihrem Abschied im Jahr 2007 ging sie zum Studium an die Washingtoner American University, spielte dort aber weiter für die Eagles Fußball. Und das sehr erfolgreich: Im ersten Jahr wurde sie als erste Spielerin der AU Eagles überhaupt zum „Rookie of the year“ in der Patriot League gewählt. Das sollte sie noch toppen: Sie wurde 2009 zur Defensivspielerin des Jahres in der Patriot League gewählt und für das All-Star-Team der Eastern College Athletic Conference nominiert. Zuletzt trug sie als Mannschaftskapitänin der Eagles das Trikot mit der Nummer 9 – die beim HSV in der kommenden Saison durch den Abgang von Ana-Maria Crnogorcevic frei wird…
Ein kurzes Interview auf Englisch gibt es bei Youtube zu sehen, einschließlich eines wunderbaren Tores vom 30. September 2009, als Engel im Spiel gegen die Delaware State University sechs Minuten vor der Pause einen Eckball von Allison Slattery volley zum Führungstreffer einschoss. Später bereitete sie per Kopfballverlängerung den Treffer zum 3:0 vor. Weitere Actionbilder finden sich in ihrem Spielerprofil auf der Internetseite der AU Eagles.