Wäre es nach den Vorzeichen gegangen, hätte diese Partie für die 5. Frauen, die als 7er-Mannschaft auf Kleinfeld spielen, ganz schön in die Hose gehen können. Nicht nur, dass mit dem SC Sternschanze eine Mannschaft auf dem Norderstedter Kunstrasen gastierte, die dem ungeschlagenen Tabellenführer zum Saisonauftakt eines von zwei Unentschieden beibrachte. Zudem fehlten den Rothosen Torhüterin Sabine Gercken (vertreten durch Feldspielerin Claudia Schlichting, die jedoch nicht zum ersten Mal zwischen den Pfosten stand) und Anja Lassen. Dann war da noch der Altersunterschied: Die Anfangssieben des SCS war im Schnitt beinahe genau zehn Jahre jünger (28,1 gegenüber 37,9 Jahre). Und die beiden Neuen Regine Scheller Fisahn und Monika Ehlers auf der Bank waren noch ohne Spielpraxis mit der Mannschaft.

Es ist eine alte Fußballerweisheit: „Wir haben keine Chance, aber die wollen wir nutzen.“ So oder so ähnlich mussten sich die Rothosen das angesichts dieser Zeichen gedacht haben, denn sie legten offensiv los. Der erste Schlenzer von Martina Kramp noch innerhalb der ersten 60 Sekunden war aber zu harmlos, um die SC-Schlussfrau zu überwinden. Nach vier Minuten gab es infolge einer Abseitssituation Freistoß für die Gäste. Die Nummer 15 führte ihn aus, aber Julia Jurkowlaniec fing das Leder ab, marschierte dynamisch Richtung Tor und knallte es aus acht Metern oben in den kurzen Winkel – 1:0. Da schienen selbst die HSVerinnen überrascht.

Der SC Sternschanze zeigte sich nicht geschockt. Die linke Flügelspielerin kam über ihre Seite und passte steil in den Strafraum, Die Mittelstürmerin mit der Nummer 9 verlängerte die Kugel mit einem Ausfallschritt aufs Tor, doch Schlichting war zur Stelle und parierte (7.). Auf der Gegenseite köpfte Manuela Laukat nach einer Ecke von Jurkowlaniec an den kurzen Pfosten links daneben. Sukzessive wurde Sternschanze nun besser. Nach 14 Minuten steckte die Stürmerin durch, und die Linksaußen suchte sofort den Abschluss. Schlichting fing den Schuss aus zehn Metern. Im Gegenzug setzte sich Jurkowlaniec durch zum Tor, ihren Schuss wehrte die Torfrau mit dem Schienbein ab.

Nach einer Viertelstunde war erstmals Wechselzeit. Debütantin Regine Scheller Fisahn ersetzte Manuela Laukat, und zwei Minuten später wechselte auch der SCS. Kurz bevor Monika Ehlers auf Seiten des HSV Brigitte Krause ersetzte, hatte Sternschanze die Ausgleichsmöglichkeit. Scheller Fisahn trat an einem Pass vorbei, dahinter war die Nummer 9 frei und zog sofort ab, aber wieder war Schlichting zur Stelle, lenkte den Ball zur Ecke (18.).

Beim HSV lief inzwischen wenig zusammen, und Sternschanze bekam Chance um Chance. So traf die Nummer 7 in der 21. Minute nur den Pfosten – Glück für die Rothosen. Und eine Minute später legte sie von der rechten Grundlinie auf die Mittelstürmerin zurück, deren Abschluss über das Tor strich.

Es folgten die nächsten Wechsel: Laukat kam für Jurkowlaniec zurück (23.), Krause ersetzte Kramp (24.), Jurkowlaniec kam für die angeschlagene Ehlers zurück (28.), und der Sternschanze ersetzte nun die beiden stärksten Rot-Blauen.

Die Wechsel zeigten ihre Wirkung sofort. HSV-Verteidigerin Katharina Thoma gewann den Ball im Duell und gab weiter zu Krause. Die sah, dass Sternschanze bis in die Hälfte der Norderstedterinnen aufgerückt war, und spielte einen Steilpass in die gegnerische Hälfte. Laukat hatte darauf gelauert, startete in der eigenen Hälfte, war also nicht abseits, und marschierte allein auf das Tor zu. Die SCS-Keeperin kam raus, aber Laukat umspielte sie ganz routiniert und schob mit links zum 2:0 ein (29.). Das allerdings war nach Spielanteilen und Chancen schmeichelhaft, Sternschanze hatte zu diesem Zeitpunkt ein Chanchenplus und auch die besseren Möglichkeiten gehabt. Aber was nutzte das, wenn sie das Tor nicht trafen?

Die Rothosen übernahmen jetzt wieder die Initiative, vor allem über Jurkowlaniec. Nach Steilpass von Scheller Fisahn war Jurkowlaniec schneller als ihre Gegenspielerin. Die Keeperin rannte jedoch aus dem Kasten und klärte (31.). Dann schickte Jurkowlaniec Laukat, die bedrängt abschloss und an der Torfrau scheiterte (32.). Auf der Gegenseite parierte Schlichting einen flachen Schieber der eingewechselten Nummer 13. Die Rautenkickerinnen wechselten erneut und ersetzten die mit Knieproblemen ins Spiel gegangene Sylvia Booker durch Martina Kramp. Wieder versuchte das torgefährliche Duo Jurkowlaniec/Laukat, die Führung auszubauen. Die Jüngste im Kader bediente halbrechts Laukat, die drehte sich und schoss im Fallen. Die Schlussfrau war zur Stelle (37.).

Ein Konter brachte das 3:0. Krause setzte sich in der eigenen Hälfte durch und spielte lang raus. Kurz hinter der Mittellinie schirmte Jurkowlaniec das Leder gegen eine Abwehrspielerin ab und zog Richtung Grundlinie durch. Am kurzen Pfosten dribbelte sie quer, zog aber drei Meter vor dem Kasten nicht selbst ab, sondern legte zurück. Laukat bedankte sich mit ihrem zweiten Tor (38.).

Die erneute Hereinnahme der Mittelstürmerin des SCS brachte vor dem Seitenwechsel nichts mehr für die Gäste. Aber der Pausenvorsprung war zu hoch. Sternschanze war zwischendrin die bessere und aktivere Mannschaft. Sie waren gefährlicher, fanden aber immer wieder ihre Meisterin in der Ersatztorhüterin des HSV, die das Zu-Null mit starken Reflexen festhielt. Erst nachdem Laukat und Jurkowlaniec wieder auf den Platz zurück kehrten, waren die Rauten wieder durchsetzungsstärker, was viel mit Jurkowlaniec‘ Schnelligkeit zu tun hatte.

Der SC Sternschanze hatte für die zweite Halbzeit als Ziel ausgegeben, noch ein oder zwei Tore zu schießen. An einen Punkt glaubten sie offenbar nicht mehr. Das wäre auch spätestens in der 42. Minute obsolet gewesen. Krause erarbeitete sich den Ball gegen die Stürmerin, Jurkowlaniec passte zur Laukat, die Torfrau kam aus dem Tor, schoss sie an, und der Ball kullerte zum 4:0 in die Maschen. Sekunden nach einem Wechsel des SCS traf Laukat mit links erneut zum 5:0 (43.). Der HSV war in diesem zweiten Durchgang eindeutig das bessere Team und spielte seinen Stil herunter. Einen Booker-Schuss aus 20 Metern wehrte die Keeperin mit dem Fuß zur Ecke ab (49.). Danach ersetzte Kramp Krause.

Auch Sternschanze musste wechseln, nachdem sich eine Spielerin bei einem Pressschlag verletzt hatte. Die schnelle Linksaußen mit der Nummer 7 kam wieder. Und nach kurzer Verschnaufpause für Krause bekam Laukat Zeit zum Durchatmen. Vor den Toren passierte in dieser Phase wenig. Booker schoss nach Ablage von Scheller Fisahn drüber (55.). In der 57. Minute jedoch war das halbe Dutzend voll. Krause bediente Jurkowlaniec, die dribbelte erst eine Abwehrspielerin aus, dann auch eine weitere, und den erfolgreichen Abschluss ließ sie sich auch nicht mehr nehmen – 6:0.

Aber Sternschanze ließ sich zumindest nicht hängen. Nach Zuspiel aus der Mitte gewann die Nummer 9 ihr Dribbling, schoss dann im Fallen links vorbei. Eine Minute später prüfte die Passgeberin selbst Schlichting mit einem strammen Pfund aus sechzehn Metern (59.). Die Nummer 7 bediente die Stürmerin nach einer Stunde, doch sie verpasste die Chance zum Ehrentreffer. Schlichting konnte klären (60.). Nach einem Linksschuss von der Linksaußen über den Kasten in der 63. Minute war die Drangphase der Gäste beendet. In der Folge erspielte sich das Rautenteam wieder Chancen. Kramp spielte von links hoch quer, Laukat holte die Kugel aus der Luft, legte sie an ihrer Bewacherin vorbei und probierte es mit links – genau auf die Torhüterin (66.).

Aber das Team war jetzt deutlich überlegen. Jurkowlaniec kam halbrechts an den Ball, sah Krause links und setzte sie mit einem Querpass in Szene. Die Nummer 11 war frei, nahm den Ball neun Meter vor dem Tor an und schoss ihn an die Latte (72.). Sechzig Sekunden später setzte sich Laukat im Dribbling durch, ihren Schuss aus sieben Metern wehrte die Frau im Kasten ab (73.).

Die Schlussphase läutete der SCS ein. Eine Pass von rechts kontrollierte die Mittelstürmerin und drückte stramm ab, doch wieder war bei Schlichting Endstation (78.). Im direkten Gegenzug erhielt Jurkowlaniec rechts den Ball, gab ihn an den Strafraum. Laukat nahm ihn mit dem Rücken zum Tor an, drehte sich und traf aus neun Metern unten links ins lange Eck zum 7:0-Endstand.

Der Sieg ging in Ordnung, war aber zu hoch. Sternschanze wehrte sich tapfer und hatte einige Tormöglichkeiten, konnte jedoch keine davon nutzen. Der HSV-Angriff, angeführt von der fünfmaligen Torschützin Manuela Laukat und der Doppelpackschützin Julia Jurkowlaniec, war deutlich effektiver.

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Statistik:

Hamburger SV V.: Schlichting – Kramp (24. Krause / 50. Kramp / 79. Thoma), Thoma (72. Scheller Fisahn), Booker (35. Kramp / 41. Booker) – Laukat (15. Scheller Fisahn / 63. Laukat) – Krause (18. Ehlers / 28. Jurkowlaniec), Jurkowlaniec (23. Laukat / 55. Krause)

Schiedsrichter: Hans-Jürgen Pahl (Glashütter SV)

Tore: 1:0 Jurkowlaniec (4.), 2:0 Laukat (29.), 3:0 Laukat (38.), 4:0 Laukat (42.), 5:0 Laukat (43.), 6:0 Jurkowlaniec (57.), 7:0 Laukat (78.)

[Hinweis: Die Namen der Spielerinnen des SC Sternschanze wurden auf freundliche Bitte des SCS nachträglich entfernt.]