Am sechsten Spieltag der Fußball-Weltmeisterschaft nahm das Turnier nun wohl endgültig Fahrt auf. Am Donnerstag hatte sich Frankreich mit 4:0 gegen Kanada durchgesetzt, und auch am Freitag gab es dieses Ergebnis im ersten Spiel des Tages zwischen Japan und Mexiko. Die Japanerinnen kristallisieren sich langsam als Titelanwärter heraus. Im zweiten Spiel ging England den steinigen Weg gegen Neuseeland, und eine Stunde lang sah es nach einer Überraschung aus.
Gaetane Thiney hieß die erste Spielerin des Turniers, die mit zwei Treffern aufwarten konnte. Doch ihre Spitzenposition in der Torjägerliste hatte gerade einmal 24 Stunden lang Bestand. Aya Miyama brachte in der 13. Minute einen Freistoß von links herein, am Fünfmeterraum hatte Homare Sawa eine Lücke hinter zwei Verteidigerinnen gefunden und köpfte unhaltbar zum 1:0 für Japan ein. Zwei Minuten später servierte Potsdams Yuki Nagasato ihrer mitgelaufenen Mitspielerin Shinobu Ohno einen kurzen Querpass am Strafraum, die ließ Alina Garciamendez und Natalie Vinti mit einer Körpertäuschung ins Leere laufen und drosch die Kugel aus dreizehn Metern trocken ins kurze Eck zum 2:0. Spätestens nach 39 Minuten war das Spiel entschieden, als erneut Sawa nach Eckball von Miyama zum 3:0 einköpfte. Mexiko mühte sich redlich, die beste Chance hatte Stephany Mayor in der zweiten Halbzeit per Distanzschuss, den Ayumi Kaihori zur Ecke abwehren musste. Aber Japan war die bessere, stärkere Mannschaft. Cecilia Santiago im Kasten der Mittelamerikanerinnen hatte Glück, dass ein von Vinti abgefälschter Schuss von Yuki Nagasato nur an den Pfosten klatschte. Den Schlusspunkt setzte aber doch Sawa mit ihrem dritten Treffer in der 80. Minute. Nach einem Doppelpass ging Yukari Kinga bis zur Grundlinie durch und legte auf die Dreifachtorschützin zurück an den Elfmeterpunkt, und die ließ sich das 4:0 nicht mehr nehmen. Japan steht damit im Viertelfinale, für die Mexikanerinnen geht es im letzten Auftritt gegen Neuseeland nur noch um die Ehre.
Die Polynesierinnen sorgten wie schon gegen Japan mit ihrer Spielweise für gehöriges Staunen beim Gegner. Und nicht nur deswegen. Ein langer, abgefälschter Ball von Ali Riley war Ausgangspunkt für das Führungstor. Links im Strafraum erlief Amber Hearn die Kugel und passte sofort quer an den Fünfmeterraum. Dort waren sich Casey Stoney und Rachel Unitt nicht einig, wer nun eingreifen sollte, dazwischen stahl sich Sarah Gregorius zum Ball durch und verwandelte zum 1:0 für Neuseeland. Bei einer Niederlage wäre England nach dem 1:1 gegen Mexiko fast schon draußen. Und Neuseeland wollte selbst ins Viertelfinale. Zu Beginn der zweiten Halbzeit hatte Hearn Pech, dass sich ihr Kopfball nach einer Flanke von Gregorius erst auf das Tornetz senkte. Auf der anderen Seite traf Jill Scott besser: England blieb nach einer abgewehrten Standardsituation am Ball, Alex Scott flankte vom rechten Strafraumeck, und Jill Scott schädelte im Kopfballduell mit der Wolfsburgerin Rebecca Smith zum 1:1 ein (63.). Aber auch da wäre für Neuseeland noch alles drin gewesen, zumal sie nicht einbrachen, sondern den Weg zum zweiten Führungstor suchten. Das fiel in der 81. Minute aber für England, begünstigt durch einen Torwartfehler von Jenny Bindon. Die flog an einem langen Ball vorbei. Dahinter kam Jill Scott ans Leder, ließ Anna Green aussteigen, legte nochmal kurz quer, und Jessica Clarke fand aus neun Metern die Lücke zwischen den beiden auf der Linie stehenden Verteidigerinnen hindurch zum 2:1. Der englische Sieg ging insgesamt in Ordnung, und durch die hohe Niederlage der Mexikanerinnen sind sie bereits so gut wie sicher im Viertelfinale. Sie müssten bei einer Niederlage gegen Japan im Spiel um den Gruppensieg bei einem gleichzeitigen Sieg Mexikos gegen Neuseeland schon insgesamt sieben Tore Differenz einbüßen.
Bemerkenswerte Randnotiz: Beide Spiele kamen ohne eine einzige Gelbe Karte aus.