Alles Scheiße

Michelle Porsch, hier gegen Svenja Lippold, brachte Schwung

Michelle Porsch, hier gegen Svenja Lippold, brachte Schwung

Spätestens das Vorbereitungsspiel beim schleswig-holsteinischen Vorjahresvierten MTSV Olympia Neumünster, das ist eine zentrale Erkenntnis der bisherigen Ergebnisse, führte deutlich vor Augen, dass die anstehende Verbandsligasaison für die Dritte kein Spaziergang wird. Offensiv lässt sich Torgefahr und Effektivität angesichts von neun Toren in drei Spielen nicht absprechen. Allerdings kassierten sie in jenen drei Spielen auch 16 Gegentore. Nun muss man einschränken, dass im Test in Neumünster eine etatmäßige Torhüterin fehlte und der Kader erstmals in seiner endgültigen Form auflief. Trotzdem kommt der Saisonstart am Samstag noch viel zu früh.

Vor dem Spiel machte Kuddel Mannschafts- und Porträtfotos

Vor dem Spiel machte Kuddel Mannschafts- und Porträtfotos

Ich bin eigentlich kein Freund von Kraftausdrücken. Jedenfalls nicht in Spielberichten. Aber das im Titel verwendete Wort trifft schon ziemlich genau, was man über den Test am Forstweg sagen konnte. Zunächst kämpfte man mit frechen Wespen, auch beim Fototermin, der im leichten Nieselregen stattfand. Später nahm der Dauerregen so deutlich zu, dass man einen Ableger des Einfelder Sees im Stadion wähnte. Im HSV-Tor stand Feldspielerin Nadine Enriquez in Ermangelung einer gelernten Keeperin. Doch dort stand sie nicht lange, denn beim Warmmachen verletzte sie sich. Sie konnte zwar auflaufen, aber nach einer Viertelstunde und sechs Behandlungsminuten wurde sie vom Feld getragen und ins Krankenhaus eingeliefert. Das geschah direkt im Anschluss an den Führungstreffer der Gastgeberinnen, den Liliane Kroschinski nach einem Fehlpass von Patricia Zimmermann eingeleitet und den Sascia Markstein vollendet hatte (14.). Konterstürmerin Zimmermann selbst war nach vier Minuten für die angeschlagen ins Spiel gegangene Jana Anger auf dem rechten Flügel hereingekommen. Fünfzehn Minuten gespielt, zwei Verletzte – da zeigte sich auch Olympias Trainer betroffen.

Sascia Markstein kommt frei zum Schuss ...

Sascia Markstein kommt frei zum Schuss ...

... Enriquez kommt nicht an den Ball

... Enriquez kommt nicht an den Ball

Die Perspektive klärt auf, dass sie hier schon Schmerzen hat

Die Perspektive klärt auf, dass sie hier schon Schmerzen hat

Der Ball landet im Netz ...

Der Ball landet im Netz ...

... während Enriquez liegen bleibt ...

... während Enriquez liegen bleibt ...

... und behandelt werden muss - es geht nicht mehr weiter

... und behandelt werden muss - es geht nicht mehr weiter

Feldspielerin Justine Kusi ging zwischen die Pfosten

Feldspielerin Justine Kusi ging zwischen die Pfosten

Dabei konnte er bis dahin mit seiner Mannschaft zufrieden sein, denn der Schleswig-Holstein-Ligist, der ohne Juniorennationalspielerin Michelle Einfeldt auflief, bestimmte von Anfang an die Partie. In der vierten Minute war Nicole Sell Nutznießerin eines Fehlers von Kristin Witte gewesen, war zum Tor marschiert und hatte abgezogen, aber Enriquez hatte sicher gehalten. In der 12. Minute verzog Sell aus 18 Metern nach abgewehrter Ecke. Zwei Minuten später gab es die dreifache kalte Dusche aus Regen, Verletzung und Gegentor durch Markstein, die zum 1:0 ins lange Eck einschoss.

Kopfballdreikampf mit Alina Ogundipe, Liliana Kroschinski und Jana Spack

Kopfballdreikampf mit Alina Ogundipe, Liliana Kroschinski und Jana Spack

Als es weitergehen konnte, stand Justine Kusi – wohnhaft in Neumünster, aber Regionalliga-Youngster im Dress des HSV – zwischen den Pfosten. Natürlich ebenfalls eine Feldspielerin. Als Offensivoption wäre sie nötiger gewesen, denn bis zur 25. Minute hatte sich der HSV nach vorn noch überhaupt nicht behaupten können, war aber durch weites Aufrücken der Viererkette immer wieder selbst anfällig für lange Bälle. In dieser Phase jedoch war das Spiel eher zerfahren. Den ersten Schuss des HSV gab die aufgerückte Linksverteidigerin Kristin Witte ab, die aus 21 Metern links vorbei schlenzte. Auf der anderen Seite allerding gelang Neumünster das zweite Tor. Die Rothosen brachten den Ball nicht aus der Gefahrenzone. In die Vorwärtsbewegung kam der Steilpass von Markstein auf Catherina Schnoor, und die schoss frei von der Strafraumgrenze ein – 2:0 (32.). Nur zwei Minuten später fiel beinahe das 3:0. Anna Peters leistete sich einen einfachen Fehlpass, Laura Bahr fing ihn ab und kam aus 20 Metern zum Abschluss. Den Schuss konnte Kusi mit dem Fuß abwehren, aber die nachsetzende Sascia Markstein bekam eine Nachschusschance. Im Fallen schoss sie auf den Kasten, und Kusi hielt sicher.

Catherina Schnoor auf dem Weg zum 2:0 ...

Catherina Schnoor auf dem Weg zum 2:0 ...

... ist schneller als Kristin Witte ...

... und nimmt Maß

... und nimmt Maß

Justine Kusi ist geschlagen ...

Justine Kusi ist geschlagen ...

... und Olympia Neumünster führt verdient mit 2:0

... und Olympia Neumünster führt verdient mit 2:0

Es waren Szenen wie diese, mit denen sich die Hamburgerinnen das Leben selbst schwer machten. Neben der Abstimmung schien auch die Konzentration zu fehlen. Dazu kamen technische Fehler. Neumünster kam so zu Chancen. In der 35. Minute war es erneut Markstein, die nach einer Freistoßflanke von Bahr an Kusi scheiterte. Einer der wenigen erfolgreichen Angriffe brachte nach 38 Minuten die zweite HSV-Chance. Neuzugang Melanie Aumüller trat einen Freistoß halbhoch an der Mauer vorbei. Bahr war noch dran und fälschte leicht ab. Die Kugel drehte sich vom Tor weg, an den Fünfmeterraum war jedoch Anna-Lena Lütkemüller, ebenfalls ein Neuzugang, gestartet, nahm das Leder volley, setzte es an den rechten Innenpfosten, und von dort sprang der Ball hinter die Linie – nur noch 2:1!

Melanie Aumüller holt wuchtig aus ...

Melanie Aumüller holt wuchtig aus ...

... die Mauer wirkt nicht standsicher ...

... die Mauer wirkt nicht standsicher ...

Aumüllers stramme Hereingabe - oder ihr strammer Schuss ...

Aumüllers stramme Hereingabe - oder ihr strammer Schuss ...

... geht leicht abgefälscht an der Mauer vorbei ...

... geht leicht abgefälscht an der Mauer vorbei ...

... Anna-Lena Lütkemüller nimmt den Ball volley ...

... Anna-Lena Lütkemüller nimmt den Ball volley ...

... Britta Horns ist geschlagen ...

... Britta Horns ist geschlagen ...

... Aumüller ärgert sich schon ob des Pfostentreffers ...

... Aumüller ärgert sich schon ob des Pfostentreffers ...

... aber Lütkemüller dreht zufrieden ab, der Ball ist drin

... aber Lütkemüller dreht zufrieden ab, der Ball ist drin

Keine Frage, das Tor kam überraschend und war schmeichelhaft. Olympia ließ sich davon nicht beeindrucken. Schon sechzig Sekunden später ging Bahr links an Peters vorbei und schoss aus spitzem Winkel auf Kusi. Dann wollten es die Grünen zu schön machen, als Catherina Schnoor einen Steilpass hinter die HSV-Abwehr erlief und freistehend quer schob. Annalena Schümann war mitgelaufen, verstolperte aber das dritte Tor (42.). Eine Minute darauf wehrte Kusi einen Bahr-Schuss ab. Inzwischen war Michelle Porsch im Sturm für Bianca Kleberc hereingekommen, danach ersetzte Senem Ulas die Torschützin Lütkemüller. Die Nachspielzeit brach an. Es sollten neun Minuten werden. Drei Minuten waren drüber, als Patricia Rüchel nach einem abgewehrten Eckball ans Leder kam und flach aus 17 Metern links vorbei schoss.

Patricia Rüchel kommt unbedrängt zum Schuss ...

Patricia Rüchel kommt unbedrängt zum Schuss ...

... und Justine Kusi guckt den Ball vorbei

... und Justine Kusi guckt den Ball vorbei

In der fünften Minute der Nachspielzeit wurde es kurios. Bahr wurde wieder einmal steil geschickt und kam im Strafraum zum Schuss. Kusi war dran, rannte zurück und rettete noch vor der Linie. Aber es ging weiter. Sekunden später wurde Bahr wieder steil geschickt, legte dieses Mal quer auf Markstein, die am rechten Pfosten mit einem langen Schritt den Ball aufs Tor brachte. Kusi fuhr die Hacke aus – und der Ball kullerte links am Gehäuse vorbei!

Sascia Markstein versetzt Anna Peters

Sascia Markstein versetzt Anna Peters

Doch das 3:1 sollte noch fallen. Nächster Steilpass auf Schnoor, Ablage vor dem Strafraum nach links, und Bahr schob locker zum Pausenstand ein. Das Ergebnis ging nach den Spielanteilen auch völlig in Ordnung. Der HSV war zwar bemüht, aber noch nicht lange genug in der Vorbereitung, als dass vor allem taktische Erwägungen schon sitzen konnten. Laufwege, Pässe, Stellungsspiel und Schnittstellen zwischen den Mannschaftsteilen waren noch verbesserungswürdig, aber auch das Abwehrverhalten bei der offensichtlichsten und doch wirkungsvollsten Taktik – Steilpässe in den Rücken der Defensive.

Nach dem Steilpass legt Catherina Schnoor quer ...

Nach dem Steilpass legt Catherina Schnoor quer ...

... Justine Kusi ist geschlagen ...

... Justine Kusi ist geschlagen ...

... Sascia Markstein ist frei ...

... Sascia Markstein ist frei ...

... und Kusi chancenlos

... und Kusi chancenlos

Der HSV kam ohne Änderung aus der Kabine zurück, bei Neumünster waren nun Svenja Lippold und Annalena Schümann für Nicole Sell und Liliana Kroschinski im Spiel. Die Spielrichtung blieb zunächst die gleiche und Neumünster spielbestimmend. Nach einem Steilpass von Schnoor tauchte Markstein unbedrängt vor Kusi auf, lupfte dann aber schwach rechts daneben (48.). Doch der HSV schien sich mehr einbringen zu wollen, konterte in der 53. Minute recht ansehnlich. Zimmermann erarbeitete sich den Ball halbrechts im Mittelfeld, zog zum Strafraum und legte dann nach rechts ab. Porsch war mitgelaufen, flankte sofort, aber Aumüller verpasste am Fünfmeterraum in Bedrängnis und ärgerte sich danach.

Michelle Porsch kommt nach dem Pass von Zimmermann zur Flanke ...

Michelle Porsch kommt nach dem Pass von Zimmermann zur Flanke ...

... aber Melanie Aumüller verpasst, bedrängt von Dian Röpke

... aber Melanie Aumüller verpasst, bedrängt von Dian Röpke

Was beim HSV nicht klappte, gelang Olympia eine Minute später. Mit einer schnellen Kombination hebelten Schnoor, Markstein und Bahr die Abwehr aus, und Bahr versenkte zum 4:1 (54.).

 

Schlummert in Justine Kusi ein Torwarttalent?

Schlummert in Justine Kusi ein Torwarttalent?

Ihre Flugeinlagen sahen jedenfalls so aus, als täte sie nie was anderes

Ihre Flugeinlagen sahen jedenfalls so aus, als täte sie nie was anderes

Immerhin: Der HSV versuchte zumindest sein Bestes. Bei einem Pass in die Spitze von Chiara Ernst kam Porsch nur einen Tick zu spät gegen Torhüterin Britta Horns. Nach einigen Wechseln erhielt der MTSV Olympia Neumünster in der 61. Minute einen Eckball. Den trat Schümann in den Strafraum. Kusi war dran, konnte das Leder aber nicht kontrollieren, und so staubte Kroschinski zum 5:1 ab.

Ein leichter Stellungsfehler, und Kusi rutscht der Ball über die Finger ...

Ein leichter Stellungsfehler, und Kusi rutscht der Ball über die Finger ...

... sie sieht das Unheil schon kommen ...

... sie sieht das Unheil schon kommen ...

Liliane Kroschinski fliegt heran ...

Liliane Kroschinski fliegt heran ...

... hält den Fuß hin ...

... hält den Fuß hin ...

... und erzielt das 5:1

... und erzielt das 5:1

Es drohte ein echtes Debakel. Aber ganz so dramatisch sollte es nicht mehr werden. Nach 65 Minuten spielte Alina Ogundipe einen langen Ball aus der eigenen Hälfte, Porsch war schneller als Sina Lewinske und hob den Ball aus 12 Metern halbrechts auf den Kasten. Horns war zwar noch dran, aber die Kugel senkte sich zum 5:2 ins Netz. Immerhin…

Zimmermann war die erste Gratulantin nach dem 5:2 durch Porsch

Zimmermann war die erste Gratulantin nach dem 5:2 durch Porsch

Inzwischen machte sich das Wetter deutlich bemerkbar. Dauerregen prasselte auf die Spielerinnen ein, und so passierte auf dem Feld recht wenig Konstruktives. Die Rothosen waren gefährlich, wenn sie schnell das Mittelfeld überbrückten und freie Räume nutzten. So waren sie im zweiten Durchgang auch etwas besser als in den ersten 45 – oder besser: 54 – Minuten. Aber sie hatten weiterhin Probleme mit der Abstimmung und der Genauigkeit in den Aktionen. Unter Druck hatten sie große Schwierigkeiten, aber auch durch Stellungsfehler. Das alles begünstigte die Olympioniken, die es etwas lockerer angehen ließen. Nach 73 Minuten wurde ge“müllert“: Da ersetzte Lütkemüller Aumüller. Dazu kam Saskia Hoffacker für Anna Peters (73.). Zehn Minuten vor dem regulären Abpfiff kämpfte sich Porsch halblinks durch, ihr Heber aber verfehlte das Tor. Im Anschluss fing sie einen Abstoß ab und schoss aus 22 Metern, verzog aber erneut.

Porsch setzt nach und blockt Röpke ...

Porsch setzt nach und blockt Röpke ...

... zieht zum Strafraum ...

... zieht zum Strafraum ...

... und versucht es mit einem Heber über Britta Horns

... und versucht es mit einem Heber über Britta Horns

Der geht rein - oder doch nicht?

Der geht rein - oder doch nicht?

Nein, er springt leider am Kasten vorbei

Nein, er springt leider am Kasten vorbei

Die Schlussphase begann mit einem Foul. Johanna Karrenbauer sah zurecht Gelb für ihr Einsteigen gegen Sascia Markstein, die daraufhin verletzt das Feld verlassen musste. Zuvor war schon Melanie Aumüller für zorniges, überhartes Einsteigen im Mittelfeld eindeutig verwarnt worden. Die kam eine Minute vor dem regulären Ende für Zimmermann zurück ins Spiel. In der Nachspielzeit erzielte Neumünster den Schlusspunkt. Schümann flankte von rechts, Kusi war am Ball dran, der aber sprang zu Rüchel. Die legte uneigennützig quer, und Bahr schob zum 6:2 ein. Die letzte Chance hatte aber der HSV, als Aumüller aus 30 Metern Horns‘ Aufmerksamkeit testete. Danach war Schluss, und das Trainergespann um mindestens eine Erkenntnis reicher. Aber ob die Zeit bis zum Spiel gegen die FSV Harburg noch reicht?

Zwei Trainer, die im Regen stehen - Symbol dieses Spiels

Zwei Trainer, die im Regen stehen - Symbol dieses Spiels

Laura Bahr versucht, an Anna Peters vorbeizukommen

Laura Bahr versucht, an Anna Peters vorbeizukommen

Janne Tackmann vor Patricia Zimmermann

Janne Tackmann vor Patricia Zimmermann

Chiara Ernst kann sich gegen Schümanns Grätsche behaupten

Chiara Ernst kann sich gegen Schümanns Grätsche behaupten

Zweikampf der Patricias: Zimmermann gegen Rüchel

Zweikampf der Patricias: Zimmermann gegen Rüchel


Statistik:

Olympia Neumünster: Horns – Tackmann, Lewinske (78. Schnoor), Kullick, Röpke – Rüchel, Kroschinski (46. Lippold), Schnoor (58. Kroschinski) – Bahr (58. Sell), Sell (46. Schümann) – Markstein (87. Bahr)

Hamburger SV III.: Enriquez (21. Kusi) – Witte, Karrenbauer, Ogundipe, Peters (73. Hoffacker) – Ernst, Spack (60. Lüdemann), Anger (4. Zimmermann / 89. Aumüller) – Lütkemüller (45. Ulas) – Aumüller (73. Lütkemüller), Kleberc (42. Porsch)

Schiedsrichter: Vahap Kurnaz (FC Torpedo 76 Neumünster)

Tore: 1:0 Markstein (14.), 2:0 Schnoor (32.), 2:1 Lütkemüller (38.), 3:1 Markstein (45.+8), 4:1 Bahr (54.), 5:1 Kroschinski (61.), 5:2 Porsch (65.), 6:2 Bahr (90.+1)

Gelbe Karten: Aumüller (HSV III., 55. Minute), Karrenbauer (HSV III., 87. Minute)

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