Ein Dreierpack zum Einstand

Maike Timmermann feierte bei ihrem HSV-Pflichtspieldebüt einen Einstand nach Maß

Maike Timmermann feierte einen Einstand nach Maß

Die dritte Frauenmannschaft startete am Mittwochabend in die Rückserie. Zu Gast in Ochsenzoll war der Tabellenzehnte Moorburger TSV. Und das Team vom Elbdeich hielt eine Halbzeit gut mit, der Tabellenführer hatte phasenweise Probleme. Den Unterschied machte schließlich das zentrale Mittelfeld aus – und ein neues Sturmduo, das sich schon im ersten echten Pflichtspiel prima gefunden hatte.

Dabei hatte HSV-Coach Peter Schulz durchaus Sorgen, denn neben Svenja Winter, die er in der Innenverteidigung schmerzlich vermissen sollte, fehlte kurzfristig auch noch Cindy Rak wegen eines Vorbereitungsspiels der Hamburger U20 gegen ein männliches Juniorenteam im Vorfeld des Länderpokals. Im Kader waren daher mit Cathérine Knobloch und Nadine Odzakovic zwei Reservistinnen aus der Zweitligamannschaft, und auf der Bank nahmen unter anderem Jana Anger, die nur einmal mittrainiert hatte, und Alexandra Wolf aus der Vierten Platz. Im Tor stand Yasmine Sennewald von den B-Juniorinnen. Moorburgs Coach Dieter Sendrowski bot mit Torhüterin Julia Hochfeld, Mittelfeldspielerin Elma Setkic und Stürmerin Pia Diedrichsen drei ehemalige HSVerinnen auf.

Paula Ziselsberger gewinnt das Kopfballduell gegen Lina Oesmann

Paula Ziselsberger gewinnt das Kopfballduell gegen Lina Oesmann

Sein Team erwischte auch den besseren Start, mit gütiger Mithilfe von HSV-Innenverteidigerin Tanja Thormählen. Die fing einen Pass von Eniola Olasanya ab, vertändelte das Leder aber leichtfertig gegen Vanessa Zawada. Die aber schloss aus gut 30 Metern überhastet ab, und der Schuss war kein Problem für Sennewald (3.). Auf der Gegenseite sah das besser aus. Nadine Odzakovic brachte einen Freistoß von rechts auf den zweiten Pfosten. Lara Wolff köpfte aufs Tor, aber das Bein von Diedrichsen war dazwischen und klärte. Aber die Dritte setzte nach. Pajtesa Kameraj spielte links raus, Wolff erlief den Ball, und statt zu flanken, holte sie eine satte Klebe raus, die allerdings nur die Latte abwischte (7.). Der HSV hatte leichte Vorteile, aber der Moorburger TSV kam in der 11. Minute zu einer weiteren Torgelegenheit, als Olasanya von rechts vor den Strafraum spielte und Diedrichsen direkt links vorbei schoss. Die nächste HSV-Chance hatte erneut Wolff. Sie köpfte nach Eckball von Kameraj aufs Tor, und Hochfeld hielt (16.).

Nach Kamerajs Ecke köpft Wolff in die Arme von Hochfeld

Nach Kamerajs Ecke köpft Wolff in die Arme von Hochfeld

Langsam kamen die Rothosen besser ins Spiel. Eine Halbfeldflanke von Rechtsverteidigerin Anica Lekat an den Strafraum ließ Jasmin Wolf zu weit prallen, und zunächst sah es so aus, als könne Moorburg bereinigen. Odzakovic setzte nach, spitzelte Sharien Mahn den Ball weg und zog ab. Ihr Schuss wurde abgefälscht und zur sicheren Beute für Hochfeld (18.). Die Platzherrinnen nahmen das Heft in die Hand, drängten auf die Führung. Im Mittelfeld erarbeitete sich Lekat in der 25. Minute den Ball und brachte ihn zu Maike Timmermann. Die schickte rechts Sturmpartnerin Wolf auf die Reise. Die Rückkehrerin hatte auf dem Flügel viel Platz und Zeit, sich eine Abnehmerin in der Mitte zu suchen, flankte präzise und fand Wolff, die das Leder aus Bauchhöhe freistehend unhaltbar ins kurze Eck köpfte – 1:0. Das Tor gab dem Tabellenführer Auftrieb. Nur zwei Minuten später kam der Ball am Strafraum zu Timmermann. Nach kurzem Dribbling zog sie halbrechts von der Strafraumgrenze ab, doch Hochfeld klatschte den Schuss mit einer sehenswerten Flugparade weg. Der HSV war nun deutlich überlegen, hatte klar mehr Ballbesitz und drängte auf das 2:0. Das kam auch der eigenen Defensive zugute, die weiterhin anfällig war, besonders durch Sorglosigkeiten von Thormählen und Stuth.

Jasmin "Mickie" Wolf lieferte eine sehr ordentliche Partie ab

Jasmin "Mickie" Wolf lieferte eine sehr ordentliche Partie ab

Acht Minuten vor der Pause kam aber noch einmal Moorburg auf. Ein 32-Meter-Freistoß von Stefanie Meier war kein Thema für Sennewald (37.). Eine Minute später allerdings wurde es haarig. Nach Doppelpass mit Setkic am Strafraum kam Zawada halbrechts aus der Drehung zum Schuss. Sennewald war mit einer Hand dran und gab so Thormählen die Gelegenheit, die Situation zu bereinigen, bevor das Leder im Tor landen konnte. Und wieder nur eine Minute später probierte es Olasanya aus der Distanz, schoss klar rechts daneben (39.). Aber dieses kurze Feuerwerk der Gäste fand schnell ein Ende. Knobloch köpfte einen Freistoß von Meier weg und leitete damit den Konter ein. Odzakovic trieb die Kugel durch das Mittelfeld in die gegnerische Hälfte und passte dann nach links auf Wolf. Die schlug am Strafraum einen Haken, schlenzte aus 15 Metern aufs lange Eck – wieder Latte (43.)! Kurz darauf gab es noch einmal Ecke, nachdem Hochfeld einen strammen Schuss von Wolff aus 12 Metern halblinks zur Ecke abwehrte. Den Eckstoß gab Kameraj herein, doch Knoblochs Kopfball wurde am Pfosten geklärt.

Moorburg war mit dem knappen Rückstand angesichts der beiden Lattentreffer gut bedient. Der HSV brauchte zwanzig Minuten, um sich zu sortieren und ihr eigenes Spiel aufzuziehen. Bis dahin waren die Gäste gut dabei, blieben aber zu harmlos und konnten die Fehler der Hintermannschaft des HSV auch wegen Yasmine Sennewald nicht nutzen. Der war in Strafraumnähe zu ineffektiv, bei Torabschlüssen war immer wieder ein Gästebein dazwischen. Das stimmte Moorburgs Coach Sendrowski zufrieden. Er setzte in der zweiten Halbzeit auf eine konsequente Defensive und Konter. Sein Rauten-Pendant war mit seinem Team vor allem in der Defensivarbeit unzufrieden, bemängelte explizit individuelle Fehler. Am auffälligsten hingegen waren das Sturmduo Wolf/Timmermann sowie links dahinter Wolff, die auch das Tor erzielte.

Peter Schulz verlieh in der Halbzeitansprache seinem Ärger über die Abwehrleistung deutlich Ausdruck

Peter Schulz verlieh in der Halbzeitansprache seinem Ärger über die Abwehrleistung deutlich Ausdruck

Zum zweiten Durchgang musste Peter Schulz allerdings wechseln. Anica Lekat musste trotz ordentlicher Leistung raus: Sie hatte während der Moorburger Drangphase einen Ball an den Kopf bekommen und sich dabei ein Granulatkörnchen im Auge eingehandelt, das nur schwer zu entfernen war. Ob sie für das Topspiel gegen Eilbek am Sonntag ausfällt, ist noch offen – nach dem Spiel wurde sie ins Klinikum Nord nach Heidberg gefahren. Für sie kam Sarah Borgwardt, und damit verbunden waren vier Positionsveränderungen: Borgwardt übernahm die linke Seite von Wolff, die ins offensive Mittelfeld wechselte, Odzakovic rückte vor die Abwehr zurück, und die vakante Position in der Viererkette übernahm Kameraj. Und 25 Sekunden nach Wiederanpfiff gab der HSV die Spielrichtung vor: Nach Flanke von rechts durch Paula Ziselsberger nahm Wolf das Leder an und schoss aus der Drehung, allerdings fing Hochfeld sicher. Die Rothosen drückten jetzt, entwickelte aber keine klaren Chancen. Zu dicht stand der Moorburger Beton. Und dann auch noch das: Bei einem Zusammenprall im Mittelfeld verdrehte sich Kapitänin Katharina Stuth das Knie und musste draußen behandelt werden. In Unterzahl spielten Wolff und Odzakovic einen doppelten Doppelpass auf der linken Seite, Odzakovic schickte Wolff auf den Flügel, und in der Mitte kam Timmermann aus fünf Metern ungestört zum Kopfball – 2:0 nach 55 Minuten. Das Premierentor für die neue Stürmerin, die zuvor in Meldorf in 24 Pflichtspielen 25 Tore erzielt hatte.

Pajtesa Kameraj stoppt Sharien Mahn mit einer Grätsche

Pajtesa Kameraj stoppt Sharien Mahn mit einer Grätsche

Zwei Minuten später wechselte der HSV dann aus. Stuth blieb mit lädiertem Knie draußen – Einsatz gegen Eilbek unwahrscheinlich -, und für sie kam Jana Anger. Wieder musste der Platzherr umstellen: Thormählen war nun linke Verteidigerin, Knobloch in der Innenverteidigung neben Kameraj, Odzakovic übernahm die rechte Abwehrseite, und Anger sortierte sich im defensiven Mittelfeld ein. Auch Moorburg tauschte aus, brachte Zuhra Kader für Lina Oesmann (57.). Eine Minute später erlief Wolf eine abgewehrte Ecke halblinks. Moorburgs Defensive stürmte raus, während Wolf auf Wolff abgab und durchstartete. Aus der Drehung passte die B-Juniorin steil und hebelte damit mustergültig die Abseitsfalle aus. Wolf ging frei aus halblinks auf den Kasten zu und legte uneigennützig im Fünfer quer. Für Timmermann war das Einschieben des Spielgerätes ins leere Tor nur noch Formsache – 3:0 (58.).

Nadine Odzakovic machte vor allem im zweiten Durchgang Dampf

Nadine Odzakovic machte vor allem im zweiten Durchgang Dampf

Die Partie beruhigte sich nun etwas, verlor an Fahrt, wenngleich der HSV noch immer souverän nach vorn spielte und die Moorburger Gegenwehr überschaubar blieb. Nur dem Abschluss fehlte die letzte Konsequenz. Auch der Gast musste zwanzig Minuten vor Schluss verletzungsbedingt wechseln. Pia Diedrichsen musste raus und wurde durch Claudia Carl ersetzt. Den einzigen Akzent in dieser Phase setzte Wolff, die aus 20 Metern drüber schoss (72.). Die Schlussphase läutete Cathérine Knobloch ein. Sie bekam an der Mittellinie den Ball und ging solo durch das Mittelfeld. Aus 30 Metern probierte sie es einfach mit einem hohen Schuss und zwang Hochfeld dazu, ihren Versuch mit einer Hand über die Latte zu lenken (78.). Der HSV nahm seinen letzten Wechsel vor und brachte Alexandra Wolf für Paula Ziselsberger. Die Rothosen legten nochmal zu. Zunächst schoss Odzakovic aus 20 Metern knapp rechts über die Latte (81.). Dann flankte Wolff scharf von links, doch den schwachen Volley von Borgwardt pflückte Hochfeld sicher aus der Luft (85.). Im Gegenzug kam Meier durch einen Fehler von Alexandra Wolf an den Ball und schlenzte. Sennewald war noch präsent und lenkte das Leder zunächst ans Lattenkreuz, von wo es über das Tor hüpfte. Ein Gegentor wäre auch unnötig gewesen. Noch einmal kam der Tabellenzehnte. Die Rothosen wehrten einen Freistoß von Zawada in die Mitte ab, wo Nadine Bischoff aus dem Hintergrund direkt auf Sennewald schoss. Der Tabellenführer konterte sofort. Vor dem Strafraum kam Jasmin Wolf an den Ball, ging an ihrer Gegenspielerin vorbei auf Hochfeld zu und schob rechts zum 4:0 ein (87.). Den Treffer hatte sich die fleißige Stürmerin verdient.

Maike Timmermann setzt den Schlusspunkt unter eine weitgehend einseitige Partie

Maike Timmermann setzt den Schlusspunkt unter eine weitgehend einseitige Partie

Aber auch der Schlusspunkt in der 89. Minute blieb dem Tabellenersten vorbehalten. Links vernaschte Odzakovic an der Grundlinie eine Abwehrspielerin und zog dort zum Fünfmeterraum. Ihren Querpass nahm Timmermann acht Meter vor dem Kasten erst umständlich an, um dann doch mit Killerinstinkt zum 5:0 einzuschießen. Es war ihr drittes Tor und mehr als nur die nahtlose Weiterführung ihrer Meldorfer Leistungen. Es war vor allem beeindruckend zu sehen, wie schnell sie sich ins Team einfügte, so, als wäre sie schon lange dabei. Der Sieg, zu dem sie einen Dreierpack beisteuerte, ging auch in der Höhe in Ordnung. Vor allem im zweiten Durchgang waren sie stärker, wobei die defensive Grundausrichtung der Gäste doch einige Probleme bereitete und die konditionellen Vorteile des Ligaprimus weitgehend egalisierten. Nur offensiv kam vom Team vom Deich kaum etwas. Neunzig Prozent der zweiten Halbzeit spielten sich in der Moorburger Hälfte ab. Ob die gezeigte Leistung des HSV allerdings gegen den SC Eilbek reicht, ist fraglich, zumal nun mit Stuth und Lekat die Ausfälle Nummer drei und vier drohen. Allerdings: Eilbek ist noch komplett ohne Punktspielpraxis. Und Peter Schulz wird wohl noch den einen oder anderen Trick aus dem Ärmel schütteln können, um die Ausfälle zu kompensieren. Vor allem, da an diesem Tag die Zusage kam, dass der Amateurvorstand die nötigen Mittel für den Regionalliga-Aufstieg genehmigt. Nun hängt es allein von der sportlichen Qualität von Trainer und Team ab…

Moorburg war mit fünf Gegentoren bedient, der HSV zufrieden

Moorburg war mit fünf Gegentoren bedient, der HSV zufrieden


Statistik:

Hamburger SV III.: Yasmine Sennewald – Katharina Stuth (57. Jana Anger), Tanja Thormählen, Cathérine Knobloch, Anica Lekat (46. Sarah Borgwardt) – Lara Wolff, Pajtesa Kameraj, Paula Ziselsberger (80. Alexandra Wolf) – Nadine Odzakovic – Jasmin Wolf, Maike Timmermann

Moorburger TSV: Julia Hochfeld – Nadine Bischoff – Stefanie Meier, Julia Oesmann – Lina Oesmann (57. Zuhra Kader), Sharien Mahn, Kerstin Tamke, Vanessa Zawada – Elma Setkic – Pia Diedrichsen (70. Claudia Carl), Eniola Olasanya

Schiedsrichter: Matthias Blasek mit Arwit Kumeth und Jan-Hendrik Luft (alle SC Alstertal/Langenhorn)

Tore: 1:0 Wolff (25.), 2:0 Timmermann (57.), 3:0 Timmermann (58.), 4:0 J. Wolf (87.), 5:0 Timmermann (89.)

Gelbe Karten: keine

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