Die beiden Bundesligateams haben sich am gestrigen Sonntag nicht gerade mit Ruhm bekleckert. Die Erste fuhr mit einer unnötigen 1:3-Pleite bei Absteiger TeBe Berlin zurück nach Hamburg, die Zweite unterlag beim Tabellenzehnten Holstein Kiel knapp mit 3:4.
Vor allem aber die Niederlage der Ersten sollte zu Denken geben. In der Vorwoche war TeBe noch vom 1.FFC Frankfurt mit 0:13 deklassiert worden. Im letzten Saisonspiel gab Achim Feifel einigen zu kurz Gekommenen die Chance, sich für die kommende Saison zu empfehlen. Nachwuchskeeperin Saskia Schippmann gab ihr Saisondebüt und musste nach einem Abstimmungsproblem mit Abwehrküken Nina Brüggemann nach 16 Minuten hinter sich greifen. Feigt traf zum 0:1. Kurz vor der Pause verkürzte Aferdita Kameraj mit einem Schuss aus der Distanz zum 1:1-Halbzeitstand. Teodoridis gelang in der 71. Minute das 2:1 für TeBe. Ein Aufbäumen blieb aus, und so kam Berlin durch Hagemann in der 77. Minute zum entscheidenden Tor, dass die Punktzahl in der Tabelle glatt um 50% erhöhte. Der HSV beendete die Saison als Siebter. Nachdenklich sollte jedoch stimmen, dass die Tordifferenz mit -20 eklatant schwach ausfiel.
Nachdem der Meister mit dem 1.FFC Turbine Potsdam schon feststand, ging es noch um die Champions League. Für sie qualifizierte sich der FCR Duisburg durch ein 2:1 bei Bayern München. Das 5:1 des 1.FFC Frankfurt beim SC 07 Bad Neuenahr, der ab der 42. Minute nach einem Platzverweis gegen Bartke in Unterzahl agierte, war damit nicht mehr von Belang. Potsdam hingegen siegte beim VfL Wolfsburg 3:1. Abgestiegen ist neben TeBe Berlin auch der SC Freiburg, der gegen die SG Essen-Schönebeck anstelle des nötigen Sieges mit vier Treffern Unterschied über ein 1:1 nicht hinaus kam. Der 1.FC Saarbrücken putzte zum Abschluss den FF USV Jena mit 5:2.
In der 2. Bundesliga Nord verlor auch die Zweite zum Abschluss. Beim Relegationsteilnehmer Holstein Kiel (trifft in zwei Ausscheidungsspielen auf Wacker München) unterlagen sie mit 3:4. Dabei hatte Melanie Nilsson den HSV nach vier Minuten in Führung gebracht. Aber zwei Tore von Vogt und ein Eigentor von Jenny Weber drehten die Partie noch vor der Pause. Nach dem 4:1 durch Leugers schien das Spiel entschieden, aber der HSV kam noch einmal ran. Jobina Lahr und Denise Lehmann verkürzten und machten die letzten zehn Minuten spannend. Der Ausgleich gelang nicht mehr. Kathrin Patzke ging leer aus und musste um die inoffizielle Torjägerkrone in der 2. Liga bangen, bis Informationen aus Herford eintrafen. Schützenhilfe bekam Patzke ausgerechnet aus Bremen: Gegen Werder trafen nur Nolte und Ninaus per Doppelpack zur schnellen 2:0-Führung, die Wallenhorst und Omondi in der zweiten Hälfte egalisierten. Marie Pollmann (23 Tore) ging, wie Patzke, an diesem Spieltag leer aus, und damit darf sich die Hamburgerin zumindest Torschützenkönigin der Saison 2009/2010 in der 2. Bundesliga nennen. Das gilt sogar staffelübergreifend, denn Bilgin Defterli vom 1.FC Köln aus der 2. Bundesliga Süd gelangen in dieser Saison nur 22 Tore. Herzlichen Glückwunsch, Wichtel!
Vizemeister der 2. Bundesliga Nord wurde Turbine Potsdam II. Sie gewannen beim Magdeburger FFC mit 4:2. Der Dritte Victoria Gersten verteidigte durch ein 3:0 in Gütersloh seine Position vor Lok Leipzig (4:1 in Wattenscheid). Der FFC Oldesloe spielte zum Abschluss gegen Absteiger Blau-Weiß Hohen Neuendorf 2:2, weil Kristin Engel in der Nachspielzeit der Ausgleich gelang. Die Aufsteiger aus der 2. Bundesliga heißen Herforder SV Borussia Friedenstal und Bayer 04 Leverkusen. Aus Liga zwei abgestiegen sind Wattenscheid 09, Blau-Weiß Hohen Neuendorf, ASV Hagsfeld, TuS Wörrstadt und der Verlierer der Ausscheidung Holstein Kiel gegen FFC Wacker München.
Kommentag von Kuddel zur 1:3-Niederlage der Ersten in Berlin:
Was macht man im letzten Saisonspiel, wenn das Ergebnis keine Auswirkung mehr auf den Tabellenplatz des eigenen Teams und auf den des Gegners hat? Zumal wenn es gegen den Tabellenletzten und einen fest stehenden Absteiger geht? Gegen eine Mannschaft, die in der Rückrunde nicht einen Punkt geholt hat, die die letzten drei Spiele 0:24 Tore einfuhr? Man ist zuversichtlich – oder Schlimmeres.
Trainer Achim Feifel hat sich dazu entschlossen, die Gunst der Stunde zu nutzen, und den Spielerinnen in der zweiten Reihe mal eine Chance zu geben. Und das tat er heute ausgiebig. So spielten erstmals in der Saison Marisa Ewers und Janina Haye keine Minute. Das war so abgesprochen. Für sie kamen Heike Freese und Angelina Lübcke in die erste Elf. Ferner bekam Saskia Schippmann ihre ersten vollen 90 Minuten, Bianca Weech verfolgte die gesamte Partie von der Bank aus. Imke Wübbenhost, Lena Petermann und Nicole Zweigler, zuletzt Wackelkandidatinnen, mal in der Startelf, mal auch „nur“ Joker, spielten von Beginn an. Auf der Bank starteten dafür so illustere Spielerinnen wie Kim Kulig oder Nina Jokuschies.
Kurzum: Eine Startelf, die es in dieser Saison so nie gegeben hatte und die nicht eingespielt sein konnte. Dafür hatten diese Spielerinnen aber heute Gelegenheit zu zeigen, dass sie zu Recht einen Platz in der ersten Elf verdient hätten. Oder eben auch nicht.
Los ging es noch recht munter. Unser Team spielte die ersten Minuten offensiv und kam einige Male vor das Tor der Berlinerinnen. Großchancen kamen dabei nicht heraus. Die gefährlichste Aktion war noch ein Weitschuss von Maja Schubert, der links am Tor vorbei ging. Diese Herrlichkeit war jedoch nur von kurzer Dauer. Zunehmend verlor unser Team den Faden und fand ihn auch leider nie richtig wieder.
Berlin spielte engagiert, war sichtlich um Wiedergutmachung bemüht und insbesondere Florence Okoe erntete anerkennende Kommentare der HSV-Anhänger. Flink umspielte sie ein ums andere Mal ihre Hamburger Gegnerinnen und konnte von diesen über die ganze Spielzeit nicht in den Griff bekommen werden. Für mich war sie die Spielerin des Spiels.
Das erste Gegentor entstand durch einen gemeinschaftlichen Fehler von Saskia Schippmann und Nina Brüggemann. Beide konnten sich augenscheinlich nicht einigen, wer den Ball klären sollte. Vielleicht mangelte es auch an verbaler Kommunikation. Zumindest versäumten es beide, den Ball einfach aus der Gefahrenzone Strafraum zu schlagen. Von dieser Panne profitierte Amanda Feigt in der 16. Minute. Ein auch für den Laien erkennbar unnötiger Gegentreffer.
Unser Team konnte in der Folgezeit dann etwas mehr Spielanteile ergattern. Die Belohnung, leicht schmeichelhaft, war das schön anzusehende 1:1 durch Aferdita Kameraj kurz vor dem Halbzeitpfiff. Lena Petermann hatte sich energisch gegen zwei Gegnerinnen, ausnahmsweise sah hier Florence Okoe weniger gut aus, durchgesetzt und Aferdita Kameraj angespielt. Diese zog einfach mal ab und ihr Fernschuss ging links ins Tor. Aus meiner Perspektive hatte ich den Eindruck, dass Torfrau Cordula Bursak nicht chancenlos war. Aber sei’s drum. Es keimte Hoffnung auf, dass die Mannschaft nun endlich zu erhoffter Stärke finden möge. Aber leider war dem nicht so.
Wie vor der Partie abgesprochen, schieden Maja Schubert und Silva Lone Saländer zur Halbzeit aus der Partie aus. Für sie kamen Nina Jokuschies und Kim Kulig. Knapp 15 Minuten später musste noch Nicole Zweigler für Fata Salkunic vom Feld. Eine nennenswerte Leistungssteigerung des Teams war mit diesen Maßnahmen nicht verbunden. Im Gegenteil. Innerhalb von sechs Minuten (71. und 77.) erzielten die Berlinerinnen eine durchaus verdiente 3:1-Führung.
Zwischendurch gab es noch die eine oder andere Einzelaktion unseres Teams, etwa von Imke Wübbenhorst oder Fata Salkunic, die torgefährlich waren. Doch insgesamt kam nie der Verdacht auf, dass unser Team noch eine Wende herbeiführen könnte. Und so bleib es beim enttäuschenden 1:3 aus Hamburger Sicht.
Was Trainer Achim Feifel von der Leistung seines Teams hielt, machte er den Spielerinnen gleich nach Abpfiff im Mittelkreis deutlich. Mit ernster Mine, kräftig gestikulierend, redete er auf seine mit gesenkten Häuptern zuhörenden Spielerinnen ein. Ähnliches war bisher nur nach dem 0:6 in Potsdam zu beobachten. Wie sehr er angefressen war, konnten mach auch dem Umstand entnehmen, dass er schnurstracks und ohne sich den Fans zuzuwenden in Richtung Kabine entschwand. Über die Stimmung im Mannschaftsbus kann man sich so seine Gedanken machen.
Mein Fazit dieser Partie: Experiment misslungen. Oder: Der zweite Anzug sitzt nicht.
Es zeigte sich heute, dass unser Team noch nicht so gefestigt ist, dass die Nichtberücksichtigung von gleich mehren Stammkräften in Kombination mit einer suboptimalen Einstellung zum Gegner in einer nicht erstligareifen Leistung endete.
Und um es deutlich zu sagen: Auch wir Fans, mich eingeschlossen, müssen anerkennen, dass wir uns hüten sollten, jetzt oberlehrerhaft über die Mannschaft zu meckern. Denn auch wir waren bei der Gratwanderung zwischen Zuversicht und Überheblichkeit der Versuchung erlegen, den Gegner zu unter- und unser Team zu überschätzen. Schließlich lauteten unsere Tipps vor Anpfiff: Drei Punkte sind sicher, der Sieg wird 4:1 oder 5:1 ausfallen. Also, auch wir sind nicht frei von Fehlern.
Daher trolle ich mich in meine Ecke, werde versuchen daraus meine Lehren zu ziehen und wünsche dem Team, dass es dieses auch macht, sodass das heute erlebte in der kommenden Saison möglichst in dieser Form nicht wieder geschehen möge.
Ich wünsche, trotz der zwei Niederlagen zum Saisonende, dem Team auch das Gute in dieser Saison zu sehen eine schöne Zeit in der Sommerpause. Den Spielerinnen, die noch in Auswahlmannschaften aktiv sind, wünsche ich viel Freude dabei und gutes Gelingen.
Ich freue mich schon jetzt auf die kommende Bundesligasaison und den Start Anfang August im Pokal. Mein persönliches Saisonfazit werde ich in Absprache mit unseren Torjägern ggf. gesondert ziehen.
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Kommentar:
nobby, Eingereicht am 10.05.2010 um 09:28:
@ Kuddel
Auch wir sind tief enttäuscht über diesen Abschluß. Im Gegensatz zu Dir hatten wir letztlich Glück, dass wir nicht nach Berlin fahren konnten. Wie groß muß deine Enttäuschung gewesen sein. Bewundernswert ist, daß Du dich trotzdem gleich wieder vor die Mannschaft stellst. Hut ab! Ich sehe es jetzt auch schon wieder etwas gelassener.