Zimmermann macht den Sack zu

Jaszmin Arteaga freute sich über den 3:1-Erfolg

Jaszmin Arteaga freute sich über den 3:1-Erfolg

Am 10. Spieltag der Bezirksliga West empfing die Vierte, Tabellenachter, den „Nachbarn“ aus Schenefeld, der als Siebter in dieses Wochenende startete. HSV-Coach Max Pröbsting und sein Co Amir Kadora wirkten gelöst. Kein Wunder, hatte sich doch die Personalsituation etwas entspannt. Fünfzehn Spielerinnen hatten sie im Kader, wenngleich noch immer keine gelernte Torhüterin. Auf der Position durfte an diesem Tag Offensivspielerin Sarah Borgwardt ran. Die kannte das schon: Aus Landesligazeiten der Dritten.

Offensivspielerin Sarah Borgwardt musste (mal wieder) das Tor hüten

Offensivspielerin Sarah Borgwardt musste (mal wieder) das Tor hüten

Die Partie begann mit einer Viertelstunde Verspätung – Schiedsrichter Friedhelm Werner leitete zuvor das Spiel der HSV-Fünften gegen Rugenbergen und verschwand danach erstmal Richtung Kabinen, ließ die angetretenen Trainer und Spielführer beider Teams ratlos warten. Als es dann endlich losgehen konnte, erwischte der HSV den besseren Start. In der 2. Minute prüfte Stürmerin Bianca Kleberc erstmals Nadine Pöhl im Tor von Blau-Weiß 96. Nach sieben Minuten hatte Chiara Ernst die Chance zur Führung. Elena Fisahn gab rechts kurz weiter zu Jaqueline Wolf. Die zog zur Mitte und passte dann diagonal herüber. Ernst nahm den Ball an, versetzte Christina Suhr mit einem Haken, ihr anschließender Schlenzer war dann aber zu unpräzise, um Pöhl zu überwinden. Sechzig Sekunden später schoss Kleberc nach Flanke von Jaqueline Wolf volley aus 15 Metern drüber.

Elena Fisahn entgeht der Grätsche von Vanessa Beckert

Elena Fisahn entgeht der Grätsche von Vanessa Beckert

Blau-Weiß 96 machte erstmals in der 14. Minute offensiv auf sich aufmerksa,, und da bekam Torfrau Borgwardt gleich mal richtig was zu tun: Aus 18 Metern zog Julia von Bastian ab, und Borgwardt lenkte den strammen Versuch mit beiden Händen knapp über das Tor. Zwei Minuten später gab es eine Hiobsbotschaft für die HSV-Coaches: Innenverteidigerin Alexandra Wolf humpelte mit einer Knöchelverletzung raus. Für sie kam Svenja Metz ins Spiel. Und die erlebte gleich eine kuriose Szene: Jaqueline Wolf kam über rechts bis zur Grundlinie und setzte sich im Dribbling gegen Ylva Thews durch. Mit links gab sie das Leder scharf an den Fünfmeterraum. Pöhl griff daran vorbei, und von der Hacke des Standbeines der mit dem Rücken zum Tor stehenden Ernst sprang der Ball ins Tor – 1:0 nach 17 Minuten.

Das 1:0 in der Entstehung: Jaqueline Wolf spielt Ylva Thews aus...

Das 1:0 in der Entstehung: Jaqueline Wolf spielt Ylva Thews aus...

... Nadine Pöhl greift vorbei, und dahinter trifft Chiara Ernst ...

... Nadine Pöhl greift vorbei, und dahinter trifft Chiara Ernst ...

... mit dem Standbein vor Kirschnick zur Führung

... mit dem Standbein vor Kirschnick zur Führung

Und der HSV versuchte gleich nachzulegen, als Kleberc aus spitzem Winkel abzog und Pöhl hielt (19.). Doch die verdiente Führung hielt nicht lange. Von Bastian brachte in Minute 20 einen Freistoß von links auf Höhe des Strafraums herein. Retzlaff wollte klären, verlängerte aber mit der Fußspitze. Dahinter kam Vanessa Beckert dran, legte den Ball mit dem Bauch an Borgwardt vorbei, stieß dabei im Fünfmeterraum mit der Keeperin zusammen und versenkte zum 1:1. Ob das ein regulärer Treffer war oder ein unzulässiger Angriff auf den Torwart in dessen Schutzbereich? Schwer zu sagen, und beide gingen zum Ball. Schiedsrichter Werner war sich sicher und gab den Treffer.

Alina Ogundipe verpasst eine Hereingabe

Alina Ogundipe verpasst eine Hereingabe

Es dauerte eine Weile, bis sich die Vierte von diesem Gegentor erholte. Die Chancenflaute durchbrach lediglich Linksverteidigerin Jasmin Lüdemann mit einem Schuss aus 35 Metern, den sich Pöhl im Nachfassen sicherte (31.). Das Spiel war sehr zerfahren, kein Leckerbissen für die Zuschauer. Vor allem Elena Fisahn und Julia Niekrenz rieben sich an den Schiedsrichterentscheidungen auf und wurden zum Kartenrisiko. Insgesamt gab es kaum Spielfluss, und nach dem Ausgleich wirkte die HSV-Abwehr etwas unsicher. Nach vorn ging gegen die vielbeinige Defensive der Blau-Weißen wenig. Zudem gab es viele Ungenauigkeiten, die gefährliche Torszenen frühzeitig im Ansatz erstickten.

Kapitänin Ann-Christin Lühmann wird verfolgt von Vivienne Friede

Kapitänin Ann-Christin Lühmann wird verfolgt von Vivienne Friede

In der 39. Minute wurde der HSV nochmal gefährlich. Dabei begann es harmlos: Alina Ogundipe, Spezialistin für lange Bälle, schlug einen Freistoß von der rechten Abwehrseite weit in die gegnerische Hälfte. Hinter der Mittellinie verlängerte Wolf den Ball mit der Fußspitze in den Lauf von Kleberc. Die war schneller als Thews, schoss im Fallen aus spitzem Winkel über Pöhl hinweg, und der Ball senkte sich ins lange Eck zum 2:1. Was für ein Traumtor, gleichwohl aus dem Nichts gefallen.

Ein Kunstschuss zum 2:1: Bianca Kleberc schießt aus spitzem Winkel...

Ein Kunstschuss zum 2:1: Bianca Kleberc schießt aus spitzem Winkel...

... über Nadine Pöhl hinweg ...

... über Nadine Pöhl hinweg ...

... zum 2:1 ins lange Eck - Traumtor!

... zum 2:1 ins lange Eck - Traumtor!

Mit diesem Vorsprung ging es in die Pause. Auch, weil Klebercs letzter Versuch im ersten Durchgang mit links nach Ablage von Metz in den Armen von Pöhl landete. Dem Chancenverhältnis und Ballbesitz nach war die Führung verdient. Blau-Weiß 96 beschränkte seine Aktivitäten hauptsächlich auf schnelle Konter. Aber Vivienne Friede als einzige Spitze sah sich oft überfordert mit der Hamburger Überzahl. Nur selten konnten sich die Gäste konstruktiv in Strafraumnähe in Position bringen, blieben weitgehend harmlos. Der HSV hingegen nutzte die sich bietenden Räume nicht so oft, wie es möglich gewesen wäre. Wurde es gefährlich, dann meist über außen – so entstanden auch die beiden Tore. Dabei war der rechte Flügel präsenter.

Vivienne Friede stand oft allein gegen die HSV-Viererkette

Vivienne Friede stand oft allein gegen die HSV-Viererkette

Zur zweiten Hälfte wechselte die Vierte aus. Patricia Zimmermann ersetzte Julia Niekrenz und ging in den Sturm. Jaqueline Wolf rückte dafür ins offensive Mittelfeld. Zudem ging Metz rechts raus, Fisahn auf die „Sechs“. Doch die erste Chance hatte Schenefeld. Aus 20 Metern schloss von Bastian ab, aber Borgwardt war sicher unten (47.). Auf der Gegenseite schoss Kleberc aus 14 Metern drüber. Dann versuchte es Ernst aus 23 Metern halblinks, aber ein Abwehrbein fälschte ab und entschärfte so das Leder (51.).

Anke Retzlaff klärt vor Friede und Ellebrandt

Anke Retzlaff klärt vor Friede und Ellebrandt

Blau-Weiß 96 öffnete noch nicht, bekam aber auch so eine gefährliche Szene, als die HSV-Defensive bei einem langen Ball stehen blieb und auf den Abseitspfiff wartete. Der kam aber nicht, und so musste Borgwardt aus dem Strafraum rennen, um in höchster Not vor von Bastian zu klären (54.). Diese Begebenheit sprach Bände, denn beim HSV gab es kaum Bewegung ohne Ballbesitz, nur vereinzelt dachten Rautenkickerinnen mit. Im Ganzen war dieses statische Spiel denkbar ungeeignet, um den Vorsprung souverän zu verteidigen, geschweige denn auszubauen. Blau-Weiß 96 kam dadurch wieder besser ins Spiel, der HSV ließ es zu.

Die Reaktion der Trainerbank folgte prompt: Für Chiara Ernst, die im zweiten Spielabschnitt abtauchte, kam B-Juniorin Jaszmin Arteaga in die Partie. Es war der dritte Wechsel in der 62. Minute. Die nächste Chance hatte Schenefeld vier Minuten später. von Bastian bediente Friede mit einem Steilpass. Die Stürmerin erreichte den Ball vor Anke Retzlaff, doch ihr Schuss landete bei Borgwardt. In der Folge neutralisierten beide Teams einander, kamen kaum über Ansätze hinaus. Aber der HSV hatte Feldvorteile, die auch auf die Hereinnahme von Wirbelwind Arteaga zurückzuführen waren. Sie belebte die linke Seite sichtlich, bot sich an und setzte nach. Anders gesagt: Sie rackerte, während andere bei rollendem Ball mit den Trainern an der Seitenlinie diskutierten, anstatt sich aufs Spiel zu konzentrieren. Folglich war das Geschehen auf dem Rasen kaum ansehnlich. Zudem gingen einigen die Kräfte aus: Jaqueline Wolf, die viel arbeitete, fragte eine Viertelstunde vor Schluss fast flehentlich, ob sie noch wechseln könnten.

Ein eingewechselte Jaszmin Arteaga überläuft Larissa Rittscher

Ein eingewechselte Jaszmin Arteaga überläuft Larissa Rittscher

In der Schlussviertelstunde kam wieder etwas strukturierteres Tempo auf. Ogundipe probierte es aus 30 Metern, aber Pöhl fing sicher (75.). Schenefeld nahm dann den einzigen möglichen Wechsel vor, denn sie hatten nur eine Ersatzspielerin dabei. Claire Ellebrandt humpelte seit der Anfangsphase schon und wurde nach 76 Minuten erlöst. Susann Hadler kam herein. Und die versuchte, ihrem Team Impulse zu geben. Aus 30 Metern schoss sie rechts vorbei, da war sie vier Minuten auf dem Feld.

Susann Hadler brachte nochmal Schwung für Schenefeld

Susann Hadler brachte nochmal Schwung für Schenefeld

Aber die Gäste rückten kaum heraus, setzten die Platzherrinnen kaum unter Druck. Meist blieben sie zu sechst oder zu siebt hinter dem Ball, und der HSV gewann entscheidende Zweikämpfe, bevor es gefährlich werden konnte. Drei Minuten vor dem Ende fiel dann die Entscheidung. Wolf spielte links hoch in den Strafraum. Larissa Rittscher verlängerte den Ball mit dem Kopf nach hinten und brachte so Arteaga in Ballbesitz. Vor der herauslaufenden Torhüterin spielte die kleine 16-Jährige den Ball in die Mitte, wo Joker Patricia Zimmermann sich freigelaufen hatte und ihn zum 3:1 ins leere Tor schob (87.).

Mit diesem Querpass bereitet Arteaga die Entscheidung vor ...

Mit diesem Querpass bereitet Arteaga die Entscheidung vor ...

... und Patricia Zimmermann schiebt zum 3:1 ein

... und Patricia Zimmermann schiebt zum 3:1 ein

Es war die letzte nennenswerte Szene in einem über weite Strecken nicht sehr schönen, aber durchaus spannenden Bezirksligaspiel, dessen Niveau den Tabellenplätzen durchaus gerecht wurde. Der Sieg war letztlich nicht unverdient, weil Schenefeld im gesamten zweiten Spielabschnitt zu wenig investierte, um doch noch einen Punkt mitzunehmen. Über das Wie dieses Sieges müsste man beim HSV allerdings mal sprechen, denn eigentlich gab es zu viele Defizite, sowohl taktisch wie auch läuferisch und auch disziplinarisch, um der Spielklasse gerecht zu werden. Ein stärkerer Gegner hätte die Mannschaft an diesem Tag wohl in ihre Einzelteile zerlegt und ihre Schwächen gnadenlos aufgedeckt. Die Torwartproblematik war da die kleinste Baustelle. Will man einzelne Akteurinnen herausheben, so gehörten Kapitänin Lühmann, Ogundipe, Kleberc, Wolf und die eingewechselte Arteaga an diesem Tag zu den Besseren, auf jeden Fall zu den Bemüht(er)en.

Erleichterung über den Sieg bei Arteaga und Fisahn

Erleichterung über den Sieg bei Arteaga und Fisahn


Statistik

Hamburger SV IV.: Borgwardt – Lüdemann, A. Wolf (16. Metz), Ogundipe, Lühmann – Ernst (63. Arteaga), Niekrenz (46. Zimmermann), Retzlaff, Fisahn – J. Wolf, Kleberc

Blau-Weiß 96 Schenefeld: Pöhl – Ellebrandt (76. Hadler), Koschlik, Thews, Suhr – Rittscher, Spors – Beckert, von Bastian, Kirschnick – Friede

Schiedsrichter: Friedhelm Werner

Tore: 1:0 Ernst (17.), 1:1 Beckert (20.), 2:1 Kleberc (39.), 3:1 Zimmermann (87.)

Gelbe Karten: keine

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