HSV-Nachwuchs blamiert Verbandsliga-Topteam

Kraftvoller Freistoß von Kimberly Bühl

Kraftvoller Freistoß von Kimberly Bühl

Das gestrige Freundschaftsspiel zwischen dem HSV und Verbandsliga-Zweitem SC Eilbek lief nicht ganz so, wie sich das deren Trainer, der frühere Bundesliga-Co-Trainer Javier Navarro, und die vier Ex-HSVerinnen Jette Socolowsky, Alexandra Filippow, Jasmin Wolf und ANONYME SPIELERIN [Anmerkung des Autors: Der Name der Spielerin wurde nachträglich aus dem Bericht entfernt, nachdem der Vater der Eilbekerin wegen der Benutzung in angeblich „negativem Sinne“ (Zitat) mit einem Rechtsstreit drohte, der möglicherweise bei Ausgang selbst zugunsten der „Torjäger“ ein erhebliches finanzielles Risiko beinhaltet, Fuxi] wohl gedacht hatten. Nicht nur, dass sie sich mit den Rothosen schwer taten – sie verließen den Platz auch als Verlierer. Das allerdings wird umso bemerkenswerter, schaut man sich die Aufstellung des HSV an: Gegner des SC Eilbek auf dem Kunstrasen in Norderstedt war zwar nominell die 1. B-Mädchen-Mannschaft, aber in deren 13er-Kader standen nicht weniger als sechs Spielerinnen von den 1. C-Juniorinnen. Das 3:1 bekommt, auch wenn es nur ein Testspiel war, dadurch noch eine besondere Note.

Fünf C-Mädchen standen in der Startaufstellung: Svenja Busies im Tor, Laura Fischer und Evelyn Holst in der Abwehr, und den Sturm besetzten Janita Obi und Phuong Uyen Le Do. Insofern war es durchaus ein Perspektivteam für die kommende Saison, das gegen den erfahrenen Verbandsligisten antrat.

Ex-HSVerin Jette Socolowsky fliegt unter einem Eckball hindurch

Ex-HSVerin Jette Socolowsky fliegt unter einem Eckball hindurch

Die große Überraschung war zunächst, dass kaum etwas passierte. Beide Teams neutralisierten einander gegenseitig. Der SC Eilbek hatte etwas mehr Ballbesitz, blieb aber komplett harmlos: Entweder blieben die Angriffe in der gut postierten HSV-Abwehr hängen, oder Pässe in die Tiefe gerieten zu lang und landeten in den Armen von Busies. Ein Klassenunterschied, geschweige denn ein altersmäßiger, war nicht zu erkennen. Das änderte sich spontan in der 24. Minute mit dem ersten vernünftigen Torschuss, abgegeben vom HSV. Auf dem linken Flügel, etwa zehn Meter in der Gäste-Hälfte, gewann Kimberly Bühl, die bereits einen Regionalliga-Einsatz auf dem Konto hat, den Ball gegen Claudia Ebert nach einem nicht gut ausgeführten Pass von Ex-HSVerin ANONYME SPIELERIN. In der Mitte spielte Bühl Phuong Uyen Le Do an, die kurz nach links zu Sturmkollegin Janita Obi passte. Die konnte ungestört den Ball annehmen und erinnerte sich wohl an die alte Weisheit: „Wenn du nicht weißt, wohin mit dem Ball, dann hau‘ ihn einfach rein“. Sie zog aus 20 Metern flach aufs kurze Eck ab und ließ mit diesem strammen Schuss der Eilbeker Torhüterin Kerstin Hahn keine Abwehrchance – 1:0! Die Reaktion der Gäste folgte prompt, aber weiterhin harmlos: HSV-Keeperin Busies pflückte eine Bogenlampe sicher aus dem langen Eck (25.). Der HSV baute ruhig sein Spiel auf, blieb in der Rückwärtsbewegung kompakt, in den Zweikämpfen einen Tick bissiger, wenngleich körperlich nicht ganz so robust, und wartete auf Fehler des Teams von der Fichtestraße. Wie in der 30. Minute, als Bühl einen Pass der Gäste abfing und nicht angegriffen wurde. Und was Obi kann, kann sie schon lange: 24 Meter, ein Flachschuss aufs kurze Eck. Hahn war unten und noch dran, lenkte den platziert und kraftvoll geschossenen Ball an den Innenpfosten, und von dort sprang er zum 2:0 ins Netz.

Kimberly Bühl, Schützin des 2:0

Kimberly Bühl, Schützin des 2:0

Hoppla, was war hier denn los? Beim SC Eilbek konnte man durchaus den Eindruck gewinnen, sie seien damit sogar zufrieden, denn es gab praktisch keine Reaktion, kein Aufbäumen oder verstärktes Dagegenhalten. Statt dessen mussten sie das Glück bemühen. Busies schlug den Ball lang aus der eigenen Hälfte. Filippow sprang unter dem Leder durch, und dahinter nahm Le Do es dann mit Richtung Strafraum. Schließlich versuchte sie es aus zwanzig Metern selbst, zielte aber genau auf Hahn, die den Schuss halten konnte (35.). Noch in der gleichen Minute probierte es Bühl erneut aus 20 Metern halblinks, schoss jedoch links vorbei.

Phuong Uyen Le Do kommt gegen Anja Stoldt zum Schuss...

Phuong Uyen Le Do kommt gegen Anja Stoldt zum Schuss...

... aber diesen Ball hält Kerstin Hahn sicher

... aber diesen Ball hält Kerstin Hahn sicher

Nach 40 Minuten ging es in die Halbzeitpause. Bei den Rothosen sah man durchweg zufriedene Gesichter. Zurecht. Beide Mannschaften waren weitgehend gleichwertig. Der SC Eilbek hatte große Probleme, in Strafraumnähe zum Abschluss zu kommen. Es fehlten Ideen und Genauigkeit. Der HSV stand hinten weiter gut und gestattete den Gästen keine einzige wirklich gefährliche Chance. Allerdings war durchaus fraglich, ob sie auch in der zweiten Halbzeit noch so souverän würden auftreten können, denn SCE-Coach Navarro fand in seiner Halbzeitansprache einige Kritikpunkte, und so stand zu erwarten, dass der SCE vehementer als in den 40 Minuten zuvor aus der Pause kommen würde.

Ex-HSVerin Jasmin Wolf hatte einen schweren Stand...

Ex-HSVerin Jasmin Wolf hatte einen schweren Stand...

... hier gestoppt von C-Mädchen Evelyn Holst

... hier gestoppt von C-Mädchen Evelyn Holst

Doch zunächst kam Eilbek in Unterzahl aus der Pause. Maike Kipcke war bereits ausgewechselt, aber bei Wiederanpfiff hatte Nadine Wisotzki ihr Aufwärm- und Vorbereitungsprogramm noch nicht beendet, so dass Navarro dem Schiedsrichter Fred Gericke sein Okay zum Anpfiff gab. Bis Wisotzki nach drei Minuten das Feld betrat, passierte auch nichts. Und es passierte weiter nichts. Navarro wechselte nach 51 Minuten erneut, brachte mit Katharina Mielke und Maike Fresenborg zwei frische Spielerinnen für Claudia Ebert und ANONYME SPIELERIN. Danach wurde Eilbek in der Tat etwas Bestimmender und brachte den HSV in Schwierigkeiten. Nach einem Pass in die Tiefe war Jasmin Wolf frei vor Busies, scheiterte aber mit ihrem direkten Schuss an der Torhüterin (56.). Eine Minute später ging ein Freistoß von Filippow links vorbei. Eilbek drückte, und der HSV bekam die Kugel kaum konstruktiv hinten heraus gespielt. Fehlpässe mehrten sich im Spiel des Geidies-Teams. So war der Anschlusstreffer zwar folgerichtig, kam aber mit etwas Glück zustande. Am Strafraum steckte Jette Socolowsky kurz nach rechts zu Leonie Helm durch. Die legte den Ball nach innen vor und zog ab. Der Schuss wurde abgefälscht und erwischte Busies auf dem falschen Fuß. Sie hatte keine Abwehrchance und musste das 2:1 hinnehmen (58.).

Energischer Vortrag von Alexandra Filippow

Energischer Vortrag von Alexandra Filippow

Mareike Geidies wechselte und brachte mit Michelle Kämereit für Laura Fischer eine neue, frische Kraft auf der linken Abwehrseite. Ihr Team konnte sich nach dem Gegentreffer befreien, auch, weil Eilbek nicht so richtig nachsetzte. Drei Minuten nach dem 2:1 kam Janita Obi halbrechts vor dem Strafraum an den Ball und wurde nicht angegriffen. Weil das in der ersten Halbzeit so gut geklappt hatte, schloss sie aus 22 Metern aufs lange Eck ab. Eigentlich war der Schuss eine sichere Beute, denn Hahn war zur Stelle und rechtzeitig unten. Dennoch ließ sie den Ball nach vorn prallen. Phuong Uyen Le Do reagierte als erste und staubte mit zwei langen Schritten zum Ball ab – 3:1 (61.).

Janita Obi auf dem Weg zum 4:1?

Janita Obi auf dem Weg zum 4:1?

Filippow und Wisotzki kommen zu spät...

Filippow und Wisotzki kommen zu spät...

... aber Obi rutscht der Ball über den Schlappen

... aber Obi rutscht der Ball über den Schlappen

In der Folge spielte der HSV, bei dem ab der 66. Minute auch Nadia Rodrigues für Kimberly Bühl mitspielte, wieder besser nach vorn und bekam die Gäste in den Griff. Obwohl beim SC Eilbek Kipcke und Franziska Mielke für Wolf und Helm kamen, gelang es dem Verbandsligisten nicht, sich Torszenen zu erspielen. Statt dessen mussten sie schon froh sein, dass die Niederlage nicht noch deutlicher ausfiel. Rodrigues‘ kurzen Eckball spielte Sebnem Dairecioglu wieder zurück, Rodrigues‘ Flanke wurde abgewehrt, aber aus dem Hintergrund kam Le Do zum Schuss. Der war jedoch nicht scharf und platziert genug, um Hahn ein weiteres Mal zu überwinden (70.). Eine Minute später ging ein Freistoß von Dairecioglu vom linken Strafraumeck am rechten Toreck vorbei. Bei Eilbek kam Ebert anstelle von Anja Stoldt zurück ins Spiel, beim HSV Bühl und Fischer für Anika Michel und Evelyn Holst. Fünf Minuten vor dem Ende zog sich Eilbeks Filippow bei einem Foul an HSV-Kapitänin Dairecioglu eine Rippenverletzung zu und musste ausgewechselt werden. Für sie kam ANONYME SPIELERIN zurück ins Spiel. Und dennoch: Die letzte Chance hatte der HSV: Nach Ablage von Rodrigues zog Anna Peters mit dem schwächeren linken Fuß ab, und Hahn konnte halten (79.).

Kämpferische Überlegenheit im Bild: Anika Michel stoppt Socolowsky

Kämpferische Überlegenheit im Bild: Anika Michel stoppt Socolowsky

Es blieb bei einem nicht unverdienten 3:1-Erfolg des HSV-Nachwuchses, der zu erwartende Unterschiede in Erfahrung, Robustheit und Spielstärke kaum zuließ. Aber Eilbek war an diesem Tag auch recht schwach, harmlos und im Zusammenspiel zu ungenau. Auch die richtige Einstellung schien gefehlt zu haben, wunderte man sich beim HSV nach dem Spiel doch, dass die Gäste trotz körperlicher Überlegenheit gar nicht richtig dagegengehalten hatten…


Statistik:

Hamburger SV 1. B: Busies – Fischer (59. Kämereit), Holst (73. Bühl), Lübker, Kunrath – Bühl (66. Rodrigues), Peters, Michel (73. Fischer), Dairecioglu – Obi, Le Do

SC Eilbek 1. Frauen: Hahn – Kipcke (43. Wisotzki), Filippow (75. ANONYME SPIELERIN), Six, ANONYME SPIELERIN (51. K. Mielke) – Sa. Jahn, Helm (66. F. Mielke), Stoldt (71. Ebert), Ebert (51. St. Jahn) – Wolf (66. Kipcke), Socolowsky

Schiedsrichter: Fred Gericke

Tore: 1:0 Obi (30.), 2:0 Bühl (35.), 2:1 Helm (58.), 3:1 Le Do (61.)

Kommentare:

Butsch, Eingereicht am 03.02.2011 um 15:39: Droht der Macker nicht ausnahmslos JEDEM der seine Tochter NICHT als Nationalspielerin ansieht mit `nem Rechtsanwalt ? Patienten gibt`s… Und die arme Tochter muss es ausbaden wenn der Papi mal wieder durchdreht…

Jörg Junker, Eingereicht am 08.02.2011 um 13:35:
Laßt Euch nicht erwischen… Spiele von Jugend- gegen Erwachsenenmannschaften sind mWn lt. HFV nicht zulässig.

Fuxi, Eingereicht am 08.02.2011 um 20:15 | Als Antwort auf Jörg Junker.:
Hallo Jörg, Du bist da leider einem Irrtum aufgesessen, denn das explizite Verbot wurde vor einigen Jahren bereits aufgehoben. Bester Beweis dafür: Die Spielleitung hatte ein offizieller Schiedsrichter.

Jörg Junker, Eingereicht am 09.02.2011 um 15:35:
@Fuxi, das ist wohl eine neue Lex-HSV die an mir vorbeigegangen ist. Muß wohl mal wieder die aktuellen Durchführungsbestimmungen und Spielordnungen als Lesestoff auf dem Klo deponieren…

Fuxi, Eingereicht am 09.02.2011 um 18:23 | Als Antwort auf Jörg Junker: Warum eigentlich soll immer der HSV schuld sein? Diese Regelung ist seinerzeit auf Bundesebene (DFB!) gekippt worden, und daraufhin haben die Landesverbände bzw. die Verbandstage jeweilige Regelungen erlassen. Im Hessischen Fußball-Verband haben sie das restriktiver gelöst und explizit diese Freundschaftsspiele auf solche zwischen einer Erwachsenen-Mannschaft und der ältesten Jugendmannschaft eines Vereines beschränkt, beim Hamburger Fußball-Verband wurde anscheinend darauf verzichtet, eine Einschränkung vorzunehmen (ich habe jedenfalls in dieser Richtung keine entdecken können), woraus sich ergibt, dass eine Frauenmannschaft auch gegen männliche C-Junioren ein Freundschaftsspiel austragen kann (was bundesweit nicht nur beim HSV passiert, sondern auch beim FCR Duisburg, 1.FFC Frankfurt und einigen anderen Frauen-Bundesligisten genutzt wird. Und was den HFV betrifft, ist diese Regelung seit mindestens 2009 in Kraft, denn da wurden die aktuelle Spiel- und Jugendordnung vom Verbandstag verabschiedet (einschließlich des Ausschlusses von Zweit-, Dritt- und Viertteams eines Vereines aus dem Frauen-Oddset-Pokal, wenn die erste Mannschaft schon im DFB-Pokal spielt – soweit also zum Thema “HSV-Lex”…).

So langsam kann ich dieses grob unsachliche Anti-HSV-Geätze nicht mehr hören! Es hindert NIEMAND die Hamburger Vereine, die sich immer wieder den HSV als Sündenbock aussuchen, sich aktiv im Frauenfußball zu engagieren. Es gibt Satzungen, die die Zulassung zu den verschiedenen überregionalen Spielklassen regeln. Und es liegt an den Vereinen selbst, diese zu erfüllen. Der HSV hindert keinen anderen Hamburger Verein daran, sich für die Regionalliga zu qualifizieren, sich attraktiv zu machen, Spielerinnen und Trainer anzuwerben und mit ihnen aufzusteigen. Und der HSV ist garantiert auch nicht dagegen, wenn sich ein zweiter Club findet, der in bummelig 4-5 Jahren wenigstens 250.000 Euro locker macht, damit seine Truppe 1. Bundesliga spielen kann! Es gibt inzwischen genug Vereine, die sich nicht mit Jammern über den “bösen, bösen HSV” aufhalten, aber um die gleichen Spielerinnen buhlen: FFC Oldesloe, Holstein Kiel, Werder Bremen, Eintracht Immenbeck, TSV Havelse. Und es gibt genug Spielerinnen, die sich gegen den HSV entscheiden. Aber Jammern ist ja einfacher.

Es hält Dich, lieber Jörg, übrigens auch niemand auf, einem Club wie Bergedorf 85, SC Eilbek, SV Wilhelmsburg, Blau-Weiß 96 Schenefeld oder einem anderen Verein Deiner Wahl als Anschub für eine innerhamburgische Konkurrenzverstärkung 50.000 Euro zu spenden – sofern Du es denn hast. Denn vom Meckern allein ist noch nie was besser geworden…

Javier, Eingereicht am 10.02.2011 um 12:54: Hallo Fuxi, hier die Meldung vom DFB 😉
http://www.dfb.de/index.php?id=500014&no_cache=1&tx_dfbnews_pi1showUid=10851&tx_dfbnews_pi1sword=Frauen&cHash=4607ef977b
Gibt es schon seit 2007 😀

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