Ein historischer Sieg

"So sehen Sieger aus" - Der HSV in Feierlaune

"So sehen Sieger aus" - Der HSV in Feierlaune

Ist es zu glauben? Mit dem Sieg beim VfL Wolfsburg sorgten die 1. Frauen des HSV dafür, dass die aktuelle Saison die erfolgreichste Spielzeit des HSV aller Zeiten ist. Nie hatte der HSV mehr als 34 Punkte ergattern können. Jetzt sind es für die aktuelle Saison bereits 35 Punkte. Und zwei Partien stehen noch aus. Dass der HSV sich zudem aktuell auf einem vor der Saison nicht wirklich zu erhoffen gewagten 4. Platz in der Liga wiederfindet, ist ebenfalls bemerkenswert. Mit dieser Ausbeute darf das Team, und auch das Trainergespann Achim Feifel und Florian Graudegus, ausgesprochen zufrieden sein. Das gilt auch für die Partie in Wolfsburg.

„So sehen Sieger aus“ sangen die HSVer (Spielerinnen und Trainerteam) nach Abpfiff, noch auf dem Platz. Und tanzten dabei. Zurecht. Die Leistung gegen Wolfsburg war wirklich bemerkenswert.

Ich habe etliche Spiele des Teams diese Saison gesehen und des Öfteren mit der Leistung gehadert. Zwar gab es auch mal einige ordentliche bis gute Leistungen, noch häufiger jedoch wertvolle Punkte trotz weniger guter Leistungen.

Doch heute habe ich dem Team den Sieg von Herzen gegönnt. Ich kann mich nicht erinnern, dass diese Mannschaft so engagiert, aggressiv, kampfbereit, leistungswillig und insbesondere als Team aufgetreten ist. Es war eine wahre Freude zuzusehen und zuzuhören, wie sich die Spielerinnen pausenlos gegenseitig anspornten, nach weniger gelungenen Aktionen aufmunterten und derartig puschten, dass über einige Phasen des Spiels Wolfsburg kein Mittel gegen diesen HSV fand. Insbesondere in der zweiten Halbzeit war eine großartige Leistung zu konstatieren. Und das stelle ich fest, derjenige, der in dieser Saison schon viele kritische Worte gefunden hat.

Durch die Ausfälle von Carolin Simon, Nina Jokuschies und Angelina Lübcke spielten heute in der Abwehr Maja Schubert, Janina Haye, Heike Freese und Jobina Lahr

Durch die Ausfälle von Carolin Simon, Nina Jokuschies und Angelina Lübcke spielten heute in der Abwehr Maja Schubert, Janina Haye, Heike Freese und Jobina Lahr

Natürlich ging auch heute einiges daneben. Immerhin war der Gegner der VfL Wolfsburg. Im Grunde darf man schon zufrieden sein, wenn man aus Wolfsburg einen Punkt mitnehmen kann. Und auch heute lief es zunächst nicht wirklich gut.

Bianca Weech war bereits nach 10 Spielminuten überwunden. Und zu diesem Zeitpunkt ging das sogar in Ordnung. Zwar spielte der HSV gar nicht mal so schlecht, doch gerade die linke Seite mit Antonia Göransson und Jobina Lahr hatte zunächst arge Probleme die Angriffe der Gastgeberinnen unter Kontrolle zu bekommen. Einige Male konnte sich z. B. Zsanett Jakabfi hier durchsetzen und für Gefahr sorgen.

Das Gegentor fiel nach einem Eckball. Alle warteten auf einen lang geschlagenen Ball von Ivonne Hartmann. Doch diese spielte kurz zu der zu ihr heransprintenden Martina Moser. Diese legte wieder zurück zu Ivonne Hartmann, welche jetzt einen langen hohen Ball auf den zweiten Torpfosten schlug. Mit dieser Variante hatte der HSV nicht gerechnet. Bianca Weech unterlief die Hereingabe, Heike Freese und Lena Petermann untersprangen diese. Dahinter stand Selina Wagner, welche ins HSV-Tor köpfte.

Selina Wagner köpft das 1:0

Selina Wagner köpft das 1:0

Okay, ein Grund zur Panik war das nicht nicht. Immerhin ist ein Rückstand dem Team von Achim Feifel nicht wirklich fremd. Auch im Spiel in München lag man zunächst 0:1 hinten.

Weiter gehts. Kim Kulig und Lena Petermann beim Wiederanstoß

Weiter gehts. Kim Kulig und Lena Petermann beim Wiederanstoß

Dass der HSV in der Lage ist, so einen Zwischenstand wegzustecken, zeigte sich auch heute. Man stellte nach und nach die Fehler ab und erschwerte es Wolfsburg zusehens offensiv sinnvolle Aktionen zu starten. Ganz lässt sich sowas nicht unterbinden, aber der HSV bekam immer mehr Spielanteile und konnte auch eigene Gelegenheiten erspielen.

Logische Konsequenz war in der 18. Minute der Ausgleichstreffer von Kim Kulig. Janina Haye hatte aus der eigenen Hälfte einen langen Ball hoch auf Kulig geschlagen, die diesen per Kopfball auf die rechts stehende Crnogorcevic brachte. Diese umspielte zwei Gegnerinnen und fabrizierte dann einen klasse Pass auf die inzwischen rechts gestartete Kulig. Diese drang bis an den Strafraum vor, umspielte die sich ihr entgegen stürzende Torhüterin Vetterlein und schob dann sicher zum 1:1 ins Tor ein.

Ana-Maria Crnogorcevic spielte einen feinen Pass auf Kulig, die dann gekonnt zum 1:1-Ausgleich vollendete

Ana-Maria Crnogorcevic spielte einen feinen Pass auf Kulig, die dann gekonnt zum 1:1-Ausgleich vollendete

Auch dieses Resultat ging in Ordnung. Jetzt hatte jedes Team mal bessere, mal schlechter Phasen. Bis zum Ende der 1. Halbzeit gelang jedoch kein weiteres Tor. Der HSV war jedoch nahe drann, als Antonia Göransson einen Freistoß scharf auf den kurzen Pfosten schlug. Vetterlein konnte jedoch so gerade eben auf Kosten einer Ecke abwehren. Und ein Schuss von Kamaraj in der 30. Minute brachte ebenfalls Gefahr.

Das 1:1-Unentschieden entsprach somit im Wesentlichen dem Spielverlauf und den Torchancen.

In der zweiten Halbzeit ging der Schuss dann gleich mal wieder nach hinten los. Schon nach zwei Minuten, ich tüftelte noch mit meiner Kameratechnik, lag der HSV erneut zurück. Selina Wagner hatte über links erneut zugeschlagen. Schade, ein gelungener Start in eine Halbzeit sieht anders aus. Aus HSV-Sicht natürlich.

Doch auch durch dieses Ereignis ließ sich das Team des HSV nicht entmutigen. So setzte man noch mehr auf Attacke, störte die Wolfsburgerinnen bereits tief in deren Hälfte und konnte so Abschläge und Zuspiele aus der Abwehr immer wieder abfangen und rasch selbst den Vorwärtsgang einlegen. Lena Petermann, Kim Kulig und Ana-Maria Crnogorcevic ließen der Abwehr kaum Zeit zur Ballannahme. Die Befreiungsschläge erkämpften dann immer wieder die heute sehr gut aufgelegte Marisa Ewers und die kampfstarke Aferdita Kameraj. Aber auch Maja Schubert, heute rechte Defensivkraft, ackerte und erkämpfte, allein oder im Verbund mit den Mitspielerinnen, ein ums andere Mal die Bälle.

Mit ihrer starken Leistung gehörte Marisa Ewers heute zu den besten Spielerinnen

Mit ihrer starken Leistung gehörte Marisa Ewers heute zu den besten Spielerinnen

Sehr erfreulich war, dass nach der Balleroberung ausgesprochen schnell auf Offensive umgeschaltet wurde. Immer wieder setzten Kulig und Crnogorcevic, aber auch Petermann – und zunehmend auch die immer besser werdenden Lahr und Göransson – der Defensive der Gastgeberinnen zu.

Eine gute Chance hatte Antonia Göransson, welche von Crnogorcevic über rechts bedient worden war. Doch die Schwedin verzog.

Der erneute Ausgleich durch Lena Petermann in der 68. Minute war jetzt nur eines: hoch verdient. Nach einer Ecke von Göransson schien Vetterlein den Ball schon sicher gefangen zu haben, drehte sich jedoch mit ausgestreckten Armen in der Luft in die hinter ihr hochgesprungene Petermann, traf diese, und lies den Ball dadurch wieder fallen. Petermann rappelte sich am schnellsten wieder auf und schoss den Ball zum 2:2 ins Tor.

Vetterlein dreht sich mit dem Ball in Lena Petermann hinein

Vetterlein dreht sich mit dem Ball in Lena Petermann hinein

Lena Petermann reagiert schnell und schlägt den Ball ins Netz

Lena Petermann reagiert schnell und schlägt den Ball ins Netz

Und da der HSV auch nach diesem Treffer zielstrebig nach vorne spielte, verwunderte es kaum, dass Kim Kulig in der 73. Minute auf 2:3 für den HSV erhöhte. Nach einem Einwurf von Wolfsburg hatte Jobina Lahr den Ball erobert und zu Lena Petermann gespielt. Diese drehte sich schnell um die eigene Achse und spielte aus dieser Drehung heraus auf die links gestartete Kim Kulig. Diese zog, gerade im Strafraum angekommen, ab und traf zur 2:3-Führung.

Kim Kulig trifft erneut, jetzt zum 2:3-Sieg

Kim Kulig trifft erneut, jetzt zum 2:3-Sieg

In der 74. Minute vergab Göransson, von Kulig freigespielt und nur noch Vetterlein vor sich habend, die große Chance zum 2:4. Schade.

Natürlich versuchte Wolfsburg jetzt noch mal eine Kehrtwende. Doch die Einwechslungen von Larsen Kaurin und Blässe in der 80. Minute brachten keine entscheidende Wirkung. Einzig Blässe hatte in der 82. Minute eine sehr gute Szene, als Bianca Weech meisterlich zur Ecke lenkte.

Der HSV musste ab der 83. Minute in Unterzahl spielen, da Kameraj wegen Ballwegschlagens Gelbrot sah. Sie hatte das Pech, dass 18 Sekunden zuvor Lena Petermann den Ball tatsächlich weggeschlagen hatte, was jedoch nicht geahndet worden war. Dieses zweite Vergehen wollte Schiedsrichterin Müller augenscheinlich nun ahnden, damit der HSV das nicht zur Gewohnheit würden werden lassen.

Leider hatte Kameraj schon Gelb, sodass Gelbrot die Konsequenz war. Eine vertretbare Entscheidung, auch wenn Kameraj nicht von der Richtigkeit überzeugt war. Ich habe mir die Szene mehrmals auf Video angesehen und bin selbst unschlüssig. Beide Sichtweisen sind vertretbar. Fakt ist: Kameraj wird das nächste Spiel fehlen. Wenn nicht länger.

Schiedsrichterin Müller entscheidet auf Gelbrot gegen Aferdita Kameraj

Schiedsrichterin Müller entscheidet auf Gelbrot gegen Aferdita Kameraj

Einmal musste der HSV dann noch kräftig durchatmen. Wolfsburg konnte, nach einem Freistoß von Ivonne Hartmann, einen Lattentreffer durch Martina Müller verbuchen.

Doch das, und die durchaus üppige Nachspielzeit, änderte nichts mehr am Erfolg des HSV. Zu kampfstark und mit zu starkem Siegeswillen war das Team heute aufgetreten. Es war eine wahre Freude. Heute wird sich darüber gefreut, dass das Team eine solch hervorragende Leistung abrufen konnte.

Respekt!

Weiter geht es am 6.3. in Hamburg. Gegner ist der 1. FFC Frankfurt.

Hinweis: so schön der Kunstrasenplatz in Wolfsburg auch ist, die Beleuchtung ist, nun ja – mau. Daher ist die Bildqualität, nun ja – mau. Zumindest mit meiner Kamera. Holzbein war erfolgreicher. Hier seine Fotos in der Galerie.

Statistik:

1:0 Wagner (10.), 1:1 Kulig (18.), 2:1 Wagner (47.), 2:2 Petermann (67.), 2:3 Kulig (73.)

VfL Wolfsburg:
Vetterlein, Jakabfi (80. Blässe), Smith, Bunte, Omilade, Chandraratne, Hartmann, Wagner, Wilkens (80. Larsen Kaurin), Müller, Moser

Hamburger SV:
Weech – Schubert (83. Brüggemann), Haye, Freese, Lahr – Crnogorcevic, Ewers, Kameraj, Göransson (90. Zweigler), Kulig, Petermann (88. Saländer),

Schiedsrichter: Inka Müller (Potsdam), assistiert von Katia Kobelt und Katharina Kruse

Zuschauer: 113

Gelbe Karte: Freese

Gelbrote Karte: Kameraj (83. taktisches Foulspiel im Mittelfeld + Ballwegschlagen)


Kommentare:

guggste, Eingereicht am 24.02.2011 um 07:40:
Danke Kuddel! Geht runter wie Öl!

Reiner, Eingereicht am 24.02.2011 um 08:41: Hallo Kuddel, guter Bericht, als wäre man dabei gewesen.
War auch wieder eine gute Lektion an alle Miesmacher.

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