Deutschland vergeigt gegen Frankreich

Die deutsche U17-Nationalmannschaft hat wie schon im Vorjahr den EM-Titel bereits im Halbfinale verpasst. Gegen Frankreich unterlagen sie nach Elfmeterschießen mit 7:8 und spielt nun am Sonntag nur um Platz drei gegen Island, das gegen Spanien nach katastrophaler Torwartleistung mit 0:4 unterging. Dabei vergab Deutschland eine frühe Führung und zitterte sich mit Dusel ins Glücksspiel vom Elfmeterpunkt.

Nach etwas verschlafenem Start sorgte die allseits präsente Linda Dallmann von der SG Essen-Schönebeck für den ersten Weckruf, als sie nach Rückgabe der Sindelfingerin Fabienne Dongus den Ball aus 19 Metern an die Querlatte nagelte (6.). Nur zwei Minuten später kam die Gütersloherin Lina Magull im Dribbling durch das Mittelfeld und spielte kurz in den Strafraum zu Lena Petermann. Die vollendete den Doppelpass, und Magull schob flach ins lange Eck zum 1:0. Die Mannschaft von Ralf Peter hatte nur in der Defensive Probleme gegen die früh störenden Französinnen. Nach vorn aber war die deutsche Elf klar überlegen. Dallmann dribbelte in der 16. Minute rechts in den Sechzehner und legte auf Petermann zurück. Die Hamburgerin traf den Ball aber nicht richtig, und die Torhüterin Solène Durand konnte abklatschen. Eine Teamkollegin klärte zunächst, Magulls Nachschuss aus 23 Metern war für Durand danach kein Problem.

Frankreichs erste kleine Chance hatte Sandie Toletti nach 19 Minuten, ihr Schuss aus der Entfernung ging aber klar am Tor vorbei. Ansonsten passierte recht wenig. Deutschland war vor allem körperlich robuster, was besonders Marina Kerrache zu spüren bekam. Nach einer deutschen Ecke krachte sie zum zweiten Mal mit Lena Petermann zusammen. Beim ersten Zusammentreffen im Mittelfeld fiel im Anschluss das Tor. Deutschland schien die Partie im Griff zu haben, ohne aber zu weiteren Chancen zu kommen. In der 32. Minute aber brachte ein Abwehrfehler von Katharina Leiding (SG Essen-Schönebeck) Gefahr für das deutsche Tor. Léa Declercq von FCF Hénin-Beaumont narrte die Potsdamerin Liesa Seifert im Strafraum und scheiterte dann aber doch am beherzten Eingreifen der Herforder Torfrau Friederike Abt (32.). Es blieb jedoch beim 1:0-Pausenstand.

Nach dem Seitenwechsel aber kippte das Spiel komplett. In der 46. Minute gab die eingewechselte Meryll Wenger von links herein, Kadidatou Diani traf aber nicht richtig. Drei Minuten später gab Schiedsrichterin Konstantina Mpoumpouri aus Griechenland einen Freistoß für Frankreich, der eigentlich keiner war. Claire Lavogez nahm das Geschenk an und schlenzte den Freistoß vom linken Strafraumeck lang in den Winkel zum 1:1. Dabei sah Abt allerdings nicht gut aus (49.). Deutschland war dadurch angeschlagen. Magulls Freistoß aus 27 Metern, der am Tor vorbei ging, war eine Einzelaktion. Ansonsten wirkte Deutschland ideenlos, nicht harmonisch. Frankreich war gefährlicher und souveräner. Wengers Schuss aus 25 Metern fischte Abt herunter. Auf der anderen Seite hatte die deutsche Elf dann aber die Riesenchance zum 2:1, als Leupolz ein Solodribbling mit einem öffnenden Pass auf halblinks abschloss und Däbritz freispielte. Die war völlig blank vor Durand – und schoss mit dem schwächeren linken Fuß genau auf die Torhüterin (56.).

Aber Frankreich war es, das in Führung ging. Lydia Belkacemis Schlenzer aufs lange Eck wischte Abt unsicher knapp am Tor vorbei zur Ecke. Die brachte Claire Lavogez herein, Leiding ließ Belkasemi köpfen, und die traf zum 1:2 in der 60. Minute. Ein ausgesprochen dummes und vermeidbares Gegentor. Deutschland war in der Folge nervös, versuchte es mit der Brechstange, während Frankreich souverän verteidigte und konterte. Einzig der Versuch von Däbritz per Freistoß vom linken Strafraumeck war gefährlich, aber Durand wehrte ab (63.). Dann aber die 68. Minute: Petermann, die in der zweiten Hälfte keine einzige Torchance hatte, legte im Mittelfeld ab, die gerade eingewechselte Gütersloherin Annabel Jäger spielte Sophie Vayasse aus und zog aus 30 Metern ab. Durand verschätzte sich, ließ den Ball über die Fingerspitzen gleiten – 2:2! Glück für Deutschland. Beide Teams hatten noch Chancen zur Entscheidung. Zunächst verzog Lavogez per Freistoß (69.). Auf der anderen Seite fing Durand einen Freistoß von Magull. Und in der Schlussminute hatte das Team von Ralf Peter Glück, dass Mbock Bathys Kopfball nach Ecke von Lavogez links vorbei ging.

Also musste das Elfmeterschießen entscheiden. Erste Schützin war Kapitänin Lavogez. Und die schob einen Meter links vorbei – Vorteil Deutschland! Für die DFB-Elf trat Magull an – rechts drin, 3:2. Belcasemi war die nächste Französin und verwandelte sicher hoch in die Mitte zum 3:3. Dann kam Linda Dallmann, die in Halbzeit zwei kaum angespielt worden war. Schwach geschossen, leicht gehalten von Durand – es blieb beim 3:3. Declercq war die nächste für Frankreich – flach in die Mitte zum 3:4. Psychologisch schlecht für die DFB-Elf, für die nun Seifert antrat. Und sie schob flach rechts zum 4:4 ein. Mbock Bathy sollte die vierte Französin am Elfmeterpunkt sein, aber die Schiedsrichterin hatte eine andere Nummer notiert. Kerrache musste ran und lupfte in die Mitte. Keine Chance für Abt beim 4:5. Dann kam Lena Petermann. Sie schoss stramm unten links und hatte Glück, dass Durand nicht entscheidend abwehren konnte. Nun war es Huchet, und sie verlud Abt zum 5:6. Die letzte Schützin für Deutschland: Sara Däbritz nach gutem Spiel. Die Jüngste. Auch bei ihr war Durand dran, auch sie hatte Glück – 6:6. Es ging weiter. Jetzt durfte Mbock Bathy endlich ran. Doch wieder fragte die Schiedsrichterin bei der vierten Offiziellen nach – was für eine Posse! Als Mbock Bathy antrat, verwandelte sie souverän zum 6:7. Jetzt lag die Last auf den Schultern von Franziska Bröckl. Sie machte den Ball sicher rein – 7:7. Marie Adram war nun dran – und Abt hielt den schwachen Schuss! Und ausgerechnet Annabel Jäger oblag es, den Sack zuzumachen. Fünf Schritte Anlauf – und links vorbei! Bitter. Für Frankreich musste Wenger treffen – und tat dies hoch links, unhaltbar für Abt. Kapitänin Melanie Leupolz trat als nächste Deutsche an und schoss vorbei. Deutschland schied wie im Vorjahr im Halbfinale enttäuschend aus.

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