Interview mit Janina Haye

Gestern ist der HSV nach fünf Monaten Pause in seine neunte Bundesligasaison in Folge gestartet. Nach einigen Umwälzungen hat die Mannschaft ein ganz anderes Gesicht bekommen: Gleich neun Spielerinnen sind gegangen, neun Neue sind da. Eine Konstante ist da jedoch die Kapitänin. Janina Haye kam 2001 von Union Tornesch zum HSV und wurde schon als B-Juniorin quasi aus dem Stand Stammspielerin. Aus der Abwehr ist sie nicht wegzudenken. Die Torjäger führten mit ihr kurz vor Saisonbeginn das folgende Interview. Viel Spaß beim Lesen!

Die Torjäger: Hallo Janina! Schön, dass Du Dir Zeit für ein Interview mit uns nehmen konntest. Du gehst beim HSV schon in Deine zehnte Saison in der ersten Mannschaft. Nur Silva Lone Saländer und Bianca Weech sind länger dabei. Wie groß ist die Vorfreude auf die neue Saison?

Janina Haye: Die Vorfreude ist groß. Ich bin sehr gespannt, wie wir uns in der neuen Saison schlagen.

Die Torjäger: An den ersten vier Spieltagen habt Ihr gleich drei der letztjährigen Topteams vor der Brust, dazu noch die „Filiale“ Lok Leipzig am dritten Spieltag. Wie groß schätzt Du die Gefahr ein, nach diesen Spielen mit null Punkten unten drin zu stehen?

Janina Haye: Das sind natürlich große Aufgaben in den ersten vier Spielen, aber dennoch gehe ich nicht davon aus, dass wir nach den ersten vier Spieltagen ohne Punkte dar stehen werden. Die Topteams haben große Qualität in ihren Mannschaften, aber wir werden dagegen halten und vielleicht schaffen wir ja die ein oder andere Überraschung. Wichtig ist diese Saison, dass wir defensiv gut agieren und unsere Konterchancen nutzen.
Leipzig und uns sehe ich auf Augenhöhe. Das wird eine interessante Partie.

Die Torjäger: Du kennst die Situation noch aus den Saisons 2006/2007 und 2007/2008, wo Ihr jeweils nach vier Spieltagen wie am Saisonende auch auf Platz neun und zehn gestanden habt, während Ihr nach einem Start in die obere Tabellenhälfte auch immer dort abschließen konntet. Wirkt sich so ein drohender Start ins untere Tabellendrittel auf Moral und Selbstbewusstsein aus, macht es nervös, oder beruhigt Ihr Euch damit, dass die schlagbaren Gegner erst noch kommen?

Janina Haye: Natürlich ist der Start schwer, aber man sollte nicht schon vor der Saison in Panik verfallen. Es ist richtig, dass man sich der Situation bewusst sein muss. Wir dürfen uns dadurch jedoch nicht nervös machen lassen. Es ist wichtig von Spiel zu Spiel zu denken. Weiter bin ich der Meinung, dass es nicht mehr die vermeintlich leichten Gegner gibt. Alle Mannschaften sind gut aufgestellt. Wir müssen in jedem Spiel den Kampf annehmen und an unsere Grenzen gehen.

Die Torjäger: Ihr habt mit Kim Kulig, Ana Maria Crnogorcevic und Antonia Göransson die drei besten Torschützinnen des Teams an die Granden der Liga abgeben müssen. Steht Euch eine schwere Saison bevor?

Janina Haye: Es gab einen Umbruch in der Mannschaft. Einige Spielerinnen haben uns verlassen und es sind neue Spielerinnen ins Team gekommen.
Die Saison wird aufgrund des Umbruches nicht einfach. Wir haben keinen großen Kader und es haben sich bereits in der Vorbereitung Spielerinnen verletzt, die vorerst ausfallen. Aber alle Spielerinnen sind bereit immer Vollgas zu geben und für das Team zu kämpfen.
Es ist schwer zu sagen, wo wir stehen, da die Sommerpause sehr lang war.

Die Torjäger: Was hältst Du von den Neuen Marie-Louise Bagehorn, Jessica Wich und „US-Re-Import“ Friederike Engel? Können die die entstandenen Lücken füllen?

Janina Haye: Alle drei Spielerinnen haben in der Vorbereitung einen sehr guten Eindruck gemacht. Sie haben alle große Qualität und können die Lücken schließen. Fri hat ein super Zweikampfverhalten und stärkt unsere Abwehr. Loui ist technisch sehr stark und kann die Fäden im Mittelfeld ziehen. Und gegen Jessica habe ich bereits in der Vergangenheit selbst schlecht ausgesehen, wenn wir gegen Potsdam gespielt haben. Sie ist sehr dribbelstark.

Die Torjäger: Durch die Auflösung des Zweitligateams wurde die erfolgreiche Mannschaft mehr oder weniger dreigeteilt. Wie haben sich die Aufrücker Anna Hepfer, Henrike Meiforth und Maike Timmermann bei Euch eingefügt? Wie groß ist der Qualitätsunterschied zwischen dem Zweitligameister und der ersten Bundesliga aus Sicht einer Erstligastammkraft?

Janina Haye: Alle haben sich gut eingefügt. Es war natürlich eine Umstellung für die Zweitligaspielerinnen, da das Tempo bei uns höher ist. Aber alle haben sich schnell daran gewöhnt.

Die Torjäger: Einige, vornehmlich aus der Zweiten, sind nach Leipzig gewechselt, das nun quasi eine HSV-Filiale darstellt. Wie schätzt Du speziell Lok ein? Spielen die sozusagen „in Eurer Liga“?

Janina Haye: Leipzig spielt auf jeden Fall in „unserer Liga“. Die haben sich gut verstärkt. Ich bin sehr gespannt auf das Spiel gegen Leipzig.

Die Torjäger: Du bist jetzt vor eineinhalb Wochen 25 geworden – dafür nochmal herzlichen Glückwunsch nachträglich! Seit 2001 bist Du beim HSV, und letzte Saison im Heimspiel gegen den 1.FC Saarbrücken am 16. Spieltag hast Du Dein 150. Bundesligaspiel absolviert. Gab es eigentlich mal andere Angebote?

Janina Haye: Ich habe mich immer beim HSV wohlgefühlt und bin nie mit anderen Mannschaften in Kontakt getreten. Ich habe auch keinen Berater, der mich weiter vermitteln sollte.
Ich habe meinen Freund, meine Familie und mein soziales Umfeld hier. Zudem habe ich einen guten Job. Es gab nie einen Grund Hamburg zu verlassen. Außerdem wird es beim HSV nie langweilig.

Die Torjäger: Wohl wahr… Du hast von der U17 bis zur U21 alle damaligen Nachwuchsteams des DFB durchlaufen – nicht die schlechtesten Voraussetzungen. Die WM im eigenen Land ist gerade eineinhalb Monate vorbei. Verschwendest Du manchmal noch Gedanken daran, ob Du doch nochmal in die A-Nationalmannschaft reinrutschen könntest? Man sollte meinen, gerade nach dem frühzeitigen Aus bräuchte Silvia Neid frisches Blut…

Janina Haye: Ich habe tolle Erlebnisse bei den Jugendnationalmannschaften gehabt. Aber für die A-Natio wurde ich bisher nicht berücksichtigt. Natürlich gab es in der Vergangenheit Gedanken darüber, woran es lag. Ich habe und werde beim HSV immer alles geben. Wenn dies nicht für die Nationalmannschaft reicht, ist das so und man muss das so hinnehmen.

Die Torjäger: Was glaubst Du: Wie viel bleibt von der einstigen WM-Euphorie in der Bundesliga und speziell in Hamburg übrig?

Janina Haye: Ich würde mich natürlich freuen, wenn mehr Zuschauer zu den Spielen kommen. Die Medien müssen über die Liga berichten, damit die Leute das Geschehen verfolgen können.
In Hamburg ist es schwer, da es viele Bundesligamannschaften in den unterschiedlichsten Sportarten gibt. Es bleibt abzuwarten, ob eine Veränderung spürbar sein wird.

Die Torjäger: In der 1. DFB-Pokalrunde hattet Ihr ein Freilos. In der zweiten Runde trefft Ihr auf Blau-Weiß Hohen Neuendorf. Wie stehen die Aussichten auf das Achtelfinale?

Janina Haye: Wir spielen gegen einen Regionalligisten. Der Pokal hat seine eigenen Regeln. Dies war auch bei den Herren zu beobachten. Man darf keinen Gegner unterschätzen. Dennoch glaube ich, dass wir die nächste Runde erreichen.

Die Torjäger: Na, das wollen wir doch stark hoffen! Nach dem 0:4 in Potsdam spielt Ihr am kommenden Sonntag zuhause gegen den FCR Duisburg. Wir verlosen hier zehn Mal zwei Eintrittskarten für die Partie um 11 Uhr an der Hagenbeckstraße (Antworten bitte bis Donnerstag, den 25.8.2011, 18:00 Uhr an gewinnspiel@die-torjaeger.demehr Infos). Dafür sind zwei kleine, aber nicht zu schwierige Fragen zu beantworten. Natürlich drehen sie sich um unsere Interviewpartnerin. Janina, möchtest Du sie unseren Lesern stellen?

Janina Haye: Sehr gern.
Frage Nummer 1: Mein wievieltes Bundesligaspiel bestritt ich am Sonntag gegen Turbine Potsdam?
Und Frage 2 lautet: Wie viele Bundesligatore habe ich auf dem Konto?

Die Torjäger: Danke. Wir wünschen Dir eine gute Trainingswoche, viel Erfolg gegen Duisburg und eine verletzungsfreie Saison!

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